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COSIMA BERLIN: Altes Kino im neuen Glanz

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Eines der ältesten Filmtheater Berlins sollte überleben und hat nach dreijähriger Pandemiepause seit Juli 2023 unter neuer Leitung wieder geöffnet.

Foto: © Elisabeth Nagy

Nicht nur die zunehmende Menge an Streamingdiensten hat dem Kino zugesetzt und mancherorts das Kinosterben beschleunigt, auch die Sperrzeiten während der Corona-Pandemie haben einige Filmtheater nicht überlebt.

Zahlreiche Blockbuster-Multiplexketten nutzten dagegen die strengen Abstandsregelungen während der Pandemie für Renovierungen, um mit neuer und ofmals halbierter Bestuhlungsanzahl, höhere Bequemlichkeit vorzuteuschen. Dafür konnten danach die Eintrittspreise drastisch angehoben werden.

In Berlin Friedenau, einem Stadtteilbezirk von Schöneberg, im Dreieck von Steglitz und Wilmersdorf gelegen, schlummerte während der Pandemie das geschlossene Kiezkino COSIMA vor sich hin. Der alte Betreiber hat die Pandemie nicht überlebt, ein Nachfolger war aber bereits auserkoren.

Foto: © BAF e.V.

Allerdings musste die gesamte Elektrik für eine zertifizierte Wiedereröffnung auf Vordermann gebracht werden, was eine Totalsanierung nach sich zog. Karlheinz Opitz, der schon seit vielen Jahren in Berlin-Wilmersdorf das EVA-Kino betreibt, ist nun stolzer Besitzer auch des COSIMA, denn mit einer Leinwand allein lässt sich heute kaum noch ein Kinobetrieb wirtschaftlich führen.

Foto: © BAF e.V.

Unterstützung erhielt er von der Hausbesitzerin, die zwar nicht in Berlin lebt, aber aus einer Kinofamilie stammt, wie uns zur Neueröffnung Anfang Juli 2023 in einem Kurzfilm erklärt wurde. Dieses Erbe und die einstige Bekanntschaft zu Max Knapp, dem Erbauer des ehemaligen Filmpalastes am Ku'damm und erster Betreiber des Berliner Zoo Palastes in den 1950er Jahren, waren offensichtlich Beweggrund genug, auch das Friedenauer Kiezkino zu erhalten.

Gern lassen wir nun Elisabeth Nagy zu Worte kommen, die sich in Friedenau genauer auskennt und noch einiges mehr zu erzählen hat.

Das COSIMA - Nicht nur ein Kiezkino.

"Zur Zeit Außer Betrieb" stand auf der Anzeigetafel im April 2020. Die Covid 19-Pandemie hatte das öffentliche Leben zum Erliegen gebracht. Im ersten Lockdown blieben die Kinos geschlossen. Im Juni 2020 sah es schon anders aus: "Eröffnung Juli".

Das sollte sich als prophetisch erweisen. Nach dem ersten Lockdown ging der Betrieb weiter. Allerdings, nicht die Pandemie spielte dem Traditionskino übel mit, sondern die Politik und nicht zuletzt auch die Presse, Teile der Presse. Jetzt, im Juli 2023 eröffnet das Cosima tatsächlich wieder, nach einer Komplettsanierung, mit neuer Bestuhlung, einer neuen technischen Installation und mit frischem Elan. Am 1. Juli 2023 lud der neue Betreiber, Karlheinz Werich-Opitz, zu einer kleinen Kiezfeier, bei der man kurz in den Betrieb reinschnuppern konnte. Sogar die Besitzerin Cornelia Bettenhausen, der das Kiezkino stets am Herzen lag, war anwesend. Befreundete Kinobetreiber aus Wilmersdorf (Bundesplatz Kino) und Charlottenburg (Astor Film Lounge und Filmkunst 66) schauten vorbei.

Die Geschichte, woher das Cosima Kino seinen Namen hat, ist Friedenauer Lokalgeschichte. Die allerdings reichte einst über die Ortsteilgrenzen hinaus. Das Areal an der Ringbahnstation Wilmersdorf-Friedenau (heute Bundesplatz) zwischen der heutigen Bundesallee (einst Kaiserallee), der Sarrazinstraße (früher Bismarckstraße) und Varziner- und Handjerystraße wurde nach einem Jahrzehnt der Planung und Ausführung wenige Jahre vor der Jahrhundertwende der Sportpark Friedenau eröffnet. Sportplatz und Tennisplätze und Schießstände und dergleichen wurden mit Clubhaus, Grotten, Pavillons und Seeanlagen zu einer Attraktion geschnürrt, das rund ums Jahr geöffnet hatte. Zu Weltruhm brachte es die Radrennbahn. Hier fand der "große Preis von Berlin" und sogar auch mal der "große Preis von Europa" statt. Doch nichts ist für die Ewigkeit. Wenn im Sportpark nichts los war, fuhr auch die Bahn seltener und irgendwann verebbte die Aufregung. Nicht einmal zehn Jahre umfasste diese Epoche.

Das Areal wurde an die Berlinische Boden-Gesellschaft verscherbelt, sozusagen Investitionsgut, es wurden Wohnhäuser aufgezogen, daraus entstand das sogenannte "Wagner-Viertel". Zuerst wurden die Straßen nur alphabetisch aufgestellt, Von Platz G und Straße A bis F. Der zentrale Platz wurde der Wagner-Platz, aus der Straße F die Sieglindestraße. Isolde, Brünnhilde, Eva, Senta, Ortrud, die Straßen erhielten die Frauennamen aus den Opern von Richard Wagner. Der Wagner-Platz war jedoch kein Unikat. Davon gab es auch andernorts welche. Folglich wurde, kaum war Cosima Wagner, Tochter von Franz Liszt und in zweiter Ehe mit Richard Wagner verheiratet, gestorben, der Platz 1935 in Cosimaplatz umbenannt. Gleich ums Eck, hieß das neue Kino folglich Cosima.

Eine Aufstellung Berliner Kinos (1) nennt das Jahr 1935 als Geburtsjahr des Filmtheaters. Das Berliner Kino-Kompendium (2) dagegen nennt die Jahreszahl 1942. 1942 war das Jahr in dem Jacques Bettenhausen das Haus an der Ecke Isolde- und Sieglindestraße, direkt am Varziner Platz, kaufte. Bettenhausen hatte seine Karriere mit dem Verkauf preiswerter Bücher in Bahnhofshallen, zuerst im Dresdener Hauptbahnhof, begonnen. Aus einem Bauchladen wurde ein Kiosk, aus einem Kiosk eine Kette. Die Gewinne investierte Bettenhausen in Immobilien und auch in Kinos. In Berlin übernahm er die Kino-Kette Thomas & Co, zu der das Cosima gehörte. Als Cosima-Lichtspiele wurde das Kino, so führt es der lokalhistorische Friedenau-Aktuell-Blog (3) auf, 1943 in den Adressbüchern geführt.

Den zweiten Weltkrieg überstand das Kino gut. Sogar der geschwungene Schriftzug in grüner Leuchtröhre ist noch das Original. Zuerst wurde das Cosima treuhänderisch geführt. Das Urgestein der Berliner Kinobetreiber war sicherlich Lothar Bellmann. Er hatte das Cosima von seiner Mutter in den 60ern übernommen. Bereits mit 80 Jahren hochbetagt, sollte und wollte Bellmann das Kino eigentlich in jüngere Hände abgeben. Seine Wahl fiel auf Karlheinz Werich-Opitz, der das Wilmersdorfer Kino Eva-Lichtspiele betreibt. Und doch konnte er nicht wirklich loslassen. Er wollte weitermachen, bis er nicht mehr könne. Woraufhin die Eigentümerin der Immobilie, Cornelia Bettenhausen, Enkelin von Jacques Bettenhausen, ihm wohl kündigte. Die Aufregung war groß und die Politik, in der Person des damaligen Bezirksverordneten Orkan Özdemir von der SPD, der sich für die Wahl ins Berliner Abgeordnetenhaus empfehlen wollte, trat sogleich kämpferisch für das Überleben des Kinos bzw. der Ehre seines Kinoleiters ein. Allerdings war nie die Rede davon gewesen, dass das Kino geschlossen werden sollte. Cornelia Bettenhausen war sich ihres Erbes sehr wohl bewußt und auch das Motto "Eigentum verpflichtet" sind für sie keine hohlen Worte. Das Kino in der Sieglindestraße 10, nur eines von zwei noch verbliebenen Kinos im Bezirk Friedenau (das andere ist das Neue Cinema in der Bundesallee), sollte nie abgewickelt werden. Wer sich die Geschichte ordentlich aufgeschlüsselt durchlesen möchte, Bellmann starb übrigens 2021, möge einmal ins Archiv der taz (4) klicken.

Für Karlheinz Werich-Opitz ist Kino Lebenselixier. Ganz klassisch hatte er wohl als Kartenabreißer angefangen. Im ehemaligen Filmpalast am Kurfürstendamm, heute heißt es Astor Film Lounge, wurde seine Hingabe ans Kino gefördert. 2006 hatte er die Leitung der Eva-Lichtspiele in Wilmersdorf übernommen. Und auch dem Team am Bundesplatz Kino (einst Bundesplatz Studio), Martin Erlenmaier und Peter Latta, hat er 2011 bei der Sanierung und Neueröffnung geholfen, nachdem sie das Kino vom Cosima-Betreiber Lothar Bellmann übernommen hatten. Nun also das Cosima. Wir wünschen ihm und dem Kino und dem Kiez ganz viel Erfolg.

Mit der Startwoche 6. Juli 2023 ist das Cosima (5), direkt am U- und S-Bahnhof Bundesplatz, wieder in Betrieb. Ein langgestreckter Saal, ca. 119 Sitze. Jetzt in Rot statt in Türkis. Der Film zur Wiedereröffnung wurde "Alma + Oskar" und "Die Unschärferelation der Liebe". Das Programm steht auf der Kinoseite, die allerdings noch nicht mit allen Funktionen am Start ist. In Kürze spielt das Filmtheater auch Christopher Nolans "Oppenheimer". Auf gehts.

Elisabeth Nagy


Links:
1) de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kinos_in_Berlin-Friedenau
2) www.kinokompendium.de/cosima_kino_berlin
3) www.friedenau-aktuell.de/.../sieglindestrasse/
4) taz.de/Kino-in-Friedenau/
5) www.cosima-filmtheater.de



Quo Vadis, Berlinale? - Meldung der Berliner Filmfestspiele und ein Kommentar

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Unter der ehemaligen Leitung von Dieter Kosslick wurden bei der 69. Berlinale im Jahre 2019 noch rund 400 Filme gezeigt. Nun sind die Internationalen Filmfestspiele Berlin in Geldnot und müssen sich für die 74. Ausgabe 2024 auf die Hälfte der Filme einschränken.



Pressemitteilung der Berlinale:

Berlinale 2024: „Next Move“ - Fokussierung und Konzentration für eine zukunftsorientierte Festivalstruktur.

Nach zwei pandemiebedingten Ausnahmejahren feierte die Berlinale im Februar 2023 ein erfolgreiches und glanzvolles Comeback als Präsenzveranstaltung. Die Berlinale-Geschäftsführerin Mariëtte Rissenbeek und der Künstlerische Leiter Carlo Chatrian haben nach dem Abschluss die Festivalstruktur evaluiert. Ziel ist es, mit einer Konzentration des Programms und organisatorischen Umstrukturierungen das Festival nachhaltig gestalten zu können.

„Kulturinstitutionen und Festivals sind - wie auch viele andere gesellschaftliche Bereiche - bei gleichbleibenden Budgets von erheblichen Kostensteigerungen betroffen. Wir müssen vor diesem Hintergrund strukturelle Veränderungen einleiten, um budgetär auch künftig eine stabile Grundlage für die Organisation und Durchführung der Berlinale zu schaffen. Damit verbunden ist die Chance, mit einem konzentrierteren Programm die Präsentation und Wahrnehmung der eingeladenen Filme zu optimieren“, sagt das Leitungsduo der Berlinale.


Die Gesamtzahl der Filme soll auf circa 200 reduziert werden (in 2023 waren es 287). Daher werden alle Sektionen – mit Ausnahme des Wettbewerbs - geringfügig weniger Filme zeigen.

Das Herz des Festivals schlägt nach wie vor am Potsdamer Platz und seinem glamourösen Berlinale Palast, um von dort ein Festivalnetz über die ganze Stadt zu spannen.

Folgende Veränderungen der Programmstruktur wurden für die Berlinale 2024 entschieden:

Perspektive Deutsches Kino wird als eigenständige Sektion aufgelöst. Deutsche Nachwuchsfilme werden künftig in den bestehenden Sektionen Wettbewerb, Encounters, Panorama, Generation oder Forum präsentiert. Mit der Integration soll eine stärkere internationale Wahrnehmung für die in Deutschland produzierten Debüt- und Zweitfilme ermöglicht werden.

Das Festival setzt damit sein Engagement für deutsche Nachwuchsfilme fort.

Berlinale Series wird nicht als eigenständige Programmreihe fortgeführt, stattdessen wird das Publikum 2024 ausgewählte serielle Formate als Teil von Berlinale Special Gala zu sehen bekommen. Damit sollen außergewöhnliche Serien noch stärker ins Rampenlicht gerückt werden. Die Auswahl wird vom Künstlerischen Leiter der Berlinale, Carlo Chatrian, mit Unterstützung seines Auswahlgremiums verantwortet.

Unverändert bleiben die Serienformate für die Fachbesucher*innen: Parallel zum öffentlichen Filmprogramm findet weiterhin der Berlinale Series Market statt. Programmbestandteile sind neben der regulären Marktinfrastruktur das Konferenzprogramm, die Präsentation Berlinale Series Market Selects, die eine Auswahl an internationalen Serien als Marktpremieren mit großem Vertriebspotential zeigt, sowie internationale Showcases. Das Pitch- und Networking-Event Co-Pro Series bringt ausgewählte Serienprojekte mit potentiellen Koproduktionspartner*innen zusammen. Der Berlinale Series Market ist eine gemeinsame Initiative von European Film Market (EFM), Berlinale Co-Production Market und Berlinale Talents. Langjähriger Hauptpartner ist die Film- und Medienstiftung NRW. Gefördert wird der Berlinale Series Market vom Medienboard Berlin-Brandenburg. Medienpartner ist Deadline.

Hauptpartner des Berlinale Co-Production Market, der Co-Pro Series veranstaltet, sind die MDM - Mitteldeutsche Medienförderung und das Creative Europe – MEDIA Programm der Europäischen Union.

Berlin, 11.07.2023
Link: www.berlinale.de

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Quo Vadis, Berlinale?
ein Kommentar von Katharina Dockhorn

Ein Blick in den Haushaltsansatz von Kulturstaatsministerin Claudia Roth ließ bereits seit Wochen Böses ahnen. Doch nun ist es gewiss. Roth lässt die Berliner Filmfestspiele, das wichtigste Event der Branche und Highlight im Kulturkalender der Republik, finanziell im Regen stehen. Nur um 400.000 Euro soll der Etat des Festivals im kommenden Jahr steigen – zu wenig, um den Ausfall der Sponsoren und die Mehrkosten durch die Tarifsteigerungen für die Mitarbeitenden, den Mindestlohn, steigende Energiekosten und die Inflation abzufedern und das bisherige Programm anzubieten.

Die Entscheidung verwundert jene, die Roths großen Lobenshymnen auf die Kraft des s und die Bedeutung der Berlinale zur Eröffnung des Festivals wirklich ernst genommen haben. Wer die filmpolitische Szene dagegen seit ihrem Amtsantritt beobachtet, fürchtete solche Entwicklung. So richtig interessiert sich Roth nicht für das Metier, das ihr anvertraut wurde. Das ist zumindest der Eindruck angesichts des allgemeinen Entscheidungsstaus zu FFG, DFFF und GMPF.

Perspektive und Serien Opfer des Sparkurses

In dieser Situation wollten sich die scheidende wirtschaftliche Leiterin Mariette Rissenbeek und der Künstlerische Leiter Carlo Chatrian nicht darauf verlassen, dass bei den Beratungen des Etats von Roth im Kulturausschuss des Bundestages in den kommenden Monaten umgeschichtet wird. Sie zogen die Reißleine. Nicht wie zunächst von Rissenbeek angedacht durch die gleichmäßige Reduzierung der Anzahl der Titel in allen Sektionen, was der Qualität sicher gut getan hätte. Am 11. Juli kündigten sie an, die Perspektive Deutsches Kino und die Seriensektion komplett zu streichen. Nun wird die Show des deutschen Filmnachwuchses weder von den Zuschauern noch von den Kritikern groß vermisst werden. Der Verzicht auf das populäre Serienformat schmerzt da eher.

Inhaltlich hätte diese Entscheidung unbedingt verhindert werden müssen, nicht nur, weil der Evaluierungsbericht zum Zustand der Berlinale erst im August vorliegt. Sie fällt mitten in eine Zeitphase, in der Roth sich mit der Besetzung der beiden Leitungsposten beschäftigen müsste. Rissenbeek wird nicht verlängern, das hat sie bereits angekündigt. Spekuliert wird, dass Diana Iljine, die scheidende Leiterin der Münchner Filmfestes, übernehmen könnte. Chatrian, der als erste Amtshandlung die populäre und finanziell äußerst lukrative Reihe Kulinarisches Kino abwickelte, verzichtet jetzt auf zwei weitere unter Dieter Kosslick erfolgreich etablierte Programmreihen. Die von ihm etablierten Encounters bleiben dagegen. Das Gesamtpaket macht es für mögliche Konkurrenten um den Posten des künstlerischen Leiters nicht attraktiver, sich für Berlin zu entscheiden.

Fehlende Zukunftsvision

Auch die Aussicht, mit dem Veranstalter jedes Jahr aufs neue um die Finanzen ringen zu müssen, dürfte potentielle Interessenten eher von einer Bewerbung abschrecken. Die Knauserei der Bundesregierung ist auch deshalb ärgerlich, weil Dieter Kosslick jahrelang auf eine Erhöhung des Bundeszuschusses verzichtete. Die Politiker sonnten sich im Glanz der Stars, im Regen lassen sie die Berlinale schutzlos zurück.

Und dann ist da noch der große Elefant im Raum, die fehlende Entscheidung über den dringend benötigten Bau eines Filmhauses. Eine Kommission tagt regelmäßig und hat sich offenbar an der Frage des Raumbedarfs festgebissen. Aber immerhin gibt es bereits seit diesem Jahr einen offiziellen Haushaltsposten Filmhaus. Eingestellt sind genau 0,00 Euro.

Katharina Dockhorn



Kunst, Kino und Theater im zukünftigen Kulturquartier Schmargendorf geplant

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Der Erdaushub auf den zukünftigen Gewerbehöfen GOWEST, dem ehemaligen Reemtsma Zigarettengelände in Berlin-Schmargendorf, hat bereits begonnen.

Schmargendorfer Wappen


Vor mehr als 10 Jahren, genau gesagt am 17. Juni 2011, schrieben wir ausführlich in unserem BAF-Blog des Berliner Arbeitskreis Film e.V., dass die letzten Überreste eines Kinos im Schmargendorfer-Kiez dem Neubau einer ALDI-Filiale weichen mussten. Der Artikel ist weiterhin über einen Click auf das oben genannte Datum aufrufbar und enthält viele Infos zu ehemaligen, inzwischen meist verstorbenen Filmschaffenden in Grunewald und Schmargendorf.

Mit dem nun gestarteten Projekt „GoWest“ im Berliner Stadtteil Schmargendorf des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf sollen Kunst, Kino und Theater wieder nach Schmargendorf zurückkehren. Auf dem knapp acht Hektar großen Gelände der ehemaligen Zigarettenfabrik Reemtsma entsteht das größte Gewerbehöfequartier Berlins. Rund eine Milliarde Euro wird in das Bauvorhaben investiert.

„Das gesamte Gelände soll nach Jahren der Abriegelung für die hier arbeitenden Menschen, aber auch für Besucher offenstehen und somit zu einer attraktiven Nachbarschaft beitragen“, erklärte Stephan Allner, Geschäftsführer vom Unternehmen DIE WOHNKOMPANIE Berlin GmbH & Co. KG, die das Reemtsma-Gelände 2014 gekauft hat, um dort das Projekt „GoWest“ umzusetzen.


So soll das Gelände zwischen Forckenbeckstraße und Mecklenburgischen Straße in Berlin-Schmargendorf bis 2028 aussehen. Der Baubeginn des Projekts hat nach Abriss alter Reemtsma Werkshallen inzwischen mit dem Erdaushub begonnen.
© Visualisierung: Die Wohnkompanie Berlin GmbH& Co. KG
sowie Christoph Kohl Architekten


Neben Büros sind Gewerbeflächen für Dienstleister und das Handwerk sowie flexible Büro- und Ladenflächen, Co-Working-Space, Ateliers und Studios vorgesehen. Gastronomische und kulturelle Nutzungen sind genauso geplant wie ein bis zwei Hotels. Auch ein wöchentlicher Markt auf dem Areal ist angedacht. Bis zu 10.000 Arbeitsplätze sollen hier entstehen.

Schon jetzt hat sich der Ort als Kulturort etabliert, denn die Berliner Filmschauspielschule und zwei Kunstateliers haben in dem stehengebliebenen Reemtsma-Verwaltungsgebäude schon seit längerer Zeit ihr Domizil. Zudem haben zahlreiche kulturelle Zwischennutzungen wie Aufführungen der Schauspielschule vorübergehend das Quartier belebt. Auch der VdpS - Verband deutschsprachiger privater Schauspielschulen und die BLACKBOXX– Theater in der Mecklenburgischen Straße 32 sind hier seit 2016 ansässig.

Sogar fürs leibliche Wohl wurde gesorgt, seitdem sich der Event Caterer "Das Exklusive Buffet" dort ebenfalls niedergelassen hat und mit einem warmen Mittagstisch für der Schauspieler aushilft. Darüber hinaus befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite der Mecklenburgischen Straße ein großer zweistöckiger McDonald Imbiss.

Im näheren Umfeld haben sich schon vor längerer Zeit in dem alten AEG - Verwaltungsgebäude am Hohenzollerndamm 150 weitere Filmfirmen wie die ARRI Media GmbH jetzt CineBridge, der PHAROS Post Group mit Postproduction, Grading und Synchron sowie die Arena Synchron GmbH jetzt Synchronverband e.V. – Die Gilde, niedergelassen. Auch ARRI Rental ist in Charlottenburg-Wilmersdorf in der Gaußstrasse 17, 10589 Berlin mit Vermietungsprodukten von Camera, Lighting & Grip vertreten.

Zurück zum ehemaligen Reemtsma-Gelände. Das sehr gut erschlossene Grundstück liegt verkehrsgünstig an der Stadt­auto­bahn und ist um­geben von einer urbanen Struktur: Wohn- und Verwaltungs­gebäude, Handel, Gewerbe und Lauben­pieper prägen das Umfeld – typisch für Berlin-Schmargendorf.

Um das Areal für Besucher und Nachbarn attraktiv zu machen, wird das Quartier oberirdisch komplett autofrei. Die Wege sind Fußgängern und Radfahrern vorbehalten. Anlieferungen und Fahrzeugverkehr verläuft über eine große Tiefgarage. Ein neuer Querweg soll die Mecklenburgische Straße mit der Forckenbeck-straße verbinden und das Areal für die Schmargendorfer öffnen.

Kleine Läden, Cafés und Restaurants sollen sich um einen begrünten Stadtplatz gruppieren, der auch für einen Wochenmarkt, kleine Konzertveranstaltungen und Open-Air-Kino genutzt werden könnte.

Kernstück des neuen Quartiers wird ein Handwerkerhof sein. Insgesamt 18.000 Quadratmeter Fläche stehen dann verschiedenen Gewerken zu bezahlbaren Mieten zur Verfügung. Der Handwerkerhof liegt mitten im Quartier GoWest und ist für Gewerke und Zulieferer unterirdisch erreichbar.

Ursprünglich vorgesehene Wohnungsbauten sind in dem als Gewerbegebiet gekennzeichneten Areals leider nicht mehr vorgesehen, weil dies eine grundlegende Änderung des städtischen Bebauungsplanes nach sich gezogen hätte. Stattdessen gibt es auf der Webseite der Entwicklungsstadt Berlin konkrete Planungen für weitere 200 Wohnungen an der Forckenbeckstraße (Ecke Hohenzollerndamm), die auf Pfählen über dem an der Kreuzkirche und hinter der Marienburgschule befindlichen Regenrückhaltebecken errichtet werden sollen.

Und ganz in der Nähe des Rathauses Schmargendorf, dem Herzstück des Kiezes, haben wir uns mit der Geschäftsleitung und dem Büro des BAF-Blogs, des vor bald 50 Jahren in Berlin Charlottenburg gegründeten professionellen Filmverbandes niedergelassen.

Mehr zum BERLINER ARBEITSKREIS FILM e.V. und dem fast täglich aktualisierten BAF-Blog, unserem Tagebuch, kann auf der Unterseite »über uns« nachgelesen werden.

Darüber hinaus haben wir in den letzten Tagen unsere Adressliste mit Filmfirmen oder Ausbildungsstätten und vielem mehr aktualisiert. Über eine Benachrichtigung zu fehlenden oder zu korrigierenden Einträgen würden wir uns ebenso freuen wie über neue Mitglieder oder ehrenamtliche Mithelfer.

Unter Mitgliedschaft kann der Aufnahmeantrag für den BAF e.V., der Interessenvertretung Berliner und Brandenburger Filmschaffender, als PDF heruntergeladen werden.


German Films gibt Einreichungen für Oskar-Beiträge bekannt - außerdem weitere News

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Zwölf deutsche Filme wurden für den 96. Oscar-Wettbewerb® in der Kategorie "Bester internationaler Spielfilm" eingereicht.



Insgesamt sind zwölf deutsche Filme von deutschen Produzenten bei German Films, der ehemaligen Export-Union des deutschen Films und jetzt dessen offizielle Marketing GmbH, eingereicht worden:

● ANSELM – DAS RAUSCHEN DER ZEIT (ANSELM) von Wim Wenders (Road Movies)
● DAS LEHRERZIMMER(THE TEACHERS‘ LOUNGE) von Ilker Çatak (if... Productions Film)
● DIE THEORIE VON ALLEM (THE THEORY OF EVERYTHING) von Timm Kröger (ma.ja.de Fiction)
● EIN GANZES LEBEN (A WHOLE LIFE) von Hans Steinbichler (Tobis Filmproduktion München)
● EINE FRAU (A WOMAN) von Jeanine Meerapfel (Malena Filmproduktion)
● ELAHA von Milena Aboyan (Kinescope Film)
● ORPHEA IN LOVE von Axel Ranisch (Sehr gute Filme)
● ROTER HIMMEL (AFIRE) von Christian Petzold (Schramm Film Koerner Weber Kaiser)
● SISI & ICH (SISI & I) von Frauke Finsterwalder (Walker + Worm)
● THE ORDINARIES von Sophie Linnenbaum (Bandenfilm Laura Klippel & Britta Strampe)
● WAS MAN VON HIER AUS SEHEN KANN (WHAT YOU CAN SEE FROM HERE) von Aron Lehmann (Claussen + Putz Filmproduktion)
● WOCHENENDREBELLEN (WEEKEND REBELS) von Marc Rothemund (Wiedemann & Berg Filmproduktion)

Am 22. und 23. August 2023 entscheidet eine unabhängige Fachjury, wer bei der Academy für eine Nominierung für den besten internationalen Film vorgeschlagen wird.

Neben dem Lola-Abräumer „Das Lehrerzimmer“ von Ilker Catak und Timm Krögers Venedig-Wettbewerbs-Beitrag „Die Theorie von allem“ sowie dem Dokumentarfilm „Anselm - Das Rauschen der Zeit“ von Filmemacherlegende Wim Wenders, sind auch die Debütfilme von Sophie Linnenbaum, „The Ordinaries“ von Bandenfilm, und Milena Aboyans, „Elaha“ bei German Films eingereicht worden.

Besonders gute Chancen hat allerdings der Bären-Gewinner „Roter Himmel“ von Christian Petzold und Frauke Finsterwalders vielfach gepriesenen „Sisi & ich“.

Die 96. Oscar-Verleihung findet am 10. März 2024 statt. Am 21. Dezember 2023 wird die Shortlist am 23. Januar 2024 werden die fünf nominierten Titel bekannt gegeben.

Link: www.german-films.de

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Ehrungen für die Fotografen Anton Corbijn und Esther Haase

Der niederländische Fotograf und Filmregisseur Anton Corbijn («A Most Wanted Man») gehört künftig als Ehrenmitglied dem Berufsverband Freie Fotografen (BFF) und Filmgestalter e.V. an. Für die Berufung des 68-Jährigen seien sein hoher künstlerischer Anspruch, sein Werdegang als Fotograf und auch als Filmemacher entscheidend gewesen, teilte der BFF mit.

Corbijn ist vor allem für seine oft ikonischen Fotografien bekannt, mit denen er das Image von Musikern und Künstlern wie Joy Division, Depeche Mode, U2, Tom Waits und Herbert Grönemeyer geprägt hat. Später machte der Niederländer auch als Regisseur Karriere, drehte «The American» mit George Clooney und «A Most Wanted Man», den letzten Film mit Philip Seymour Hoffman.

Ebenfalls in die «BFF Hall of Fame» berufen wurde die deutsche Fotografin und Filmgestalterin Esther Haase. Die 57-Jährige hat unter anderem mit Vivienne Westwood, Angela Merkel und Karl Lagerfeld zusammengearbeitet oder sie abgelichtet. Bei ihren Aufträgen wechselt sie zwischen den Genres Mode, Porträt, Reportage und freien Kunstprojekten. «Die Künstlerin tanzt mit ihrer Kamera um die Welt», würdigte sie der BFF. «Alles ist Choreographie. Nichts scheint unnötig schwer, erzwungen oder gestelzt. Schnappschussromantik und Short Stories sind neben Bewegungsunschärfen bildgebende Stilmittel.»

Der 1969 gegründete Verband mit Sitz in Stuttgart versteht sich als offizieller Berufsverband kommerzieller Fotografen mit künstlerischem Anspruch.

Link: bff.de

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Gallery Weekend Festival zur Art Week mit eigenen Screenings

Parallel zur Art Week Berlin (13. - 17. September 2023) bieten die Galerien des Gallery Weekends Berlin, welches normalerweise um den 1. Mai stattfindet, diesmal auch im Herbst ein eigenes Programm mit einem zweitägigen Festival im ehemaligen Hotel Mondial am Kurfürstendamm 47. Es wurde 1981 als eines der ersten barrierefreien Hotels in Europa erbaut und musste letztes Jahr schließen.

Das von Sandra Teitge kuratierte umfangreiche Programm im sogenannten im »Studio Mondial« umfasst am 16. und 17. September 2023 Lesungen, Performances, Sounds, Screenings von Videos und Filmen sowie Installationen.

Die gebürtige Ostberlinerin Sandra Teitge ist Kuratorin und Kulturarbeiterin. Sie ist Teil des kuratorischen Teams von "Art in the Underground" und Mitbegründerin der Plattform GOSSIP. 2021/22 war sie Head of Public Programs am CCA Berlin – Center for Contemporary Arts, wo sie zahlreiche Ausstellungen sowie die Konzertreihe "Vier Jahreszeiten" initiierte und kuratierte.

Das Projekt »Studio Mondial« zwischen Schlüter Str. und Bleibtreustraße spielt nun eine wichtige Rolle bei der Wiederaneignung und kulturellen Wiederbelebung von Orten, eine Anstrengung, die in unserer Stadtgesellschaft dringend benötigt wird.

Die rund 50 Galerien des Gallery Weekend Berlin laden ein zu Eröffnungen ihrer Ausstellungen zeitgenössischer Positionen. Sie unterstreichen mit der Präsentation aufstrebender Künstler*innen bis hin zu etablierten Positionen die Bedeutung Berlins als internationaler Galerienstandort. Zu den teilnehmenden Galerien gehören:

Bastian / Galerie Guido W. Baudach / Galerie Isabella Bortolozzi / BQ / Galerie Buchholz / Buchmann / Capitain Petzel / carlier I gebauer / ChertLüdde / Mehdi Chouakri / Contemporary Fine Arts / Crone Berlin / Dittrich & Schlechtriem / Ebensperger / Efremidis / Galerie Eigen + Art / Konrad Fischer Galerie / Galerie Lars Friedrich / Galerie Friese / Heidi / Max Hetzler / Hua International / Galerie Judin / Kewenig / Klemm’s / Galerie Noah Klink / Klosterfelde Edition / KOW / Kraupa-Tuskany Zeidler / Levy Galerie / alexander levy / Meyer Riegger / Galerie Molitor/ Galerie Neu / neugerriemschneider / Galerie Nordenhake / Galerie Georg Nothelfer / Peres Projects / Plan B / PSM / Schiefe Zähne / Esther Schipper / Galerie Thomas Schulte / Société / Soy Capitán / Sprüth Magers / Sweetwater / Galerie Barbara Thumm / Tanja Wagner / Galerie Barbara Weiss / Wentrup


Künstler*innen wie Leyla Yenirce (Galerie Capitain Petzel), Raphaela Vogel (BQ) und Nicholas Grafia mit Mikołaj Sobczak (Peres Projects) präsentieren Performances, während Pauline Curnier Jardin (ChertLüdde), Cemile Sahin (Esther Schipper), Kandis Williams (Heidi) und Loretta Fahrenholz (Galerie Buchholz) auf dem Programm stehen.

Darüber hinaus verwandeln sich zur Art Week Berlin bereits zum vierten Mal die denkmalgeschützten Wilhelm Hallen in Reinickendorf (Kopenhagener Straße 60 · 13407 Berlin) zu einem Ausstellungsort der besonderen Art: mit kuratierten Ausstellungen und Sammlungen, bis zu 20 teilnehmenden Galerien, über 50 nationalen und internationalen Künstler*innen und einem umfangreichen Rahmenprogramm aus Talks und Panels, Performances, Musik und Führungen.

Mit dabei sein werden unter anderem:

alexander levy, ChertLüdde, Mehdi Chouakri, Ebensperger, Tanya Leighton, Meyer Riegger, Esther Schipper, Sies + Höke, Galerie Thomas Schulte, Galerie Tanja Wagner, Capitain Petzel und viele mehr.


Ein weiterer zentraler Bestandteil des Festivalprogramms der Berlin Art Week ist die Berliner Kunstmesse POSITIONS BERLIN ART FAIR, die ihr 10-jähriges Jubiläum mit einem umfangreichen Sonderprogramm feiert.

Insgesamt werden hier vom 14. - 17. September 2023 insgesamt 100 Galerien aus 20 Ländern die Hangars 5 & 6 des Tempelhofer Flughafens bespielen. Eine Übersicht aller teilnehmenden Galerien finden Sie hier.

Die Besucher*innen dürfen sich außerdem über spannende internationale Neuzugänge freuen:

CAM Galeria (Mexico City), Galería Enrique Guerrero (Mexico City), Lagos (Mexico City), Proyectos Monclova (Mexico City), HOS Gallery (Warschau), Galerie Sechzig (Feldkirch), The Chemistry Gallery (Prag), East African Art Endeavor Gallery (Stettin), Post Modern Collection (Amstelveen), Shukado+Scena (Tokio),  ThisWeekendRoom (Seoul) und die Galeria W Przyziemiu (Krakau).


Links: berlinartweek.de | gallery-weekend-festival | wilhelm-hallen.de | positions.de


Kurzarbeit wegen fehlender Aufträge im Studio Babelsberg ?

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Regisseur Volker Schlöndorff, einstiger Retter der Babelsberger Filmstudios nach der Wende, befürchtet das baldige Ende der Film- und Fernsehproduktion in Studio Babelsberg.



»Studio Babelsberg« in Potsdam-Babelsberg ist das älteste Großatelier-Filmstudio der Welt und das größte Filmstudio Europas, das im vergangenen Jahr sein 110-jähriges Bestehen feierte. Seit 1912 haben zahlreiche namhafte Filmemacher des Studios und seiner Vorgänger Decla Bioscop, UFA und DEFA in und um Potsdam und Berlin mehr als 4000 Filme produziert, darunter so bedeutende Filme wie "Metropolis" und "Der blaue Engel".

1926 entstand für den Science-Fiction-Film "Metropolis" von Fritz Lang das größte Großatelier Europas, der damals zum großen Teil in der heute denkmalgeschützten Marlene-Dietrich-Halle gedreht wurde.

Im Nationalsozialismus wurde für die Herstellung von Propagandafilmen sowie für zahlreiche Unterhaltungsfilme mit Ausbauplänen des Geländes zur „Babelsberg Ufastadt“ begonnen.

In der Nachkriegszeit war der DDR unter sowjetischer Aufsicht an einem raschen Wiederaufbau der Filmindustrie gelegen, wozu 1946 die DEFA gegründet wurde. Bis 1990 entstanden in Potsdam-Babelsberg über 1000 Spielfilme, Kinderfilme und Filme für den Deutschen Fernsehfunk, darunter Wolfgang Staudtes "Die Mörder sind unter uns" oder Produktionen wie beispielsweise "Die Legende von Paul und Paula" und "Spur der Steine".

Nach der Wende vermittelte Regisseur Volker Schlöndorff das vorübergehend von der Treuhand verwaltete Studio Babelsberg an den heutigen französischen Konzern Vivendi und wurde selbst von 1992 bis 1997 zum Geschäftsführer ernannt. Dem Unternehmen war jedoch kein Erfolg beschieden, sodass es 2004 wieder verkauft wurde.

Die neuen Besitzer, Carl Woebcken und Christoph Fisser brachten das Unternehmen als Studio Babelsberg AG zwar 2005 an die Börse, wegen schlechter Performance wurde es jedoch 2016 wieder von der Börse genommen und 2022 an das US-Unternehmen TPG Real Estate Partners verkauft, mit der Auflage, das Studio Babelsberg als eigenständige Marke zu erhalten.

Größere Bekanntheit erlangte das Studio Babelsberg nach der Wende durch die Außenkulisse der sogenannten "Berliner Straße", die in Filmen wie "Sonnenallee" oder "Babylon Berlin" zum Einsatz kam.

Zudem wurden nach der Wiedervereinigung mit Geldern des Deutschen Filmförderfonds (DFFF) zahlreiche internationale Kinofilme und Serien im Studio Babelsberg gedreht. Dazu gehören Produktionen, die mit insgesamt 15 Oscars in verschiedenen Kategorien ausgezeichnet wurden, darunter Filme wie "Der Pianist", "Der Vorleser", "Inglourious Basterds", "Grand Budapest Hotel" und "Bridge of Spies".

Nun sind allerdings fast alle Produktionen zum Erliegen gekommen. Das mag einerseits an starker Konkurrenz in Prag, London oder Malta liegen, wie wir am 3. Juli 2023 schrieben, andererseits aber auch an vorübergehenden Drehstops während der Corona-Pandemie und neuerdings an den Streiks der US-Drehbuchautoren und US-Schauspielern.

Volker Schöndorff verfolgt allerdings eine andere Theorie und sieht die "Gefahr, dass man Studio Babelsberg aushungert", wie er letzten Donnerstag im rbb - Rundfunk Berlin-Brandenburg erläuterte.

Nachdem die Firma Kino Bidco, eine 100-prozentige Tochterfirma der Cinespace Studios des US-Unternehmens TPG Real Estate Partners, das Potsdamer Studio Anfang des Jahres als Hauptanteilseigner übernommen hat, finden dort kaum noch Dreharbeiten statt. Der Regisseur und ehemalige Geschäftsführer des Studios Babelsberg, Schlöndorff, sagte dazu am Donnerstag bei rbbKultur:

"Die Gefahr, dass man das Studio Babelsberg aushungern oder an die Wand fahren will, besteht."


Eine andere Erklärung sei, dass die Firma Kino Bidco neu auf dem deutschen Markt sei und sich nicht genug um Akquise gekümmert habe. Das könne er sich aber nicht recht vorstellen, so Schlöndorff. Möglicherweise sei Bidco vor allem an den Immobilien von Studio Babelsberg interessiert.

Dem Widerspricht jedoch Filmpark-Chef Friedhelm Schatz in einem PNN-Interview, der Potsdamer neuen Nachrichten, die zum Verlag des Tagesspiegels gehören:

„80 Prozent der Studioflächen seien denkmalgeschützt, andere Nutzungen dürfe es nicht geben“, so Schatz. „Das Studio auf Dauer einfach liegenzulassen, macht wirtschaftlich auch keinen Sinn“, sagte der Filmpark-Chef.


Das Beunruhigende sei dennoch, so Schlöndorff im rbb, dass gar kein Ansprechpartner von Kino Bidco für das Studio Babelsberg aufzutreiben sei.

Einige Aktionäre haben gegen den Mehrheitsaktionär Kino Bidco geklagt, die Klagen richten sich unter anderem gegen den Verlust der Unabhängigkeit des Studios. Am Dienstag hat das Oberlandesgericht Brandenburg nun in einem Beschluss ein erstes Signal für das Hauptverfahren gegeben: Der sogenannte Beherrschungsvertrag kann in seiner jetzigen Form ins Handelsregister eingetragen werden, womit die angeblich vereinbarte Eigenständigkeit des Studio Babelsberg Geschichte ist.

Schlöndorff bedauert, dass das Gericht den Aktionären nicht recht gegeben habe:

"Das ist insofern ein Signal, dass der Kaufvertrag, so wie er besteht und wie ihn keiner von uns kennt, dass der erst mal gültig ist. Das ist genau die Befürchtung, die wir hatten, nach über 30 Jahren Kampf um das Studio und hunderte von Millionen von Subventionen, die in Erneuerung investiert worden sind, dass das alles den Bach runtergeht."


Solange der Betreiber Kino Bidco keine Ambitionen zeige, Studio Babelsberg für Filmproduktionen zu nutzen, glaubt Volker Schlöndorff auch nicht, dass Filmförderprogramme helfen können.

"Ich glaube, da kann man nicht von der öffentlichen Hand reingehen. Die Filmförderung hat dem Studio erlaubt, über Jahrzehnte zu leben. Vor allem im Konkurrenzkampf mit anderen europäischen Studios war es gut, wenn mit öffentlichem Geld Produktionen angelockt werden konnten. Das genügt im Augenblick nicht und ich glaube, da sind wir ziemlich machtlos", so Schlöndorff weiter.


Für die Angestellten, mit ihrem einzigartigen Fachwissen in der Filmproduktion, kündigt sich möglicherweise bald Kurzarbeit an, wie uns von anderer Quelle mitgeteilt wurde. Über kurz oder lang könnten aber Entlassungen erfolgen, nicht nur in der Produktion, oder im Kulissenbau, sondern auch im Requisitenfundus, wenn dieser wegen der fehlenden Aufträge nicht mehr benötigt wird.

Links: www.studiobabelsberg.com | www.rbb-online.de


AG Filmfestival mit Forderung zum Filmförderungsgesetz

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Die AG Filmfestival legt anlässlich der Novellierung des Filmförderungsgesetzes (FFG) ein Konzept vor, das Filmfestivals in der Auswertungskette stärker berücksichtigt.


Die Arbeitsgemeinschaft der Filmfestivals in Deutschland wurde am 4. Juli 2019 in Kassel gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern zählen 60 Filmfestivals, darunter viele der größten und ältesten Filmfestivals in Deutschland, Newcomer und Filmfestivals aus allen Regionen und Sparten. Allein in Deutschland gibt es circa 400 Filmfestivals.

Anlässlich der Novellierung des Filmförderungsgesetztes (FFG) bis 2025 setzt sich die AG Filmfestival dafür ein, die Filmfestivals erstmals in vergleichbarem systemischem Sinne, mit derselben Anerkennung ihrer immer auch bundesweiten kulturellen und filmwirtschaftlichen Effekte, sowie mit ähnlichen Instrumenten wie zum Beispiel bereits die Kinos zu integrieren. Gleichfalls müssen Länder- und Regionalförderungen der Bedeutung von Filmfestivals weiterhin entsprechend Rechnung tragen.

Die AG Filmfestival legt zur Novellierung des Filmförderungsgesetzes (FFG) ein Konzept vor, das Filmfestivals in der Auswertungskette stärker berücksichtigt. Filmfestivals sollen erstmals in ihrer erheblichen, auch bundesweiten Bedeutung für den Film vollwertig im FFG verankert werden.

Große Filmfestivals wie die Berlinale mit ihrem internationalen A-Festivalstatus werden bereits seit Jahren vom Bund finanziell unterstützt, denn allein durch Sponsorengelder sowie durch den Verkaufserlös von Eintrittskarten wären die Internationalen Filmfestspiele von Berlin nicht zu finanzieren. Allerdings fällt im nächsten Jahr der Corona-Zuschlag weg, sodass die 74. Ausgabe 2024 mit nur der Hälfte, der bisher gezeigten rund 400 Filme antreten kann.

Dagegen bekamen andere kleine Filmfestivals in Berlin meist gar keine Förderung und konnten sich oft nur schwer durchwurschteln. Dazu gehörte u.a. das Favourites Film Festival, das im letzten September 2022 zum 11. Mal im Berliner City Kino Wedding diesmal noch erfolgreich stattfand, aber in Zukunft keine weitere Ausgabe mehr stemmen kann.

Von den ursprünglich rund 80 in Berlin stattgefundenen Filmfestivals haben nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie weniger als ca. 50 überlebt. Auch Kino-Schließungen sowie Preissteigerungen bei den Tickets und vor allem das zunehmende Angebot von Streaming-Portalen machen es nicht nur den Festivalbetreibern, sondern auch den Kinobetreibern zunehmend schwerer über die Runden zu kommen.

Ab einer gewissen Festivalgröße goutieren die Zuschauer*innen - meist in Erwartung neuer aufregender Filme - jedoch das Angebot und kommen in Ermangelung anspruchsvoller Alternativen glücklicherweise wieder vermehrt in die Kinos. Doch wie lange noch wird dieser Trend anhalten?


Der von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), Claudia Roth, im Februar 2023 vorgestellte, ganzheitliche Ansatz zur Erneuerung der Filmförderung in Deutschland soll alle Aspekte der Talentförderung, Entwicklung, Produktion, Distribution und Vermittlung verbinden und die Qualität und Sichtbarkeit des Films deutlich steigern. Zu allen diesen Aspekten leisten Filmfestivals mit großer Kontinuität sowohl in kultureller als auch kreativwirtschaftlicher Dimension ihren maßgeblichen Beitrag. Filmfestivals finden aber bislang keinerlei entsprechenden Widerhall im FFG.

Filmfestivals übernehmen durch ihre sorgfältige Kuratierung und flächendeckende Verbreitung von Filmen, sowie mit ihren Talentförderinitiativen, Filmmärkten, Branchenplattformen und diversen Angeboten zur kulturellen Bildung, Filmvermittlung und Zuschauer*innenbindung einen erheblichen Teil der Entstehung, Präsentation und Auswertung. Mit relevanten Reichweiten und ihrer Strahlkraft prägen Filmfestivals das Bild des Films in Deutschland lokal, regional und bundesweit sowie auch weit über die Grenzen hinaus. Filmfestivals sind Arbeitgeber*innen, Ausbilder*innen für Fachkräfte, Wirtschaftsfaktor und verlässliche Stützen der Kultur- und Kreativbranche.

Anlässlich des anstehenden Referentenentwurfs zur Novellierung des FFG legt die AG Filmfestival der BKM ein Konzeptpapier vor, welches Filmfestivals erstmals in vergleichbarer systemischer Weise, mit derselben Anerkennung ihrer bundesweiten Effekte sowie mit ähnlichen Förderinstrumenten wie zum Beispiel bereits die Kinos integriert.

Alle Filmfestivals sollen dabei fortan nicht nur ihre Erlöse durch Einzeltickets, sondern alle Arten der Zutritte im Kino und ebenso an ihren Sonderspielorten erfassen und melden. Diese Zutritte auch durch Festivalpässe, Akkreditierungen, Ehrengäste, für junge Zuschauer*innen und Berichterstattung sollen im Sinne der besonderen Vermittlungs- und Verbreitungsleistungen der Filmfestivals positiv in Betracht gezogen und mittels eines eigenen Referenzpunktesystems auch direkt förderbar werden. Erstmals werden so auch Kurzfilme via Filmfestivals erfassbar und tiefer in entsprechende Förderstrategien des FFG integrierbar. Eine Doppelmeldung durch Kinos und Festivals wird ausgeschlossen.

Filmfestivals würden somit Teil desselben Solidarsystems der FFA (bzw. der von der BKM neu ins Gespräch gebrachten Filmagentur), mit regulären Abgaben und Ausschüttungen. Das neue Konzept erfasst und würdigt – zusätzlich zum filmwirtschaftlichen Beitrag, den Festivals durch ihre hohen Zuschauer*innenzahlen erbringen – besonders ihre strukturstärkende und kulturelle Leistung zum Beispiel in der Kuration, nachhaltigen Publikumsbindung und -bildung und im Filmdiskurs.

Darüber hinaus sollen auf der Basis ergänzender qualitativer Kriterien weitere selektive und halbautomatische Fördermaßnahmen die unabhängigen Qualitäten der Festivals auch grundsätzlich sichern. Neben regelmäßigen Projektförderungen plädiert die AG Filmfestival hierbei unter anderem für die Adaption des bewährten Modells des “Kinoprogrammpreises” auf Festivals. Eine durch das BKM bereits geplante bundesweite Filmfestivalstudie und regelmäßige statistische Erhebungen sollen parallel einen Überblick über die kulturellen und filmwirtschaftlichen Effekte bieten.

Die AG Filmfestival fordert, die bisherige Filmfestivalförderung der BKM nicht erst später und gesondert, sondern bereits im Zuge der aktuellen FFG-Novellierung ins neue System zu integrieren, anzupassen und mit den Länderfilmförderungen sowie der ebenfalls reformbedürftigen außenpolitischen Kulturförderung entsprechend zu harmonisieren. Vorwiegende Unterstützungsmaßnahmen der öffentlichen Hand auf Länder- und Regionalebene zur Stabilisierung und Weiterentwicklung der Filmfestivals und zur Erfüllung ihrer kulturellen und gesellschaftlichen Aufgaben, auch unabhängig jeglicher Verwertungslogiken, bleiben mindestens genauso überlebenswichtig. Zusammengenommen wird so die im Koalitionsvertrag der Bundesregierung verankerte „verlässliche Förderung“ der Filmfestivals (Seite 123 / Absatz 2) endlich nachhaltig angegangen.

Zudem kritisiert die AG FILMFESTIVAL die von uns oben genannten Berlinale-Kürzungen der BKM als falsches Signal!

Für die AG FILMFESTIVAL ist es ein erschreckendes Zeichen, dass die Berlinale aufgrund von finanziellen Engpässen zu deutlichen Programmeinschränkungen gezwungen ist, und fordert erneut die Anerkennung von Filmfestivals als essentieller Teil der Filmwirtschaft in Deutschland durch die Beauftragten für Kultur und Medien, Claudia Roth. Der Filmfestivalverbund befürchtet einen förderpolitischen Abwärtstrend, der Filmfestivals von der Berlinale über die Republik bis in die ländlichen Räume zusätzlich negativ herausfordert. Filmfestivals müssen aufgrund ihrer filmwirtschaftlichen und -kulturellen Schlüsselposition heutzutage sowohl in länder- wie bundespolitischer Absicht gefördert werden, so der Zusammenschluss von 120 Filmfestivals in Deutschland. Zum wiederholten Male weist die AG darauf hin, dass der Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung ausdrücklich festgeschrieben hat, die Filmfestivals „verlässlich zu fördern“, die BKM aber bisher diesem Versprechen auch im Zuge der Novellierung des Filmfördergesetzes nicht nachkommt.

Die AG FILMFESTIVAL weist erneut darauf hin, dass Filmfestivals in den letzten 20 Jahren zu einem wesentlichen Faktor in der Wahrnehmungsökonomie und somit festem Bestandteil der Verwertungskette von Filmen geworden sind. Sie sind somit ein Teil der deutschen Filmwirtschaft im Sinne des Filmförderungsgesetztes (FFG). Der Verbund unterstreicht, dass Filmfestivals nachweislich neben ihrer kulturellen Qualität auch in ihrer gesellschaftlichen Funktion eine noch weitaus größere Anerkennung erlangen müssen. Denn sie ermöglichen als erste, oft einzige Institutionen die Sichtbarkeit von wichtiger nationaler und internationaler Filmkultur, die in den gewerblichen Kinos immer weniger vorkommt. Sie arbeiten wirksam und erfolgreich gegen eine Normierung der Angebote durch Mainstream und Blockbuster. Somit tragen sie wesentlich dazu bei, dass Film überhaupt als gesellschaftsrelevantes, wertorientiertes, damit auch Demokratie-stärkendes Kulturangebot wahrgenommen wird. Wie kein anderes Kinoerlebnis ermöglichen sie zudem Diskurs und Beteiligung, unterstützen also neben dem Angebot auch die Nachfrage, gerade bei jüngerem Publikum – auch im Hinblick auf die kulturelle Filmbildung, die Filmfestivals übernehmen.

Demgegenüber ist die aktuelle Situation aller deutschen Filmfestivals, unabhängig von ihrer Größe, dramatisch: Seit Ende der Pandemie sind Kostensteigerungen von im Durchschnitt 30-50% unvermeidlich. Dazu zählen u.a. höheren Mieten von Veranstaltungsorten und Kinos, Steigerungen bei den Energiepreisen sowie beim Mindestlohn. Hinzu kommt ein dramatischer Fachkräftemangel, der tendenziell zusätzliche Belastungen bei Lohn und Honoraren auslöst. Bei bestenfalls unveränderten, sehr oft aber auch gekürzten Finanzierungsmitteln der öffentlichen Hand hat das trotz kontinuierlich steigender Zuschauer*innenzahlen erhebliche qualitätsreduzierende, bis zu existenzbedrohende Konsequenzen für die Filmfestivals. Ein Ausweichen auf Sponsoring, wie es von Teilen der Politik zur Entlastung der öffentlichen Haushalte gefordert wird, kann nach Erfahrungen der AG FILMFESTIVAL, längst keine wirksame Alternative mehr sein. Schon vor der Pandemie haben sich relevante Unternehmen aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Lage aus vielen Sponsoringbereichen zurückgezogen. Betrachtet man gerade Filmfestivals in den ländlichen Räumen, gibt es dort meist nicht einmal ansprechbare Unternehmen.

Die Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth, hat breite Zustimmung zu ihrem Acht-Punkte-Programm erfahren („…zu viele Filme werden von zu wenig Menschen gesehen.“). Damit hat sie vor allem die vielen deutschen Filmproduktionen im Blick, die überwiegend mit Fördermitteln von Bund und Ländern finanziert werden. Filmfestivals, die u.a. auf Basis ihres vielfältigen Angebots für ein breites Publikum deutscher Produktionen und internationalen Arthausfilmen sorgen, bleiben in ihren Überlegungen unberücksichtigt. Vielmehr setzt die BKM nach Meinung der AG FILMFESTIVAL zusätzlich ein fatales Zeichen auch im internationalen Wettbewerb der Filmbranche. Durch ein offensichtlich nicht ausreichenden für eine der größten und bedeutendsten Institutionen wie der Berlinale schwächt sie die deutsche Filmwirtschaft. Dies lässt darüber hinaus ein generell mangelndes Interesse der Politik für die Auswertungsform der Filmfestivals vermuten.

Die Filmfestivals werden von der Politik alleingelassen und fordern wiederholt eine proaktive und zwischen Bund, Ländern und Kommunen abgestimmte Verantwortlichkeit, wie das längst in anderen Kulturbereichen wie Theater, Oper und Museen der Fall ist. Die von der BKM angestoßene große Novellierung der deutschen Filmförderung sowie die darin angestrebte grundsätzliche Neuordnung sowohl der kulturellen als auch filmwirtschaftlichen Instrumente bietet jetzt die Chance eines effizienten Richtungswechsels hin zu einer transparenten, an den konkreten kulturellen und filmwirtschaftlichen Effekten ausgerichteten Filmfestivalförderung über die Metropolen bis in die ländlichen Räume. Filmfestivals müssen als Teil der Filmwirtschaft im neuen Filmförderungsgesetz definiert werden. Ohne diesen wesentlichen Baustein wird das neue Gesetz – und damit eine intakte deutsche Filmlandschaft – nachhaltig geschwächt.

Abschließend begrüßt die AG Filmfestival den Willen der BKM zu einer großen Reform der Filmförderung in Deutschland, vermisst aber die Einbeziehung der Filmfestivals, obwohl dies im Koalitionsvertrag versprochen wurde.

Link: ag-filmfestival.de


Carlo Chatrian, der künstlerische Leiter der Berlinale, wirft hin

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Nur zwei Tage nach unserer Meldung, vom 1. September 2023, sieht sich Carlo Chatrian von Claudia Roth demontiert und kündigt zum März 2024 seinen Posten.



Kulturstaatsministerin Claudia Roth hatte wohl kein Interesse mit dem derzeitigen Leiter der Berlinale, Carlo Chatrian, über die Zukunft der Internationalen Filmfestspiele zu diskutieren, sondern konfrontierte ihn mit einem geplanten Intendanzmodell, das ihn deklassieren würde.

Es dauerte nur zwei Tage, bis Chatrian in einem offenen Brief auf der Webseite der Berlinale, seine Kündigung einreichte.

Persönliche Erklärung
des Künstlerischen Leiters Carlo Chatrian.


„In den letzten vier Jahren bei der Berlinale hatte ich das Glück, mit außergewöhnlichen Menschen zusammenzuarbeiten, die ebenso filmbegeistert sind wie ich und sich mit großem Engagement dafür einsetzten, eines der größten Filmfestivals der Welt neu zu beleben. Gemeinsam haben wir so vielen Talenten und großartigen Filmen geholfen, von der Welt entdeckt zu werden. Und ich bin all den Menschen dankbar, die mich unterstützt und an mich geglaubt haben.

Ich dachte, dass Kontinuität gewährleistet werden könnte, wenn ich weiterhin Teil des Festivals bliebe, aber in der neuen Struktur, so wie sie nun vorgestellt wurde, ist ganz klar, dass die Bedingungen für mich, als künstlerischer Leiter weiterzumachen, nicht mehr gegeben sind. Die nächste Ausgabe des Festivals wird daher das Ende dieser bereichernden Reise sein.“


Auf der letzten, der 73. Berlinale war Chatrian für seinen Mut, fünf deutsche Filme in den Hauptwettbewerb zu holen - so viele wie nie zuvor - noch gefeiert worden.

Doch nach vier Jahren mit der Doppelspitze mit Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek – wieder zu einer eingleisigen Intendanz zurückkehren zu wollen, ist ein Affront sondergleichen. Kein Wunder, dass Chatrian, sofern er die Spitze nicht selbst übernehmen kann, sich nicht unter unterordnen lassen würde.

Sein schneller Rückzug bestätigt nun alle Zweifel an einer gütlichen Einigung mit der Kulturstaatsministerin, von der man weiß, dass sie von der Materie offensichtlich wenig Ahnung hat und gar kein Eifühlungsvermögen verspürt, sondern immer wieder ins Fettnäpfchen tritt. Unter Monika Grütters, ihrer Vorgängerin, die allerdings eine andere Parteizugehörigkeit hatte, wäre das sicherlich nicht passiert. Claudia Roth hat aber mit ihrem unüberlegten Vorpreschen das Festival massiv beschädigt.

Am Donnerstag verlies Chatrian zwar noch verlauten: „in konstruktive Gespräche über eine künftige Rolle im neuen Team der Berlinale einzutreten“,

doch dies war nur eine vorübergehende gute Miene zum bösen Spiel. Sein Rückzug nur zwei Tage später bestätigt nun alle Zweifel an einem vorzeitigen und erbosten Abgang.

Link: www.berlinale.de


Internationale Kritik an der deutschen Kulturstaatsministerin wegen der Berlinale

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Nach dem brüskierenden Vorstoß von Kulturstaatsministerin Claudia Roth, eine neue Intendanz der Berlinale vorzusetzen, protestieren Filmschaffende aus aller Welt gegen die geplante Trennung von Carlo Chatrian.



Mit "unmoralischem" Vorpreschen kritisiert Regie-Legende Martin Scorsese die deutsche Kulturstaatsministerin Claudia Roth.

Die Personalentscheidung, dem künstlerischen Leiter der Berlinale, Carlo Chatrian, eine neue Intendanz vor die Nase zu setzen, sorgt für Unmut in der Kulturbranche: Kulturstaatsministerin Claudia Roth (68) sieht sich mit geharnischter Kritik konfrontiert, wie wir erstmals im BAF-Blog am 03. September 2023 berichteten.

In einem offenen Brief protestieren nun auch Filmschaffende aus aller Welt gegen die geplante Trennung von Carlo Chatrian, der durch die überraschende Entscheidung von Claudia Roth (Grüne) pikiert war und in Berlin für sich keine Zukunft mehr sieht.

Im Originalbrief, den das US-Magazin "Variety" am Mittwoch, den 6. September 2023, veröffentlichte, werden mehr als 130 Unterzeichner aufgeführt. Speerspitze ist, was die Popularität angeht, Hollywood-Legende Martin Scorsese (80), der an Position 61 geführt wird. In dem Brief wird Claudia Roth direkt kritisiert. Der Staatsministerin wird wörtlich "schädliches, unprofessionelles und unmoralisches Verhalten" vorgeworfen.

Zu den zahlreichen Unterzeichnenden gehört auch die angesehene deutsche Schauspielerin, Regisseurin und Drehbuchautorin Margarethe von Trotta, die von Carlo Chatrian zur 73. Berlinale mit ihrem aktuellen Werk "Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste" in den Wettbewerb eingeladen worden war. In dem Film geht es um eine Liaison der österreichischen Schriftstellerin mit dem Schweizer Autor und Architekten Max Frisch.

"Carlo Chatrian mag kein Showmann sein, aber mit seiner ruhigen Art haben er und sein Team einen offenen und künstlerisch lohnenden kuratorischen Weg eingeschlagen, neue Richtungen im internationalen Kino aufzuzeigen, Stereotypen in Frage zu stellen und verschiedene Stränge des Filmemachens miteinander zu verbinden", schrieben die Schauspieler und Filmemacher.


Trotz schwieriger Umstände wie die Pandemie oder finanzielle Einschränkungen seien die vergangenen Ausgaben unter seiner Leitung «sehr lebendig, voller positiver Überraschungen und trotz einer geringeren Anzahl gezeigter Filme sehr beliebt» gewesen.

Roth hatte vor rund einer Woche angekündigt, die Berlinale solle künftig nur noch von einer Person geleitet werden - statt wie bisher von einer Doppelspitze. Das bisherige Führungsduo aus Chatrian (51) und Mariette Rissenbeek (66) soll demnach von einem Intendanzmodell abgelöst werden.

Eine Findungskommission unter Roths Vorsitz soll die neue Intendantin oder den neuen Intendanten für eines der größten Filmfestivals der Welt bestimmen. Chatrian zog daraufhin Konsequenzen und kündigte an, das Festival nach der Ausgabe 2024 zu verlassen.

Chatrian sei für seine Bemühungen nicht belohnt worden und habe sich dazu gezwungen gesehen, nach dem Ende seines derzeitigen Vertrages nicht mehr weiterzumachen, hieß es in dem Brief weiter, den auch die Regisseurinnen Joanna Hogg, Claire Denis und der französische Regisseur Bertrand Bonello unterzeichnet hatten.

Roth bedauere sehr, dass Chatrian nun nicht mehr für eine Weiterarbeit bei der Berlinale zur Verfügung stehe, sagte ein Sprecher der Grünen-Politikerin. Roth habe aus Gesprächen den Eindruck gewonnen gehabt, "dass bei Herrn Chatrian Bereitschaft bestünde, mit einer neuen Intendanz das Gespräch aufzunehmen".

Richtig und notwendig bleibe aus Sicht von Kulturstaatsministerin und Aufsichtsrat eine Neuaufstellung mit einer Intendanz, die sowohl die künstlerische Leitung und Verantwortung wie auch den geschäftlichen Bereich konsequent zusammendenke. "Das ist eine notwendige Korrektur gegenüber der vor fünf Jahren eingeführten Struktur. Jetzt gelte es, gemeinsam die anstehende Berlinale zu einem Erfolg zu machen und das ganze Berlinale Team zu unterstützen", so Roth weiter.


Die Neuaufstellung in der Spitze ist nicht die einzige Veränderung - erst Mitte Juli war bekanntgeworden, dass das Festival vor einem harten Sparkurs steht: Die Gesamtzahl der Filme soll um fast ein Drittel reduziert, zudem sollen Sektionen gestrichen werden.

Die Berlinale zählt neben Cannes und Venedig zu den großen Filmfestivals - in diesem Jahr war etwa US-Schauspielerin Kristen Stewart Jurypräsidentin und Hollywoodstar Sean Penn hatte seinen Dokumentarfilm zur Ukraine in Berlin vorgestellt.

Inzwischen kursiert eine weitere Liste mit bereits über 220 Unterzeichnenden diverser Filmemacher*innen, zu der an sechster Stelle auch der rumänische Filmregisseur und Drehbuchautor Rade Jude und an 42. Stelle die deutsche Filmregisseurin und Drehbuchautorin, Professorin, Schauspielerin und Übersetzerin Angela Schanelec gehören. Letztere war mit ihrem Drama "Music", das lose auf dem griechischen Ödipus-Mythos basiert, ebenfalls im Wettbewerb der 73. Berlinale vertreten.

Die Liste haben wir in der erweiterten Ansicht, am Ende des Textes, eingestellt.

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Die Berlinale ist nicht das einzige Sorgenkind im Berliner Kulturbereich. Am gestrigen 7. September 2023 wurde bekannt gegeben, dass auch Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB) ihre langjährige Leitung verliert.

Catherine Ann Berger hat aus persönlichen Gründen um Auflösung ihres Vertrages als Geschäftsführerin der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin GmbH (DFFB) gebeten.

Das Land Berlin bedauert die Entscheidung von Frau Berger, nimmt sie aber an und bedankt sich für ihren Einsatz für die DFFB.

Zur Sicherung der Kontinuität in der DFFB nach dem Ausscheiden von Frau Berger wird Wolf Plesmann bis zur Bestellung einer neuen Leitung die Geschäftsführung übernehmen. Wolf Plesmann ist Jurist und leitet die zuständige Abteilung Bundes- und Europaangelegenheiten, Medienpolitik in der Senatskanzlei und hat in dieser Funktion die DFFB in den letzten Jahren eng begleitet.

Staatssekretär und Chef der Senatskanzlei Florian Graf, Vorsitzender des Kuratoriums der DFFB: „Ich bedauere das Ausscheiden von Frau Berger sehr und danke ihr ausdrücklich für ihren engagierten Einsatz für die DFFB in herausfordernder Zeit. Ich respektiere aber ihre Entscheidung und freue mich, dass wir gemeinsam mit ihr eine Lösung für den Übergang gefunden haben, die Kontinuität bedeutet. Herr Plesmann wird von mir und dem Kuratorium alle notwendige Unterstützung erhalten, um die DFFB in den nächsten Monaten gut zu führen.”

Wolf Plesmann: „Es ist mir wichtig, die engagierte Arbeit von Frau Berger fortzuführen. Neben der Umzugsvorbereitung muss auch der Organisationsentwicklungsprozess in der DFFB fortgesetzt werden. Dafür werde ich den Veränderungsprozess mit allen Beteiligten in der DFFB fortführen.“




Weitere Unterzeichnende:


1. Tizza Covi
2. Rainer Frimmel
3. Nathan Silver
4. Anocha Suwichakornpong
5. Kent Jones
6. Radu Jude
7. Zhengfan Yang
8. Shengze Zhu
9. Christoph Hochhäusler
10. Gastón Solnicki
11. Lina Rodriguez
12. Rolf de Heer
13. Andrei Ujică
14. Veronika Franz
15. Severin Fiala
16. Tom Shoval
17. Ognjen Glavonić
18. Kleber Mendonça Filho
19. Cyril Schäublin
20. Alex Ross Perry
21. Nicolás Pereda
22. Antoine Bourges
23. Alessandro Comodin
24. Simone Rapisarda Casanova
25. Roberto Minervini
26. Dasha Nekrasova
27. Guy Maddin
28. Matt Johnson
29. Michel Lipkes
30. Yousry Nasrallah
31. Matías Piñeiro
32. Travis Wilkerson
33. Sylvain George
34. Joao Pedro Rodrigues
35. Joao Rui Guerra da Mata
36. Alejo Franzetti
37. Gabriel Abrantes
38. Ben Rivers
39. Jerónimo Atehortúa
40. Ricardo Pretti
41. Gerd Kroske
42. Angela Schanelec
43. Avi Mograbi
44. Beatrice Gibson
45. Mauro Herce
46. Silvan Zürcher
47. Molly Reynolds
48. Luiz Pretti
49. Ben Russell
50. Athina Rachel Tsangari
51. Iván Granovsky
52. Roger Koza
53. Dominga Sotomayor
54. Amat Escalante
55. Matias Meyer
56. Khavn
57. Achinette Villamor
58. Dustin Guy Defa
59. Kaya Behkalam
60. Andreas Fontana
61. Steffen Goldkamp
62. Syllas Tzoumerkas
63. Martin Scorsese
64. Paul Schrader
65. Julio Hernández Cordón
66. Annemarie Jacir
67. Yeo Siew Hua
68. Fran Borgia
69. Dan Koh
70. Maria Speth
71. Mareike Wegener
72. Miguel Gomes
73. Andrea Pallaoro
74. Beniamino Barrese
75. Laura Citarella
76. Camilo Restrepo
77. Soda Jerk
78. Benjamin Heisenberg
79. Ulrich Köhler
80. Max Linz
81. Axel Koenzen
82. Maureen Fazendeiro
83. Florian Koerner von Gustorf
84. Anton Kaiser
85. Ramon Zürcher
86. Ted Fendt
87. Alexandre Koberidze
88. Anna Sofie Hartmann
89. Kirsten Tan
90. Reinhild Blaschke
91. Verena Paravel
92. Cynthia Beatt
93. Jonathan Perel
94. Joanna Hogg
95. Julian Radlmaier
96. Nelson Yeo
97. Lisa Bierwirth
98. Henning Beckhoff
99. Ulrich Seidl
100. KIM Young woo
101. Vitali Mansky
102. Sebastian Brameshuber
103. Athanasios Karanikolas
104. Tobias Madison
105. Abbas Fahdel
106. Kurdwin Ayub
107. Corneliu Porumboiu
108. Frédéric Jaeger
109. Stefano Centini
110. Christian Petzold
111. Stefan Ivančić
112. Éric Baudelaire
113. K.Rajagopal
114. Michael Krummenacher
115. Basma al-Sharif
116. Tulapop Saenjaroen
117. Jow Zhi Wei
118. Chanasorn Chaikittiporn
119. Thomas Arslan
120. Stefan Butzmühlen
121. Jeremy Chua
122. Ruth Beckermann
123. Timm Kröger
124. Raam Reddy
125. Aline Fischer
126. Burak Cevik
127. Olivier Assayas
128. Danaya Chulphuthiphong
129. Carlo Sironi
130. Ash Mayfair
131. Kiro Russo
132. Siyou Tan
133. Lila Avilés
134. Helena Girón
135. Samuel M. Delgado
136. Susana de Sousa Dias
137. Azin Feizabadi
138. Ivan Ikić
139. Gustavo Vinagre
140. Phạm Ngọc Lân
141. Sofia Bohdanowicz
142. Christian Schwochow
143. Payal Kapadia
144. Mladen Kovačević
145. Sorayos Prapapan
146. Thong Kay Wee
147. Una Gunjak
148. Marie Kreutzer
149. Katrin Gebbe
150. Dirk Lütter
151. Claire Denis
152. Maxi Haslberger
153. Srdan Golubović
154. Mehmet Akif Büyükatalay
155. Asli Özge
156. Ivan Salatic
157. Rui Poças
158. Eduardo Williams
159. Jelena Mitrović
160. Lai Weijie
161. Le Bao
162. Carla Simón
163. Bas Devos
164. Bertrand Bonello
165. Marta Popivoda
166. Sandra Wollner
167. Lisa Weber
168. Margarethe von Trotta
169. Bettina Brokemper
170. Nermin Hamzagić
171. Daniel Hoesl
172. Gertjan Zuilhof
173. Mario Martone
174. Viktoria Stolpe
175. Patric Chiha
176. Dušan Kasalica
177. Francesco Montagner
178. Meritxell Colell Aparicio
179. Mahdi Fleifel
180. Ryusuke Hamaguchi
181. Jelena Angelovski
182. Lukas Valenta Rinner
183. Georg Tiller
184. Hong Sangsoo
185. Jaume Claret Muxart
186. Vladimir Perišić
187. Michelangelo Frammartino
188. C.W. Winter
189. Peter Baranowski
190. Anders Edström
191. Christian Frosch
192. Giovanna Giuliani
193. Eliza Hittman
194. Paloma Schachmann
195. Barbara Albert
196. Denis Côté
197. Rania Attieh & Daniel García
198. Álvaro Gago
199. Cristina Diz
200. FOO Fei Ling
201. Bani Khoshnoudi
202. Amanda Nell Eu
203. Pietro Marcello
204. Roderick Warich
205. Götz Spielmann
206. Lodge Kerrigan
207. Kamila Andini
208. Benjamin Mirguet
209. Aysun Bademsoy
210. Natalia Marín
211. Nadav Lapid
212. Marko Grba Singh
213. Leandro Koch
214. Juan Soto Taborda
215. Ferran Alberich
216. Vladimir Durán
217. Martin Rejtman
218. Hartmut Bitomsky
219. M Night Shyamalan
220. Milagros Mumenthaler
221. Pilar Palomero
222. Isaki Lacuesta / Isa Campo
223. Ronny Trocker
224.



Berlins Kino-Experiment SİNEMA TRANSTOPIA droht das »AUS«

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Berlins Kultursenator Joe Chialo hat mit neuen Plänen für die Landesbibliothek ein positives Echo bewirkt, doch nun fehlt Geld für Berlins Projekträume.



Mehr als eine Million Euro fehlen im Haushaltsentwurf des Berliner Kultursenators Joe Chialo, um die freie Berliner Kulturszene weiterhin unterstützen zu können. Für einige Einrichtungen ist der Verlust der Förderung eine existenzielle Bedrohung. So auch für das Kino-Experiment SİNEMA TRANSTOPIA im Wedding, welches sich mit einem Offenen Brief an den Senat wendet und dafür zahlreiche Unterschriften gesammelt hat.

Im Kulturausschuss erwähnt Senator Joe Chialo den Fall mit keinem Wort, sondern erläutert stattdessen seinen Plan, die Zentral- und Landesbibliothek ins bald leerstehende Quartier 207 an der Friedrichstraße umzusiedeln, was mindestens 589 Millionen Euro kosten würde, dafür aber den bereits geplanten und inzwischen mit 620 Millionen Euro noch teurer gewordenen Ergänzungsbau der Amerika Gedenkbibliothek am Blücherplatz obsolet machen würde. Das Echo für den Umzug ist auch im Kulturausschuss am gestrigen Montag weitgehend positiv aufgenommen worden, denn das im Quartier 207 ansässige Kaufhaus Galeries Lafayette will tatsächlich alle Dependancen in Deutschland schließen, sodass das imposante Gebäude bald leer stehen dürfte, womit die Friedrichstraße einen wichtigen Ankermieter verliert.

2020 hat der seit 2014 bestehende Projektraum bi’bak das Kino-Experiment SİNEMA TRANSTOPIA im damals weitgehend leerstehenden Haus der Statistik am Alexanderplatz mit Fördergeldern des ehemaligen Linken Kultursenators Klaus Lederer initiiert.

Mit diesem Projekt sollte das Kino neu gedacht und Zukunftsszenarien der Filmkultur und Filmkunst erprobt werden. Darunter auch die auf der Berlinale im Forum gezeigte Reihe “Fiktionsbescheinigung”, die postmigrantische Perspektiven im Kino in den Blick nimmt. Wegen fortschreitender Umbaumaßnahmen des Hauses der Statistik zu einem gemein­wohl­orientierten Haus in öffentlicher Hand, fand SİNEMA TRANSTOPIA inzwischen einen neuen Unterschlupf im Wedding, doch die seinerzeit auf vier Jahre angelegten Fördergelder von über 800.000 Euro blieben jetzt ohne Begründung aus, sodass das Projekt vor dem Ruin steht.

In Berlin gibt es gegenwärtig 150 Projekträume. Einige davon existieren schon seit 20 Jahren und werden zur Sparte Bildende Kunst gezählt, sind aber im Gegensatz zu Galerien keine reinen Präsentations-, sondern auch Produktionsorte, in denen vor allem junge Künstler*innen sich ausprobieren können.

Das SİNEMA TRANSTOPIA, mit ihren Gründer*innen Malve Lippmann und Can Sungu ist ein gutes Beispiel dafür. Ihr Fokus lag von Beginn an darauf, Erinnerungskultur zu diversifizieren, zum Beispiel mit einer Publikation zur deutsch-türkischen Film- und Videokunst im Berlin der 1960er und 1970er Jahre. Wichtige Archivarbeit also, die viel Zuspruch gefunden hat, schrieb der Tagesspiegel.

Offener Brief von SİNEMA TRANSTOPIA:

Im Januar 2023 hat SİNEMA TRANSTOPIA neue Räumlichkeiten im Berliner Wedding unweit vom Silent Green Kulturquartier in der Lindower Str. 20/22 bezogen, die mit der finanziellen Unterstützung der öffentlichen Hand umgebaut und ausgestattet wurden.

So konnte die Vision des Kinos als Ort des solidarischen Austauschs und der kulturellen Begegnung professionalisiert und verstetigt werden. Inzwischen hat sich SİNEMA TRANSTOPIA in der Nachbarschaft fest etabliert und weit über die Berliner Stadtgrenzen hinaus für Aufmerksamkeit gesorgt. Durch Programmarbeit mit internationalen Kurator*innen und einer gelungenen Anbindung im Kiez, etwa durch die Kooperation mit Schulen, hat das SİNEMA lokale und transnationale Communities zusammengebracht.

Außerdem ist es zu einem wichtigen Präsentationsort für die Berliner Szene geworden: ein Identifikationsraum und Zuhause für transnationale Communities der Stadt, ein Safe Space für künstlerische und politische Experimente, schließlich auch ein Labor für Filmvermittlung und Archivpraxis mit internationaler Vernetzung. Seit der Wiedereröffnung haben zahlreiche Filmreihen, Veranstaltungen, Seminare, Symposien, Festivals, Parties und Workshops mit um die 10.000 Besucher*innen stattgefunden haben. Dabei wurden nachhaltige Kooperationen mit Berliner und internationalen Partner*innen etabliert. Weitere Kooperationen sind für die nächsten Jahre bereits geplant.

Nun aber ist die Zukunft des SİNEMA TRANSTOPIA ungewiss. Die Aussicht auf die Ausschreibung einer vierjährigen Konzeptförderung durch den Berliner Senat ermutigte uns, die neuen Räume im Wedding anzumieten. Erst durch diese Verstetigung ist es möglich, das Programm stetig auszuweiten, die Infrastruktur zu professionalisieren und zahlreichen Akteuren und Projekten der freien Szene die Spielstätte zur Verfügung zu stellen. Der Bedarf für Mietkosten, Struktur sowie Personal in den kommenden Jahren lässt sich keinesfalls ausschließlich über Projektmittel decken.

Nun wurde diese Ausschreibung ersatzlos gestrichen. Die eingeplanten Mittel sind damit verloren und unsere Existenz maßgeblich gefährdet.

DAS KANN NICHT SEIN!

Die neue Berliner Regierung hat sich in ihrem Koalitionsvertrag unter anderem dazu verpflichtet, auf die “Schaffung, Sicherung, Sanierung und Modernisierung von Räumen zur künstlerischen Produktion und Präsentation” hinzuwirken. Mit der Streichung der in Aussicht gestellten Mittel erreicht sie gerade das Gegenteil und sendet ein fatales Zeichen: Ein Präsentationsraum, der mit Geldern der öffentlichen Hand gerade aufgebaut, modernisiert und gesichert wurde, muss schließen!

Mit SİNEMA TRANSTOPIA würde der freien Berliner Kulturszene und Kinolandschaft ein zentraler Ort verloren gehen: ein Ort mit internationaler Strahlkraft, der urbane und transnationale Selbstverständlichkeit lebt, der Zugänge schafft, zur Diskussion anregt, weiterbildet, bewegt, provoziert und ermutigt; ein Ort, an dem ernsthaft Diversität gelebt wird, vom Team über das Programm bis zum Publikum; schließlich ein Ort, der sich zugleich einer lokalen und einer internationalen Gemeinschaft verpflichtet sieht und sich für die Vielfalt der Filmkultur und Filmkunst einsetzt.

Wir wollen die Regierung beim Wort nehmen!

Wir wollen, dass die ohnehin viel zu wenigen Präsentationsräume der freien Szene erhalten bleiben!

Wir wollen ins SİNEMA!


Link: sinematranstopia.com


Türkische Regierung übt Zensur auf Filmfestival in Antalya aus

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Das 60. Antalya Golden Orange Film Festival in der Türkei musste nach Einflussnahme der türkischen Regierung eine Woche vor Beginn abgesagt werden.



Wegen einer Kontroverse um eine Dokumentation zum Putschversuch in der Türkei 2016 musste die diesjährige Ausgabe des ältesten Filmfestivals des Landes abgesagt werden, wie der Bürgermeister des Veranstaltungsorts Antalya bekannt gab.

Zuvor hatte das türkische Kultur- und Tourismusministerium seine Unterstützung für das 60. Festival Goldene Orange zurückgezogen. Es hätte vom 7. bis 14. Oktober 2023 stattfinden sollen, musste aber aufgrund des starken politischen Drucks abgesagt werden.

Das Ministerium lehnte die Dokumentation "Kanun Hükmü" ("The Decree") über zwei Menschen, die nach dem versuchten Putsch am 15. Juli 2016 entlassen wurden, ab. Der Spielfilm sollte am Nationalen Dokumentarfilmwettbewerb des Festivals teilnehmen.

Der Dokumentarfilm unter der Regie von Nejla Demirci zeigt die Notlage der Opfer nach einer umfassenden Säuberung staatlicher Institutionen durch die türkische Regierung nach einem gescheiterten Putsch im Jahr 2016. Im Mittelpunkt des Films mit dem lokalen Titel Kanun Hükmü stehen eine Ärztin und eine Lehrerin, die durch diese Aktion plötzlich arbeitslos dastehen.


Der Festivaldirektor von Antalya, Ahmet Boyacıoğlu, sagte, die Entfernung sei auf Behauptungen zurückzuführen, dass eine Person in dem Film Teil eines laufenden Gerichtsverfahrens sei. Regisseur Demirci bestritt diese Behauptung jedoch und erklärte, es gebe kein laufendes Gerichtsverfahren und nannte die Entfernung einen "Schlag gegen das Kino".

Der Schritt hat eine Welle von Protesten inmitten von Zensurvorwürfen ausgelöst, bei denen 20 Mitglieder der Wettbewerbsjury zurückgetreten sind. Ihnen folgten die Filmemacher von 27 Titeln, die erklärten, dass sie ihre Produktionen aus den nationalen Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilmwettbewerben des Festivals zurückziehen würden.

In einer gemeinsamen Erklärung am Mittwoch sagten die Filmemacher: "Wir erwägen die Entfernung des Films... eine unmittelbare Bedrohung der künstlerischen Meinungsfreiheit. Wir sind der festen Überzeugung, dass es nicht hinnehmbar ist, dass Festivals, die von Natur aus zur Gesellschaft gehören, sich der Zensur ergeben."


Die internationalen Wettbewerbstitel waren noch nicht bekannt gegeben worden, aber die Regisseure und Produzenten dieser Spielfilme begannen, diesem Beispiel zu folgen und zogen sich von der Veranstaltung zurück.

Dies führte zu einer Kehrtwende der Organisatoren, die am Donnerstagmorgen ankündigten, dass der Film wieder in das Programm aufgenommen werden würde.

Der Regisseur Demirci postete in den sozialen Medien, dass "unser Kino, unsere Leute, die Arbeiter des Antalya Film Festivals sich die Hände gereicht und unseren Kampf für die Demokratie gewonnen haben".

Dies veranlasste jedoch das türkische Ministerium für Kultur und Tourismus, seine Unterstützung zurückzuziehen und eine Erklärung abzugeben, in der es hieß: "Es ist äußerst traurig, dass bei einem so wichtigen Festival die Macht der Kunst genutzt wird, um Propaganda für die Terrororganisation FETO zu machen, indem man die Opferrolle wahrnimmt."


FETO ist die Abkürzung für die Gülen-Bewegung, die von der Regierung für den gescheiterten Putsch im Juli 2016 verantwortlich gemacht wird, bei dem 251 Menschen getötet und mehr als 2.700 verletzt wurden.

Auch die Sponsoren des Festivals zogen in Abstimmung mit dem Ministerium ihre Unterstützung zurück.

Festivaldirektor Boyacıoğlu antwortete, dass eine Untersuchung gegen ihn und das Festival eingeleitet worden sei. "Zum jetzigen Zeitpunkt werden wir als die verantwortliche und schuldige Partei in dieser Angelegenheit dargestellt", sagte er in einer Erklärung.

"Wir können es nicht akzeptieren, als Unterstützer einer terroristischen Organisation bezeichnet zu werden. Wir streichen den Dokumentarfilm "Kanun Hükmü" aus der Festivalauswahl."


In einem Artikel des US-Branchenmagazin SCREEN, den wir hier übersetzt haben, heißt es:

Schließlich haben die Festivalorganisatoren der 60. Edition des Festivals nach einem Tag voller Diskussionen den Stecker gezogen. Es wird davon ausgegangen, dass die Festivalorganisatoren in der vergangenen Woche eine Welle von Drohungen erhalten hatten und Antalya zu ihrer Sicherheit verlassen werden.

In einer Erklärung des Festivals, die Screen vorliegt, heißt es:

"Das Antalya Golden Orange Film Festival hat Neuigkeiten, die unglaublich schwer zu teilen sind. Schweren Herzens muss das Antalya Golden Orange Film Festival Ihnen mitteilen, dass es angesichts dieser Umstände und des bedrückenden Umfelds nicht mit dem Festival und dem Forum fortfahren kann, in das das Festival sein Herz und seine Seele gesteckt hat."

"Die Verantwortung des Festivals ist es, dafür zu sorgen, dass niemand in der Filmindustrie zur Zielscheibe eines solchen repressiven Regimes wird. Das Antalya Golden Orange Film Festival wird sich immer gegen Zensur stellen und sich für die Meinungsfreiheit einsetzen."


Es ist nicht das erste Mal, dass das älteste und prestigeträchtigste Filmfestival der Türkei mit politischen Kräften zu kämpfen hat. Zuvor gab es einen zweijährigen Streit zwischen dem ehemaligen Bürgermeister von Antalya, Menderes Türel, einem Mitglied der Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) von Präsident Recep Tayyip Erdogan, und der unabhängigen Filmszene des Landes über die Richtung.

Da der örtliche Stadtrat das Festival finanziert, konnte Türel mehrere Änderungen an seinem Format durchsetzen, darunter die Unterdrückung des nationalen Wettbewerbs im Jahr 2017, der seit seiner Gründung im Jahr 1963 im Mittelpunkt der Veranstaltung stand.

Dies wurde als Strategie positioniert, um das Festival internationaler zu gestalten und den südmediterranen Badeort Antalya in ein wichtiges Drehzentrum mit eigenen Studios zu verwandeln. Die lokale Industrie brandmarkte die Änderungen jedoch als verdeckte Zensur, die darauf abzielte, die Vorführung ausgefallener lokaler Reportagen und politischer Äußerungen der Gewinner bei der im Fernsehen übertragenen Preisverleihung zu verhindern.

Dies führte zu einem Boykott der Ausgaben 2017 und 2018 durch türkische Filmemacher und Produzenten und zur Schaffung eines rebellischen nationalen Wettbewerbs in Istanbul, der etwa zur gleichen Zeit lief.

Türels Einfluss auf das Festival endete im März 2019, als er bei den Kommunalwahlen seinen Sitz an den Mitte-Links-Kandidaten Muhittin Böcek verlor, bei denen die AKP die Kontrolle über mehrere Großstädte, darunter Istanbul, verlor und die neue Führung des Festivals den nationalen Spielfilmwettbewerb sowie Seitenbars für lokale Dokumentarfilme und Kurzfilme wieder einführte.

Im selben Jahr belebten sie auch den historischen Titel des Antalya Golden Orange Film Festivals wieder und ließen den umbenannten Spitznamen des Internationalen Antalya Film Festivals der beiden vorherigen Ausgaben fallen.

Nach den Ereignissen dieser Woche wird sich das Festival erneut Gedanken darüber machen, was die Zukunft bringt.

Zur Geschichte des Antalya Golden Orange Film Festivals.

Den Grundstein des heutigen Antalya Golden Orange Film Festivals bildeten kulturelle Aktivitäten wie Konzerte und Theateraufführungen, die in den 1950er Jahren im historischen Amphitheater von Aspendos stattfanden.

Diese Veranstaltungen, die in den Sommermonaten unter der Schirmherrschaft von Avni Tolunay stattfanden, stießen bei den Menschen auf immer größeres Interesse und wurden Anfang der 1960er Jahre zur Tradition. Im Jahr 1963 verwandelten sich die Feierlichkeiten in ein Filmfestival mit der Initiation von Avni Tolunay, der in jenem Jahr Bürgermeister von Antalya wurde.

Als Logo des Filmfestivals wurde eine Orange gewählt, das wichtigste Symbol der Region, zusammen mit dem Meer, historischen Elementen und der Venusstatue. Die Orange wird nicht nur zu einer Figur innerhalb des Logos, sondern gibt dem Festival auch seinen Namen.



Das 1. Golden Orange Film Festival fand 1964 statt. Der Golden Orange Spielfilmpreis wurde bald als türkischer Oscar bezeichnet, nachdem die Kinowelt von seiner hohen Leistung innerhalb kurzer Zeit begeistert war. 1978 wurde das Festival international, indem es zum ersten Mal bildende Kunst einbezog.

Bis 1985 wurde das Fest der Goldenen Orange unter der Schirmherrschaft der Gemeinde Antalya organisiert. Von 1985 bis 1988 wurde das Festival durch die Gründung eines internationalen Musikfestivals mit dem Namen "Akdeniz Akdeniz" ("Mediterranes Mittelmeer") um eine weitere Dimension erweitert. In den Jahren 1989 bis 1994 organisierten die Gemeinde, Tourismusunternehmen und die Handelskammer in Antalya gemeinsam das Golden Orange Film Festival. Schließlich wurde das Festival mit der Gründung der Stiftung für Kultur und Kunst der Goldenen Orange institutionell.

Das Fest beginnt mit einer Parade in der Stadt Antalya am Abend des ersten Tages. Die Eröffnungszeremonie findet im Konyaaltı Amphitheater oder im Antalya Cultural Center in Anwesenheit von nationalen und internationalen Filmstars statt. Bei dieser Zeremonie werden Ehrenpreise an Filmschaffende für ihren Beitrag verliehen.

Die Preisverleihung fand bisher am Abschlussabend im historischen Amphitheater von Aspendos statt, das rund 7.000 Menschen fasst. Bei schlechtem Wetter wurde die Preisverleihung in das Kongress- und Ausstellungszentrum Glaspyramide Sabancı verlegt, das nur 2.500 Zuschauern Platz bietet.

Links: www.antalyaff.com | www.screendaily.com/news/


Geldnöte bei den Berliner EVA-Lichtspielen

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Traditionskino in Berlin-Wilmersdorf ruft zu einer Versammlung von Unterstützern des Kinos auf, um eine Schließung abzuwenden. - ACHTUNG Terminkorrektur Sa. statt Fr.

Foto: © Ralf Herzig 2012


Vor mehr als 10 Jahren schrieb uns Tobias Langenbach vom Weser Kurier nach einem Besuch in Berlin am 24. Juni 2012 einen Gastbeitrag über Berliner Kiezkinos, speziell über die bereits 1913 eröffneten EVA Lichtspiele in Berlin-Wilmersdorf sowie über das schon längst wieder geschlossene EISZEIT Kino in Berlin-Kreuzberg, das nach aufwändigem Umbau und Erweiterung 2016 in finanzielle Bedrängnis geraten war, sodass dem Betrieb 2018 von der in München sitzenden Hausverwaltung gekündigt wurde, wie wir am 17. Mai 2018 ausführlich schrieben.

Karlheinz Opitz, der Betreiber der EVA Lichtspiele, konnte damals noch gut vom Kinobetreib leben. Ein ausgefeiltes Programm, das auch auf ältere Menschen einer Wohngemeinschaft Rücksicht nimmt und einmal die Woche alte Schwarz-Weiß-Filme zeigt, zog ein festes Stammpublikum an. Für die einzigartigen Vorstellungen wird jedes Mal der alte analoge Filmprojektor zum Abspielen von echten Filmrollen angeworfen, der in anderen Kinos längst entfernt worden ist, um mehr Platz für die digitale Projektion zu schaffen.

Natürlich gibt es in den EVA Lichtspielen inzwischen auch digitale Projektion, um aktuelles Arthaus Kino vorführen zu können. Als der Projektor einst kaputt ging, spendeten 749 Unterstützer*innen zum Jahreswechsel 2020/2021 insgesamt 60.000 Euro für einen Ersatz, um das Kino am Leben zu erhalten.

Doch während der Corona-Pandemie mussten eine Zeitlang alle Kinos und Gaststätten von Amts wegen schließen und auch danach haben sich vor allem viele ältere Stammgäste wegen der Maskenpflicht nicht mehr hineingetraut, was ein großes finanzielles Loch hinterließ.

Der Kinobetreiber Opitz hat zwar die Pandemiepause genutzt, um das heruntergekommene und drei Jahre lang geschlossene COSIMA Kino in Schöneberg als zweites Standbein wieder herzurichten, doch die Renovierung des COSIMA Filmtheaters wurde recht teuer, wofür ein Kredit aufgenommen werden musste, sodass bei dem erst kürzlich wiedereröffneten Filmtheater noch keine großen Gewinne angefallen sein dürften, die mit den Verlusten im anderen Kino evtl. verrechnet werden könnten.

Beim COSIMA Filmtheater hatte Opitz allerdings das Glück, das die Hauseigentümerin selbst aus einer Kinofamilie stammt und alles zu ermöglichen versuchte, um die Film- und Kultureinrichtung zu erhalten, wie wir am 9. Juli 2023 ausführlich bei uns im BAF-Blog berichteten.

Bei den EVA-Lichtspielen dagegen, die Opitz seit 2006 führt, ist das finanzielle Polster trotz Staatshilfen inzwischen verbraucht, denn die monatliche Miete beträgt stolze 4.700 Euro.

Die Eigentümergemeinschaft der Immobilie interessiert sich für Filmkunst offensichtlich wenig und soll die Hausverwalterin bereits beauftragt haben, andere Nutzungsmöglichkeiten für den 235 Plätze umfassenden Saal in Wilmersdorf zu prüfen, schrieb der Berliner Tagesspiegel am 8.10.2023.

Bei der derzeitigen wirtschaftlichen Lage in Deutschland und den unsicheren Zukunftsaussichten, in der zahlreiche Ladengeschäfte wegen Umsatzrückgang Insolvenz anmelden mussten oder inzwischen bereits geschlossen sind, dürften Ersatzmieter für das fensterlose Objekt schwerlich zu finden sein, zumal es in der Gegend bereits ein Überangebot an Läden fast aller Branchen gibt.

Es ist sogar leider zu befürchten, dass mit der Erhöhung der Mehrwertsteuer im Gaststättenbereich ab 1. Januar 2024 die Kundschaft in zahlreichen Kneipen und Restaurants bald wegbleibt. In der Folge könnte dies auch Auswirkungen auf die Kinoakzeptanz haben. Wenn die Haushalte sich beides auf einmal nicht mehr leisten können, dann wird meist bei der Kultur zuerst gespart.

Dies befürchtet auch Karlheinz Opitz und hat vorübergehend die Mietzahlungen um die Hälfte gekürzt, was sicherlich ein großes Risiko bedeutet und Regressforderungen nach sich ziehen könnte.

Um über die Runden zu kommen, hofft der Kinobetreiber erneut auf die Unterstützung der Community und lädt alle Film-Fans für Samstag, den 21. Oktober 2023 um 11:00 Uhr Vormittag zu einer Versammlung in die EVA Lichtspiele ein, denn das Filmtheater brauche stets eine Rücklage von bis zu 30.000 Euro, um die defizitären Monate im Frühjahr und im Sommer zu überstehen.


Eine weitere Rettungsmöglichkeit wäre eine Crowdfunding-Aktion im Internet. All dies wäre auf der Versammlung am Freitag zu diskutieren.

Darüber hinaus darf sein monatliches Filmprogramm auch bei befreundeten Kollegen im Bundesplatz-Kino ausliegen. Für eine gemeinsame Internetpräsenz aller drei Kinos konnte man sich leider bisher nicht durchringen, obwohl die Maßnahme sicherlich eine größere Reichweite und größere Akzeptanz in der Berliner Kinolandschaft bewirken könnte.

Videotheken gibt es zwar kaum noch, aber der aLaCarte-Verleih von DVD und Blu-ray per Postbrief über Videobuster ist für Freunde des Heimkinos meist eine preiswerte Alternative geworden und auch die Anzahl der Streamingdienste wie Netflix, Amazon, Disney, Apple und einiger anderer Arthouse-Anbieter wie MUBI oder SOONER wird als ernst zu nehmende Konkurrenz zum Kino immer größer.

Der Vorteil des Kinos ist aber seine Aktualität. Die im Filmtheater gezeigten Werke kommen als physische Medien oft erst Monate später in den Handel und sind meist auch vorher nicht im Online-Stream zu sehen.

Link: eva-lichtspiele.de


Intimes aus der Männerwelt - Die Kinemathek zeigt Arbeiten von Thomas Schadt

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Die Deutsche Kinemathek widmet dem Dokumentarfilmer Thomas Schadt eine Werkschau und lud aus diesem Anlass zu einem Eröffnungsabend am Donnerstag, 2.11.2023, ein, mit exklusiver Filmpremiere und anschließendem Gespräch.



Dem 1957 in Nürnberg geborene deutsche Film- und Theater-Regisseur, Produzent, Kameramann, Autor und Fotograf Thomas Schadt widmet sich die Deutsche Kinemathek im Filmhaus am Potsdamer Platz vom 3. November 2023 bis 6. Mai 2024 dem Filmemacher mit einer Werkschau und präsentiert die exklusive Filmpremiere: "Männerbilder des späten 20. Jahrhunderts".

Der in Nürnberg geborene Thomas Schadt gehört mit seinen mehr als 50 Filmen zu den bedeutendsten Dokumentaristen Deutschlands. Durch seine Kamera beobachtete der vielfach ausgezeichnete Regisseur, Autor, Kameramann und Produzent von 1982–2019 Alltägliches und Historisches, schaute Bundeskanzlern, Arbeitslosen und Computerfreaks über die Schulter und kehrte dabei immer wieder nach Berlin zurück. Gerade in der Retrospektive werden seine Werke zu beeindruckenden Zeitzeugnissen, die nicht nur das Gefühl eines Augenblicks, sondern einer Nation einfangen.

Ab dem 3. November 2023 können Besucher*innen der Deutschen Kinemathek - Museum für Film und Fernsehen in Berlin eine fast vollständige Auswahl von Thomas Schadts Dokumentationen in voller Länge anschauen und ausgewählte Exponate seines Produktionsarchivs betrachten.

Fünf Sichtungsinseln in der Mediathek Fernsehen vertiefen den Blick auf verschiedene, wiederkehrende Themen im Gesamtwerk des Dokumentaristen, der vor allem die Ansichten der »kleinen Leute« und ihren Alltag neben der Politik und den Mächtigen des Landes wiederholt ins Zentrum seiner Filme setzte. Für seine Arbeiten erhielt Thomas Schadt zahlreiche Preise. Alle in der Ausstellung gezeigten Filme sind bis zum 6. Mai 2024 in der Mediathek Fernsehen zu den Öffnungszeiten des Museums abrufbar.

Katharina Dockhorn berichtet hier vom Eröffnungsabend:

Gerhard Schröder in intimen Momenten des Wahlkampfes 1998, Lothar Matthäus beim Föhnen der Haare nach dem Spiel oder James Last beim Ankleiden vor dem Konzert. Der Filmemacher Thomas Schaad hat viele Prominente des Landes in Momenten begleitet, die für die neugierigen Blicke des Publikums sonst tabu sind. Dabei hielt er stets klug die Distanz zwischen interessanten Situationen und Voyeurismus.

Viel mehr als die Promis, die das Rampenlicht gewohnt sind und dorthin drängen, hätten ihn stets Menschen interessiert, deren Leben nicht so glanzvoll verläuft, erzählt der Regisseur im Gespräch mit Klaudia Wick zur Eröffnung seiner Werkschau im Museum für Film und Fernsehen, die bis zum 6. Mai kommenden Jahres zu sehen ist.

Den Langzeitarbeitslose, der im Supermarkt die Preise vergleicht, oder Arbeitslose, die von ihrem Alltag erzählen, hat Thomas Schadt ebenso vor die Kamera geholt wie gelangweilte Jugendliche. Immer wieder zog es ihn auch in die USA. Die Erzählungen der Männer sind nicht nur wichtige Zeitdokumente, sie geben Einblicke in die bundesdeutsche Geschichte. Für die Ausstellung hat er sie für den Film „Männerbilder des späten 20. Jahrhunderts“ zusammengestellt. Es wäre ihm schwergefallen, eine Parität zwischen Männern und Frauen herzustellen, räumt Schadt zur Entstehung der Konzeption der kleinen Schaffensbilanz ein. Als die Filme entstanden, hätte dies auch keine Rolle gespielt.

Berlin-Bilder aus einem Jahrhundert

Anlass ist die Übergabe des Vorlasses von Thomas Schadt an das Haus. Acht Umzugskisten, zur Freude der Archivare gut sortiert, hat er der Kinemathek im Sommer überlassen. Darunter war auch eine Festplatte mit allen Filmen in seiner Regie, die zum größten Teil für das Fernsehen entstanden.

Ergänzt werden sie von seinem Kinoglanzstück, der Neuauflage von „Berlin-Symphonie einer Großstadt“ aus dem Jahr 2002, das in der Ausstellung neben dem Original von Walter Ruttmann und einer neuen Version zu sehen ist. Nicht nur für Berliner ist diese filmische Zeitreise ein Muss!

Sender schränken heute dokumentarischen Blick ein

Über die Diskussion zu veränderten Rezeptionsgewohnheiten und Anforderungen an Filmemacher*Innnen kam das Gespräch auf die Freiheit des dokumentarischen Arbeitens. Schadt, heute Professor an der Filmhochschule in Ludwigsburg, kann über die Erfahrungen seiner Studenten sehr gut die eigenen Anfänge mit den heutigen Bedingungen in den Fernsehsendern vergleichen. Das betrifft nicht nur die Sendeplätze, die in den vergangenen Jahrzehnten für Dokumentarfilme immer unattraktiver wurden. Sondern vor allem die Freiheit des Erzählens. In den 80-er und 90-er Jahren hätte ein Konzept aus einem halben Blatt Papier gereicht, um ein wenig Geld zu bekommen. Meist hätten die Regisseure offen in das Projekt gehen können und zeigen, was sie selbst sahen. Heute wollten sich die Sender absichern und vorher genau wissen, welcher Film sie erwartet.

Finanzlücke in der Kinemathek

Die spartanische Eröffnung war auch ein Spiegelbild der finanziellen Situation der Kinemathek, die seit Jahren nicht unbedingt zu den Begünstigten des Hauses von Claudia Roth zählt. Im kommenden Jahr könnte sich die Situation noch verschlechtern. Die Zuwendungen aus dem Bundeshalt sollen trotz gestiegener Heizkosten nicht steigen.

Es darf spekuliert werden, ob dahinter Absicht steckt. Wenn das Museum im Sommer still und leise schließen muss, gibt es hoffentlich einen Aufschrei in der lokalen Presse. Wenn es aber wie geplant Ende Februar 2025 seine Pforten unmittelbar nach der Berlinale für immer schließt, dürfte die internationale Aufmerksamkeit wesentlich größer sein.

Katharina Dockhorn

Link: www.deutsche-kinemathek.de


Nachrufe zum Totensonntag 2023

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An diesem beweglichen Feiertag der evangelischen Kirchen, dem letzten Sonntag vor Advent, gedenken wir immer der Verstorbenen.



Seit 17 Jahren existiert nun unser BAF-Filmtagebuch im Internet. Aber erst 2010 begannen wir am Totensonntag an jene Personen aus der Schauspiel-, Film-, Fernseh- und Medienbranche zu erinnern, die von uns gegangen sind. Diese Tradition wollen wir auch 2023 fortsetzen. Die zahlreichen Nachrufe auf verstorbene Prominente erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wurden aber nach bestem Wissen erstellt. Die Anzahl der Todesfälle ist offensichtlich nach dem Ende der Corona-Pandemie etwas gesunken, dennoch haben wir wieder eine Fülle an Daten und Informationen, sodass wir die Einträge wieder zum Umblättern auf 12 Seiten aufgeteilt haben.

Ältere Einträge finden Sie unter dem 21. November 2010, unter dem 20. November 2011, unter dem 25. November 2012, unter dem 24. November 2013, unter dem 23. November 2014 unter dem 22. November 2015, unter dem 20. November 2016, unter dem 26. November 2017, unter dem 25. November 2018, unter dem 24. November 2019 unter dem 22. November 2020, unter dem 21. November 2021 und zuletzt unter dem 20. November 2022.

Am Ende der nachfolgenden Auflistung sind in der erweiterten Ansicht detaillierte Nachrufe zu den Verstorbenen vermerkt.

Sie ruhen in Frieden

Lise Nørgaard 1. Januar 2023
Christina Drechsler ~ 2. Januar 2023
Fay Weldon 4. Januar 2023
Géza Morcsányi 4. Januar 2023
Earl Boen 5. Januar 2023
Lothar Blumhagen 10. Januar 2023
Carole Cook 11. Januar 2023
Ursula Geyer-Hopfe 12. Januar 2023
Julian Sands ~ 13. Januar 2023
Gina Lollobrigida 16. Januar 2023
Simone Bär 16. Januar 2023
Lloyd Morrisett 22. Januar 2023
Wolfgang Draeger 23. Januar 2023
Lance Kerwin 24. Januar 2023
Cindy Williams 25. Januar 2023
Sylvia Syms 27. Januar 2023
Adama Niane 28. Januar 2023
Lisa Loring 28. Januar 2023
George R. Robertson 29. Januar 2023
Annie Wersching 29. Januar 2023
George P. Wilbur 1. Februar 2023
Jürgen Flimm 4. Februar 2023
Dieter Schaad 4. Februar 2023
Burt Bacharach 8. Februar 2023
Cody Longo 8. Februar 2023
Carlos Saura 10. Februar 2023
Hugh Hudson 10. Februar 2023
Oliver Wood 13. Februar 2023
Leiji Matsumoto 13. Februar 2023
Raquel Welch 15. Februar 2023
Michel Deville 16. Februar. 2023
Richard Belzer 19. Februar 2023
Jansen Panettiere 19. Februar 2023
Nadja Tiller 20. Februar 2023
Wilhelm Roth 23. Februar 2023
Birgit Hein 23. Februar 2023
Walter Mirisch 24. Februar 2023
Gordon Pinsent 25. Februar 2023
Peter Weibel 1. März 2023
Tom Sizemore 3. März 2023
Heinz Baumann 4. März 2023
Chaim Topol 8. März 2023
Robert Blake 9. März 2023
Lance Reddick 17. März 2023
Paul Grant 19. März 2023
Robert Gallinowski 28. März 2023
Ryuichi Sakamato 28. März 2023
Christo Jivokv 31. März 2023
Sven Walser 4. April 2023
Maria Sebaldt 4. April 2023
Benjamin Ferencz 7. April 2023
Michael Lerner 8. April 2023
Elizabeth Hubbard 8. April 2023
Lotti Krekel 11. April 2023
Carol Locatell 11. April 2023
Mary Quant 13. April 2023
Murray Melvin 14. April 2023
Barbara Baum 15. April 2023
Karin Gregorek 21. April 2023
Harry Belafonte 25. April 2023
Peter Lilienthal 28. April 2023
Barry Newman 11. Mai 2023
Sharon Farrell 15. Mai 2023
Helmut Berger 18. Mai 2023
Ray Stevenson 21. Mai 2023
Tina Turner 24. Mai 2023
Peter Simonischek 30. Mai 2023
Sergio Calderón 31. Mai 2023
Margit Carstensen 1. Juni 2023
Silvio Berlusconi 12. Juni 2023
Treat Williams 12. Juni 2023
Glenda Jackson 15. Juni 2023
Hans Helmut Prinzler 18. Juni 2023
Christa Maerker 21. Juni 2023
Peter Brötzmann 22. Juni 2023
Frederic Forrest 23. Juni 2023
Alan Arkin 29. Juni 2023
Horst Hiemer 4. Juli 2023
Jeffrey Carlson 6. Juli 2023
Srđan Koljević 8. Juli 2023
Andrea Evans 9. Juli 2023
Milan Kundera 11. Juli 2023
Jane Birkin 16. Juli 2023
Bibiana Zeller 16. Juli 2023
Christian Quadflieg 16. Juli 2023
Linda Haynes 17. Juli 2023
Juliette Mayniel 21. Juli 2023
Sinéad O’Connor 26. Juli 2023
Martin Walser 28. Juli 2023
Marc Gilpin 29. Juli 2023
Paul Reubens 30. Juli 2023
Mark Margolis 3. August 2023
William Friedkin 7. August 2023
Margit Saad 7. August 2023
Sixto Rodriguez 8. August 2023
Robert Swan 9. August 2023
Robbie Robertson 9. August 2023
Werner Grassmann 14. August 2023
Jerry Moss 16. August 2023
Jörg Schmidt-Reitwein 21. August 2023
Claus Boje 25. August 2023
Gábor Medvigy 27. August 2023
Gayle Hunnicutt 31. August 2023
Rufin Wiesemann 4. September 2023
Jürgen Claus 5. September 2023
Billy Miller 15. September 2023
Erwin Olaf 20. September 2023
David McCallum 25. September 2023
Michael Gambon 28. September 2023
Thomas Danneberg 30. September 2023
Jake Abraham 1. Oktober 2023
Keith Jefferson 5. Oktober 2023
Terence Davies 7. Oktober 2023
Yahav Winner 7. Oktober 2023
Burt Young 8. Oktober 2023
Mark Goddard 10. Oktober 2023
Phyllis Coates 11. Oktober 2023
Piper Laurie 14. Oktober 2023
Suzanne Somers 15. Oktober 2023
Carla Bley 17. Oktober 2023
Richard Roundtree 24. Oktober 2023
Richard Moll 26. Oktober 2023
Matthew Perry 28. Oktober 2023
Elmar Wepper 31. Oktober 2023
Tyler Christopher 31. Oktober 2023
Shannon Wilcox 2. November 2023
Christian Lehmann 4. November 2023
Klaus Gendries 7. November 2023
Rainer Erler 8. November 2023
John Bailey 10. November 2023
Michel Ciment 13. November 2023
Christiane Blumhoff 14. November 2023
Uta Schmidt 14. November 2023
Suzanne Shepherd 17. November 2023
Eva-Maria Kurz 17. November 2023
Joss Ackland 19. November 2023
Anna Kanakis 20. November 2023
Heidelinde Weis 24. November 2023
Jutta Kaskeline 24. November 2023

N A C H T R Ä G E
Frances Sternhagen 27. November 2023
Elliott Erwitt 29. November 2023
Vassilis Vassilikos 30. November 2023
Brigit Forsyth 1. Dezember 2023
Peter R. Adam 4. Dezember 2023
Marisa Pavan 6. Dezember 2023

Im nachfolgenden Link der erweiterten Ansicht sind detaillierte Nachrufe zu den Verstorbenen vermerkt.


Im Jahre 2023 verstorbene Prominente aus Film und Fernsehen.


Lise Nørgaard 1. Januar 2023
Die dänische Schriftstellerin und Drehbuchautorin Lise Norgaard verstarb am Neujahrstag im Alter von 105 Jahren nach kurzer Krankheit, wie ihre Familie mitteilte. Sie ist damit eine der ältesten Verstorbenen in unseren bisherigen Nachrufen. In Dänemark war sie bekannt für die Fernsehserie "Matador", die unter dem Titel "Die Leute von Korsbaek" ab 1981 auch in Deutschland gezeigt wurde. Die Serie erzählt das Leben in einer fiktiven dänischen Kleinstadt in den 30er Jahren und nach dem Zweiten Weltkrieg. Zuvor hatte sie als Drehbuchautorin auch für die von 1973–1977 ausgestrahlte 83-teilige TV-Serie "Oh, diese Mieter" geschrieben. Nørgaard schrieb mehrere Romane und erzählte in ihren Memoiren "Nur ein Mädchen" von ihrem Kampf, als Reporterin zu arbeiten.

Christina Drechsler ~ 2. Januar 2023
Die 1982 in Berlin geborene Darstellerin Christina Drechsler stand schon als Teenagerin in dem RTL2 Format "Alle zusammen, jeder für sich" vor der Kamera. Noch während der Schulzeit spielte sie danach kleinere Rollen am Maxim-Gorki-Theater Berlin, darunter in "Berlin Alexanderplatz" (mit Ben Becker als Franz Biberkopf), und in "Die Ratten", beides Inszenierungen von Uwe Eric. Nach dem Abitur studierte sie Schauspiel an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« Berlin und schloss 2004 mit Diplom ab. Von 2003 bis 2013 war sie fest am Berliner Ensemble (BE) engagiert und erhielt im Jahre 2005 den Daphne-Preis für „herausragende schauspielerische Leistungen“. Sie arbeitete mit Thomas Langhoff zusammen, mit George Tabori, mit Robert Wilson und Claus Peymann und spielte in Stücken wie "Wildente", "Dreigroschenoper" und "Faust". Neben ihrem Theaterengagement drehte sie für Film und Fernsehen, unter anderem in Serien wie "Polizeiruf 110", In aller Freundschaft" oder "Stromberg" und wurde 2012 in Christian Schwochows Drama "Die Unsichtbare" für den Deutschen Filmpreis nominiert. Zu Beginn des neuen Jahres soll sie ohne nähere Angaben im Alter von nur 41 Jahren gestorben sein.

Fay Weldon 4. Januar 2023
Die britische Schriftstellerin Fay Weldon, Autorin des Buches "Down Among Women", welches unter dem Titel „Die Teufelin“ mit Meryl Streep verfilmt wurde, verstarb „friedlich“ im Alter von 91 Jahren. Die Britin, die in Neuseeland aufgewachsen war, hinterlässt ein Werk von mehr als 30 Romanen. Ihre Bücher und Stücke handelten meist von Beziehungen zwischen Frauen und Männern. Daneben verfasste Weldon auch Kinderbücher sowie Drehbücher und verdingte sich auch als Werbetexterin. Bis 2021 lehrte sie zudem an der Bath Spa University in der Nähe von Bristol kreatives Schreiben. 1971 erhielt sie für die erste Episode der Fernsehserie "Das Haus am Eaton Place" einen Writers Guild Award für das beste britische Serien-Drehbuch.

Géza Morcsányi 4. Januar 2023
Der in Budapest geborene ungarischer Schauspieler, Dramaturg, Übersetzer und Hochschullehrer Géza Morcsányi verstarb im Alter von 70 Jahren. Seine erste international bekannte Filmrolle bekam er 2017 in dem Drama "On Body and Soul", dem ungarischen Beitrag für den besten fremdsprachigen Film bei den 90. Academy Awards, der 2017 auch den Goldenen Bären der Berlinale gewann. 2005 erhielt er den Verdienstorden der Republik Ungarn. 2022 folgte sein Auftritt in dem bereits 2016 gedrehten russischen Kriegsfilm "Palmyra" von Andrei Kravchuk, der von den Pionieren erzählt, welche die russische Militäroperation in Syrien durchführten.

Earl Boen 5. Januar 2023
Der in Colorado geborene US-amerikanischer Schauspieler und Synchronsprecher Earl Boen verstarb im Alter von 81 Jahren an den Folgen von Lungenkrebs. Boen verkörperte in den ersten drei Teilen der Terminator Science-Fiction-Reihe mit Arnold Schwarzenegger den Psychologen Dr. Peter Silberman. Boens Figur mauserte sich in den „Terminator“-Filmen neben den titelgebenden Killermaschinen selbst zu einem wiederkehrenden Antagonisten. Die dritte Folge aus dem Jahre 2003 des sechsteiligen Franchise war jedoch seine letzte Rolle in einem Hollywood-Kinofilm. Zuvor wirkte Boen noch in Komödien wie "Die nackte Kanone" und "Der Mann mit zwei Gehirnen" mit. Zudem war er ein gern gebuchter Darsteller für Serienformate wie "Raumschiff Enterprise", "Golden Girls", "Der Prinz von Bel-Air" oder "Alf" und viele andere.

Lothar Blumhagen 10. Januar 2023
Der Schauspieler und Synchronsprecher Lothar Blumhagen verstarb im Alter von 95 Jahren in Berlin. Blumhagen war die deutsche Stimme vieler internationaler Stars. Sein dunkles, raues Timbre war unverkennbar und konnte perfekt das Auftreten eines britischen Gentlemans unterstreichen. Er war während seiner Karriere als Theaterdarsteller aktiv und mehrfach in Fernsehfilmen zu sehen. Berühmt wurde er aber vor allem als Synchronsprecher, denn er war die deutsche Stimme für viele Hollywood-Größen. Zu seinen letzten Arbeiten gehörte die Synchronisation von Christopher Plummer in der Netflix-Komödie "Knives Out - Mord ist Familiensache" (2020).

Carole Cook 11. Januar 2023
Die in Texas als Mildred Frances Cook geborene US-amerikanische Schauspielerin verstarb nur drei Tage vor ihrem 99. Geburtstag an Herzinsuffizienz in ihrem Zuhause in Beverly Hills. Ihre Karriere nahm ihren Anfang in den 1950ern am Broadway, wo ihr durch Auftritte in Musicals und Cabarets bald der Durchbruch gelang. Dann zog es Carole Cook nach Los Angeles, wo sie von der Schauspielerin und Comedylegende Lucille Ball unter die Fittiche genommen wurde. In der Hauptstadt der Filmbranche wandte sie sich auch dem TV- und Filmbusiness zu. So stand sie nicht nur für die Comedyshows ihrer Mentorin vor der Kamera, sondern auch für Produktionen wie etwa "Der Denver-Clan", "Ein Mann für gewisse Stunden", "Sixteen Candles" oder "Grey's Anatomy". Allerdings blieb das Engagement zumeist auf Nebenrollen beschränkt - ganz im Gegensatz zum Theater, wo die rothaarige Darstellerin vor allem in komischen, schlagfertigen Rollen auftrumpfte und Rollen in Stücken wie "Die Dreigroschenoper" und "Hello, Dolly!" bekam. Seit 1964 war sie mit dem 1928 geborenen Schauspieler Tom Troupe verheiratet. Zuletzt machte die stets für ihre unverblümte Art bekannte Darstellerin im Jahr 2018 Schlagzeilen, als sie in einem Interview mit Bezug auf den damaligen US-Präsidenten Donald Trump fragte: "Wo ist John Wilkes Booth (der Mörder Abraham Lincolns, Anm. d. Red.), wenn man ihn mal braucht?"

Ursula Geyer-Hopfe 12. Januar 2023
Die 1924 in der sächsischen Universitätsstadt Freiberg geborene Schauspiellegende verstarb in Radebeul bei Dresden mit 98 Jahren. 1944 wurde sie im Dresdner Schloss als Sachsens beste Nachwuchsschauspielerin ausgezeichnet. Später hat sie am Theater Junge Generation (TJG) in Dresden Geschichte geschrieben. Mit ihren Rollen und Inszenierungen sind mehrere Generationen aufgewachsen. Sie war dort als Schauspielerin, Regisseurin und zeitweilig auch als Oberspielleiterin engagiert, bis sie Dieter Görne 1995 ans Staatsschauspiel holte, wo sie bis 2007 engagiert war. Zu den Höhepunkten am Staatsschauspiel zählen die Königin Margret in „Richard III“ von Shakespeare, die Generalin in „Mephisto“ von Klaus Mann, die Oma im Zweipersonenstück „Die Herzschrittmacherin“ sowie die Rose in „Rose“ von Martin Sherman. Als Regisseurin gastierte sie in Berlin, an der Staatsoperette und an den Landesbühnen Sachsen. Die Künstlerin arbeitete aber auch für Rundfunk, Film und Fernsehen und ist als Schauspielerin bekannt für die beiden Filme "Das Monstrum", einem Abenteuerfilm aus dem Jahr 2001 von Miriam Pfeiffer mit Rene Reinhardt, Corinna Harfouch und Thomas Dehler, sowie für "Sometimes we sit and think and sometimes we just sit" aus dem Jahre 2012 von Julian Pörksen, wo sie mit 88 Jahren an der Seite von Peter-René Lüdicke und Eike Weinreich in einem Altenheim auftritt.

Julian Sands ~ 13. Januar 2023
Der britische Schauspieler Julian Richard Morley Sands, der in der Nähe von Hollywood lebte und ein begeisterter Bergwanderer gewesen sein soll, ist nach einem Ausflug zum 3.070 Meter hohen Mount Baldy, der offiziell Mount San Antonio heißt und zum San-Gabriel-Gebirgszug gehört, nicht zurückgekehrt und verschollen. Es hatte zuvor Warnungen vor dem Besteigen des Berges gegeben, da Kalifornien wochenlang von schweren Winterstürmen mit Schnee, Erdrutschen, Schlammlawinen und Überschwemmungen heimgesucht worden war. Bereits zwei Wanderer waren in den vergangenen Wochen in dem Gebiet nach Stürzen ums Leben gekommen. Auch Sands Leiche wurde erst Ende Juni gefunden. Der in einem Vorort von Leeds geborene 65 Jahre alte Darsteller, der 2020 in dem Original-Netflix-Film "Yeh Ballet" einen Tanzlehrer mimte, hatte in seiner jahrzehntelangen Karriere neben dem mit drei Oscars ausgezeichneten Kostümfilm "A Room With a View" (Zimmer mit Aussicht) in zahlreichen anderen Filmen und Serien mitgewirkt, etwa "Naked Lunch", "Warlock", "Snakehead", "The Killing Fields", "Leaving Las Vegas", "Arachnophobia", "Smallville", "24" oder jüngst "What/If". Seinen letzten Auftritt hatte er in Robert Schwentkes Politsatire "Seneca" als Bildungsbürger 'Rufus', der sich vom namensgebenden Philosophen (dargestellt von John Malkovich) abwendet, als dieser beim Despoten Nero in Ungnade fällt und seinen Selstmord vollziehen soll. Der Film feierte im Februar auf der 73. Berlinale seine Premiere mit dem Cast, während Sands fehlte.

Gina Lollobrigida 16. Januar 2023
Die italienische Schauspielerin Gina Lollobrigida verstarb im Alter von 95 Jahren in einem Krankenhaus in Rom. "La Lollo", wie der Weltstar in Italien genannt wurde, war eine der Ikonen aus Hollywoods goldenem Zeitalter und eine der großen Diven des italienischen Kinos. Neben Sophia Loren, Claudia Cardinale und Monica Vitti erlangte sie in den Nachkriegsjahrzehnten weltweiten Ruhm und stand mit den größten Filmstars vor der Kamera. In Anlehnung an einen ihrer Filme wurde sie gar als „schönste Frau der Welt“ bezeichnet. Ihre Karriere begann in den 1940er-Jahren. Ihren Hollywood-Durchbruch hatte sie 1953 in dem Abenteuerfilm "Schach dem Teufel" mit Humphrey Bogart. Sie spielte auch mit Hollywoodstars wie Marcello Mastroianni, Sean Connery, Alec Guinness, Rock Hudson und Burt Lancaster. An der Seite von Anthony Quinn brillierte sie in „Der Glöckner von Notre Dame“ (1956). Auch „Fanfan, der Husar“ (1952) und „Die Schönen der Nacht“ (1952) gehörten zu ihren großen Erfolgen. Außerdem war die kurvenreiche Schauspielerin bekannt für ihre zahlreichen Affären, dennoch lehnte sie es ab, sich vor der Kamera auszuziehen, weshalb die Filmproduzenten sie bald links liegen ließen. Nach ihrer Schauspielkarriere wandte sie sich in den 70er Jahren erfolgreich dem Fotojournalismus zu. Sie lichtet Prominente wie Fidel Castro, Pele, Ronald Reagan, Paul Newman und Salvador Dali ab. In den 1990er-Jahren beginnt Lollobrigida ihre dritte Karriere und nimmt Unterricht bei dem bekannten Bildhauer Giacomo Manzu. Sie arbeitet erfolgreich in der Toskana und stellt Skulpturen in Moskau und Sevilla aus. Geboren wurde sie 1927 in dem Örtchen Subiaco östlich von Rom geboren. Schon als Dreijährige wurde Gina in einem Wettbewerb zum schönsten Kleinkind gekürt. Zum Film kommt sie zufällig: 1946 wird sie auf der Straße entdeckt und 1947 vom Produzenten Mario Costa für den Film "Opernrausch" engagiert. In den 50er- und 60er-Jahren macht sie als umgarnter Männerschwarm Furore und wirkt in über 60 Filmen mit. In ihren letzten Jahren steht ein junger Mann für sie im Fokus. Er ist ihr Assistent und wohnt mit seiner Familie bei Lollobrigida. Sohn Milko behauptet allerdings, der Mann habe die Seniorin manipuliert und erwirkt, dass seiner Mutter nach einem jahrelangen Familienstreit mit ihm ein Finanzvormund vorgesetzt wurde, sodass sie nicht mehr über ihr Vermögen entscheiden konnte.

Simone Bär 16. Januar 2023
Die deutsche Castingdirektorin Simone Bär verstarb im Alter von 57 Jahren in Berlin. Bär war Grimme-Preisträgerin, Mitglied der American Academy of Motion Picture Arts and Sciences sowie der Deutschen und der Europäischen Filmakademie und als Expertin für großes internationales Arthouse-Kino Casting zur Kunst erhoben. Bär arbeitete mit Regisseuren wie Stephen Daldry, Quentin Tarantino, Steven Spielberg, Christian Petzold, Matti Geschonneck, Florian Gallenberger und der Regisseurin Margarethe von Trotta zusammen. Sie hat Filme passenden Schauspielern besetzt, denen durch ihr Wissen und Fühlen die bedeutendsten Preise verliehen wurden, darunter sind mehrfache Oscargewinner*innen und Nominierte, Preisträger*innen des Golden Globe, des Deutschen Filmpreises, des Europäischen Filmpreises und Grimme-Preisträger*innen, aber auch TV-Serien wie beispielsweise "Babylon Berlin". Es war ihr eine Freude feinste Nuancen in der Besetzung der Netflix-Serie „Dark“ zu finden und Dialektangleichungen der älteren und jüngeren Spieler*innen einer Rolle kongenial besetzen zu können. Viele ihrer Besetzungen wie Nina Hoss, Sandra Hüller, Paula Beer, Vicky Krieps, Peter Kurth, Christoph Waltz und viele, viele mehr, sind mit den gemeinsamen Arbeiten gewachsen. Sie war eine der besten Menschenkennerinnen in diesem Metier, immer auf der Suche nach einem neuen Gesicht, einer neuen Inspiration, immer bereit, alles über Bord zu werfen für die perfekte Gruppe, für die perfekte Hauptrolle, schrieb die Deutsche Filmakademie in einem Nachruf.

Lloyd Morrisett 22. Januar 2023
Gerade erst feierten die Muppets Ernie und Bert des Puppenspielers Jim Henson aus der Sesamstraße, dem deutschen Ableger der „Sesame Street“, ihren den fünfzigsten Geburtstag im Januar in der Hamburger Elbphilharmonie. Kurz darauf wurde der Tod von Lloyd Morrisett, dem Erfinder der TV-Kindersendung bekannt, der im Alter von 93 Jahren in San Diego, Kalifornien verstarb. Der US-Psychologe und Ideengeber der Sendung hinterlässt ein übergroßes und unauslöschliches Vermächtnis für Generationen von Kindern auf der ganzen Welt. Als jahrzehntelanger Leiter der Produktionsfirma sei er fasziniert von der Macht der Technologie gewesen und habe stets überlegt, wie man diese für Bildung nutzen könne.

Wolfgang Draeger 23. Januar 2023
Der in Berlin geborene Schauspieler, Synchronsprecher und Hörspielsprecher Wolfgang Herbert Kurt Draeger verstarb mit 95 Jahren in Hamburg wo er seit 1980 lebte. Er war die deutsche Synchron-Stimme des US-Schauspielers Woody Allen, dessen besondere stotternde Sprechweise für Draeger nie ein Problem gewesen sei, weil er zum Teil selbst so war, mit einem Hang zum Psychopathen. 1955 gehörte er zusammen mit Wolfgang Gruner (†2002) dem Ensemble des Berliner Kabaretts "Die Stachelschweine" an. Draegers prominenteste Rolle dürften die des Kommissars Glockner aus der Hörspielserie „TKKG“ gewesen sein. Bekannt ist er aber auch aus Kinder- und Jugendhörspielen des Labels Europa sowie aus der Hörspiel-Reihe „Die drei ???“. Außerhalb der Theaterbühne war er als Schauspieler nur wenig präsent, außer in Märchenfilmen der frühen 1950er Jahre und in der ZDF-Serie „Das Erbe der Guldenburgs“, die zwischen 1987 und 1990 eine der erfolgreichsten deutschen Fernsehserien ihrer Zeit war.

Lance Kerwin 24. Januar 2023
Seit seinem 12 Lebensjahr stand der Ex-Kinderstar Lance Kervin in Hollywood vor der Kamera. Mit 62 Jahren verstarb der in Kalifornien geborene US-Schauspieler, wie seine Tochter mitteilte. Mit seiner Rolle in der Stephen-King-Verfilmung „Brennen muss Salem“ (Salem’s Lot, 1979) wurde Lance Kerwin einem großen Publikum bekannt. Der in den 1970er Jahren vielleicht beliebteste Darsteller eines Bengels spielte in zahlreichen TV- und Kinofilmen mit. Schon die Fernsehversion des Bestsellers „Unsere kleine Farm“ (ab 1974) war für Kerwin eine erste Spielwiese gewesen. Mit dem TV-Film „Der Sieg seines Lebens“ (The Loneliest Runner, 1976), einer sehr persönlichen Geschichte eines Jungen, der mit dem Laufen seine eigenen Probleme in den Griff bekommt, spielte er sich in die Herzen der Zuschauer. Zwischen 1977 und 1978 begeisterte er als Jungdarsteller in der auf sein Talent zugeschnittenen Teen-Serie „James At 15“. Wolfgang Petersen besetzte ihn für eine kleine Rolle in „Enemy Mine“ (1985) und nochmals 1995 in seinen Killervirus-Thriller „Outbreak“. Nach mehr als 25 Jahren Drehpause war Kerwin ein letztes Mal 2022 überraschend in dem Hawaii-Western „The Wind & The Reckoning“ zu sehen.

Cindy Williams 25. Januar 2023
Die US-Schauspielerin Cindy Williams verstarb nach kurzer Krankheit im Alter von 75 Jahren, wie ihre Kinder Zak und Emily Hudson bekannt gaben. Cindy Williams habe einen "brillanten Sinn für Humor" gehabt, zitierten der Sender CNN und das Branchenmagazin "Hollywood Reporter" u.a. aus dem Statement der Kinder. Dank ihrer Rolle in der Sitcom „Laverne & Shirley“ stieg Cindy Williams in den 70er und 80er-Jahren zu einer der größten TV-Stars in den USA auf. Ihren ersten großen Filmerfolg konnte sie in den 1970er Jahren in "American Graffiti" unter der Regie von George Lucas feiern. In der Folge spielte sie auch in dem Krimi "The Conversation" ("Der Dialog") von Francis Ford Coppola. Und zwar an der Seite von Gene Hackman. Ihr 2004 verliehener "Walk of Fame"-Stern sollte zum Andenken mit Blumen geschmückt werden, so die Verleiher der Sternenplaketten.

Sylvia Syms 27. Januar 2023
Die in London geborene britische Schauspielerin Sylvia Syms sei laut Aussage ihrer Kinder im Alter von 89 Jahren in einem Londoner Pflegeheim für Schauspieler und Unterhaltungskünstler friedlich eingeschlafen. Syms war unter anderem in Klassikern wie "Eiskalt in Alexandrien - Feuersturm über Afrika" von 1958 und "Der Teufelskreis" von 1961 zu sehen. Die Schauspielerin war eine feste Größe des britischen Kinos und spielte in vielen der bekanntesten britischen Filme der 50er und 60er Jahre mit.

Adama Niane 28. Januar 2023
Der farbige französische Schauspieler Adama Niane, der aus zahlreichen französischen Filmen und TV-Produktionen bekannt war und seinen internationalen Durchbruch 2021 mit der Netflix-Serie „Lupin“ hatte, verstarb unerwartet mit nur 56 Jahren.

Lisa Loring 28. Januar 2023
Die mit bürgerlichem Namen Lisa Ann DeCinces auf den Marshallinseln geborene US-amerikanische Schauspielerin Lisa Loring verstarb mit 64 Jahren in Los Angeles an einem Schlaganfall. Bekanntheit erlangte sie durch ihre Darstellung des kleinen Mädchens namens Wednesday in der morbiden Serie "The Addams Family" Mitte der 1960er Jahre.

George R. Robertson 29. Januar 2023
Der kanadische Schauspieler George Ross Robertson, der vor allem in den 1980er Jahre Bekanntheit durch seine Filmrolle des Commissioner Hurst in sechs von sieben Komödien der "Police-Academy"-Reihe und einem Gastauftritt in der gleichnamigen Fernsehserie erlangte, verstarb im Alter von 89 Jahren in einem Krankenhaus von Toronto. Bereits 1968 wirkte er mit "Rosemaries Baby" von Roman Polanski, erstmals in einem Film mit. Es folgten in den 1970er-Jahren vor allem Nebenrollen. Sein schauspielerisches Werk umfasst rund 80 Produktionen, darunter 1995 in der Rolle des Admirals William Daniel Leahy in einem Film über den Atombombenangriff auf Hiroshima.

Annie Wersching 29. Januar 2023
Die in St. Louis, Missouri geborene US-amerikanische Schauspielerin Annie Wersching verstarb in Los Angeles, Kalifornien im Alter von 45 Jahren an Krebs. Der beliebte Serienstar war erstmals 2002 durch „Star Trek: Enterprise“ von „A24“ Films bekannt geworden. Zuletzt war sie 2022 noch einmal in 6 Folgen der Science-Fiction-Fernsehserie "Star Trek: Picard" zu sehn. Insgesamt war trat sie in mehr als 40 Fernsehserien auf.

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mit George P. Wilbur, der am 1. Februar 2023 verstarb.


George P. Wilbur 1. Februar 2023
Der US-Stuntman und Schauspieler George P. Wilbur, bekannt für seine Rolle als Michael Myers in den "Halloween"-Filmen, verstarb im Alter von 81 Jahren. Wilbur startete seine Filmkarriere 1966 mit Komparsenrollen. Insgesamt war er an mehr als 100 Fernseh- und Filmprojekten beteiligt, unter anderem 1971 in "Flucht vom Planet der Affen", zwischen 1970 und 1973 in den "Mission: Impossible"-Filmen und 1989 in "Ghostbusters II". In "Halloween IV – Michael Myers kehrt zurück" von 1988 und "Halloween VI – Der Fluch des Michael Myers" aus dem Jahre 1995 verkörperte er den berühmten Antagonisten selbst. In "Halloween V – Die Rache des Michael Myers" war er wieder nur als Stuntman für den Darsteller Don Shanks zu sehen. Seine Stunt-Karriere beendete er Mitte der Neunzigerjahre, 2012 und 2014 kehrte er für kleinere Rollen vor die Kamera zurück.

Jürgen Flimm 4. Februar 2023
Der im hessischen Gießen geborene Theater-Regisseur, Schauspieler, Intendant und Hochschullehrer Jürgen Flimm, verstarb im Alter von 81 Jahren in Niedersachsen. Von 2010 bis 2018 war Flimm Intendant der Berliner Staatsoper Unter den Linden. Er betätigte sich in den 70er und 90er Jahren zuweilen aber auch als Fernseh- und Dokumentarfilmregisseur. Zudem leitete er von 2006 bis 2010 die Salzburger Festspiele, einem Posten, bei dem man das Geld mit vollen Händen ausgeben konnte. Sein Bayreuther "Ring" 2000 wurde allerdings nicht der erhoffte Millenniumswurf. Dafür gelangen ihm ganz viele andere unvergessliche Aufführungen.

Dieter Schaad 4. Februar 2023
Der deutsche Schauspieler Dieter Schaad ("Tatort", "Lindenstraße") verstarb plötzlich und unerwartet im Alter von 96 Jahren in seiner Geburtsstadt Wiesbaden, wo er auch von 1945-1947 die Schauspielschule besuchte. Neben Engagements u,a. in Worms, Bielefeld, Krefeld, Köln, Darmstadt und Wiesbaden stand er in mehr als 120 Film- und Fernsehproduktionen vor der Kamera. Zuletzt drehte er im Dezember 2022 den Kölner WDR-Tatort "Des anderen Last".

Burt Bacharach 8. Februar 2023
Der US-amerikanische Pianist, Komponist und Oscar-Gewinner Burt Bacharach verstarb im Alter von 94 Jahren in seinem Haus in Los Angeles eines natürlichen Todes. Bacharach feierte Hits von den 1950er Jahren bis ins 21. Jahrhundert, darunter "Alfie", "I Say a Little Prayer" und "I'll Never Fall in Love Again". Der Komponist begeisterte zudem mit Melodien wie die von "Walk on By" und "Do You Know the Way to San Jose" Millionen und wurde für seine Arbeit u.a. mit Grammys und Golden Globes ausgezeichnet. In den 1960ern war es vor allem das Zusammenspiel mit Sängerin Dionne Warwick, die sich für Bacharach und Songtexter Hal David als Goldgrube entpuppte. 15 Titel hoben die beiden allein zwischen 1962 und 1968 in die Top 40 der US-Charts, darunter „Anyone Who Had a Heart“, „Reach Out for Me“, „Message to Michael“, „You'll Never Get to Heaven“ und „What the World Needs Now is Love“. Seine Songs wurden darüber hinaus von Größen wie Aretha Franklin, Isaac Hayes, Barbra Streisand, Petula Clark, Dusty Springfield, Gene Pitney, Tom Jones, The Carpenters, B.J. Thomas und Hunderten anderen interpretiert. Einer seiner bekanntesten Songs ist „Raindrops Keep Fallin' On My Head“ für den Kultfilm „Zwei Banditen - Butch Cassidy und Sundance Kid“ mit Paul Newman und Robert Redford aus dem Jahr 1969. Der Song wurde mit einem Oscar ausgezeichnet, einen weiteren Oscar gab es für die beste Filmmusik. Schon vier Jahre zuvor schlug sein Soundtrack zu dem Film „Was gibt’s Neues, Pussy?“ (What’s New Pussycat?) mit Nachhall beim Publikum ein. Das Drehbuch der überdrehten Filmgroteske um einen Modejournalisten schrieb Woody Allen, der darin auch sein Debüt als Schauspieler gab. Zwei Jahre später komponierte Bacharach die Musik zu dem James-Bond-Titel "Casino Royale".

Cody Longo 8. Februar 2023
Der US-Schauspieler Cody Longo wurde mit nur 34 Jahren von seiner Frau, mit der er drei gemeinsame Kinder hatte, leblos in seinem Haus in Austin, Texas aufgefunden. Die Schauspielkarriere des TV-Serien-Stars aus "Hollywood Heights" (80 Folgen, 2012) begann 2008 als 'Dave' in "Ball Don't Lie". 2009 spielte er als 'Andy Matthews' in dem Film "Fame – Der Weg zum Ruhm" mit. Danach folgten meist nur zahlreiche Gastauftritte in Serien wie z.B. "CSI: Den Tätern auf der Spur" oder "Make It or Break It". Obwohl er gut aussah, fehlten ihm größere Rollen. Zuletzt war er 2018 in dem Spielfilm "Rich Boy, Rich Girl" zu sehen. 2020 sorgte er mit einer Verhaftung aufgrund häuslicher Gewalt für Schlagzeilen. Der Schauspieler hatte jahrelang mit Sucht und Alkoholproblemen zu kämpfen.

Carlos Saura 10. Februar 2023
Der preisgekrönte spanische Regisseur Carlos Saura verstarb im Alter von 91 Jahren zu Hause im Kreise seiner Angehörigen. Saura zählte zu den einflussreichsten Filmemachern Spaniens, zu seinen bekanntesten Filmen gehören "Bluthochzeit" und der Ballettfilm "Carmen", der bei den Festspielen von Cannes ausgezeichnet und für einen Oscar nominiert wurde. In den Jahren 1966 und 1968 wurde er bei der Berlinale jeweils mit dem silbernen Bären ausgezeichnet. 1981 erhielt er für "Los, Tempo!" den Goldenen Bären. Zu Sauras Trophäen gehören außerdem mehrere Goyas der spanischen Filmakademie, eine Auszeichnung der British Academy of Film and Television Arts (Bafta) und der Ehrenpreis des Europäischen Filmpreises für sein Lebenswerk. Der Spanier brillierte nicht nur mit seinen Filmproduktionen, sondern fiel in seiner Heimat auch als Kritiker gesellschaftlicher Missstände auf und machte sich ab dem Ende der 50er Jahre mit Kritik an der Franco-Diktatur einen Namen. Carlos Saura versucht sich in allen Arten der Kunst - als Regisseur, Fotograf, Maler und Romanautor. Selbst im hohen Alter arbeitet er noch an unvollendeten Streifen über Picasso. Wenige Tage vor seinem Tod erschienen sein letzter Film "Las paredes hablan" (Die Wände sprechen).

Hugh Hudson 10. Februar 2023
Der britische Erfolgsregisseur des Sportfilm-Klassikers "Die Stunde des Siegers" (1981) verstarb im Alter von 86 Jahren im Londoner Charing Cross Krankenhaus. Der Sportfilm über zwei britische Sprinter, die an den olympischen Spielen des Jahres 1924 in Paris teilnehmen, wurde bei der 54. Oscarverleihung mit insgesamt vier Trophäen ausgezeichnet, darunter für den "Besten Film". Neben Hudson der auch als Regisseur nominiert war, ist der Film insbesondere durch den Soundtrack des Musikers Vangelis in Erinnerung geblieben. Neben seiner Filmkarriere war der im Jahr 1936 in London geborene Hudson auch über lange Jahre als Regisseur von Werbespots erfolgreich. Eine weitere bedeutende Spielfilm-Regiearbeit stellte im Jahr 1984 "Greystoke - Die Legende von Tarzan, Herr der Affen" mit Christopher Lambert in der Hauptrolle des Tarzan dar. Im Jahr 1985 folgte der Abenteuerfilm "Revolution", in dem Al Pacino die Hauptrolle spielte. Hudson war Vater eines Sohns und hinterlässt seine zweite Ehefrau Maryam d'Abo (62), die als Bond-Girl in "James Bond 007 - Der Hauch des Todes" (1987) bekannt wurde. Das Paar hatte im Jahr 2003 geheiratet.

Oliver Wood 13. Februar 2023
Oliver Wood, der als Kameramann Action-Filme wie "Die Hard 2", die "Bourne-Verschwörung" und über 50 Folgen der TV-Serie "Miami Vice" drehte, verstarb im Alter von 80 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung. Mit seiner großartigen Kameraarbeit an der "Bourne"-Trilogie mit Matt Damon als gejagter Geheimagent habe er für Hollywoods Action-Filme in den frühen 2000er Jahren neue Maßstäbe gesetzt, schrieb Hollywood-Produzent Frank Marshall. Zu seinen letzten Arbeiten zählte der Film "Morbius" (2022) von Regisseur Daniel Espinosa. Zuvor drehten Wood und Espinosa bereits die Filme "Safe House" (2012) und "Kind 44" (2015).

Leiji Matsumoto 13. Februar 2023
Der legendäre japanische Manga- und Anime-Schöpfer Leiji Matsumoto, der Klassiker wie "Space Battleship Yamato" schuf, verstarb 85-jährig in Tokyo an akutem Herzversgen. Matsumoto, der mit bürgerlichem Namen Akira Matsumoto hieß, wurde vor allem durch seine Vielzahl an Space Operas bekannt. Viele seiner Werke wie "Galaxy Express 999" und "Space Pirate Captain Harlock" wurden als Anime-TV-Serien adaptiert und erlangten weltweit große Popularität.

Raquel Welch 15. Februar 2023
Die in Chicago als Jo Raquel Tejada geborene US-amerikanische Schauspielerin Raquel Welch verstarb nach kurzer Krankheit im Alter von 82 Jahren in Los Angeles. Der Hollywood Star war in den 1960er und 1970er Jahren eines der großen Sexsymbole des europäischen und US-amerikanischen Kinos. Mit Filmen wie "Eine Million Jahre vor unserer Zeit" in dem sie das Höhlenmädchen Loana spielte und "Die drei Musketiere" feierte Welch große Erfolge. Sie war damals eine der meistfotografierten Hollywood-Schönheiten. Die mit dem Golden Globe ausgezeichnete Darstellerin drehte mit Hollywoodgrößen wie James Stewart ("Bandolero"), Frank Sinatra ("Lady in Cement") und Burt Reynolds ("Auf leisen Sohlen kommt der Tod"). Welch war viermal verheiratet und viermal geschieden. Aus ihrer ersten Ehe stammen zwei Kinder, Damon und Tahnee.

Michel Deville 16. Februar. 2023
Der südlich von Paris geborene französische Filmregisseur und Drehbuchautor Michel Deville verstarb im hohen Alter von 91 Jahren an seinem Geburtsort. Deville war ein Nachzügler der Nouvelle Vague - ohne es sein zu wollen - und hat mit Romy Schneider, Brigitte Bardot und Catherine Deneuve gedreht. Alles, was er drehte, wurde mit dem vergleichen, was Truffaut, Chabrol, Rohmer und andere zuwege brachten. Der Regisseur hinterlässt der Nachwelt rund 30 Werke. Darunter waren Erfolge wie "Das wilde Schaf", "Datenschutz", "Der Tölpel" und "Gefahr im Verzug", für den er 1985 eine César-Auszeichnung bekam. Im Jahre 1998 erhielt er für das Spielfilmdrama "Tagebuch eines Landarztes" die Silberne Muschel des Festival Internacional de Cine de Donostia-San Sebastián. Zu seinen bekanntesten Filmen zählt außerdem "Die Vorleserin" ('La lectrice') von 1989.

Richard Belzer 19. Februar 2023
Der in Connecticut als Sohn eines jüdischen Kioskbesitzers geborene US-amerikanische Komiker und Schauspieler Richard Jay Belzer verstarb in seinem Haus in Frankreich im Alter von 78 Jahren. Belzer, der in den 1970er Jahren als Komiker in der Sketch-Show «Saturday Night Live» mitwirkte, hatte auch Nebenrollen in Filmen wie "Fame – Der Weg zum Ruhm", "Scarface" und "Fegefeuer der Eitelkeiten". Bekannt wurde er in den 1990er Jahren in der Rolle des Detektivs John Munch in über 300 Folgen der Hit-Serie "Law & Order: Special Victims Unit". Bis 2016 spielte er den scharfzüngigen Cop bei einer Sondereinheit für Sexualdelikte in New York, womit er eine «ikonische» TV-Figur schuf.

Jansen Panettiere 19. Februar 2023
Der Schauspieler und Maler Jansen Panettiere, jüngerer Bruder der Sängerin und Schauspielerin Hayden Lesley Panettiere, wurde im Alter von nur 28 Jahren in seiner Wohnung in New York City tot aufgefunden. Er soll psychische Probleme gehabt haben, letztendlich aber an Herzproblemen verstorben sein. In den 2000er-Jahren war Jansen ein gefragter Synchronsprecher: Seine Stimme ist unter anderem in der Original-Fassung von "Ice Age 2 - Jetzt taut's" oder auch dem Animationsfilm "Robots" aus dem Jahr 2005 zu hören. Als Schauspieler hatte der hübsche junge Mann 2012 unter anderem an der Seite seiner Schwester eine Rolle in dem Drama "Farben der Liebe"übernommen, spielte aber auch in der Erfolgsserie "The Walking Dead" eine kleine Rolle. In den letzten Jahren zog er sich jedoch als Schauspieler und Synchronsprecher zurück und widmete sich der Malerei.

Nadja Tiller 20. Februar 2023
Die Schauspiel-Legende Nadja Tiller verstarb im Alter von 93 Jahren in Hamburg. Tiller war einer der bekanntesten deutschsprachigen Stars der Nachkriegsjahrzehnte. Berühmt wurde die in Wien geborene Darstellerin 1958 mit Rolf Thieles Skandalfilm "Das Mädchen Rosemarie", um eine im Frankfurter Rotlichtviertel ermordete Prostituierte. Von den späten 1940er-Jahren bis Mitte der 1960er-Jahre spielte sie in zahlreichen großen Filmen, darunter "Illusion in Moll" (1952) und "Schloss Gripsholm" (1963). Auch im nicht-deutschsprachigen Ausland war Tiller gefragt und wirkte 1962 an Roberto Rossellinis "Anima nera" mit und stand für Robert Siodmak und Julian Duvivier vor der Kamera. Bei den 120 Filmen, die sie drehte, arbeitete sie u.a. mit Jean Gabin und Michael Caine zusammen. In späteren Jahrzehnten arbeitete Tiller viel fürs Fernsehen, spielte etwa 2003 in "Das Bernsteinamulett". Bis ins hohe Alter stand Tiller auch immer wieder auf Theaterbühnen. Ab und zu arbeitete sie dabei mit ihrem Mann zusammen, dem 2011 verstorbenen Schauspieler Walter Giller. Die beiden heirateten 1956, bekamen zwei Kinder und vier Enkelkinder. 2009 spielten Nadja und Walter Giller gemeinsam in Leander Haußmanns Kinofilm "Dinosaurier - Gegen uns seht ihr alt aus" mit.

Wilhelm Roth 23. Februar 2023
Der Filmpublizist Wilhelm Roth verstarb wenige Tage nach seinem 86.Geburtstag in einem Pflegeheim in Frankfurt am Main, wie seine Angehörigen dem Evangelischen Pressedienst (epd) mitteilten. Der gebürtige Regensburger leitete die Fachzeitschrift "epd Film" von ihrer Gründung im Jahr 1984 bis zu seinem Ruhestand 2002. Für den epd war er seitdem weiter als Autor tätig. Unter Roths Leitung entwickelte sich "epd Film" zu einem unter Cineasten hoch angesehenen Monatsmagazin.

Birgit Hein 23. Februar 2023
Die Filmemacherin, Filmwissenschaftlerin, Performancekünstlerin und Hochschullehrerin Birgit Hein verstarb im Alter von 80 Jahren in Berlin. Seit 2007 war sie Mitglied der Akademie der Künste, wenige Jahre später dann Stellvertretende Direktorin der Sektion Bildende Kunst bis zum Jahr 2021. Als experimentierfreudige Künstlerin schuf sie zusammen mit Wilhelm Hein die ersten Materialfilme, Meilensteine der Zeit wie "Rohfilm" (1968) oder "Strukturelle Studien" (1974). Mit ihren Filmen, Performances, dokumentarischen Filmessays und filmwissenschaftlichen Veröffentlichungen gilt sie als eine der entscheidenden Wegbereiterinnen des deutschen Underground- und Experimentalfilms. Einige ihrer Werke wurden 1986, 1992, und 1995 in der Sektion Forum des Jungen Films bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin (Berlinale) uraufgeführt. Als Professorin an der Hochschule für Bildende Kunst in Braunschweig unterrichtete und prägte sie von 1990 bis 2008 Generationen von heute erfolgreichen Künstler*innen wie Bjørn Melhus, Christoph Girardet und Volker Schreiner.

Walter Mirisch 24. Februar 2023
Der US-Filmproduzent und mehrfache Oscarpreisträger Walter Mirisch verstarb friedlich im Alter von stolzen 101 Jahren eines natürlichen Todes. Mirisch, der mit seinen Brüdern Marvin und Harold zahlreiche Filmklassiker produziert hatte, sei "ein wahrer Visionär" gewesen, hieß es. Für "In der Hitze der Nacht" von Norman Jewison aus dem Jahr 1967 mit Sidney Poitier in der Hauptrolle erhielt die Filmlegende Walter Mirisch erstmals einen Oscar. Später gab es außerdem noch zwei Ehren-Oscars für ihn. Insgesamt brachte das Mirisch-Produzententrio mehr als 60 Filme heraus, darunter das Musical „West Side Story“ (1961) von Robert Wise und Jerome Robbins sowie die preisgekrönte Komödie "Manche mögen's heiß" von 1959 mit Marilyn Monroe, Tony Curtis und Jack Lemmon in den Hauptrollen. Seine letzte Produzententätigkeit war das von Antoine Fuqua inszenierte Remake des Films "Die glorreichen Sieben" aus dem Jahre 2016. Harold Mirisch starb bereits 1968, Marvin Mirisch 2002.

Gordon Pinsent 25. Februar 2023
Der in Neufundland geborene kanadische Filmschauspieler Gordon Pinsent, verstarb laut Angabe seiner Familie im Alter von 92 Jahren friedlich im Schlaf. Mit der Schauspielerei begann Pinsent schon im späten Teenageralter. Seine tiefe Baritonstimme brachte ihm Engagements in Hörspielen beim Sender CBC ein, später hatte er Rollen in Film und Fernsehen. Gefeiert wurde Pinsent für seine Rolle in "Away From Her" ("An ihrer Seite") von 2006: Er spielte in dem Drama einen Ehemann, der seine Frau (Julie Christie) erst an Alzheimer und dann an einen anderen Mann verliert. Größere Bekanntheit erlangte er auch durch Steve McQueens Film „The Thomas Crown Affair“ von 1968. Zwei Jahre später spielte er den US-Präsidenten in „Colossus: The Forbin Project“ von Regisseur Joseph Sargent.

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mit Peter Weibel, der am 1. März 2023 verstarb.


Peter Weibel 1. März 2023
Der in Odessa (Ukraine) geborene österreichische Künstler, Ausstellungskurator, Kunst- und Medientheoretiker Peter Weibel verstarb kurz vor seinem 79. Geburtstag in Karlsruhe, wo er lange Zeit Chef des ZKM war. Seine Kindheit und Schulzeit verbrachte der russisch-deutsche künstlerische Tausendsassa in Österreich. Nach der Schule begann er ein Studium in Paris für Französisch, Film und Literatur, wechselte dann aber nach Wien zur Mathematik mit dem Schwerpunkt Logik. Weibels Werk lässt sich in Kategorien der Konzeptkunst, der Performance, des Experimentalfilms, der Videokunst, Computerkunst und allgemein der Medienkunst fassen. 1968 nahm Weibel an der Aktion „Kunst und Revolution“ in Wien teil. Er thematisierte unterschiedlichste Materialien, Formen und Techniken, beschäftigte sich in Vorträgen mit Texten, Skulpturen, Installationen, Filmen, Videos und wandte sich wandte er sich 1978 auch der Musik zu. Als Lehrer an Universitäten und langjähriger Leiter von Institutionen wie der Ars Electronica, Linz, dem Institut für Neue Medien in Frankfurt am Main, und ab 1999 dem Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) Karlsruhe beeinflusste er besonders die europäische Szene der sogenannten Computerkunst. Unter zahlreichen Auszeichnungen war 1974 der Filmpreis der Stadt Berlin sein erster Kunstpreis.

Tom Sizemore 3. März 2023
Der US-Schauspieler Tom Sizemore, der durch Rollen in "Black Hawk Down" oder "Der Soldat James Ryan" bekannt wurde, verstarb im Alter von 61 Jahren in einem kalifornischen Krankenhaus. Sein Bruder Paul und seine Zwillingssöhne Jayden und Jagger (17) waren an seiner Seite als die lebenserhaltenen Geräte des im Koma liegenden Patienten abgeschaltet wurden, nachdem die Ärzte keine Chancen mehr auf Besserung sahen. Der Schauspieler war Mitte Februar nach einem Schlaganfall und Hirnaneurysma ins Krankenhaus gekommen. Sizemore spielte in Steven Spielbergs preisgekröntem Kriegsdrama "Der Soldat James Ryan" an der Seite von Tom Hanks und Matt Damon mit. Weitere Rollen hatte er unter anderem in "Black Hawk Down", "Pearl Harbor", "True Romance", "Red Planet", "Natural Born Killers" oder "The Secret Man". Im Laufe seiner Karriere war der Star häufiger mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Mehrere Male kam es zu Festnahmen wegen Vorwürfen von häuslicher Gewalt, illegalen Drogenbesitzes und Verletzung von Bewährungsauflagen. Er saß Haftstrafen ab und nahm an Entzugsprogrammen teil.

Heinz Baumann 4. März 2023
Wenige Wochen nach seinem 95. Geburtstag verstarb der im niedersächsischen Oldenburg geborene Film- und Fernsehschauspieler Heinz Baumann in seiner Wahlheimat München. Mit 20 Jahren erhielt er 1948 sein erstes Engagement in der frisch gegründeten DDR. Bereits drei Jahre später siedelte er wieder in die Bundesrepublik über. Im Spielfilm „Das Spukschloss im Spessart“ feierte Baumann an der Seite von Liselotte Pulver 1960 ein vielbeachtetes Kino-Debüt. Danach spielte Baumann dann unter anderem in Hamburg, Köln und Stuttgart am Theater, bevor ihn Dieter Giesing 1966 an die Münchner Kammerspiele holte. Weitere Rollen folgten vor allem im Fernsehen als Krimi-Darsteller. Ab 1987 ermittelte er in der ZDF-Serie „Soko 5113“ als Hauptkommissar. Eine eher komödiantische Rolle als trotteliger Hauptkommissar konnte Baumann ab 1993 insbesondere in der ARD-Serie „Adelheid und ihre Mörder“ an der Seite von Evelyn Hamann ausspielen. Dafür wurde er im Jahr 2002 auch mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet. Mit der Komikerin Beatrice Richter bekam Baumann 1978 eine Tochter, Judith Richter, die ebenfalls Schauspielerin wurde und durch zahlreiche TV-Produktionen bekannt ist.

Chaim Topol 8. März 2023
Der in Tel Aviv geborene Schauspieler Chaim Topol verstarb ebenda im Alter von 87 Jahren. Topol galt als einer der bekanntesten israelischen Film- und Bühnen-Darsteller, der die Rolle des Milchmanns Tewje in dem Musical "Anatevka" (1971, Originaltitel: "Fiddler on the roof") nicht nur auf der Leinwand, sondern auch auf der Bühne darstellte. Für den Film bekam er den Golden Globe. Insgesamt spielte Topol in mehr als 30 Filmen mit, darunter mehrfach auch in Zusammenarbeit mit Ephraim Kishon. 2015 erhielt Topol, der auch als Autor und Illustrator Erfolg hatte, den Israel-Preis - die höchste Auszeichnung des Landes sowie als erster israelischer Schauspieler überhaupt – eine Oscar-Nominierung und den Tony Award.

Robert Blake 9. März 2023
Der in New Jersey geborene US-Schauspieler Robert Blake verstarb im Alter von 89 Jahren nach langer Krankheit zu Hause in Los Angeles an einem Herzversagen. Seinen größten Erfolg feierte er in den 1970er Jahren als Polizist in der Krimiserie „Baretta“. Auf der Leinwand fiel er als Bösewicht in dem Streifen „Kaltblütig“ (1968) in einer Mörderrolle auf. Zuletzt war er in David Lynchs Thriller „Lost Highway“ (1997) zu sehen. Bereits als Kind in den 1940er Jahren hatte er Rollen in Filmen und TV-Serien, darunter in der Serie „Die Kleinen Strolche“. Im Jahre 1995 erhielt er für sein Lebenswerk als ehemaliger Kinderstar den Young Artist Award. Ein Mordprozess beendete 2002 jäh seine Karriere. Vor Gericht konnte man ihm zwar nicht nachweisen, seine zweite Ehefrau, die 44-jährige Bonney Lee Bakley, ein halbes Jahr nach der Hochzeit vor einem Restaurant in Los Angeles erschossen zu haben. In einer eine Zivilklage wurde er aber später verurteilt, 30 Mio. Dollar an die Familie zu zahlen. Daraufhin erklärte Blake seinen Bankrott.

Lance Reddick 17. März 2023
Der aus der Erfolgsserie "The Wire" und aus der US-amerikanischen Actionfilm-Filmreihe "John Wick" bekannte schwarze US-Schauspieler Lance Reddick verstarb im Alter von 60 Jahren eines unvorhergesehen natürlichen Todes in seinem Haus im Großraum von Los Angeles. Weltweite Aufmerksamkeit bekam Reddick ab dem Jahre 2002 mit einer Rolle als Polizist in seiner Geburtsstadt Baltimore (Maryland) in der er als Lieutenant Cedric Daniels in der bahnbrechenden HBO-Serie "The Wire"über die Rivalitäten von Drogendealer-Banden eine Untersuchungseinheit im Bereich der organisierten Kriminalität leitete. In dieser Rolle zeigte der farbige Darsteller seine starke schauspielerische Präsenz mit einem Charakter, der an sich eher zurückhaltend, streng professionell und ein wenig spröde war. Darüber hinaus trat Reddick in vielen bekannten TV-Serien und auch Filmen auf – darunter zuletzt in "Godzilla vs. Kong" oder bei den Shows "Bosch", "Lost" und "Fringe". Er drehte bis kurz vor seinem Tod. Die Deutschland-Premiere des Actionfilms "John Wick: Kapitel 4" mit Hauptdarsteller Keanu Reeves, in dem Reddick die Rolle des «Charon» spielt, einem Concierge in einem New Yorker Hotel, konnte er jedoch nicht mehr erleben.

Paul Grant 19. März 2023
Der britische Schauspieler und Stuntman Paul Grant verstarb im Alter von 56 Jahren, nachdem er für hirntot erklärt worden war und die lebenserhaltenen Maschinen im Krankenhaus abgeschaltet wurden. Der kleinwüchsige Darsteller war vier Tage zuvor auf dem Bahnhof Kings Cross in London leblos zusammengebrochen, genau dort wo er im ersten "Harry Potter"-Film die Rolle eines Kobolds spielte. Der Bahnhof Kings Cross ist in der fiktiven Geschichte der Abfahrtsort des Hogwarts-Expresses. Paul Grant hatte im Laufe seines beruflichen Lebens einige Nebenrollen in größeren Produktionen. So war der Kleinwüchsige auch als Ewok in "Star Wars" zu sehen.

Robert Gallinowski 28. März 2023
Der in Aachen geborene Schauspieler, Hörspielsprecher und Lyriker verstarb überraschend im Alter von nur 53 Jahren in Berlin, wo er auch von 1990 bis 1993 die renommierte Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ besucht hatte. Zwei Jahre später debütierte Gallinowski am Deutschen Theater in Berlin. Ab 1993 war Robert Gallinowski umfangreich für Film und Fernsehen tätig. Einem breiteren Publikum war er unter anderem durch seine Auftritte in Fernsehreihen wie "Polizeiruf 110", "Kommissar Stolberg" und "Der Alte" bekannt geworden. Zudem spielte er in mehreren "Tatorten" der ARD mit. Einen großen Raum in Robert Gallinowskis Schaffen nahm auch das Schreiben von Gedichten ein, die er gerne in Lesungen vortrug.

Ryuichi Sakamato 28. März 2023
Der in Tokyo geborene japanische Komponist und Oscar-Gewinner Ryuichi Sakamato verstarb im Alter von 71 Jahren an einem Krebsleiden. Der Pianist, Produzent und Schauspieler bewegte sich in verschiedenen musikalischen Genres wie Jazz, Neo-Klassik oder Avantgarde. Der Musiker galt auch als Pionier elektronischer Musik und Wegbereiter für Musikrichtungen wie Synth-Pop, House-Musik und Hiphop. Bekannt wurde er allerdings für seine Filmmusik. Seine Komposition zum Film "Der Letzte Kaiser" (1987) wurde er einem Oscar und einem Grammy ausgezeichnet. Im Jahre 2018 saß Sakamoto in der Jury der 68. Berlinale.

Christo Jivokv 31. März 2023
Der 1975 in Sofia, Bulgarien, geborene Schauspieler Christo Schiwkow (bulgarisch: Hristo Jivokv) verstarb im Alter von 48 Jahren in Los Angeles an Lungenkrebs. Der Mime arbeitete zunächst als Regieassistent am Film "Vercingetorix – Kampf gegen Rom", bevor er 2001 die Hauptrolle des Giovanni delle Bande Nere in dem italienischen Historienfilm "The Profession of Arms" ('Der Medici-Krieger') von Ermanno Olmi übernahm. Berühmt wurde Christo Jivokv 2004 aber durch die Rolle des Apostels Johannes in "Die Passion Christi" mit Mel Gibson. 2007 war er Gast der Berlinale 2007 mit dem italienischen Wettbewerbsbeitrag "In Memoria Di Me".

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mit Sven Walser, der am 4. April 2023 verstarb.


Sven Walser 4. April 2023
Der in Bremen geborene Schauspieler Sven Walser verstarb nach schwerer Krankheit drei Wochen vor seinem 60. Geburtstag, in Berlin. Walser studierte in Hamburg. Danach spielte er im Theater in Lübeck und Berlin, wo er fünf Jahre lang zum Ensemble der Schaubühne am Lehniner Platz gehörte. Daneben spielte er auch in Stücken in Düsseldorf und München mit. Von 1997 bis zur Einstellung der 2021 nicht mehr fortgeführten NDR-Fernsehserie "Neues aus Büttenwarder" gehörte er zu dessen Stammbesetzung und spielte dort 24 Jahre lang den Stallknecht Kuno. Daneben war er in Serien wie "Großstadtrevier", "Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei", "SOKO 5113" und deren Ableger zu sehen. Walser habe stets durch ein feines und nuanciertes Spiel überzeugt. Er hatte viele Auftritte im Fernsehen, aber zumeist in Nebenrollen, oft in Krimis. Er hinterlässt seine Ehefrau und drei gemeinsame Kinder.

Maria Sebaldt 4. April 2023
Die in Berlin-Steglitz geborene Schauspielerin Maria Katharina Helene Sebaldt verstarb im Alter von 92 Jahren im Landkreis München, wo sie zuletzt lebte. Bekannt wurde sie in den 1950er Jahren als Filmschauspielerin mit Rollen in Musikfilmen wie "Der Zigeunerbaron", Dramen wie "Anastasia, die letzte Zarentochter" (mit Lilli Palmer in der Titelrolle), Komödien wie Helmut Käutners "Zürcher Verlobung" (mit Lilo Pulver) und Literaturverfilmungen wie Alfred Weidenmanns Zweiteiler nach Thomas Manns "Buddenbrooks" (mit Hansjörg Felmy) und Helmut Käutners Adaption von Carl Zuckmayers "Hauptmann von Köpenick". Später folgten Auftritte in ZDF-Fernseh-Produktionen der 80er-Jahre wie z.B. in der Erfolgsserie "Ich heirate eine Familie" oder in der Vorabendserie "Die Wicherts von nebenan", wo sie die Mutter namens Hannelore spielte. Auch in der Reihe "Das Traumschiff" sowie in etlichen Krimiserien wirkte sie mit, darunter "Derrick", "Der Kommissar" und "Der Alte".

Benjamin Ferencz 7. April 2023
Über den 1920 im ungarischen Siebenbürgen geborenen Staatsanwalt Benjamin Berell Ferencz gab es mit "Prosecuting Evil: The Extraordinary World of Ben Ferencz" von Barry Avrich im Jahre 2018 ein eindrucksvolles Biopic beim kanadischen Toronto International Film Festival (TIFF). Mit erst 27 Jahren war er seinerzeit Chefankläger gegen die Kriegsverbrechen der Nazis bei den Nürnberger Nachfolgeprozessen im Jahre 2012. Ferencz lebte zuletzt in Florida, wo er im Alter von 103 Jahren in einer Betreuungseinrichtung verstarb. Der in bescheidenen Verhältnissen in New York aufgewachsene Sohn orthodoxer Juden, der mithilfe eines Stipendiums später an der Elite-Universität Harvard Jura studieren konnte, galt zeitlebens als ein Anführer im Kampf für Gerechtigkeit für Opfer von Genozid und damit verbundenen Verbrechen. Nach seinem Abschluss trat er in die US-Armee ein und kämpfte im Zweiten Weltkrieg.

Michael Lerner 8. April 2023
Der in New York City geborene US-Schauspieler Michael Lerner verstarb laut Angaben seines Neffen über Ostern im Alter von 81 Jahren ebenda. Die Schauspiellegende spielte seit 1969 in zahlreichen Serien, Fernseh- sowie Kinofilmen mit. So hatte er unter anderem Gastauftritte in Folgen von "M*A*S*H", "Starsky & Hutch", "Kojak", "Das A-Team" und "MacGyver". Nach seiner Schauspielausbildung am American Conservatory Theater in San Francisco und anschließendem Besuch der London Academy of Music and Dramatic Art, erwarb er seinen Master-Abschluss schließlich an der University of California. Seinen Durchbruch feierte er allerdings erst 1991 im Alter von 50 Jahren mit seiner Rolle des Filmproduzenten Jack Lipnick in "Barton Fink", für die er als bester Nebendarsteller für den Oscar nominiert wurde und einen Los Angeles Film Critics Association Award als bester Nebendarsteller erhielt. Danach konnte Lerner weitere Rollen in den bekannten Filmen "Godzilla" von Robert Emmerich (1998), "Buddy – Der Weihnachtself" (2003) und "X-Men: Zukunft ist Vergangenheit" (2014) ergattern. Sein letzter Auftritt in einem Kinofilm war 2015 in "Ashby".

Elizabeth Hubbard 8. April 2023
Die US-amerikanische Schauspielerin Elizabeth Hubbard, die durch ihre Rolle der Lucinda Walsh in der am längsten laufenden Seifenopern der Welt bekannt wurde, die sie von 1984 bis 2010 in "Jung und Leidenschaftlich – Wie das Leben so spielt" 26 Jahre lang verkörperte, verstarb in ihrem Zuhause in Roxbury, Conneticut (USA) im Alter von 89 Jahren. Ihre Schauspielkarriere begann 1962, als sie für "Springfield Story" in die Rolle von Anne Fletcher schlüpfte. In den darauffolgenden Jahren war sie unter anderem in "The Edge of Night" und in "The Doctors" als Dr. Althea Davis zu sehen, für deren Darstellung erhielt sie 1974 einen Emmy Award. Zudem war sie bis Anfang der Achtziger als Theaterschauspielerin am Broadway tätig und stand für Stücke wie etwa "Compulsion" und "Dance a Little Closer" auf der Bühne.

Lotti Krekel 11. April 2023
Die Kölner Schauspielerin und Sängerin Lotti Krekel, die Schwester der bereits 2013 verstorbenen Schauspielerin Hildegard Krekel, verstarb im Alter von 81 Jahren. Krekel sprach bereits als Kind im Hörfunk und begann dann ihre schauspielerische Karriere 1958 mit einer Hauptrolle in der Komödie „Die spanische Fliege“ am Kölner Millowitsch-Theater. Die bundesweiten Übertragungen der Theaterstücke im Fernsehen erreichten in der Nachkriegszeit Einschaltquoten von bis zu 85 Prozent und machten Krekel deutschlandweit bekannt. In der Folge spielte sie ab den 60er Jahren auch in einer Reihe von Kino- und Fernsehfilmen, später auch in Fernsehserien wie „Die Anrheiner“, der RTL-Reihe „Sylter Geschichten“ oder dem ARD-„Tatort“. Besonders bekannt wurde sie durch ihre Rolle in „Der wahre Jakob“. Krekel war zudem jahrelang als Hörspielsprecherin sehr präsent, unter anderem in der bekannten “Paul Temple“-Krimireihe. Krekel lebte in Köln und war die Ehefrau des Schauspielers Ernst Hilbich.

Carol Locatell 11. April 2023
Die US-amerikanische Schauspielerin Carol Locatell erlag ihrem langen Krebsleiden. Sie verstarb im Alter von 82 Jahren in ihrem Haus in Sherman Oaks, Los Angeles, Kalifornien. Die Amerikanerin wurde vor allem für ihre Darstellung der vulgären Mutter Ethel Hubbard im fünften Teil des Horrorfilms "Freitag der 13. – Ein neuer Anfang" aus dem Jahr 1985 bekannt. Sie war eine wunderbar vielseitige Schauspielerin, deren Karriere sich über Jahrzehnte am Broadway, in Spielfilmen und im Fernsehen erstreckte. Locatell wirkte in mehr als 70 Film- und Fernsehproduktionen mit. Selbst im hohen Alter war sie noch aktiv. So spielte sie 2019 im Alter von 78 Jahren in "Shameless" mit. Zudem war sie in bekannten Serien wie "MASH", "Ally McBeal", "Mad Men", "Scandal", "NCIS" und "Grey's Anatomy" zu sehen.

Mary Quant 13. April 2023
Die britische Modedesignerin, Dame Barbara Mary Quant, die in den 1960er Jahren als die Erfinderin des Minirocks gilt, verstarb im Alter von 93 Jahren in Surrey, Großbritannien. Sie war die Tochter von Lehrern und belegte am Goldsmith’s College of Art den Studiengang zur Kunstlehrerin. Nebenbei lernte sie Schnittmuster zu entwerfen. Ihre Kreationen verkaufte sie zunächst in einer eigenen Boutique an der King’s Road, im Londoner Stadtteil Chelsea. Passend zum Minirock kreierte sie auch eine Wet Collection mit Regenmantel und flachen Stiefeln aus PVC, die in ihrer ersten Pariser Show 1963 vorgestellt wurde. Trägerin ihrer Kollektionen wurde vornehmlich das schlanke, kindliche Teenager-Model Twiggy, das den Mini-Look Ende der 1960er Jahre zum Markenzeichen einer ganzen Generation machte und zum Teil auch den Look in der Filmbranche beeinflusste. Als die 16-Jährige älter wurde trat sie als Schauspielerin und Sängerin auf, so zum Beispiel 1971 in Ken Russells Filmversion von "Boyfriend" (Ihr Liebhaber). Ihr Part der Polly Brown, die unbedingt ein Revuestar werden will, brachte ihr 1972 einen Golden Globe als beste Komödien- und beste Nachwuchsdarstellerin ein.

Murray Melvin 14. April 2023
Der britische Schauspieler Murray Melvin verstarb im Alter von 90 Jahren im Londoner St. Thomas Krankenhaus, nachdem er sich von einem Sturz im Dezember des vergangenen Jahres nicht mehr erholt hatte. Melvin debütierte erstmals im Jahre 1957 im Theater Royale in Stratford in einer Produktion von „Macbeth“. In der Folge erarbeitete er sich den Status als britische Schauspiellegende. Mit einer beeindruckenden Vita in über 100 Film- und Fernsehproduktionen war er bis ins hohe Alter als Darsteller aktiv, darunter an der Seite von Michael Caine im Kultfilm „Alfie“ (1966). Zu seinen bekanntesten Filmen gehören Rollen in Stanley Kubricks „Barry Lyndon“ (1975), „Bitterer Honig“ (1961), „Rebellion“ (1962) und „Das Phantom der Oper“ (2004). Für seine Rolle in „Bitterer Honig“ wurde er nicht nur mit dem BAFTA als „vielversprechendster Newcomer“ ausgezeichnet, sondern gewannt auch den Darstellerpreis beim renommierten Filmfestival von Cannes. In jüngerer Zeit war er bspw. 2016 im Abenteuerfilm „Die versunkene Stadt Z“ zu sehen. Seine letzte offizielle Rolle feierte er im Jahre 2019 in der französischen Filmproduktion „Jusqu’á la lie“ von Chrisian Le Hémonet. Ursprünglich hätte er im Mai 2023 noch eine weitere Rolle in „The Ghost of Harold Wilson“ antreten sollen.

Barbara Baum 15. April 2023
Die 2015 mit der Ehren-Lola des Deutschen Filmpreises ausgezeichnete Kostümbildnerin Barbara Baum, verstarb im Alter von 78 Jahren in Berlin in einem Seniorenstift. Baum wurde 1944 in Magdeburg geboren. Früh beeinflusst von ihrem Vater, einem Architekten und Maler, und ihrer Tante, einer Weberin und Stoffdesignerin, entschied sie sich nach der Mittleren Reife zunächst für eine Schneiderlehre. Danach folgte ein Studium der Mode, Kunst- und Kostümgeschichte an der Textil- und Modeschule sowie an der Meisterschule für das Kunsthandwerk in Berlin. In ersten Auftragsarbeiten nähte sie Kostüme für die Vaganten Bühne und das Theater am Kurfürstendamm. In der Filmbranche folgten weitere Aufträge für Peter Lilienthals "Verbrechen mit Vorbedacht" (1967) und Arbeiten für die Regisseure Peter Fleischmann und Reinhard Hauff. Danach lernte sie Rainer Werner Fassbinder kennen, bei dem sie für die Kostüme der Filme "Effi Briest" (1972), "Die Ehe der Maria Braun" (1979) oder "Lili Marleen" (1981) verantwortlich zeichnete. Auch außerhalb Deutschlands war Baum gefragt, so machte sie die Kostüme für die internationalen Koproduktionen "Homo Faber" (1991) oder "Das Geisterhaus" (1993). Für letzteren erhielt sie 1993 den Bayerischen Filmpreis für das beste Kostümdesign. 2003 war Baum eines der Gründungsmitglieder der Deutschen Filmakademie. 2008 wurde sie auch mit dem Bayerischen Fernsehpreis für den Film "Buddenbrooks" ausgezeichnet.

Karin Gregorek 21. April 2023
Die als Tochter einer Polin in Stralsund geborene Schauspielerin Karin Gregorek wurde vor allem in der Rolle der Schwester Felicitas in der ARD-Serie "Um Himmels Willen" bekannt. Sie verstarb im Alter von 81 Jahren in Berlin. In der DDR machte sich Karin Gregorek zunächst als Theaterschauspielerin einen Namen, spielte aber auch in etlichen Kinofilmen und mehrmals im "Polizeiruf 110". Nach der Wende schaffte sie mühelos den Sprung ins bundesrepublikanische Fernsehen. Sie war festes Ensemblemitglied in Serien wie "Mama ist unmöglich" und "Tierarzt Dr. Engel". Ihre späte Paraderolle fand sie aber in der erfolgreichen Kloster-Comedy "Um Himmels Willen" als Nonne mit Schwächen an der Seite von Fritz Wepper.

Harry Belafonte 25. April 2023
Der aus der Karibik stammende farbige US-amerikanischer Sänger, Schauspieler und Entertainer Harry Belafonte (bürgerlich: Harold George Bellanfanti Jr.) verstarb im Alter von 96 Jahren an Herzversagen in seiner Wohnung an der Upper West Side in Manhattan, New York City. Aufgewachsen im Schwarzen Harlemer Ghetto von New York, nahm er Ende der 1940er Jahre an dem vom deutschen Regisseur Erwin Piscator geleiteten Dramatic Workshop der New School for Social Research Unterricht, wo zur selben Zeit auch Tony Curtis, Marlon Brando und Walter Matthau studierten. Ab 1954 gelang es ihm, sich als Filmstar und Musiker zu etablieren. Er erhielt sogar eine eigene Fernsehshow, auf der er karibischen Folksongs und Calypso vortrug, sowie dem amerikanischen Publikum die schwarze Sängerin Miriam Makeba und den damals ebenfalls noch unbekannten Bob Dylan vorstellte. Durch seinen berühmten Auftritt mit Petula Clark, gelang es ihm auch die bis in die 60er Jahre vorherrschende Rassentrennung im TV zu durchbrechen. Weltruhm erlangte er durch seine Hits "Banana Boat Song" und "Island in the Sun". Aber auch im Filmbereich war er aktiv und wirkte in zahlreichen Kinofilmen mit, u.a. in Otto Premingers "Carmen Jones" (1955, einer Adaption von Georges Bizets Oper Carmen), "Heiße Erde" (1957), "Samstagnacht im Viertel der Schwarzen" (1974) oder Robert Altmans "Kansas City" (1996) und zuletzt in BlacKkKlansman von Spike Lee (2018). Zudem wurde ihm als erstem Schwarzen 1960 ein Emmy verliehen.

Peter Lilienthal 28. April 2023
Der in Berlin geborene Regisseur Peter Lilienthal, der zu den großen Vertretern des Autorenfilms in Deutschland gehörte, verstarb im Alter von 95 Jahren friedlich in einem Pflegeheim in München, wo er zuletzt lebte. Einem größeren Publikum wurde er bekannt mit dem Film "Es herrscht Ruhe im Land", für den er 1975 die selten verliehene Goldene Schale des Bundesfilmpreises erhielt. Mit "David", der Geschichte eines Rabbiner-Sohnes, der den NS-Terror überlebt, gewann Lilienthal 1979 den Goldenen Bären der Internationalen Filmfestspiele in Berlin. Die Geschichte "Das Schweigen des Dichters"über einen Vater und seinen geistig behinderten Sohn bescherte ihm 1987 ein Filmband in Gold. Zudem wurde Lilienthal im Jahre 2020 das Bundesverdienstkreuz verliehen. Lilienthals Film-Karriere begann zunächst beim Fernsehen. Später folgten preisgekrönte Filme wie die Trilogie "La Victoria" (1973) und "Der Aufstand" (1980). In den 1960er und 1970er Jahren gehörte Lilienthal dann zu den Mitbegründern des Neuen Deutschen Films. Mit Kollegen wie Wim Wenders und Rainer Werner Fassbinder rebellierte er gegen die "Allmacht der Produzenten und die Fremdbestimmung durch die Filmwirtschaft". Von 1985 bis 1996 war er Erster Direktor der Abteilung Film- und Medienkunst der Berliner Akademie der Künste. Seine Themen fand Lilienthal häufig in seiner eigenen Lebensgeschichte und aus den Erfahrungen seiner jüdischen Abstammung. 1939 war er mit seiner Familie vor den Nationalsozialisten nach Uruguay geflohen, wo er mit den Militärdiktaturen in Lateinamerika konfrontiert wurde. Erst später kehrte er zum Studium zurück nach Deutschland und verarbeitete seine Erlebnisse in Filmen.

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mit Barry Newman, der am 11. Mai 2023 verstarb.


Barry Newman 11. Mai 2023
Der in Massachusetts geborene US-amerikanischer Schauspieler Barry Newman, der insbesondere durch seine Rolle als Ex-Rennfahrer Kowalski in dem Kinofilm "Fluchtpunkt San Francisco" bekannt wurde, verstarb mit 92 Jahren in einem Krankenhaus in New York City, nachdem bei ihm bereits 2009 Kehlkopfkrebs diagnostiziert worden war. Newman war die Hauptrolle in einem der Lieblingsfilme von Steven Spielberg. 1971 spielte er einen ehemaligen Rennfahrer, der innerhalb von 15 Stunden von Denver nach San Francisco fahren muss. Es wird eine der größten Verfolgungsjagden der Filmgeschichte – und sie endet mit einer riesigen Explosion. Der Streifen hat heute aufgrund seiner halsbrecherischen Verfolgungsjagden Kult-Status. Drei Jahre zuvor gelang ihm - nach einigen kleineren Rollen - der endgültige Durchbruch mit der Figur des Tony Petrocelli im Pilotfilm „Der Strafverteidiger“. Der Film wurde so gut angenommen, dass zwischen 1974 und 1976 insgesamt 44 Folgen als eigene Anwaltsserie gedreht wurden. An diesen Erfolg konnte er allerdings nie mehr anknüpfen. In den Achtzigerjahren war Newman vor allem in US-Fernsehfilmen zu sehen. Ins Kino kehrte er erst wieder 1999 mit "The Limey" zurück, einem Rachedrama von Steven Soderbergh, in dem Newman eine zentrale Nebenrolle spielte - inklusive einer neuen Autoverfolgungsjagd.

Sharon Farrell 15. Mai 2023
Im Alter von 82 Jahren verstarb die US-amerikanische Schauspielerin Sharon Farrell, die 1940 als Sharon Forsmoe in Sioux City geboren wurde, gänzlich unerwartet eines natürlichen Todes in einem Krankenhaus in Orange County. Sie war in einer Vielzahl von Filmen zu sehen und spielte u.a. mit Hollywood-Größen wie Chuck Norris oder Steve McQueen. Ihre Karriere startete sie zunächst in New York als Model. Erst 1959 war sie in "Kiss Her Goodbye" zum ersten Mal in einem Spielfilm zu sehen. Danach folgten aber weitere große Rollen. In "Der Gauner" aus dem Jahr 1969 spielte sie an der Seite von Steve McQueen, in "McQuade, der Wolf" verkörperte sie 1983 die Ex-Frau von Chuck Norris Rolle. Zudem war sie in Filmen wie "Can’t Buy Me Love" und "Die Wiege des Bösen" zu sehen. Auch im Seriengeschäft war Farrell aktiv, zum Beispiel mit Rollen in Formaten wie "Hawaii Five-O" und "Schatten der Leidenschaft". Weitere Gastrollen übernahm sie in "The Beverly Hillbillies", "The Man From U.N.C.L.E.", "The Wild Wild West" und "Mrs. Columbo". Ihren letzten Job hatte sie 2014 in der Serie "Broken at Love". Schlagzeilen machte auch ihre angebliche Beziehung mit Bruce Lee. Zudem führte sie Beziehungen mit den Schauspielern Andrew Prine and John F. Boyer. Mit letzterem hatte sie den gemeinsamen Sohn Chance Boyer. Neben ihm hinterlässt sie ihren Enkel, Wayde, und ihre Schwiegertochter Mandi.

Helmut Berger 18. Mai 2023
Der österreichische Schauspieler Helmut Berger entschlief "friedlich, aber dennoch unerwartet" kurz vor seinem 79. Geburtstag mit 78 Jahren in Salzburg. Entdeckt wurde Berger vom italienischen Regisseur Luchino Visconti mit dem er später auch eine Lebensbeziehung einging. Berger arbeitete damals als Filmstatist in Rom, als er dort 1964 den Regisseur traf und für dessen Werk "Die Verdammten" Berger die widersprüchliche Figur des Martin von Essenbeck übernahm und für einen Golden Globe nominiert wurde. In "Ludwig II." verkörperte Berger dann den exzentrischen jungen Bayernkönig. Danach spielte der Schauspieler in "Gewalt und Leidenschaft" an der Seite von Hollywood-Legende Burt Lancaster einen provokanten, schönen Jüngling. Auch in den 1970er-Jahren zählte Berger noch zu den populärsten Stars des europäischen Kinos, der mit Stars wie Romy Schneider, Elizabeth Taylor oder Henry Fonda zusammenarbeitete. Zu Oscar-Ehren kommt Berger 1972 mit „Der Garten der Finzi Contini“. Der Film von Vittorio De Sica wird zudem als bester fremdsprachiger Film ausgezeichnet. Mittelmaß war Helmut Berger stets ein Graus. Der Schauspieler feierte in St. Tropez und Monaco rauschende Feste und zierte als „schönster Mann der Welt“ das Cover der Zeitschrift „Vogue“. 1976 bekam seine Karriere allerdings einen Knick, nachdem sein Freind und Vaterersatz Visconti verstorben war. Berger stürzt ab, verfällt dem Alkohol, treibt die Rolle des dekadenten Bohemiens im wirklichen Leben zum Exzess und dreht kaum noch Filme. Ende der 1980er Jahre spielt Berger noch einmal eine Nebenrolle im dritten Teil des Mafia-Epos „Der Pate“ unter der Regie von Francis Ford Coppola. Doch mit der US-Filmwelt kann er nichts anfangen, kehrt bald nach Europa zurück. 2014, kurz vor seinem 70. Geburtstag, spielt Berger ein letztes Mal in einem Film mit und stellt darin den klapprigen Modedesigner Yves „Saint Laurent“ dar, der in seinen letzten Lebensjahren melancholisch und von Alkohol- und Tablettensucht gezeichnet ist. 2018 folgt dann in hohem Alter auch noch sein Theaterdebüt: An der Volksbühne Berlin spielt Berger an der Seite von Ingrid Caven einen Baron der Barockzeit.

Ray Stevenson 21. Mai 2023
Der in Nordirland geborene britische Schauspieler George Raymond „Ray“ Stevenson verstarb überraschend im Alter von 58 Jahren während der Dreharbeiten zum Film "Cassino" auf der Insel Ischia. Der 1,91 Meter große Schauspieler war auf der Leinwand eine imposante Erscheinung und besonders bekannt für seine Darstellung von Soldaten. Nach Rollen als Nebendarsteller in Kinofilmen wie "King Arthur" hatte Stevenson seinen Durchbruch als Schauspieler mit einer Hauptrolle als römischer Legionär in der Fernsehserie "Rom" (2005-2007). In den ersten drei "Thor"-Verfilmungen war er als Volstagg, einer der besten Freunde des titelgebenden Marvel-Helden, zu sehen. Als Musketier Porthos machte er in "Die drei Musketiere" (2011) an der Seite von Matthew Macfadyen und Logan Lerman dem intrigierenden Christoph Waltz einen Strich durch die Rechnung, in "Vikings" (2020) spielte er den mysteriösen Seefahrer Othere. Im vergangenen Jahr war Stevenson als Marine-Offizier Jack Swinburne in der dritten Staffel der deutschen Serie "Das Boot" sowie als schurkischer britischer Gouverneur im Oscarprämierten Film "RRR" zu sehen. Zuletzt war er laut dem Branchenmagazin »Deadline« als Hauptdarsteller für das Historiendrama "1242: Gateway to the West" gecastet worden.

Tina Turner 24. Mai 2023
Die als Anna Mae Bullock in Brownsville, Tennessee (USA) geborene farbige Sängerin und Schauspielerin Tina Turner verstarb nach langer, schwerer Darmkrebserkrankung und Nierenversagen mit 83 Jahren in der Nacht vom 23. auf den 24. Mai 2023 am Schweizer Zürichsee in Küsnacht. Die gebürtige US-Amerikanerin hatte 2013 die Schweizer Staatsbürgerschaft angenommen und gehört mit über 180 Millionen verkauften Tonträgern zu den weltweit erfolgreichsten Sängerinnen und größten Rockstars aller Zeiten. Die "Queen of Rock 'n' Roll" hat mit ihrer gewaltigen Stimme, gewagten Kostümen, mit Minirock und Löwenmähne sowie sexy Tanzeinlagen und überschäumender Energie ein Millionenpublikum in Ekstase versetzt. Zusammen mit ihrem Ehemann Ike Turner feierte sie in den 60er und 70er Jahren eine Reihe von Hits wie "River Deep - Mountain High" und "Nutbush City Limits". Nach dem Ende ihrer Ehe, die von Gewalt geprägt war, stürmte sie erneut mit Titeln wie "What's Love Got to Do With It", "We Don't Need Another Hero" und "Private Dancer" in den 80ern die Charts. Turner gewann zahlreiche Musikauszeichnungen. 2021 wurde sie in die "Rock Roll Hall of Fame" aufgenommen. Bekannt wurde sie aber nicht nur als Sängerin. 1975 trat sie in der Verfilmung der Rock-Oper "Tommy" von The Who auf. 1985 auch in dem dritten Teil des Action Films "Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel" und 1993 in "Last Action Hero" sowie im selben Jahr in "The Girl from Nutbush".

Peter Simonischek 30. Mai 2023
Ganz überraschend verstarb der in Graz geborene Schauspielstar Peter Simonischek im Alter von 76 Jahren im Kreise seiner Familie zu Hause in Wien. Noch im Februar hatte er die Premiere seines neuen Films gefeiert. Die Rolle in "Der vermessene Mensch" sollte allerdings eine seiner letzten sein. Das Historiendrama handelt von der evolutionistischen Rassentheorie des späten 19. Jahrhunderts. Simonischek verkörpert darin Josef Ritter von Waldstätten, einen Professor an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität. Der Film feierte im Februar dieses Jahres bei der 73. Berlinale Premiere. Simonischek spielte in den vergangenen Jahrzehnten praktisch alle wichtigen Partien im deutschsprachigen Raum und war bis zuletzt in zahlreichen Rollen auf der Bühne, im Film und im Fernsehen zu sehen. Nach ersten Auftritten am Schauspielhaus Graz erhielt er ein festes Engagement am Stadttheater St. Gallen. Von dort wechselte er 1970 nach Bern und kam dann über das Staatstheater Darmstadt ans Schauspielhaus Düsseldorf. Ab 1979 gehörte er 20 Jahre lang dem Ensemble der Berliner Schaubühne an. 1999 kehrte er nach Wien ans Burgtheater zurück. Prägend für ihn wurde die Zusammenarbeit mit renommierten Regisseuren wie Bob Wilson, Dieter Dorn, Luc Bondy, Peter Stein und Andrea Breth. Bei den Salzburger Festspielen verkörperte er von 2002 bis 2009 den "Jedermann". Mehr als 100-mal, so oft wie kein anderer, spielte er den reichen Mann, den der Tod langsam, aber sicher holt. Für seine beeindruckende Bühnenpräsenz wurde Simonischek 2016 mit dem österreichischen Ehrentitel "Kammerschauspieler" ausgezeichnet. Jahrzehntelang hat Simonischek seine Auftritte im Film, im Fernsehen und auf der Bühne unter einen Hut gebracht. Er überzeugte in der hochgelobten, abgründigen Heimat-Saga "Hierankl" (2003), als Schwerenöter ("Die Welt der Wunderlichs", 2016) genauso wie als Sohn eines NS-Kriegsverbrechers ("Der Dolmetscher", 2018). Seine vielleicht bekannteste Rolle spielte er in der berührenden Vater-Tochter-Geschichte "Toni Erdmann" die Titelrolle an der Seite von Sandra Hüller. Der Streifen war 2017 im Finale für den Oscar als bester internationaler Film nominiert und wurde zudem mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet.

Sergio Calderón 31. Mai 2023
Sergio Calderón war ein in Mexiko geborener amerikanischer Schauspieler, der im Alter von nur 77 Jahren eines natürlichen Todes in Los Angeles verstarb. Bekannt wurde er für seine Nebenrollen in großen Filmen wie dem dritten Teil der Saga „Fluch der Karibik“ als Captain Eduardo Villanuev und auch „Men in Black“.

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mit Margit Carstensen, die am 1. Juni 2023 verstarb.


Margit Carstensen 1. Juni 2023
Die in Kiel geborene deutsche Theater- und Filmschauspielerin Margit Carstensen verstarb im Alter von 83 Jahren in einem Krankenhaus in Heide in Schleswig-Holstein. Schon seit vielen Jahren lebte Carstensen zurückgezogen in einem kleinen Dorf in
der Nähe von Heide. Schon seit längerer Zeit konnte sie keine Rollen mehr übernehmen, weil sie gesundheitlich stark angeschlagen war. Seit Jahren litt die Raucherin an einem Lungenemphysem, das ihr das Atmen schwer machte. Bekannt wurde sie vor allem durch die Filme von Rainer Werner Fassbinder, unter anderem durch die Hauptrolle in "Die bitteren Tränen der Petra von Kant", für die sie das Filmband in Gold erhielt. Nach Stationen an verschiedenen Theatern, darunter am Hamburger Schauspielhaus, gehörte Margit Carstensen von 1977 bis 1982 zum Ensemble der Staatlichen Schauspielbühnen Berlins. Seit 2003 verband sie eine jahrelange künstlerische Zusammenarbeit mit dem Regisseur Christoph Schlingensief, in dessen Film „100 Jahre Adolf Hitler - Die letzte Stunde im Führerbunker“ (1989) sie Magda Goebbels verkörperte. Unter der Regie von Leander Haußmann konnte Carstensen auch ihre komische Seite zeigen, etwa in seiner Verfilmung der Ex-DDR-Komödie „Sonnenallee“ (1999) als verkniffene Schuldirektorin. Für ihre Rolle einer alkoholkranken und verwahrlosten Mutter in Chris Kraus' Filmdrama „Scherbentanz“ (2002) hatte sie 2003 den Bayerischen Filmpreis erhalten. In „Finsterworld“ (2013) von Frauke Finsterwalder spielte sie eine alte Dame in einem Altenheim. Im „Tatort - Wofür es sich zu leben lohnt“ (2016) stand Margit Carstensen ein letztes Mal mit ihren Kolleginnen vor der Kamera. Zum Abschied von Eva Mattes als Kommissarin Klara Blum vom Bodensee waren sie noch einmal zusammengekommen: neben Eva Mattes und Margit Carstensen noch Irm Hermann und Hanna Schygulla, die ein kurioses Trio alter Damen spielten, die aus moralisch-ethischen Gründen zu Mörderinnen werden.

Silvio Berlusconi 12. Juni 2023
Der frühere italienische Ministerpräsident und Medienunternehmer Silvio Berlusconi verstarb im Alter von 86 Jahren in einem Krankenhaus seiner Heimatstadt Mailand. Der Politiker, der drei Regierungen leitete, hatte unter Leukämie gelitten und war zuletzt wegen einer Lungenentzündung im Krankenhaus behandelt worden. Seinen Aufstieg verdankte er einem gigantischen Ego, seinem Gespür für die Sehnsüchte seiner Landsleute und dem Fernsehen. Er war der erste Populist und für seine Showeinlagen, in denen er sich oft wie ein Clown benahm, noch 50 Jahre später berühmt. Zudem hatte Berlusconi 40 Jahre zuvor das private Fernsehen fürs unterentwickelte Volk im Süden Italiens erfunden. Dank seiner konnten zehntausende Italiener, von denen noch viele Analphabeten waren, vor dem Fernseher beim Bildungsfernsehen Lesen und Schreiben lernen. Berlusconi verkaufte seine Produkte im TV und auch sich selbst. Darüber hinaus kontrollierte er das staatliche Fernsehen lange Zeit als Regierungschef, wodurch er die öffentliche Meinung lenken konnte. In den 90er-Jahren besaß er drei nationale Privatsender sowie Radiostationen, Zeitungen und große Verlagshäuser. Durch seine überproportionalen Medienmacht war er aber als Politiker umstritten, denn er stand stets in Konflikt mit demokratischen Regeln und dem Gesetz seines Landes.

Treat Williams 12. Juni 2023
Der US-amerikanische Schauspieler Richard Treat Williams kam im Alter von 71 Jahren bei einem Motorradunfall im US-Bundesstaat Vermont ums Leben, als er von einer vermutlich abbiegenden SUV-Limousine geschnitten wurde. Williams feierte 1979 in der Hauptrolle als charismatischer Hippie George Berger in Milos Formans Musical-Verfilmung "Hair" seinen Durchbruch in Hollywood. Dafür wurde er mit ca. 27 Jahren für einen Golden Globe als bester Nachwuchsdarsteller nominiert. Steven Spielberg holte ihn anschließend für die Komödie "1941 - Wo bitte geht's nach Hollywood" (1979) vor die Kamera, Sidney Lumet für den Krimi "Prince of the City" (1981). Williams spielte auch an der Seite von Robert De Niro in dem Gangsterdrama "Es war einmal in Amerika" (1984) mit, dem letzten Film von Regisseur Sergio Leone. Weitere Rollen hatte er in der Actionkomödie "Miss Undercover 2 - Fabelhaft und bewaffnet" (2005) und dem Überlebensdrama "127 Hours" (2010). In den USA war er wohl am besten bekannt in der Hauptrolle als Dr. Andrew Brown in der TV-Serie "Everwood". Auch am Broadway war Williams zu sehen, unter anderem in "Grease" und "Pirates of Penzance".

Glenda Jackson 15. Juni 2023
Die britische Oscarpreisträgerin Glenda Jackson verstarb im Alter von 87 Jahren in London. Die Theater und Film-Schauspielikone wurde 1936 als ältestes von vier Kindern in Birkenhead in Nordengland geboren. Ihr Vater war Maurer, ihre Mutter Putzfrau. Schule war ihr zu langweilig, sie entdeckte ihre Liebe zum Kino und zur Schauspielerei. Glenda machte sich deshalb 1954 auf, an der berühmten Schauspielschule RADA in London vorzusprechen - sie wurde aufgenommen und bekam ein Stipendium. Nach dem Abschluss hatte sie ihr Debüt im Theater. Der große Theaterregisseur Peter Brook wurde auf sie aufmerksam und damit begann ihre Karriere in der Londoner Theaterszene. Ob Klassiker oder Experimental-Theater: Glenda Jackson wusste sich in den 60er Jahren in Szene zu setzen und wurde ein Star. Es dauerte auch nicht lange, bis ihre Filmkarriere ins Rollen kam und die Britin gewann gleich zweimal hintereinander einen Oscar als beste Hauptdarstellerin. 1969 für "Liebende Frauen" und 1973 für "Mann, bist du Klasse!". Glenda Jackson war keine klassische Schönheit, aber sie wusste, wie sie die Menschen in den Bann zog, ob nun auf der Bühne oder vor der Kamera. 1992 pausierte sie ihre Schauspielkarriere und ging als Abgeordnete für Labour ins britische Parlament. Sie gehörte zum linksradikalen Flügel der Partei und war eine scharfe Kritikerin des damaligen Premierministers Tony Blair. 2015 beendete sie aus Altersgründen ihre Karriere als Politikerin. 2016 ging sie zurück auf die Bühne und feierte eine triumphale Rückkehr im Londoner Old-Vic-Theater als "King Lear". 2018 gewann sie einen Tony für ihre Darstellung in "Three Tall Women". Noch kurz vor ihrem Tod stand sie gemeinsam mit Michael Caine vor der Kamera und spielte in "The Great Escaper", der unter dem deutschen Titel "In voller Blüte" erst am 23. November bei uns ins Kino kam.

Hans Helmut Prinzler 18. Juni 2023
Der Filmwissenschaftler, Filmhistoriker und Publizist Hans Helmut Prinzler, Mitglied der Akademie der Künste in der Sektion Film- und Medienkunst sowie Vorstand der Stiftung Deutsche Kinemathek und Direktor des Filmmuseums Berlin, verstarb im Alter von 84 Jahren. Von seinem Naturell her war er ein Mann des Textes, die genaue Analyse war sein Metier. Tausende Publikationen, die mit seinem Namen verknüpft sind, sind ein bleibender Beleg für ein Leben für die Filmkunst. Nach einem Studium der Theaterwissenschaften, Publizistik und Germanistik in München und Berlin blieb er zunächst an der Uni hängen. 1969 erfolgte der Wechsel an die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB), wo er zehn Jahre lang als Studienleiter tätig war. Er wollte das Kino neu beleben und förderte deren Impulse. Mit den (damals) jungen deutschen Filmemachern verband Hans Helmut Prinzler lebenslange Solidarität und Freundschaft, Volker Schlöndorff und Margarethe von Trotta, Peter Lilienthal und Rudolf Thome. Seine zentrale Wirkungsstätte aber wurde die Stiftung Deutsche Kinemathek, die er von 1990 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2006 leitete. Zudem stellte er über viele Jahre auch die Programme der beliebten Berlinale-Reihe Retrospektive zusammen.

Christa Maerker 21. Juni 2023
Im Alter von 81 Jahren verstarb die Filmjournalistin, Fernsehdokumentaristin und Drehbuchautorin Christa Maerker in ihrer Heimatstadt Berlin. Seit 1974 realisierte sie über 50 Fernsehdokumentationen, viele davon zu Themen des Kinos. Von 1979 bis 1986 war sie auch Mitglied im Berliner Vorstand des Verbands der deutschen Filmkritik (VdFk), der sich damals noch Arbeitsgemeinschaft der Filmjournalisten nannte. Wenn sie anfing, Geschichten zu erzählen, hing man an ihren Lippen. Ihre Anekdoten waren wie Zeitreisen in eine Vergangenheit, die entrückt und durchaus heroisch erschien und einen in den Bann schlugen. Zudem war sie stets eine forsche, hartnäckige Interviewerin, die sich durchaus auf die Seite der Feministen stellen konnte. Christa hatte ein Talent dafür, ihre Gesprächspartner auf dem falschen Fuß zu erwischen, was entlarvende Interviews ergab. Als Mitglied des Auswahlkomitees für die Sektion der Neuen Deutschen Filme war ab 1979 niemand anderes so viele Jahre für die Berlinale tätig wie sie. Darüber hinaus realisierte sie seit 1974 mehr als fünfzig Dokumentarfilme vorwiegend aus den Bereichen des Films und der Literatur für die ARD und das ZDF.

Peter Brötzmann 22. Juni 2023
Der 1941 in Remscheid geborene Jazz Musiker Peter Brötzmann verstarb im Alter von 82 Jahren in Wuppertal. Brötzmann hatte großen Einfluss auf den europäische Free Jazz und war einer der Gründer des Plattenlabels Free Music Production in Berlin. Aus der Fluxusbewegung kommend war er ein experimentierfreudiger Saxophonist, der am radikalsten mit allen Traditionen des Musizierens gebrochen hatte. Bekannt war er auch für Auftritte zusammen mit dem Free-Jazz-Pianisten Alexander von Schlippenbach und dem niederländischen Schlagzeuger und Multiinstrumentalisten Hendrikus Johannes „Han“ Bennink. Zuletzt trat er dort noch einmal für den Film"Tastenarbeiter" auf, einem Biopic über den 85-jährigen Musiker Schlippenbach und der europäischen Free-Jazz-Szene, der seine Weltpremiere zum Jazz Fest Berlin im November 2023 feierte.

Frederic Forrest 23. Juni 2023
Der US-amerikanische Schauspieler Frederic Fennimore Forrest, Jr., der zwischen 1968 und 2006 in über 80 Film- und Fernsehproduktionen auftrat und viele Hollywood-Filme geprägt hat, verstarb nach langer Krankheit im Alter von 86 Jahren in seinem Haus im kalifornischen Santa Monica. Schauspielerin Bette Midler gab den Tod des "großartigen und geliebten" Schauspielers auf Twitter bekannt. Für ihre Rollen in "The Rose" (1979), basierend auf dem Leben der Sängerin Janis Joplin, wurden Midler und Forrest für Oscars als beste Hauptdarstellerin und als bester Nebendarsteller nominiert. Mehrfach arbeitete Frederic Forrest mit Regisseur Francis Ford Coppola zusammen - zum Beispiel in "Der Dialog" (1974), "Apocalypse Now" (1979) und "Tucker" (1988). Der letzte Film des gebürtigen Texaners war 2006 "Das Spiel der Macht".

Alan Arkin 29. Juni 2023
Der in New York City geborene US-amerikanische Schauspieler, Sänger, Regisseur und Kinderbuchautor Alan Wolf Arkin verstarb im Alter von 89 Jahren in Carlsbad, Kalifornien, wie seine drei Söhne mitteilten. Jahrzehntelang brillierte Arkin in komischen und dramatischen Rollen sowohl im Theater als auch im Kino. Anfang der 1960er Jahre zog Arkin nach New York und trat am Broadway auf. Bereits 1963 erhielt er seinen ersten Tony Award als bester Nebendarsteller in der Komödie "Enter Laughing". 1967 übernahm er in dem Kino-Thriller "Warte, bis es dunkel ist" an der Seite von Audrey Hepburn die Rolle des Bösewichts. Bekannt wurde er auch für seine Darstellung im Roadmovie "Little Miss Sunshine". Darin wurde er 2007 mit dem Oscar als bester Nebendarsteller ausgezeichnet. Zwischen seiner ersten Oscar-Nominierung im Jahre 1967 für "Die Russen kommen! Die Russen kommen!" als sowjetischer U-Boot-Offizier und seiner letzten für Ben Afflecks "Argo" lagen über 40 Jahre.

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mit Horst Hiemer, der am 4. Juli 2023 verstarb.


Horst Hiemer 04. Juli 2023
Der im oberschlesischen Ratibor, im heutigen Polen geborene Schauspieler Horst Hiemer verstarb in Berlin im Alter von 90 Jahren. In den 1950er Jahren studierte er am Deutschen Theaterinstitut Weimar und an der Theaterhochschule Leipzig und war mehr als 40 Jahre lang Ensemblemitglied im Deutschen Theater Berlin. Dort spielte er unter Regisseuren wie Wolfgang Langhoff, Benno Besson oder Friedo Solter und war auch für Regiearbeiten verantwortlich. Neben seiner Theaterarbeit war Hiemer auch Dozent für Schauspiel an der 1951 in der DDR gegründeten Staatlichen Schauspielschule Berlin und wirkte seit 1959 in über 200 Kino- und Fernsehfilmen und zahlreichen Hörspielen mit. Unter anderem war er mit Harald Juhnke bei der TV-Verfilmung von "Der Hauptmann von Köpenick" dabei. Eine seiner letzten Rollen spielte er im Film "Willenbrock" mit Axel Prahl.

Jeffrey Carlson 6. Juli 2023
Der US-amerikanische Schauspieler und Serien-Star Jeffrey Carlson verstarb im Alter von 48 Jahren. Er spielte in der beliebten Serie "All my children" eine trans Frau, womit er einst queere Geschichte schrieb. Zunächst verkörperte er 2006 einen Rockstar in der Daily Soap – später outete er sich im US-TV. Dies sei damals erst die zweite Transgender-Rolle in einer US-Serie gewesen, berichtete das "Out"-Magazin seinerzeit. Der gebürtige Kalifornier Carlson wuchs in Long Beach auf, studierte an der renommierten Juilliard School in New York City und feierte später Erfolge am Broadway. Vor seinem Engagement bei "All my children" war er in "Law and Order: Special Victims Unit" zu sehen. Außerdem konnte er eine Nebenrolle im Kino-Hit "Hitch: Der Date Doktor" an der Seite der Hauptdarsteller Will Smith und Eva Mendes ergattern. Sein plötzlicher Tod hinterließen Fassungslosigkeit in den sozialen Netzwerken. Zur Todesursache des 48-jährigen Schauspielers wurden keine Details genannt.

Srđan Koljević 8. Juli 2023
Der serbische Filmregisseur und Drehbuchautor Srđan Koljević verstarb nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 56 Jahren, wie die Fakultät für Dramatische Künste in Belgrad mitteilten. Der in Sarajevo (heute: Bosnien-Herzegowina) geborene Filmemacher war als Regisseur oder Drehbuchautor an der Entstehung von 15 Spiel- und zwei Dokumentarfilmen und mehreren Fernsehserien beteiligt. Für "The Red Colored Grey Truck" erhielt er 2004 den hessischen Filmpreis, mit "Belgrad Radio Taxi" gewann er 2010 das Zürich Film Festival. Sein Film "Ich habe ›Mlada Bosna‹ verteidigt" (2014) arbeitete das Attentat von Sarajevo als packendes Gerichtsdrama auf. Der Mordanschlag auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau Sophie am 28. Juni 1914 gilt als Auslöser des Ersten Weltkriegs. »Mlada Bosna« (Jung-Bosnien) war eine antiösterreichische Jugendorganisation, aus der der Attentäter Gavrilo Princip und einige seiner Mitverschwörer stammten.

Andrea Evans 9. Juli 2023
Andrea Evans war wohl eine der bekanntesten Telenovela-Stars der USA. Sie machte sich mit den Serien „Schatten der Leidenschaft“ und „Reich und Schön“ einen Namen. Teilweise über mehrere Hundert Folgen hinweg verkörperte die Schauspielerin ihre Rolle. Ihren großen Durchbruch feierte sie in der Rolle der Tina Lord in "Liebe, Lüge, Leidenschaft" in den 1970er-Jahren. Später wurde sie in dieser Rolle auch für den »Emmy« nominiert. Zuletzt spielte Evans in der Amazon-Prime-Serie "The Bay" mit. Nach einer langen Krebserkrankung verstarb die in Illinois geborene US-Serien-Ikone im Alter von 66 Jahren zu Hause in Pasadena, Kalifornien. Die Schauspielerin hinterlässt ihren Ehemann Stephen Rodriguez und die gemeinsame Tochter.

Milan Kundera 11. Juli 2023
Der in der Tschechoslowakei geborene tschechisch-französische Schriftsteller Milan Kundera verstarb nach langer Krankheit mit 94 Jahren in Paris. Weltberühmt wurde Kundera 1984 mit dem Roman "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins". Das Buch über eine Ménage à trois vor dem Hintergrund des Prager Frühlings 1968 wurde 1988 mit den Filmstars Daniel Day-Lewis und Juliette Binoche von Regisseur Philip Kaufman verfilmt. Kunderas Bücher wurden in alle Weltsprachen übersetzt und millionenfach verkauft. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen wie den "Prix Médicis", den Ritterorden der französischen Ehrenlegion und den Jerusalem-Preis. Nach dem Abitur studierte Kundera an der Prager Karls-Universität Musik und Literatur, wechselte aber nach kurzer Zeit zu Regie und Drehbuch. Seinen ersten großen Prosa-Erfolg feierte er mit losen Erzählungen über die "lächerliche Liebe". Sie zeigten ungleiche Liebespaare in grotesken Situationen. Mit dem Stalinismus setzte sich Kundera in seinem Roman "Der Scherz" auseinander, wobei seine Distanz zum Regime wuchs. Später wurde er zu einem prominenten Vertreter der sozialistischen Demokratiebewegung "Prager Frühling", worauf er 1970 aus der kommunistischen Partei in der damaligen Tschechoslowakei (CSSR) ausgeschlossen wurde und kurze Zeit später auch mit einem Publikationsverbot belegt wurde. 1975 erhielt Kundera ein Ausreisevisum und siedelte mit seiner Frau Vera nach Frankreich über. Erst 2019 erhielt er die tschechische Staatsbürgerschaft zurück.

Jane Birkin 16. Juli 2023
Die in london geborene englisch-französische Sängerin und Schauspielerin Jane Birkin verstarb im Alter von 76 Jahren in Paris. Birkin wurde u.a. durch das Lied "Je t'aime ... moi non plus" bekannt, welches sie 1969 mit ihrem damaligen Lebensgefährten Serge Gainsbourg aufnahm. Neben der Musik war die Schauspielerei die zweite große Leidenschaft Birkins, die in etwa 70 Filmen mitwirkte, nachdem sie 1965 von Regisseur Richard Lester für „Der gewisse Kniff“ in London entdeckte wurde. 1966 spielte sie in Michelangelos Antonionis legendärem Film "Blow Up" ein Model und stand nackt vor der Kamera. Seitdem galt sie als Sexsymbol der „Swinging Sixties“, ein Symbol, mit dem sie sich nie identifizieren wollte. 1968 zog Jane Birkin nach Frankreich. Sie beeindruckte neben Alain Delon und Romy Schneider in dem Thriller "Der Swimmingpool" und mimte einen Teenager, der den Freund des Vaters zu verführen versucht. Es folgten Filme mit Regiegrößen wie Jacques Rivette, Agnes Varda und Alain Resnais. Bei den Dreharbeiten zu dem skandalösen Liebesfilm "Slogan" (1969) begegnete sie dem französischen Sänger und Schauspieler Serge Gainsbourg. Die beiden wurden ein Paar, beruflich wie privat. 1971 kam Tochter Charlotte zur Welt, heute selbst Schauspielerin. Birkin trennte sich 1980 von Gainsbourg, doch blieben sie Freunde und arbeiteten weiterhin zusammen. Nach Gainsbourgs Tod 1991 zog sie sich lange aus der Musikszene zurück und begann erst 1998, wieder Songs zu veröffentlichen. 2007 begann Birkin, auch Regie zu führen. Der Spielfilm "Boxes" ist ein persönlicher Rückblick auf ihr Leben. Seit 2002 musste sie wegen einer Leukämie-Erkrankung immer wieder ins Krankenhaus. Nebwn weiteren gesundheitlichen Problemen erlitt sie 2021 auch einen leichten Hirnschlag.

Bibiana Zeller 16. Juli 2023
Die österreichische Schauspielerin Bibiana Zeller verstarb mit 95 Jahren in der Nähe von Wien. Die Mimin war seit 1972 Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters gewesen. 1951 begann sie ihre schauspielerische Laufbahn mit einem Engagement am Theater in der Josefstadt. Ab 1952 arbeitete sie auch in einigen deutschen Großstädten und war dem Theater am Kurfürstendamm in Berlin, der Komödie in Stuttgart und dem Theater Bonn eng verbunden. Ab Anfang der 1950er Jahre wirkte sie in zahlreichen Filmen, Fernsehspielen, Verfilmungen von Theaterstoff und in Fernsehserien mit, darunter 1968 in William Dieterles "Ein Sommernachtstraum" oder 1972 unter der Regie von Willy Fritsch in "Elisabeth Kaiserin von Österreich". Einem breiteren Fernsehpublikum wurde sie in den frühen 1980er Jahren als Frau Kottan in der satirischen Kriminalserie "Kottan ermittelt" bekannt. Auch in der TV-Serie "Julia - Eine ungewöhnliche Frau" mit Christiane Hörbiger in der Hauptrolle spielte Zeller mit.

Christian Quadflieg 16. Juli 2023
Nach langer schwerer Krankheit verstarb im Beisein seiner Familie der Schauspieler Christian Quadflieg im Alter von 78 Jahren in Hamburg. Der Künstler war vor allem in Im Fernsehen den 1970er bis 1990er Jahren in rund 200 Rollen zu sehen. Bis heute ist er vor allem als der "Der Landarzt" in Erinnerung. In der ZDF-Serie, in der er zum Teil auch Regie führte, spielte er zwischen 1986 und 1992 den Titelhelden Dr. Karsten Mattiesen im fiktiven schleswig-holsteinischen Dorf Deekelsen. TV-Geschichte hat Quadflieg aber auch schon 1977 in Wolfgang Petersens damals spektakulärem "Tatort: Reifezeugnis" geschrieben, in dem er als Lehrer eine seiner Schülerinnen, gespielt von Nastassja Kinski, verführt. Im Fernsehen hatte der in Schweden geborene Darsteller Auftritte in Serien und Filmen wie "Der Alte", "Derrick" und "Das Traumschiff". In der ARD-Familienserie "Vater wider Willen" (1995-2002) stellte er einen Dirigenten dar. Zuletzt war es stiller um ihn geworden. Quadflieg, der seit 1974 mit seiner Kollegin Renate Reger verheiratet war, konzentrierte sich auf seine mehr als 30 literarischen Programme, mit denen er Gastspiele gab und Hörbücher einlas. Lyrik von Erich Kästner, Heinrich Heine und Eduard Mörike oder auch Bibelgeschichten gehörten dazu.

Linda Haynes 17. Juli 2023
Die US-amerikanische Schauspielerin Linda Haynes verstarb mit 75 Jahren in Summerville im US-Bundestaat South Carolina "friedlich im Kreise ihrer Familie". Haynes war nicht lange im Schauspielgeschäft aktiv, trotzdem blieb sie vielen in Erinnerung. Linda Lee Sylvander, so ihr bürgerlicher Name. Ihr Debüt gab sie als Dr. Anne Barton in dem Streifen "Latitude Zero" (1969), zudem wurde sie vor allem durch ihre Rollen im Thriller "Rolling Thunder" aus dem Jahr 1977 an der Seite von Tommy Lee Jones bekannt, oder durch ihr Engagement als Carol im Gefängnis-Drama "Brubaker" mit Robert Redford aus dem Jahr 1980. Kurze Zeit später verließ sie Hollywood und hing ihre Schauspielkarriere an den Nagel.

Juliette Mayniel 21. Juli 2023
Die französische Schauspielerin Juliette Mayniel verstarb mit 87 Jahren in Mexiko, wie ihr Sohn, der italienische Schauspieler Alessandro Gassmann, bestätigte. Mayniel hatte ihre erste bedeutende Rolle 1958 im Chabrol-Film "Schrei, wenn du kannst". 20 Jahre lang stand Juliette Mayniel für verschiedene Filme vor der Kamera. In Deutschland war sie unter anderem durch Wolfgang Staudtes Film "Kirmes" bekannt, in dem sie an der Seite von Götz George spielte. Dafür wurde Juliette Mayniel bei den Internationalen Filmfestspielen 1960 in Berlin mit dem Silbernen Bären als Beste Schauspielerin ausgezeichnet. Es folgten Filme wie "Der Kampf um Troja", "Die Odyssee" und "Sie nannten ihn Plattfuß" an der Seite von Bud Spencer. 1978 stand sie dann ein letztes Mal vor der Kamera – für "Blutige Schatten". Mit 42 Jahren zog sich Juliette Mayniel aus dem Filmgeschäft zurück.

Sinéad O’Connor 26. Juli 2023
Die irische Sängerin Sinéad Marie-Bernarde Aoibheann O’Connor war eine der berühmtesten irischen Musikerinnen aller Zeiten, bekannt für ihren Aktivismus, ihre kraftvolle Stimme und die furchtlose Verteidigung dessen, woran sie glaubte. Im Alter von 56 Jahren wurde sie tot in ihrer Wohnung in London aufgefunden. Erst zwei Wochen zuvor war sie nach 23 Jahren zurück in ihre Heimat gekehrt. Sie sei „glücklich, wieder zuhause zu sein“. Zuletzt musste sie den tragischen Verlust ihres 17-jährigen Sohnes Shane verkraften, der sich im Januar 2022 das Leben nahm, worüber sie nie hinwegkam. Zudem gestand sie ein, dass sie an einer psychischen Erkrankung litt, jahrelang drogen- und alkoholabhängig war, und darüber hinaus bei ihr eine bipolare Störung diagnostiziert worden war. O'Connor war Mutter von insgesamt vier Kindern, die viermal verheiratet war. Eine der Ehen hielt im Jahr 2011 allerdings nur 16 Tage. 2018 verkündete die Sängerin, zum Islam konvertiert zu sein und ihren Namen in Shuhada’ Davitt geändert zu haben. Die Musiklegende wurde 1990 vor allem durch den von Prince geschrieben Hit "Nothing Compares 2 U" bekannt. Insgesamt veröffentlichte sie 11 Studioalben. Ihre sehr präsente Stimme war auch im Abspann des mit acht Oscars nominierten Filmes "In the Name of the Father" zu hören. Das von Jim Sheridan gedrehte irische Drama wurde 1994 auf der Berlinale mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet. Zu der von Trevor Jones geschriebenen Filmmusik gibt es auch einen Videoclip des Songs "You Made Me The Thief Of Your Heart" mit zum Film passenden Szenen. 2022 zeigte die englische Regisseurin Kathryn Ferguson in Sundance unter dem Titel "Nothing Compares" eine mehr als 90 Minuten lange Dokumentation über die Sängerin mit Aufnahmen aus Kindheitstagen, Interviews und Konzertausschnitten. Der preisgekrönte Dokumentarfilm begleitet den Aufstieg von Sinéad O’Connor zum Weltstar in den Jahren 1987 bis 1993 – und ihre Marginalisierung infolge ihrer politischen Haltung. Die irische Sängerin war Zeit ihres Lebens unbequem und unbeugsam. Selbst als Kind misshandelt, nahm sie den Kampf gegen sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche auf, als das Thema noch tabu war. Für viele Frauen war sie ein Vorbild. Ihre unvergleichliche Stimme hat sie zum Weltstar gemacht, ihr Einstehen gegen jegliches Unrecht machte sie zum Symbol für Stärke und Haltung.

Martin Walser 28. Juli 2023
Der deutsche Schriftsteller Martin Johannes Walser war einer der herausragenden, aber auch umstrittensten Schriftsteller der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Er verstarb im Alter von 96 Jahren an seinem Wohnort Überlingen am Bodensee und interlässt Bücher, die Klassiker geworden sind. Zahlreiche seiner Werke wie u.a. "Ein fliehendes Pferd" wurden sowohl als Theaterstück (1985), wie auch als Hörspiel (1986) aufgeführt. Verfilmungen gab es bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dafür aber Dokumentationen und Videoaufnahmen mit Lesungen von ihm. Bekannt wurde der streitbare Intellektuelle Walser durch seine Darstellung innerer Konflikte der Antihelden in seinen Romanen und Erzählungen. Der Figurentypus des Antihelden in der Literatur wird oft in Filmen und Comics eingesetzt. Während die dramatische Hauptfigur (der Protagonist) einer Geschichte durch ihre überlegene Charakter-, Verstandes- oder moralische Stärke zur Identifikation einlädt, ist es beim Antihelden gerade eine Schwäche, die sympathisch wirkt, womit insbesondere Walser seine eigenen Empfindungen so wahrhaftig wie möglich Ausdruck brachte. Schon mit 30 Jahren, nach einem Studium der Literaturwissenschaft, Geschichte und Philosophie, veröffentlichte Walser seinen ersten Roman "Ehen in Philippsburg", der ihm direkt zum Durchbruch verhalf. Walsers erfolgreichstes Buch wurde der 1978 erschienene Millionenbestseller "Ein fliehendes Pferd", auch der "Tod eines Kritikers" 2002 war ein Publikumserfolg. Als Vorbild der Figur des André Ehrl-König in dieser Erzählung, die wie ein Kriminalroman aufgebaut ist, gilt gemeinhin der 2013 verstorbene jüdische Kritiker Marcel Reich-Ranicki, ein Überlebender des Warschauer Ghettos, aber auch Johann Wolfgang Goethes bekannte Ballade "Der Erlkönig". Das Buch entfachte mannigfaltige Diskussionen bis hin zum Ausspruch von "geistiger Brandstiftung" durch Ignatz Bubis, dem Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland anlässlich der Verleihung des Friedenspreises an Walser durch den Deutschen Buchhandel (1998), worauf sich dieser missverstanden fühlte, aber dennoch nie den Streit scheute.

Marc Gilpin 29. Juli 2023
Der ehemalige US-Kinderstar Marc Gilpin verstarb im Alter von 56 Jahren in Dallas, Texas, an einem bösartigen Hirntumor. Geboren im Jahr 1967, begann Marc Gilpin bereits im zarten Alter von vier Jahren seine Laufbahn in der Welt des Fernsehens. Als Elfjähriger ergatterte er seine wohl bekannteste Rolle: Er wurde als "Sean Brody" in der Fortsetzung des Klassikers "Der weiße Hai" (1975) von Steven Spielberg gecastet. Nach dem Erfolg von "Der weiße Hai 2" erhielt Marc Gilpin weitere Rollen in Film und Fernsehen. So stand er etwa für die Serie "Fantasy Island" und dem Scince-Fiction-Film "Endstation Planet Erde" (Earthbound, 1981) sowie 1984 dem TV-Film "License to Kill" vor der Kamera. Doch es wurde nach 1989 und insgesamt 15 Filmen ruhiger um ihn, als er sich dazu entschied, seine Schauspielkarriere an den Nagel zu hängen und sich der Softwareentwicklung zu widmen.

Paul Reubens 30. Juli 2023
Der als Paul Rubenfeld alias Pau Reubens 1952 im Bundesstaat New York geborene US-amerikanische Schauspieler und Designer verstarb mit 70 Jahren in Los Angeles, Kalifornien an Krebs. Reubens wurde vor allem mit seiner komödiantischen Rolle des Pee-Wee Herman in dem von Tim Burton 1985 gedrehtem Spielfilm "Pee-Wee’s irre Abenteuer" bekannt, der das 5-fache seiner Entstehungskosten einspielte und zum Kultfilm wurde. Dazu hatte Reubens selbst das Drehbuch geschrieben. 2016 trat er ein letztes Mal in der Rolle des Pee-Wee auf. Nach einem Studium am California Institute of the Arts debütierte Reubens als Schauspieler an der Seite von John Belushi und Bill Murray in der Fernsehkomödie "Things We Did Last Summer" aus dem Jahr 1977 sowie 1980 erneut an der Seite von John Belushi in dem Kinofilm "Blues Brothers" von John Landis . Eine weitere größere Rolle bekam Reubens 1980 in der Komödie "Noch mehr Rauch um überhaupt nichts". Nach Erregung öffentlichen Ärgernisses im Jahre 2001 und Anklage wegen angeblichen Besitzes von Kinderpornografie, das aber legales älteres Material war, wurde der Fall nach Zahlung einer Geldstrafe von 135 US-Dollar auf „Obszönität“ heruntergestuft.

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mit Mark Margolis, der am 3. August 2023 verstarb.


Mark Margolis 3. August 2023
Der in Philadelphia geborene US-amerikanischer Schauspieler Mark Margolis verstarb mit 83 Jahren im Mount Sinai Hospital in New York City. Bekannt wurde er unter anderem aus den preisgekrönten US-Serien "Breaking Bad" und dem Ableger "Better Caul Saul", in denen er als Schurke Hector Salamanca, einem am Rollstuhl gefesselten Ex-Drogenboss, der nicht sprechen konnte, glänzte. Schon in jungen Jahren zeigte Margolis Interesse am Schauspiel und zog nach New York, wo er in bekannten Schauspielschulen das Handwerk lernte und am Theater debütierte. Den Durchbruch beim Film hatte er 1983 in Brian De Palmas Gangsterfilm "Scarface". Es folgten unter anderem Auftritte an der Seite von Jim Carrey in "Ace Ventura - Ein tierischer Detektiv" und in mehreren Filmen von Darren Aronofsky – darunter in dessen Spielfilm-Erstling "Pi - System im Chaos" sowie in "Requiem for a Dream", "The Wrestler" oder auch "Black Swan".

William Friedkin 7. August 2023
Der US-amerikanische Regisseur, Drehbuchautor und Produzent William Friedkin verstarb im Alter von 87 Jahren in Los Angeles, Kalifornien. Seine größten Erfolge verzeichnete er in den frühen 1970er Jahren in der Zeit des „New Hollywood“-Kinos mit "The French Connection – Brennpunkt Brooklyn" und "Der Exorzist". Schon sein erster Dokumentarfilm über einen zum Tode Verurteilten gewann 1962 einen Festival-Preis. 1965 gab Friedkin mit dem Musikfilm "Good Times"über das Pop-Duo Sonny und Cher sein Hollywood-Debüt. William Friedkin stieg schnell in die Riege der "New Hollywood"-Elite auf, die in den 70er Jahren bahnbrechende Filme lieferte - gemeinsam mit Regisseuren wie beispielsweise Peter Bogdanovich ("Die letzte Vorstellung"), Roman Polanski ("Rosemaries Baby"), Francis Ford Coppola ("Der Pate") und Martin Scorsese ("Taxi Driver"). 1972 bekam er für den packenden Drogen-Thriller "French Connection - Brennpunkt Brooklyn" den Regie-Oscar. Insgesamt gab es fünf Auszeichnungen, darunter als »Bester Film« und für Hauptdarsteller Gene Hackman. Der gruselige Film "Der Exorzist" wurde 1974 für zehn Oscars nominiert, am Ende gewann er die Trophäen für das beste Drehbuch und den Ton. Danach drehte Friedkin noch zahlreiche weitere Thriller. In den 70er Jahren war der Regisseur und zweifache Vater zwei Jahre lang mit der französischen Schauspielerin Jeanne Moreau (1928-2017) verheiratet. Nach Ehen mit TV-Star Lesley-Anne Down (heute 69) und der Moderatorin Kelly Lange (85) heiratete er 1991 die Produzentin Sherry Lansing (79). Der Regisseur hatte zuletzt den Film "The Caine Mutiny Court-Martial" mit Schauspieler Kiefer Sutherland in der Hauptrolle fertiggestellt, der 2023 beim Filmfestival in Venedig Premiere feiern sollte.

Margit Saad 7. August 2023
Die 1929 in München geborene deutsche Schauspielerin und Regisseurin Margit Daisy Saad verstarb ebenda im Alter von 94 Jahren. Bekannt wurde Saad, die mit dem 1988 verstorbenen französischen Regisseur und Bühnenbildner Jean Pierre Ponnelle verheiratet war, durch Kino- und Fernsehfilme. Sie spielte etwa in "Peter Voss, der Millionendieb" oder "Hoppla, jetzt kommt Eddie" mit. Die Hauptrolle übernahm sie in dem englischen Krimi "Die Spur führt ins Nichts" von Joseph Losey – "einer meiner schönsten Filme", sagte Margit Saad im Jahre 1999 anlässlich ihres 70. Geburtstages. Ihr erstes Engagement nach ihrer Schauspielausbildung an der Münchner Otto-Falckenberg-Schule hatte Saad 1952 in Düsseldorf am "Kom(m)ödchen". 1961 feierte sie einen Bühnenerfolg in Baden-Baden in der Titelrolle des Musicals "Irma la Douce". an der Seite von Harald Juhnke. 1971 wagte Saad einen Neuanfang und machte sich als Regisseurin anspruchsvoller Dokumentarfilme und Literaturverfilmungen einen Namen. Sie selbst spielte zuletzt 1982 in einem "Tatort" mit.

Sixto Rodriguez 8. August 2023
Die Oskar-prämierte Doku „Searching for Sugar Man“ von Malik Bendjelloul und Produzent Simon Chinn machte den US-Folksänger Sixto Díaz Rodriguez 2012 weltberühmt. Der Musiker von Songs wie "Sugar Man", "I Wonder" und „Climb Up On My Music“ verstarb mit 81 Jahren in seiner Geburtsstadt Detroit. Rodriguez war 1942 als Sohn mexikanischer Einwanderer geboren. Schon als Kind fing er mit Musik an und bekam nach der Schule erste kleine Auftritte. Mitte der 60er Jahre entdeckten ihn Produzenten und zwei Alben entstanden: „Cold Fact“ und „Coming From Reality“. Der Erfolg blieb allerdings aus und das Label ließ Rodriguez wieder fallen. Der Musiker zog sich deshalb ins Privatleben zurück, während seine Lieder in Südafrika unbemerkt Kult wurden. Viele junge Menschen sahen darin ihren Protest gegen das Apartheid-Regime gespiegelt. Rodriguez selbst erfuhr erst in den 90er Jahren von dem Erfolg und begab sich daraufhin auf eine weltweite Tour über Südafrika bis nach Australien. Auch der Film erzählt von der Suche zweier Fans nach dem in den USA in Vergessenheit geratenen Singer-Songwriter, dessen Musik in Südafrika ohne dessen Wissen unerwartete Erfolge gefeiert hatte. Anfang des Jahres hatte der Vater dreier Töchter einen Schlaganfall und musste operiert werden.

Robert Swan 9. August 2023
Der in Chicago geborene US-Schauspieler Robert Swan, der in Filmen wie "Natural Born Killers" und "The Untouchables: Die Unsterblichen" spielte, hat den Kampf gegen den Krebs verloren und verstarb im Alter von 78 Jahren im US-Bundesstatt Indiana. Swan wurde im Alter von 36 Jahren durch seine Rolle als Bühnenarbeiter in dem Sci-Fi-Film "Somewhere in Time" (1980) bekannt. Seinen Durchbruch in Hollywood feierte er durch seine Rolle im Basketball-Film "Freiwurf" an der Seite von Hollywood-Legende Gene Hackman. Auch mit TV-Serien konnte der US-Schauspieler Erfolge vorweisen. Er spielte neben Jane Fonda in "The Dollmaker" sowie in den Serien "All My Children" oder auch "Missing Persons". Noch zu Lebzeiten versuchte Swan vergeblich sein Drehbuch "The Saint and the Scoundrel" zu verkaufen. Die Geschichte handelt von einem Lexikografen, der am Tourette-Syndrom erkrankt und im Jahr 1755 ein "Wörterbuch der englischen Sprache" herausbringt.

Robbie Robertson 9. August 2023
Der in Toronto geborene kanadische Rockmusiker (Gitarrist, Sänger und Songschreiber) Jaime Royal „Robbie“ Robertson verstarb mit 80 Jahren. Bekannt wurde er als Mitglied der Gruppe »The Band«, die Bob Dylan Mitte der 1960er begleitete und ab 1968 acht Studioalben veröffentlichte. Sein einzigartiger Beitrag zur populären Musik hat ihn zu einem der beliebtesten Songschreiber und Gitarristen seiner Zeit gemacht. Mit dem von ihm geschriebenen Song "The Night They Drove Old Dixie Down" schuf er eine Musik, die seit Jahrzehnten Bestand hat und unzählige Musiker beeinflusst hat. 1980 schrieb er die Filmmusik zu Martin Scorseses "Wie ein wilder Stier" und arbeitete für dessen weitere Filmprojekte. Am 10.11.2023 erscheint seine Filmmusik zu Martin Scorseses innovativstem Werk "Killers Of The Flower Moon".

Werner Grassmann 14. August 2023
Der Regisseur und Filmproduzent sowie Gründer des Hamburger Abaton Kinos, Werner Grassmann verstarb laut Angabe seiner Familie im Alter von 96 Jahren in seiner Heimatstadt Hamburg. Zusammen mit einem langjährigen Freund hatte Grassmann 1970 das Abaton Kino gegründet, eines der ältesten Programmkinos in Deutschland. Entstanden war die Idee in der Gruppe der Hamburger Filmemacher, die im Schatten der 1968er Revolution eine Filmcoop gegründet hatten, heißt es auf der Homepage des Kinos. Als Filmproduzent erhielt Grassmann eine Reihe von Bundesfilmpreisen, darunter 1993 ein Filmband in Gold. Seine Produktion „Die Stimme des Igels“ von Jochen Kuhn lief 1994 als deutscher Beitrag bei den Filmfestspielen in Venedig. Seine Produktion „Fußball wie noch nie“ des Experimentalfilmers Hellmuth Costard erschien als DVD bei Kinowelt. Für sein Engagement für den Film erhielt Grassmann 2006 vom Hamburger Senat die »Biermann-Ratjen-Medaille«.

Jerry Moss 16. August 2023
Jerome S. „Jerry“ Moss war ein US-amerikanischer Aufnahmeleiter und Schallplatten-Manager in Hollywood, der an der Seite von Trompeter und Bandleader Herb Alpert vor allem durch die Mitgründung des legendären Labels A&M Records in den 1960er-Jahren Musikgeschichte schrieb. Der Produzent, der Stars wie Cat Stevens, Carpenters, Joe Cocker, Carole King, Styx, The Police, Supertramp und Bryan Adams unter Vertrag nahm und später auch mit Janet Jackson, Bryan Adams, Suzanne Vega und Sheryl Crow zusammenarbeitete, verstarb friedlich im Kreise seiner Familie im Alter von 88 Jahren. Die mit einem Startkapital von 200 Dollar in einer Garage in Hollywood gegründete Firma wurde 1989 für knapp 500 Millionen Dollar an die PolyGram-Gruppe verkauft.

Jörg Schmidt-Reitwein 21. August 2023
Der im brandenburgischen Königs Wusterhausen geborene Kameramann Jörg Schmidt-Reitwein war Wegbegleiter von Werner Herzog, arbeitete mit Regisseuren wie Alexander Kluge und Herbert Achternbusch zusammen und wurde mehrfach ausgezeichnet. Im Alter von 84 Jahren verstarb er in seiner Wahlheimat Bayern. Als junger Mann begann Schmidt-Reitwein ein Praktika in der Filmbranche, bis er kurz nach dem Bau der Berliner Mauer inhaftiert wurde, als er seiner Freundin zur Flucht in den Westen verhelfen wollte. Mehr als drei Jahre saß er danach in einem Hochsicherheitsgefängnis der DDR ein, bevor seine Entlassung mit Hilfe der Bundesrepublik Deutschland erwirkt wurde - in München begann er anschließend seine Karriere, zunächst als Kameraassistent. Seinen Durchbruch feierte Jörg Schmidt-Reitwein an der Seite von Werner Herzog mit dem Experimentalfilm „Fata Morgana“, in der Folge wurde er zum Wegbegleiter Herzogs, für den er noch bei 17 weiteren Produktionen hinter der Kamera stand. Ab den 1970er Jahren arbeitete der Bildkünstler mit vielen bedeutenden Regisseuren und Regisseurinnen wie Alexander Kluge, Herbert Achternbusch, Werner Schroeter, Josef Bierbichler, Markus Fischer, Alan Greenberg und Doris Dörrie zusammen, insgesamt war er an weit über hundert Werken beteiligt. Sein Wissen und seine Liebe zum Film gab Schmidt-Reitwein auch als Dozent an der Filmakademie Ludwigsburg und der Filmakademie der Universität der Philippinen in Manila weiter, für seine Arbeit wurde er unter anderem zweimal mit dem Bundesfilmpreis geehrt. Zuletzt lebte er mit seiner Familie auf einem abgelegenen Bauernhof, der ihm „eine Quelle der Inspiration und der Ruhepol für ein aufregendes berufliches und privates Leben war“.

Claus Boje 25. August 2023
Der Produzent, Verleiher und Kinobetreiber Claus Boje verstarb mit nur 65 Jahren. Boje war Gründungsmitglied der Deutschen Filmakademie und gründete gemeinsam mit Detlev Buck die Boje/Buck Filmproduktion. Zu seinen größten Erfolgen gehören u.a.„Männerpension“, „Sonnenallee“ und „Herr Lehmann“. Claus Boje wurde mehrfach mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet.

Gábor Medvigy 27. August 2023
Mit nur 66 Jahren verstarb der ungarische Kameramann, Fotograf, Universitätsprofessor Gábor Medvigy. 1979 legte er die Prüfung zum Fotografen ab. Danach arbeitete er bei Mafilm. Ab 1980 war er Mitglied des Verbandes der ungarischen Fotografen und hatte 1981 eine Einzelausstellung in Budapest. Von 1983 bis 1986 studierte er Kamera an der Akademie für Theater- und Filmkunst in der Klasse von Lajos Koltai und lehrte ab 2001 Kinematografie an der Universität für Theater und Filmkunst. Bekannt wurde Medvigy aber durch seine Zusammenarbeit mit Béla Tarr bei den "Werckmeister Harmonien" (2000), für die er den Preis der Filmkritik bekam, und vor allem als Chefkameramann von Béla Tarrs "Satanstango" 1994. Darüber hinaus führte er selbst Regie bei zwei Filmen und trat in zwei weiteren Werken als Schauspieler auf.

Gayle Hunnicutt 31. August 2023
Die in Texas geborene US-amerikanische Schauspielerin Gayle Hunnicutt verstarb im Alter von 80 Jahren. Die Mimin erlangte zwischen 1989 und 1991 internationale Bekanntheit in der US-Fernsehserie "Dallas" durch ihre Darstellung der Vanessa Beaumont, der Geliebten des Serien-Fiesling J.R. Ewing. Außerdem hatte sie in den 1980er Jahren immer wieder Gastauftritte in Fernsehserien wie "Taxi" oder "Love Boat". Ihr Debüt gab Hunnicutt 1966 in der US-Serie "Mister Roberts", kurze Zeit später spielte sie an der Seite von Peter Fonda und Nancy Sinatra im Rockerfilm "Die wilden Engel". Dann zog sie im Alter von 26 Jahren nach Europa und lebte lange Zeit in England, wo sie ab 1968 sieben Jahre lang mit dem britischen Schauspieler und Regisseur David Hemmings verheiratet war, der mit "Blow Up" zum Star geworden war. An Hemmings’ Seite spielte sie 1970 im Thriller "Schatten der Angst", als Regisseur besetzte er sie 1972 in "Running Scared". Neben Theaterauftritten spielte sie 1973 im Film "Scorpio, der Killer" mit, gefolgt von einer Nebenrolle 1974 im französischen Streifen "Der Mann ohne Gesicht". Ab 1984 wurden ihr erstmals tiefgründigere Rollen angeboten, zum Beispiel in der Fernsehserie "Sherlock Holmes", bevor sie Ende der 1980er Jahre in die USA zurückkehrte und in der "Dallas"-Soap über einen niederträchtigen Ölmagnaten groß herauskam.

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mit Rufin Wiesemann, der am 4. September 2023 verstarb.


Rufin Wiesemann 4. September 2023
Ein weißer hoch herausragender Grabstein auf einem Berliner Friedhof mit der Inschrift des seltenen Vornamens Rufin, abgeleitet von Rufus rothaarig (Lateinisch), machte uns stutzig. Rufin Wiesemann, der zuletzt in Berlin-Wilmersdorf lebende Visual Effects Producer, sei - wie uns auf Nachfrage mitgeteilt wurde - überraschend drei Wochen vor seinem 54 Geburtstag verstorben. Noch sechs Monate zuvor hatte er ein Bild seiner Mitwirkung an der UFA Babelsberg Produktion „SAM – Ein Sachse“ auf der Plattform LinkedIn geteilt. Wiesemann war seit Dezember 2022 als Senior VFX Producer in Vollzeit bei TRIXTER VFX Studio Germany unbefristet beschäftigt. Zuvor hatte er fünf Jahre lang als Senior VFX Producer von Februar 2017 bis November 2022 bei dem Postproduktionsdienstleisters Cine Chromatix KG in Berlin gearbeitet und zeichnete verantwortlich für die digitalen Effekte in dem Oskar gekrönten Film "Im Westen nichts Neues" (2022) von Edward Berger sowie u.a. für "Die Schule der magischen Tiere 2" von Sven Unterwaldt. Crew United listet all seine Beteiligungen an Produktionen bis 2022 auf, darunter befindet sich mit "Tatort - Erbarmen. Zu spät" von Bastian Günther seine allerletzte Arbeit. Der in Deutschland geborene Wiesemann, der durch Auslandserfahrung fließend englisch sprach, war auch als Herstellungsleiter für Lightburst Pictures GmbH in Berlin tätig, deren Hauptaugenmerk auf der Erstellung von nationalen und internationalen künstlerisch hochwertigen Kinofilmen als federführende Produzentengesellschaft liegt. Zuvor war Wisemann als Freelancer und als VFX Projekt Manager für die D-Facto Motion GmbH in Berlin tätig, die bundesweit mit sieben Filialen im Bereich Postproduktion auf Visual Effects und Animation spezialisiert ist.

Jürgen Claus 5. September 2023
Mit 88 Jahren verstarb nach kurzer schwerer Krankheit der deutsche Bildende Künstler und Autor Jürgen Claus in Aachen. Avantgardistische Unterwasserkunst machte den Theaterwissenschaftler, und Kunsthistoriker als Professor für Medienkunst an der Kunsthochschule für Medien in Köln bekannt, der auch mit anderen Techniken wie Malerei, Film, Licht und Solarinstallationen arbeitete. Claus tauchte mit den Meeresforschern Hans Hass und Jacques Coustau in den Oszeanen und organisierte Unterwasser-Performances. Zudem pflegte er enge Beziehungen zu den Zero-Künstlern Otto Piene und Heinz Mack und war eng befreundet mit dem im März verstorbenen Medienkünstler Peter Weibel, dem ehemaligen Leiter des Zentrums für Kunst und Medien (ZKM) in Karlsruhe. Lange bevor die Klimaerwärmung zum ernsten politischen Thema wurde, hatte sich Claus bereits in den 1960er Jahren künstlerisch mit dem Thema Umwelt, Sonne und Meer auseinandergesetzt.

Billy Miller 15. September 2023
Zwei Tage vor seinem 44. Geburtstag nahm sich der Serienstar Billy Miller, der an bipolarer Störung litt, in seiner Heimat Texas das Leben. Für seine Rolle in der Seifenoper "Schatten der Leidenschaft" ("The Young and the Restless") hatte er drei Emmys erhalten. Später war Miller in verschiedenen Serien wie "General Hospital", "Suits" oder "Truth Be Told" zu sehen. Miller hinterlässt seine langjährige Partnerin, Model und Schauspielerin Kelly Monaco.

Erwin Olaf 20. September 2023
Der niederländische Fotograf Erwin Olaf war ein Meister der freigeistigen, erotisch aufgeladenen und überschwänglich inszenierten Fotografie. Mit 64 Jahren verstarb er an den Folgen einer Lungentransplantation. 2019 wurde dem Fotografen anlässlich seines 60. Geburtstages eine große Retrospektive im Haager Kunstmuseum ausgerichtet. Parallel dazu wurden im benachbarten Fotomuseum Olafs Frühwerke mit analogen Schwarzweiß-Aufnahmen der 1980er-Jahre, bei denen Man Ray, Robert Mapplethorpe, Helmut Newton, aber auch die Holländischen Meister Pate standen. Seine ursprünglich eingeschlagene Journalistik-Laufbahn hatte er frühzeitig zugunsten der Fotografie an den Nagel gehängt. Als provokanter Künstler eines schwulen Umfeldes war er anfänglich den als liberal geltenden Niederländern suspekt. Erst als der Fotograf in den 1990ern begann, für die Werbekampagnen großer Unternehmen wie Microsoft, Louis Vuitton und Nokia zu arbeiten, änderte sich die Wahrnehmung. Ursprünglich analog unterwegs, entwickelte sich Olaf zu einem digitalen Bildmacher und Geschichtenerzähler, der Inhalte mit einer Diskrepanz zwischen Wirklichkeit und Illusion interpretierte und überwiegend ohne Auftrag arbeitete. 2004 wurde Olaf im holländischen Fernsehen in die "Liste der größten Niederländer" gewählt. 2011 erhielt er den mit 100.000 Euro dotierten Johannes Vermeer-Preis. 2013 entwarf er eine niederländische Euromünze mit dem Konterfei von König Willem-Alexander. Wenige Jahre später avancierte er zum Hoffotograf der königlichen Familie. 2016 kuratierte er die Schau "Catwalk" für das Rijksmuseum. Olaf nutzte seine Fotografien aber oft auch, um ein politisches Statement abzugeben. 2012 schuf er die Serie "Berlin" mit Porträts von älteren Prostituierten in Otto-Dix-Manier, die die Zeit zwischen zwei Weltkriegen belegen. Zuletzt machte er auch 3D-Fotografie, kombiniert mit klassischen Drucktechniken, aber auch mit Filmen in Zeitlupe, im Feature- oder sogar Spielfilm-Stil.

David McCallum 25. September 2023
Wer in den 1970er und 1980ern seine Kindheit vor dem Fernseher verbracht hat, erinnert sich an David McCallum mit einer Mischung von Faszination und Grusel. In der TV-Serie „Der Unsichtbare“ war er das Wissenschaftsgenie Dr. Daniel Westin. Der gebürtige Schotte hatte keine Berührungsängste zu seltsamen Rollen und verlieh ihnen immer Glaubwürdigkeit und Würde. Deswegen hielt seine Karriere wohl auch über unfassbare sieben Jahrzehnte - bis hin zur US-Krimiserie „Navy CIS“, in der er als Gerichtsmediziner bekannt wurde. Nun verstarb der Schauspieler, der vom Musikstudium auf Schauspiel umsattelte, in einem New Yorker Krankenhaus im Beisein seiner Famile mit 90 Jahren.

Michael Gambon 28. September 2023
Der irisch-britische Schauspieler Sir Michael John Gambon verstarb im Alter von 82 Jahren in einem Krankenhaus in der englischen Grafschaft Essex in Folge einer Lungenentzündung. "Harry Potter"-Fans kennen ihn aus den Verfilmungen als gutmütigen Professor Dumbledore mit langem Bart, grauen Haaren und sanftem Blick. Er spielte Albus Dumbledore, den Leiter der Zauberschule Hogwarts. Die Rolle war in den ersten beiden Filmen von Richard Harris verkörpert worden. Nach Harris' Tod im Jahre 2002 hatte Gambon den wichtigen Part übernommen, um den jungen Zauberer Harry Potter unter seine Fittiche zu nehmen, nachdem dessen Eltern im Kampf gegen den bösen Voldemort ums Leben gekommen waren. Die Filme beruhen auf den Büchern von Autorin J.K. Rowling, die darin von einer magischen Welt erzählt. Gambon galt weithin als einer der renommiertesten Bühnendarsteller der britischen Inseln in seiner Generation. Bei Film und Fernsehen spielte er zahlreiche Charakterrollen sowie auch in den Serien "Maigret" und "The Singing Detective".

Thomas Danneberg 30. September 2023
Thomas Danneberg, der legendäre deutsche Synchronsprecher, der zahlreiche Hollywood-Ikonen wie Arnold Schwarzenegger, Sylvester Stallone, John Travolta und Terence Hill vertonte, verstarb mit 81 Jahren in seinem Haus am Berliner Wannsee an den Folgen eines Schlaganfalls. In den letzten Jahren hatte der Mann mit der markanten Stimme allerdings mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. 1965 begann Dannebergs Synchronsprecher-Zeit, dessen Stimme in unzähligen Hollywood-Streifen zu hören war und ihn bald zu den profiliertesten und meistbeschäftigten Sprechern im deutschsprachigen Raum machte. Dazu gehörten so bekannte Filme wie „Pulp Fiction“, „John Rambo“, „Hulk“, „Terminator“, „James Bond 007 – Die Welt ist nicht genug“. 2018 synchronisierte er noch einmal Terence Hill in „Mein Name ist Somebody“, dann beendete er seine Karriere.

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mit Jake Abraham, der am 1. Oktober 2023 verstarb.


Jake Abraham 1. Oktober 2023
Die Filmwelt in Großbritannien verlor mit Jake Abraham einen hochgeschätzten Schauspieler, der im Alter von 56 Jahren an Prostata-Krebs verstarb. Bereits im Juli hatte Abraham öffentlich gemacht, dass er sich seit längerer Zeit nicht gut gefühlte. Leider suchte er viel zu spät ärztliche Hilfe auf, sodass der Krebs bereits fortgeschritten war, sich Metastasen gebildet hatten und man nichts mehr für ihn tun konnte. Besondere Bekanntheit erlangte Abraham durch seine Rolle im britischen Gangsterfilm "Bube, Dame, König, grAS", dem Regiedebüt von Guy Ritchie im Jahre 1998. Der Film handelt von vier Freunden, die sich mit kleineren Betrügereien über Wasser halten und bei einem Pokerspiel den Coup ihres Lebens landen wollen. Bei dem Deal wollen sie viel Geld sowie eine große Menge Marihuana erbeuten, was aber schief geht.

Keith Jefferson 5. Oktober 2023
Der in Houston, Texas geborene US-Schauspieler Keith Jefferson verstarb im Alter von nur 53 Jahren, nachdem ein knappes Jahr zuvor eine Krebsdiagnose erhalten hatte. Bekannt wurde Jefferson vor allem durch zahlreiche Rollen an der Seite seines guten Freundes Jamie Foxx Ende der 90er-Jahre u.a. in der als „Der Hotelboy“ auch bei uns bekannten Sitcom, oder in „Django Unchained“ von Quentin Tarantino, nachdem er zuvor ab 1995 nur in kleineren TV-Rollen zu sehen war. Im Zuge der Arbeit an der Western-Hommage lernte Tarantino Jefferson immer mehr zu schätzen – und machte ihn so letztlich sogar zu einem seiner Stamm-Darsteller, gab ihm etwa kleinere Rollen in seinen späteren Filmen „The Hateful Eight“ (2015) und „Once Upon A Time In Hollywood“ (2019). Zuletzt stand Jefferson für „The Burial“ vor der Kamera, der post mortem am 13. Oktober exklusiv bei Amazon Prime Video starten sollte.

Terence Davies 7. Oktober 2023
Der in Liverpool geborene britische Drehbuchautor und Regisseur Terence Davies verstarb im Alter von 77 Jahren in Essex. Davies drehte etwa mit Schauspielerin Cynthia Nixon das Drama "A Quiet Passion - Das Leben der Emily Dickinson" sowie "The Deep Blue Sea" mit Rachel Weisz und das Drama "Haus Bellomont" mit Gillian Anderson. Terence Davies war das jüngste von zehn Kindern in einer katholischen Arbeiterfamilie, der zunächst als Büroangestellter arbeitete, ehe er eine Ausbildung an der Schauspielschule in Coventry begann. Schon sein erster Kurzfilm "Children" (1976), der Teil einer Trilogie wurde, setzte seiner tragischen Kindheit, die durch seinen tyrannischen Vater und dessen frühen Tod geprägt war, ein filmisches Denkmal. Sein erster 1988 gedrehter Spielfilm "Entfernte Stimmen – Stilleben" war ebenfalls ein autobiografisch, geprägtes Familienporträt, das mehrere Auszeichnungen erhielt, darunter einen FIPRESCI-Preis, und ebenso wie die 1992 erschienene Fortsetzung "Am Ende eines langen Tages" zu den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 1988 eingeladen wurde. Nach acht Spielfilmen - meist Literaturverfilmungen und einem langen Dokumentarfilm würdigte das British Film Institute Davies als einen der großen britischen Filmemacher.

Yahav Winner 7. Oktober 2023
Yahav Winner war ein junger israelischer Filmemacher, der beim Kampf zwischen Israel und der palästinensischen Hamas von etwa 70 eindringenden feindlichen Gleitschirmjägern ermordet wurde. Die Gewalt des Israel-Palästina-Konflikts prägte Winners Leben schon früh und wurde zu seinem Trauma. Der Filmstudent verarbeitete die erlebten Geschehnisse in seinem letzten Film "The Boy", einem eindringlich schönen Kurzfilm, der die Dissonanz des Lebens an der Grenze zwischen Israel und Gaza einfängt. Die Internationale Premiere fand Mitte November 2023 auf dem Filmschoolfest München statt. Als Winner starb, war er gerade in der Produktion seines ersten Spielfilms, in dem er und seine Frau die Hauptrollen spielten und der in seinem geliebten Kibbuz Kfar Aza spielte, einem Dorf mit etwa siebenhundert Einwohnern, nur wenige Kilometer von der Grenze zwischen Israel und Gaza entfernt. Die Hälfte der Protagonisten des Films ist inzwischen tot. In einer Szene küsst Winner seine damals schwangere Frau, als sie auf ihrem Bett liegt und über ihr bevorstehendes Leben als Familie nachdenkt. "Sie ist erwachsen geworden", sagt Winner und streichelt Atarys Bauch. Im selben Raum kämpfte Winner einige Monate später um ihr Leben.

Burt Young 8. Oktober 2023
Der 1940 in New York geborene US-amerikanische Schauspieler Burt Young verstarb im Alter von 83 Jahren in Los Angeles. Seine Nebenrolle als Paulie Pennino an der Seite von Rocky Balboa in dem 1976 gedrehten Boxerfilm "Rocky" des Regisseurs John G. Avildsen mit Sylvester Stallone in der Hauptrolle hatte ihm weltweite Bekanntheit und eine Oscar-Nominierung eingebracht. Er spielte darüber hinaus auch in Produktionen wie "Chinatown", "Es war einmal in Amerika", "Die Sopranos" oder "Letzte Ausfahrt Brooklyn" von Bernd Eichinger und Uli Edel mit. Der aus einem Arbeiterviertel im New Yorker Stadtteil Queens stammende Künstler wirkte in rund 160 Film- und Fernsehproduktionen mit und machte sich auch als Maler einen Namen. Im Fernsehen war er unter anderem in "'M*A*S*H'" und "Miami Vice" zu sehen. Im Theater spielte er an der Seite von Robert De Niro in "Cuba and His Teddy Bear".

Mark Goddard 10. Oktober 2023
Der US-amerikanische Film- und Seriendarsteller Mark Goddard verstarb im Alter von 87 Jahren im Hospiz in Hingham, Massachusetts an einer fortgeschrittenen Lungenfibrose. Bereits am 24. Juli war der Schauspieler mit einer Lungenentzündung ins Krankenhaus eingeliefert worden. Berühmt wurde Goddard für seine ikonische Rolle als Major Don West ab Mitte der 1960er Jahre in der TV-Serie „Lost in Space“ und für seine Auftritte in der Seifenoper „General Hospital“ von 1985-1986 als Derek Barrington. Zu sehen war der Schauspieler zudem etwa in „Quincy“ oder „Ein Colt für alle Fälle“. Zuletzt war er nochmals 1998 in der Neuverfilmung des Science-Fiction-Film "Lost in Space" zu sehen der auf der gleichnamigen Fernsehserie beruht, die in Deutschland "Verschollen zwischen fremden Welten" hieß.

Phyllis Coates 11. Oktober 2023
Die die US-amerikanische Schauspielerin Phyllis Coates, war die erste Darstellerin, die Supermans Partnerin Lois Lane in den 1950er Jahren in einer Fernsehserie verkörperte. Sie verstarb im Alter von 96 Jahren eines natürlichen Todes in einem Seniorenheim des Motion Picture & Television Fund in Los Angeles. Phyllis Coates, die im texanischen Wichita Falls geboren war, erlangte ab Ende der Vierzigerjahre Bekanntheit in Hollywood und feierte ihre ersten Erfolge in einer komödiantischen Kurzfilmreihe. Dazu gehörte auch "So You Think You’re Not Guilty" von 1950, der für einen Oscar nominiert war. 1951 spielte sie Supermans Partnerin, die Journalistin Lois Lane, im Kinofilm "Superman and the Mole Men". Zwischen 1952 und 1953 schlüpfte sie für 26 Folgen der Fernsehserie "Adventures of Superman" erneut in diese Rolle, als erste Darstellerin der Lois Lane im TV. In der zweiten Staffel der Reihe war sie nicht mehr zu sehen, Noel Neill übernahm, da Phyllis Coates für andere Dreharbeiten bereitstehen sollte, die aber nie verwirklicht wurden. Erst Ede der 1950er und 1960er Jahre folgten für Coates zahlreiche weitere Film- und Serienauftritte, wie etwa in "Perry Mason" und "Rauchende Colts" oder "Dr. Quinn - Ärztin aus Leidenschaft", danach wurde es langsam ruhiger um sie. Eine ihrer letzten Rollen hatte sie in den 1990ern in der Serie "Superman: Die Abenteuer von Lois & Clark" als Mutter von Lois Lane, dargestellt von Teri Hatcher.

Piper Laurie 14. Oktober 2023
Die in Detroit, Michigan als Kind jüdischer Eltern geborene US-amerikanische Schauspielerin Piper Laurie, eigentlich Rosetta Jacobs, verstarb im Alter von 91 Jahren in Los Angeles, Kalifornien. Im Laufe ihrer Karriere ist die Schauspielerin mit dem Emmy, dem Golden Globe und dem Tony Award ausgezeichnet sowie dreimal für den Oscar nominiert worden. Piper Laurie gab ihr Debüt 1950 im Film „Alter schützt vor Liebe nicht“ mit Ronald Reagan. Nach einigen weiteren Rollen legte sie eine längere Schaffenspause ein und nahm anschließend vermehrt Charakterrollen an und spielte u.a. in David Lynchs Serie „Twin Peaks“ (1990) mit. Außerdem war sie bekannt aus Werken wie der Stephen-King-Verfilmung „Carrie - Des Satans jüngste Tochter“ (1976), „Gottes vergessene Kinder“ (1986) und „Haie der Großstadt“ (1961). Ihr letzter Auftritt war im Jahre 2018 in „White Boy Rick“.

Suzanne Somers 15. Oktober 2023
Die US-amerikanische Schauspielerin und Autorin Suzanne Marie Somers verstarb im Alter von 76 Jahren in Palm Springs, Kalifornien an Krebs. In den 1970er-Jahren war sie in vielen Serien und Filmen zu sehen, darunter "Detektiv Rockford", "Calahan" und "Der Sechs-Millionen-Dollar-Mann". Bekannt wurde mit der Sitcom "Herzbube mit zwei Damen". Ein gutes Jahrzehnt später spielte sie als Mutter Carol eine Hauptrolle in der langjährigen Familienserie "Eine starke Familie" an der Seite von Patrick Duffy. Neben ihren Auftritten in Fernsehserien, schrieb Somers aber auch über 27 Bücher, darunter 14 Bestseller.

Carla Bley 17. Oktober 2023
Die in Oakland, Kalifornien geborene US-amerikanische Jazzpianistin und Komponistin Carla Bley verstarb im Alter von 87 Jahren nördlich von New York an den Folgen eines Hirntumors. Bley galt als Freejazz-Größe, die in ihren Kompositionen wie in »Escalator over the Hill« mitunter auf ironisierende Weise Elemente aus Jazz, Rock und europäischer Moderne verband. Legendär sind ihre als DVD-Video erhältliche Mitschnitte von Live-Konzerten aus den Jahren 1988/2001 mit den Jazz-Größen Chick Corea, Gary Burton und Steve Swallow. Sie komponierte darüber hinaus auch die Musik zu dem 1983 gedrehten französischen Krimi "Mortelle Randonnée" ('Das Auge') von Claude Miller, mit Isabelle Adjani und Michel Serrault in den Hauptrollen, der gleich in fünf Kategorien für den französischen Filmpreis César nominiert wurde und als Meisterwerk der französischen Kriminalfilme der 1980er Jahre gilt. In ihrem letzten 2020 erschienen Album »Life Goes On« wendet sie sich allerdings vom Freejazz ab und bringt ein kammermusikalisches Werk auf Basis des Blues heraus.

Richard Roundtree 24. Oktober 2023
Der im US-Bundesstaat New York geborene farbige Schauspieler Richard Roundtree verstarb mit 81 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Vor allem seine Rolle als Detektiv John Shaft in dem Thriller "Shaft" machte ihn zu einer Ikone des Blaxploitation-Kinogenres der 1970er-Jahre. Mit zwei Fortsetzungen und der gleichnamigen Fernsehserie hatte er sich den Ruf als erster afroamerikanischer Actionheld erworben. Basierend auf einem Roman von Ernest Tidyman, war "Shaft" ursprünglich für einen weißen Schauspieler vorgesehen. Doch Regisseur Gordon Parks bestand darauf, Roundtree zu besetzen, nachdem er ihn bei einem Casting gesehen hatte. Roundtrees Schaffen für Film und Fernsehen umfasst mehr als 150 Produktionen in über 50 Jahren.

Richard Moll 26. Oktober 2023
Der in Kalifornien geborene US-amerikanische Schauspieler Charles Richard Moll verstarb friedlich im Alter von 80 Jahren in seinem Haus im kalifornischen Big Bear Lake. Bekannt wurde Moll mit der TV-Sitcom "Harrys wundersames Strafgericht". Dort spielte der über zwei Meter große Schauspieler den Gerichtsdiener Bull Shannon. Für die Rolle hatte er sich eine Glatze rasiert. Die Serie lief in den USA von 1984 bis 1992. Seine erste Filmrolle hatte Moll 1967 mit 24 Jahren in der Fernsehserie "Lieber Onkel Bill". Seine Karriere kam allerdings erst Anfang der 1980er Jahre in Gang. Damals spielte er neben Jan-Michael Vincent und Kim Basinger in "Jodie – Irgendwo in Texas" sowie in "Caveman – Der aus der Höhle" kam mit Ringo Starr. Zu seinen weiteren Kinorollen gehören neben einem Horrorfilm, die Filmkomödie "Versprochen ist versprochen" mit Arnold Schwarzenegger sowie der Science-Fiction-Film "Evolution". Insgesamt umfasst sein Schaffen mehr als 170 Produktionen.

Matthew Perry 28. Oktober 2023
Der im kanadischen Ottawa aufgewachsene US-amerikanische Schauspieler Matthew Perry wurde mit nur 54 Jahren zu Hause in L.A. in seinem Whirlpool ertrunken aufgefunden. Mit 15 Jahren war er nach Los Angeles zu seinem Vater, dem Schauspieler John Bennett Perry gezogen, der dort arbeitete und wohnte. Matthew Perrys Schauspielkarriere begann 1987 mit 18 Jahren beim Fernsehen, wo er vor allem mit seinem komödiantischen Talent überzeugte. 1988 war Perry in dem Film "Jimmy Reardon" an der Seite von River Phoenix zu sehen. 1989 war Perry in drei Episoden der Serie "Unser lautes Heim" zu sehen. Den internationalen Durchbruch schaffte er 1994 mit der Rolle des sarkastischen, aber liebenswerten Chandler Bing in der Sitcom "Friends" an der Seite von Jennifer Aniston, Courteney Cox, Matt LeBlanc, Lisa Kudrow und David Schwimmer, die über zehn Staffeln mit 237 Folgen bis 2004 lief. Für seine schauspielerische Leistung wurde er 2002 für einen Emmy nominiert.

Elmar Wepper 31. Oktober 2023
Der Schauspieler Elmar Wepper, jüngerer Bruder des drei Jahre älteren Schauspielers Fritz Wepper verstarb völlig unerwartet aufgrund von Herzversagen mit 79 Jahren. Der TV-Star war stets bekannt für solide Fernsehunterhaltung und stand gerade noch für ein Remake des Klassikers "Gefundenes Fressen" vor der Kamera. Zu seinen größten Erfolgen zählt die ZDF-Serie "Zwei Münchner in Hamburg", für die er ab Ende der 1980er Jahre an der Seite von Uschi Glas vor der Kamera stand. Wepper wurde in Augsburg geboren. Die beiden Brüder Wepper wuchsen im München der Nachkriegszeit auf. Seinen im Zweiten Weltkrieg verschollenen Vater lernte Elmar nie kennen. Mit 14 Jahren spielte er erstmals Theater – und wurde Synchronsprecher von Mel Gibson. Wirklich berufen zur Schauspielerei fühlte er sich zunächst nicht und studierte lieber Theaterwissenschaften und Germanistik. Nachdem sein Bruder 1974 zur Serie "Derrick" wechselte, wurde in der Reihe "Der Kommissar" eine Stelle frei. Elmar Wepper übernahm als neuer Assistent von Erik Ode und war seitdem aus diversen deutschen Film- und Serienproduktionen nicht mehr wegzudenken. 2008 war er in Doris Dörries Kinofilm "Kirschblüten – Hanami" zu sehen, spielte darin Rudi, der mit einer Reise nach Japan die Träume seiner verstorbenen Frau erfüllen wollte. Für seine Rolle des bewegenden Dramas erhielt er den Deutschen Filmpreis. Für den Schauspieler war es ein Genrewechsel, der dadurch viele neue Angebote bekam. Zu seinem älteren Bruder hatte Wepper ein enges Verhältnis. Die beiden zeigten sich immer wieder gemeinsam bei Preisverleihungen oder anderen Veranstaltungen.

Tyler Christopher 31. Oktober 2023
Der US-amerikanische Schauspieler Tyler Christopher, Star aus Serien wie "General Hospital" und "Zeit der Sehnsucht" starb überraschend im Alter von nur 50 Jahren kurz vor seinem Geburtstag an einer Herzerkrankung in seiner Wohnung in San Diego. Sein Schaffen umfasst rund 40 Film- und Fernsehproduktionen. Ab 1996 stellte Christopher die Rolle des Nikolas Cassadine in der legendären, langlebigen TV-Seifenoper "General Hospital" dar, in der er bis 2016 in über tausend Episoden auftrat. 2014 war er auch in dem US-Drama "Beyond the Lights" von Regisseurin Gina Prince-Bythewood im Kino zu sehen. Von 2018 bis 2019 hatte er eine Emmy-nominierte Rolle als Stefan DiMera in "Zeit der Sehnsucht". Insgesamt war er sechsmal für den Emmy nominiert. Zum letzten war er 2022 mit zwei Spielfilmen von Noah Luke, dem US-Science-Fiction-Film "Moon Crash" und dem US-Fantasy-Film "Thor: God of Thunder" nochmals 2022 im Kino zu sehen.

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mit Shannon Wilcox, die am 2. November 2023 verstarb.


Shannon Wilcox 2. November 2023
Die im US-Bundesstaat Ohio geborene US-amerikanische Schauspielerin Shannon Wilcox verstarb im Alter von 80 Jahren in Los Angeles. In den 1970er Jahren bekam sie erste kleine Rollen - unter anderem in Serien wie "Starsky & Hutch", "Hawaii Five-0" oder "Magnum". In den 1990er Jahren spielte sie in mehreren Folgen der Erfolgsserie "Dallas" mit, später hatte sie auch Gastrollen in Serien wie "Grey's Anatomy", "Emergency Room - Die Notaufnahme", "Navy CIS" oder "Matlock". Auch in einigen Filmen spielte Wilcox mit, darunter "Frankie & Johnny" mit Al Pacino, "Karate Kid", "Die Braut, die sich nicht traut", "Songwriter" und "Plötzlich Prinzessin". Von 1965 bis 1984 war Wilcox mit dem Chirurgen John Williams verheiratet und von 2004 bis zu seinem Tod im Jahr 2015 mit dem Schauspieler Alex Rocco. Die Schauspielerin hinterlässt einen Sohn und eine Tochter.

Christian Lehmann 4. November 2023
Der mit Defa-Dokumentarfilmen bekannt gewordene Kameramann Christian Lehmann verstarb im Alter von 89 Jahren nach langer Krankheit in Berlin. Der im schlesischen Halbau, dem heutigen polnischen Ilowa, geborene Lehmann studierte nach dem Abitur in Leipzig, um Fotograf und Grafiker zu werden. 1955 wechselte er nach Potsdam-Babelsberg an die Deutsche Hochschule für Filmkunst, wo er bis 1959 im Fachbereich Kamera studierte. Anschließend arbeitete er für die DDR-Filmgesellschaft Defa, zunächst als Assistent, später als selbstständiger Kameramann. Lehmann verfilmte u.a. mit Regisseur Jürgen Böttcher 1962 das berühmte "Pergamon-Museum" in Berlin und "Ofenbauer", in dem die Verschiebung eines 65 Meter hohen und 2000 Tonnen schweren Hochofens im Eisenhüttenkombinat Ost an der Oder um 18 Meter geschildert wird. Insgesamt war Lehmann an mehr 200 Filmen beteiligt.

Klaus Gendries 7. November 2023
Der in Stettin geborene Regisseur und Schauspieler Klaus Gendries verstarb im Alter von 93 Jahren in einem Pflegeheim in Berlin. Bekanntgeworden war Gendries vor allem zu DDR-Zeiten in Ost-Berlin, obwohl er Ende der 1940er-Jahre im niedersächsischen Oldenburg sein Theaterdebüt gegeben hatte. Nach Zwischenstationen am Theater in Berlin, Plauen und Senftenberg wurde er ab 1963 Regisseur beim Deutschen Fernsehfunk, wo er zunächst erfolgreiche Komödien drehte und auch als Schauspieler für den "Polizeiruf 110" im Fernsehen auftrat. Auch nach der Wende war er weiter für das Fernsehen als Drehbuchautor und Regisseur tätig und war in der ZDF-Serie "Der Bergdoktor" sowie für die ARD bei "In aller Freundschaft" zu sehen. Zuletzt hatte Gendries am Stadttheater Köpenick inszeniert. Sein gesamtes Schaffen von 1953 bis 2001 umfasst mehr als 90 Film- und Fernsehproduktionen. Sein schriftlicher Nachlass befindet sich im Archiv der Akademie der Künste in Berlin.

Rainer Erler 8. November 2023
Der Münchner Regisseur, Produzent und Autor Rainer Erler verstarb im Alter von 90 Jahren in seiner Wahlheimat Perth in Australien, wie seine Familie mitteilte. Erlers Werk umfasst mehr als 40 Spielfilme, 14 Romane, gut zwei Dutzend Erzählungen und Kurzgeschichten sowie fünf Bühnenwerke. Mit seinen künstlerischen Beiträgen bot er stets Diskussionsstoff. Zu den bekanntesten Werken gehören die gesellschaftskritische Komödie "Seelenwanderung", das Polit-Drama "Plutonium", die Science-Fiction-Filme "Das blaue Palais" und "Operation Ganymed" sowie der Psycho-Thriller "Fleisch", in dem Erler 1979 das Thema Organhandel thematisierte. Sein letzter großer Film - "Die Kaltenbach-Papiere" - entstand starbesetzt mit Mario Adorf und Ulrich Tukur im Jahr 1990. Wenn Erler im hohen Alter von Kino und Fernsehen sprach, klang immer noch die Begeisterung für das Metier durch, denn aufzuhören war für ihn schwer. Seinen Lebensabend verbrachte er teils in der Nähe von Bad Tölz und teils in Australien bei seiner Tochter.

John Bailey 10. November 2023
Der US-amerikanische Chef-Kameramann, Schauspieler und Regisseur verstarb nach längerer Krankheit mit 81 Jahren friedlich im Schlaf in Los Angeles. Bailey, der an Filmen wie "Ordinary People", "The Big Chill", "Silverado", "The Accidental Tourist"über "Und täglich grüßt das Murmeltier" bis hin zu "How to Lose a Guy in 10 Days" und "Must Love Dogs" arbeitete, war der erste Kameramann, der der Academy of Motion Picture Arts and Sciences vorstand (bekannt für die Academy Awards, den Oscars) und zwei Amtszeiten von 2017 bis 2019 innehatte. Kaum zwei Monate nach Beginn seiner Präsidentschaft veröffentlichten die New York Times und der New Yorker Berichte über Vorwürfe sexueller Übergriffe gegen den Filmmogul Harvey Weinstein, die eine branchenweite Abrechnung über Machtstrukturen und Missbrauch in der Filmbranche auslösten. Bailey war aber auch im Akademiemuseum tätig und in mehreren anderen Gremien der Akademie, die u.a. für Stipendien und das Drehbuchschreiben zuständig sind. Bailey war seit 1978 Kameramann und begann seine Karriere 1971 als Kameraassistent des Films "Two Lane Blacktop". Zuletzt wurde er 2019 mit dem Lifetime Achievement auf dem EnergaCAMERIMAGE Film Festival in Polen ausgezeichnet.

Michel Ciment 13. November 2023
Der in Paris geborene Filmkritiker und Chefredakteur der französischen Filmzeitschrift „Positif“, Michel Ciment, verstarb von Krankheit gezeichnet mit 85 Jahren. Die Frage des Ausdrucks war für ihn eine des Stils, bei dem er keine Kompromisse machte. Stets schrieb er seine Artikel in Anzug und Krawatte mit Klarheit und Präzision. Das galt auch für den Verriss. Für ihn war das Kino eine Lebensform, bei der es keinen Dienstschluss gab, keine Pause, keinen Urlaub vom Sehen. Seinen Lieblingen – Roman Polanski, Theo Angelopoulos, Joseph Losey, Miloš Forman – widmete er Essay- und Interviewbände und war zudem einer der ganz wenigen Journalisten, die Stanley Kubrick an sich heranließ.

Christiane Blumhoff 14. November 2023
Fernsehzuschauer kennen ihr Gesicht aus unzähligen Krimis: Die bayerische Schauspielerin Christiane Blumhoff verstarb in München überraschend mit 81 Jahren eines natürlichen Todes. Die Münchnerin hatte rund 150 Fernsehauftritte, zumeist in kleineren Rollen, darunter in den Krimireihen "Derrick", "Der Alte", "Tatort", "München Mord" und "Die seltsamen Methoden des Franz Josef Wanninger". In der Heimatserie "Dahoam is Dahoam" spielte sie in 61 Episoden die Figur der Helga Bamberger.

Uta Schmidt 14. November 2023
Die 1965 in Marburg geborene Filmeditorin (Cutterin) verstarb 14 Tage nach ihrem 58. Geburtstag in Berlin an einer heimtückischen Krankheit. Ihre Karriere begann 1987 als Schnittassistentin bei diversen Kinospielfilmen, darunter "Homo Faber" (1991, Regie: Volker Schlöndorff), und "Justiz" (1993, Regie: Hans W. Geißendörfer). Seit 1994 arbeitet sie als freie Editorin von fiktionalen Stoffen im Bereich Kino und Fernsehen und galt, trotz ihrer zurückhaltenden Bescheidenheit, als eine der besten Editoren des Landes. Am Schnitt mochte sie die maximalen Möglichkeiten mit virtuosen Montagen auszukosten. „Ich wollte eine rasende Kamerafahrt, bei der einem Hören und Sehen vergeht. Aber die gab es nicht. Ich musste sie im Schnitt zusammenbasteln”, sagte sie einst. Als politischer Mensch engagierte sie sich für Verbandsarbeit und setzte sich für die Interessen ihres Berufsstandes ein. Als Editorin erhielt sie für ihre meisterliche und musikalische Montage des Kinofilms "Vier Minuten" 2007 den Deutschen Kamerapreis und eine Nominierung des Deutschen Filmpreises. Für "Poll" wurde sie von der Deutschen Filmkritik ausgezeichnet. Als Dozentin war sie bei den Studierenden der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) beliebt. Zudem war sie Mitglied im Bundesverband Filmschnitt Editor e.V. (BFS) und aktives Mitglied im Vorstand der Deutschen Filmakademie.

Suzanne Shepherd 17. November 2023
Die in Garfield, New Jersey geboren US-amerikanische Schauspielerin, Regisseurin und Schauspiellehrerin Suzanne Shepherd, verstarb in ihrer Heimat im Alter von 89 Jahren. Bekannt wurde sie vor allem für ihre Rolle als Matriarchin in verschiedenen Mafia-Erzählungen. Sie verkörperte die graue weibliche Eminenz, die im Hintergrund mit harter Hand die kriminellen Clans zusammenhielt. 1990 war sie als Mafia-Mutter in Martin Scorseses "GoodFellas" zu sehen. Später trat sie in einer ähnlichen Rolle in der HBO-Produktion "Die Sopranos" auf. In insgesamt 20 Folgen der gefeierten Serie war sie in der Rolle der Mary DeAngelis, Schwiegermutter von Hauptfigur Tony Soprano, zu sehen. Zudem wirkte Shepherd in Komödien wie "Wachgeküsst" (1998), Thrillern wie "Bullet – Auge um Auge" (1996) oder Fernsehserien wie "Blue Bloods" (2016) mit. Neben ihrer Arbeit vor der Kamera führte sie bei etlichen Theaterstücken Regie. Auch betrieb sie eine eigene Schauspielschule in New York.

Eva-Maria Kurz 17. November 2023
Die in Stuttgart geborene Diplom-Psychologin, Schauspielerin sowie Hörspiel- und Hörbuchsprecherin Eva-Maria Kurz verstarb im Alter von 79 Jahren. Eva-Maria war seit 2014 auch Mitglied der Deutschen Filmakademie in Berlin. Ihre erste Kinorolle übernahm sie 1986 in Rosa von Praunheims „Ein Virus kennt keine Moral“ und spielte auch noch in vielen weiteren seiner Produktionen. Es folgten Auftritte unter anderem in „Das deutsche Kettensägenmassaker“ von Christoph Schlingensief (1990), „Stadt als Beute“ (Esther Gronenborn), „Faust“ (Alexander Sokurow), „Amor Fou“ (Jessica Hausner), „Das kalte Herz“ (Johannes Naber) und zuletzt „Rex Gildo – Der letzte Tanz“ (Rosa von Praunheim, 2022).

Joss Ackland 19. November 2023
Der in London geborene britische Schauspieler Sidney Edmond Jocelyn Ackland verstarb friedlich im Kreis seiner Angehörigen im Alter von 95 Jahren in Clovelly, im Südosten Englands. Ackland galt als vielseitiger Darsteller, der sowohl auf der Bühne als auch vor der Kamera brillierte. Einem jüngeren Publikum war er etwa als Bösewicht in der US-Actionkomödie "Lethal Weapon 2 – Brennpunkt L.A." von 1989 bekannt. Er spielte darin einen korrupten südafrikanischen Diplomaten und Drogenhändler, der von zwei von Mel Gibson und Danny Glover gespielten Polizisten gejagt wird. In dem Militärthriller "Jagd auf Roter Oktober" (1990) mit Sean Connery stellte er einen sowjetischen Botschafter in den USA dar. »Es ist viel einfacher, das Böse als das Gute darzustellen«, sagte er einmal in einem Interview mit der BBC. Immer wieder war er in der Rolle des Schurken zu sehen, vor allem in den Achtziger- und Neunzigerjahren. Seine ersten Filmrollen spielte der in London geborene Ackland bereits Ende der Vierzigerjahre. In "Der Sizilianer" (1987) verkörperte er einen Mafiaboss und in "Die letzten Tage in Kenya" (ebenfalls 1987) einen britischen Aristokraten, der wegen Mordes vor Gericht steht.

Anna Kanakis 20. November 2023
Die in Sizilien geborene italienische Filmschauspielerin und Politikerin Anna Kanakis verstarb nach langer Krankheit mit 61 Jahren in Rom. Mit 15 Jahren wurde die Tochter einer italienischen Mutter und eines griechischen Vaters im Jahre 1977 nicht nur zur griechischen Miss Vulcano gewählt, sondern auch zur Miss Italien gekrönt. 1980 gab sie ihr Debüt als Schauspielerin im Film "Bello di mamma". 1991 trat sie in der Miniserie "Die junge Katharina" vor die Kamera, dem 2006 "Das Ende der Götter" folgte. Insgesamt wirkte sie in rund 30 Spielfilmen und Miniserien mit. Zwischen 1996 und 1999 war sie politsch für die christdemokratische Partei als Sprecherin für kulturelle und Medienangelegenheiten tätig.

Heidelinde Weis 24. November 2023
Zwei Tage vor Totensonntag verschied die österreichisch-deutsche Schauspielerin, Regisseurin und Chansonsängerin Heidelinde Weis mit 83 Jahren völlig unerwartet aus dem Leben. Ihre eigentliche Liebe galt dem Theater. Noch im Oktober 2023 stand sie mit Klaus Maria Brandauer im Wiener Burgtheater auf der Bühne. Bekannt wurde die Schauspielerin darüber hinaus mit Auftritten in TV-Produktionen wie "Derrick", "Der Alte" und "Traumschiff". Weis wurde 1940 in Villach im österreichischen Bundesland Kärnten geboren und schnupperte als 14-Jährige in einer Schulaufführung erstmals Bühnenluft. Als Schauspielerin wurde sie am renommierten Max Reinhardt Seminar in Wien ausgebildet. Danach trat sie ab 1959 unter anderem auf Bühnen in Berlin, Hamburg, Düsseldorf und München auf. 1964 wurde sie als Titelheldin in Michael Pfleghars "Die Tote von Beverly Hills" bekannt. Von 1960 bis 2015 stand sie in rund 115 Film- und Fernsehproduktionen vor der Kamera. Fast ihr ganzes Berufsleben verbrachte sie in Deutschland, danach zog sie sich wieder in ihrem Heimatort zurück.

Jutta Kaskeline 24. November 2023
Die Trickfilmzeichnerin und Filmdozentin Jutta Kaskeline (geb. Rosin) ist nach Angaben ihrer Kinder Marcel und Katinka Kaskeline zwei Tage vor Totensonntag im Alter von 84 Jahren verstorben. Jutta Kaskeline und ihr Ehemann Heinz Kaskeline gründeten 1987 die nach Wolfgang Kaskeline (1829-1972) benannte Kaskeline-Filmakademie in Berlin. Der Werbegrafiker und Zeichentrickfilmer hatte 1950 seine Firma Kaskeline Film beim Amtsgericht Charlottenburg in das Handelsregister eintragen lassen, die nach seinem Tod zunächst von seinen Söhnen Horst Kaskeline (1919–2013) und Heinz Kaskeline (1926–2011) weitergeführt worden war.

N A C H T R Ä G E

Frances Sternhagen 27. November 2023
Die in Washington, D.C. geborene US-amerikanische Film- und Theaterschauspielerin Frances Hussey Sternhagen verstarb friedlich im Alter von 93 Jahren in New Rochelle, wie ihre Familie mitteilte. Sie hinterließ sechs Kinder, neun Enkel und zwei Großenkel. Sternhagen, die mit Bühnenauftritten in "The Good Doctor" (1974) und "The Heiress" (1995) Tony-Preise gewann, war auch im Fernsehen präsent: In "Cheers" spielte sie die herrische Mutter-Figur Esther, in "Sex and the City" die versnobte Bunny, die Schwiegertochter Charlotte das Leben schwer macht. Sternhagen war auch in Spielfilmen zu sehen. Mit Sean Connery in "Outland – Planet der Verdammten" (1981), in dem Thriller "Misery" (1990), der Filmkomödie "Julie & Julia" (2009) oder zuletzt 2014 an der Seite von Michael Douglas und Diane Keaton in der Romanze "Das grenzt an Liebe".

Elliott Erwitt 29. November 2023
Der US-Fotograf Elliott Erwitt ist im Alter von 95 Jahren in New York verstorben, wie die Fotografenagentur Magnum mitteilte, bei der er unglaubliche 70 Jahre lang Mitglied war. Erwitt wurde als Kind russischer Eltern in Paris geboren, wuchs aber in Mailand auf und emigrierte mit seiner Familie nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in die USA. Seine Jugend verbrachte er in Hollywood, wo er die Fotografie erlernte. Erwitt war dafür bekannt, einzigartige Momente in seinen Bildern zu erfassen - darunter das historische Aufeinandertreffen des Sowjetführers Nikita Chruschtschow mit dem damaligen US-Vizepräsidenten Richard Nixon 1959. Daneben hatte Erwitt einen scharfen Blick für das Skurrile und Ausgefallene und spielte oft mit intelligenten Gegensätzen, ohne sich lustig über die Abgebildeten zu machen, denn Humor und Humanismus prägten sein Weltbild.

Vassilis Vassilikos 30. November 2023
Mit dem Autor Vassilis Vassilikos verstarb im Alter von 89 Jahren einer der bekanntesten griechischen Schriftsteller der Gegenwart. Aus Vassilikos' Feder stammt der 1968 auf Deutsch erschienene und später von Costa Gavras verfilmte Politthriller "Z". Das Buch handelt von der Ermordung des Politikers Grigoris Lambrakis im Jahr 1963. Es wurde 1967 durch die Junta, die sich damals an die Macht geputscht hatte, verboten. Erst die Verfilmung mit Yves Montand und Jean-Louis Trintignant machte das Buch zum Weltbestseller. Seine Bücher wurden nach Angaben des griechischen Fernsehens in 33 Sprachen übersetzt. Vassilikos war auch Mitglied des griechischen Parlamentes und Unesco-Botschafter.

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Weiter geht's auf Seite zwölf
mit Brigit Forsyth, die am 1. Dezember 2023 verstarb.


Brigit Forsyth 1. Dezember 2023
Die in Schottland geborene britische Schauspielerin Brigit Dorothea Forsyth verstarb mit 83 Jahren. Zu Beginn ihrer Karriere war sie vor allem als Bühnendarstellerin an verschiedenen Theatern Londons tätig. Später wurde sie vor allem als Fernsehschauspielerin in Großbritannien bekannt, etwa durch ihre feste Rolle in der berühmten Sitcom "Whatever Happened to the Likely Lads?". Insgesamt wirkte Forsyth von 1965 bis 2019 als Schauspielerin vor der Kamera in mehr als 70 Film- und Fernsehproduktionen mit.

Peter R. Adam 4. Dezember 2023
Der in Rheinland-Pfalz geborene Filmeditor Peter R. Adam verstarb mit 66 Jahren in Berlin. Seine Film-Karriere begann er 1983 als Tonmeister für "Das Arche Noah Prinzip" von Roland Emmerich. Erst später wechselte er zum Filmschnitt über. Seine Montage-Leistungen wurden mehrfach ausgezeichnet: 1998 mit dem Deutschen Filmpreis (Schnitt) für "Comedian Harmonists", 2001 mit dem Deutschen Kamerapreis (szenischer Schnitt) für "Der Tunnel", 2003 mit dem Deutschen Filmpreis (Schnitt) für "Good Bye, Lenin!". 2012 folgte für seine Arbeit an Roland Emmerichs "Anonymus" eine weitere Auszeichnung mit dem Deutschen Filmpreis. Er war zudem Gründungsmitglied der Deutschen Filmakademie und bis Anfang des Jahres auch stellvertretender Vorsitzender der Sektion Schnitt.

Marisa Pavan 6. Dezember 2023
Die in Sardinien als Maria Luisa Pierangeli geborene italienische Schauspielerin verstarb mit 91 Jahren in in Saint-Tropez. Bevor sie 1952 nach Hollywood kam und im Alter von 19 Jahren unter dem Künstlernamen Marisa Pavan einen Vertrag bei Paramount Pictures unterschrieb, besuchte sie das Torquato Tasso College in den USA. Schon drei Jahre nach ihrem Debüt wurde sie 1956 für ihre Rolle in "Die tätowierte Rose" mit dem Golden Globe Award ausgezeichnet und für einen Oscar nominiert. Anfang der 1960er Jahre wandte sie sich jedoch verstärkt der Arbeit im US-amerikanischen Fernsehen zu, da sie zu diesem Zeitpunkt in Hollywood zu sehr im Schatten ihrer Filmpartnerinnen Lana Turner und Gina Lollobrigida stand. Ab den 1970er Jahren nahm sie auch Angebote in Europa an und spielte 1973 eine Nebenrolle in der Komödie "Die Umstandshose" mit Catherine Deneuve und Marcello Mastroianni. Zuletzt war sie 1992 in einer Episode der französischen Fernsehserie "Haute tension" zu sehen.


Weitere Nachrufe zu Verstorbenen im Dezember 2023 werden wir ggf. an dieser Stelle nachtragen! Ab Januar sammeln wir erneut alle Einträge, um diese im wieder im November zum Totensonntag 2024 zu veröffentlichen.

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Quellen: dpa | MSN | News.de | Gala | DW | Deutsche Filmakademie | Tagesspiegel | IMDb | dpa | ARD-Text | Wikipedia | SZ | T-Online | Focus | Spiegel | Die Zeit | FAZ | Rolling Stone | Süddeutsche Zeitung | RP-Online | Vip.de | Stern | u.a.

Eine umfassende Übersicht von weiteren verstorbenen Persönlichkeiten listet Wikipedia unter dem Eintrag Nekrolog 2023 auf.

Vorboten für die OSCARS? - Golden Globes gaben Nominierungen bekannt!

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American Film Institute (AFI) wählte die zehn besten Filme des Jahres 2023 und US-Kritiker in L.A. zeichneten Sandra Hüller aus, die auch für die Golden Globes nominiert wurde.



Das American Film Institute (AFI) wählte die zehn besten Filme des Jahres 2023

Die Dramen "Killers of the Flower Moon", "Oppenheimer", "Maestro" und "May December" zählen aus Sicht des renommierten American Film Institute (AFI) zu den zehn besten Filmen des Jahres 2023.

Auch die Komödie "Barbie", die Satire "American Fiction" und der Fantasyfilm "Poor Things" sind unter den Spitzenkandidaten. Die Filmschaffenden sollen am 12. Januar 2024 mit einer Preiszeremonie geehrt werden.

Zu den weiteren AFI-Favoriten gehören die Romanze "Past Lives", die Tragikomödie "The Holdovers" und der Blockbuster "Spider-Man: Across the Spider-Verse".

Link: www.afi.com

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Fast gleichzeitig mit den Nominierungen für die Golden Globes wurde Sandra Hüller in den USA für ihre Rollen in "Anatomie eines Falls" und "The Zone of Interest" vom Filmkritiker-Verband LAFCA in Los Angeles ausgezeichnet.

Das Drama "The Zone of Interest" des britischen Regisseurs Jonathan Glazer holte zudem die Preise als bester Film, für Regie und Musik. Es handelt vom Leben des KZ-Kommandanten Rudolf Höß. Hüller spielt Höß' Ehefrau Hedwig.

Gemeinsam mit Hüller wurde auch Emma Stone für ihre Hauptrolle in "Poor Things" gekürt.

Die Kollegen vom New Yorker Filmkritiker-Verband NYFCC hatten dagegen den deutschen Schauspieler Frank Rogowski für seine Leistung in "Passages" am Anfang des Monats ausgezeichnet, wie wir am 02. Dezember 2023 schrieben.

Link: www.lafca.net

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Für den sogenannten Auslands-Oscar 2024 bewerben sich 88 Länder.

Filmbeiträge aus 88 Ländern bewerben sich für 2024 um den sogenannten Auslands-Oscar, wie die Oscar-Akademie in Beverly Hills mitteilte.

Für Deutschland geht das Drama "Das Lehrerzimmer" von Regisseur Ilker Catak in der Sparte "International Feature Film" ins Rennen, während das Drama bei den Golden Globes unter den sechs nominierten Werken für den besten fremdsprachigen Film nicht mehr dabei ist.

Im Mittelpunkt steht eine Lehrerin, die zur Aufklärung einer Diebstahlserie im Lehrerzimmer heimlich eine Kamera installiert.


Unter den Auslands-Kandidaten für die 96. Oscar-Verleihung im März 2024 ist mit "Under the Hanging Tree" erstmals ein Beitrag aus Namibia dabei.

Links: www.oscars.org | abc.com/shows/oscars

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Die Nominierungen für die Golden Globes in 27 Film- und Fernsehkategorien wurden am gestrigen Montag, den 11. Dezember 2023 in Beverly Hills bekanntgegeben. Die Trophäen sollen am 7. Januar 2024 vergeben werden.

Greta Gerwigs Film "Barbie" und "Oppenheimer" von Christopher Nolan könnten bei der Verleihung der Golden Globes Anfang Januar groß abräumen. "Barbie" ist für neun der begehrten Filmpreise nominiert, u.a. als Bestes Musical oder Beste Komödie, "Oppenheimer" für acht, darunter in der Kategorie Bestes Drama.

Chancen auf einen Preis hat auch die deutsche Schauspielerin Sandra Hüller mit "Anatomie eines Falls". Sie ist als beste Darstellerin in einem Drama nominiert. Mit Hüller treten in der Sparte „Beste Darstellerin in einem Filmdrama“ fünf weitere Schauspielerinnen an, darunter Lily Gladstone („Killers of the Flower Moon“), Carey Mulligan („Maestro“) und Annette Bening („Nyad“).

"Anatomie eines Falls" (Frankreich) und "The Zone of Interest" (Großbritannien) sind im Rennen um die Golden Globes außerdem in der Sparte "Bester nicht-englischsprachiger Film" nominiert. In beiden Filmen spielt die deutsche Schauspielerin Sandra Hüller mit.

Die Golden Globes gelten immer auch als Vorboten für die Oscars. Preisverleihung ist am 7. Januar 2024 in Hollywood.

Alle Nominierungen im Überblick:

Bester Film – Drama

„Oppenheimer“ (Universal Pictures)
„Killers of the Flower Moon“ (Apple Original Films/Paramount Pictures)
„Maestro“ (Netflix)
„Past Lives“ (A24)
„The Zone of Interest“ (A24)
„Anatomie eines Falls“ (Neon)

Bester Film – Komödie/Musical

„Barbie“ (Warner Bros.)
„Poor Things“ (Searchlight Pictures)
„American Fiction“ (MGM)
„The Holdovers“ (Focus Features)
„May December“ (Netflix)
„Air: Der große Wurf“ (Amazon MGM Studios)

Beste Regie

Bradley Cooper — „Maestro“
Greta Gerwig — „Barbie“
Yorgos Lanthimos — „Poor Things“
Christopher Nolan — „Oppenheimer“
Martin Scorsese — „Killers of the Flower Moon“
Celine Song — „Past Lives“

Bestes Drehbuch

„Barbie“ — Greta Gerwig, Noah Baumbach
„Poor Things“ — Tony McNamara
„Oppenheimer“ — Christopher Nolan
„Killers of the Flower Moon“ — Eric Roth, Martin Scorsese
„Past Lives“ — Celine Song
„Anatomie eines Falls“ — Justine Triet, Arthur Harari

Bester Hauptdarsteller – Drama

Bradley Cooper — „Maestro“
Cillian Murphy — „Oppenheimer“
Leonardo DiCaprio — „Killers of the Flower Moon“
Colman Domingo — „Rustin“
Andrew Scott — „All of Us Strangers“
Barry Keoghan — „Saltburn“

Beste Hauptdarstellerin – Drama

Lily Gladstone — „Killers of the Flower Moon“
Carey Mulligan – „Maestro“
Sandra Hüller – „Anatomie eines Falls“
Annette Bening — „Nyad“
Greta Lee — „Past Lives“
Cailee Spaeny — „Priscilla“

Beste Hauptdarstellerin – Komödie/Musical

Fantasia Barrino – „Die Farbe Lila“
Jennifer Lawrence – „No Hard Feelings“
Natalie Portman – „May December“
Alma Pöysti – „Fallende Blätter“
Margot Robbie – „Barbie“
Emma Stone – „Poor Things“

Bester Hauptdarsteller – Komödie/Musical

Nicolas Cage — „Dream Scenario“
Timothée Chalamet — „Wonka“
Matt Damon — „Air: Der große Wurf“
Paul Giamatti — „The Holdovers“
Joaquin Phoenix — „Beau Is Afraid“
Jeffrey Wright — „American Fiction“

Bester Nebendarsteller

Willem Dafoe — „Poor Things“
Robert DeNiro — „Killers of the Flower Moon“
Robert Downey Jr. — „Oppenheimer“
Ryan Gosling — „Barbie“
Charles Melton — „May December“
Mark Ruffalo — „Poor Things“

Beste Nebendarstellerin

Emily Blunt — „Oppenheimer“
Danielle Brooks — „Die Farbe Lila“
Jodie Foster — „Nyad“
Julianne Moore — „May December“
Rosamund Pike — „Saltburn“
Da’Vine Joy Randolph — „The Holdovers“

Beste Originalmusik, Spielfilm

Ludwig Göransson — „Oppenheimer“
Jerskin Fendrix — „Poor Things“
Robbie Robertson — „Killers of the Flower Moon“
Mica Levi — „The Zone of Interest“
Daniel Pemberton — „Spider-Man: Across the Spider-Verse“
Joe Hisaishi — „Der Junge und der Reiher“

Bester fremdsprachiger Film

„Anatomy of a Fall“ (Neon) — Frankreich
„Fallen Leaves“ (Mubi) — Finnland
„Io Capitano“ (01 Distribution) — Italien
„Past Lives“ (A24) — USA
„Society of the Snow“ (Netflix) — Spanien
„The Zone of Interest“ (A24) — Großbritannien

Bester Filmsong

„Barbie“ — „What Was I Made For?“ von Billie Eilish und Finneas
„Barbie“ — „Dance the Night“ von Caroline Ailin, Dua Lipa, Mark Ronson und Andrew Wyatt
„She Came to Me“ — „Addicted to Romance“ von Bruce Springsteen und Patti Scialfa
„The Super Mario Bros. Movie“ — „Peaches“ von Jack Black, Aaron Horvath, Michael Jelenic, Eric Osmond und John Spiker
„Barbie“ — „I’m Just Ken“ von Mark Ronson und Andrew Wyatt
„Rustin“ — “Road to Freedom” von Lenny Kravitz

Bester Animationsfilm

„The Boy and the Heron“ (GKids)
„Elemental“ (Disney)
„Spider-Man: Across the Spider-Verse“ (Sony Pictures)
„The Super Mario Bros. Film“ (Universal Pictures)
„Suzume“ (Toho Co.)
„Wish“ (Disney)

Film- und Kassenerfolg

„Barbie“ (Warner Bros.)
„Guardians of the Galaxy Vol. 3“ (Disney)
„John Wick: Kapitel 4“ (Lionsgate Films)
„Mission: Impossible — Dead Reckoning Teil Eins“ (Paramount Pictures)
„Oppenheimer“ (Universal Pictures)
„Spider-Man: Across the Spider-Verse“ (Sony Pictures)
„The Super Mario Bros. Film“ (Universal Pictures)
„Taylor Swift: The Eras Tour“ (AMC Theatres)

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Beste TV-Serie – Drama

„1923“ (Paramount+)
„The Crown“ (Netflix)
„Diplomatische Beziehungen“ (Netflix)
„The Last of Us“ (HBO)
„The Morning Show“ (Apple TV+)
„Succession“ (HBO)

Beste TV-Serie – Komödie/Musical

„The Bear“ (FX)
„Ted Lasso“ (Apple TV+)
„Abbott Elementary“ (ABC)
„Jury Duty“ (Amazon Freevee)
„Only Murders in the Building“ (Hulu)
„Barry“ (HBO)

Bester Serien-Hauptdarsteller – Drama

Pedro Pascal — „The Last of Us“
Kieran Culkin — „Succession“
Jeremy Strong — „Succession“
Brian Cox — „Succession“
Gary Oldman — „Slow Horses – Ein Fall für Jackson Lamb“
Dominic West — „The Crown“

Beste Serien-Hauptdarstellerin – Drama

Helen Mirren — „1923“
Bella Ramsey — „The Last of Us“
Keri Russell — „Diplomatische Beziehungen“
Sarah Snook — „Succession“
Imelda Staunton — „The Crown“
Emma Stone — „The Curse“

Beste Serien-Hauptdarstellerin – Komödie/Musical

Ayo Edebiri — „The Bear“
Natasha Lyonne — „Poker Face“
Quinta Brunson — „Abbott Elementary“
Rachel Brosnahan — „The Marvelous Mrs. Maisel“
Selena Gomez — „Only Murders in the Building“
Elle Fanning – „The Great“

Bester Serien-Hauptdarsteller – Komödie/Musical

Bill Hader — „Jeanne du Barry“
Steve Martin — „Only Murders in the Building“
Martin Short — „Only Murders in the Building“
Jason Segel — „Shrinking“
Jason Sudeikis — „Ted Lasso“
Jeremy Allen White — „The Bear“

Bester Nebendarsteller – Fernsehen

Billy Crudup — „The Morning Show“
Matthew Macfadyen — „Succession“
James Marsden — „Jury Duty“
Ebon Moss-Bachrach — „The Bear“
Alan Ruck — „Succession“
Alexander Skarsgård — „Succession“

Beste Nebendarstellerin – Fernsehen

Elizabeth Debicki — „The Crown“
Abby Elliott — „The Bear“
Christina Ricci — „Yellowjackets“
J. Smith-Cameron — „Succession“
Meryl Streep — „Only Murders in the Building“
Hannah Waddingham — „Ted Lasso“

Beste Miniserie, Anthologie-Serie oder Fernsehfilm

„Beef“
„Eine Frage der Chemie“
„Daisy Jones & the Six“
„Alles Licht, das wir nicht sehen“
„Fellow Travelers“
„Fargo“

Bester Hauptdarsteller – Miniserie, Anthologie-Serie oder Fernsehfilm

Matt Bomer — „Fellow Travelers“
Sam Claflin — „Daisy Jones & the Six“
Jon Hamm — „Fargo“
Woody Harrelson — „White House Plumbers“
David Oyelowo — „Lawmen: Bass Reeves“
Steven Yeun — „Beef“

Beste Hauptdarstellerin – Miniserie, Anthologie-Serie oder Fernsehfilm

Riley Keough — „Daisy Jones & the Six“
Brie Larson — „Eine Frage der Chemie“
Elizabeth Olsen — „Love and Death“
Juno Temple — „Fargo“
Rachel Weisz — „Dead Ringers“
Ali Wong — „Beef“

Beste Leistung in Stand-up-Comedy oder Fernsehen

Ricky Gervais — „Ricky Gervais: Armageddon“
Trevor Noah — „Trevor Noah: Where Was I“
Chris Rock — „Chris Rock: Selective Outrage“
Amy Schumer — „Amy Schumer: Emergency Contact“
Sarah Silverman — „Sarah Silverman: Someone You Love“
Wanda Sykes — „Wanda Sykes: I’m an Entertainer“

Link: goldenglobes.com


Kulturstaatsministerin Claudia Roth präsentiert mit Tricia Tuttle neue Berlinale-Leitung

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Kulturstaatsministerin Claudia Roth will das Filmfestival künftig nur noch von einer Person leiten lassen, weil das bisherige Führungsduo Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek nach der Berlinale 2024 aufhört.



Neue Berlinale Leitung für 2025

Für die Nachfolge des bisherigen Führungsduos aus Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek war eine Kommission unter dem Vorsitz von Kulturstaatsministerin Claudia Roth auf der Suche nach einer geeigneten Person. Eigentlich hatte man gehofft, Carlo Chatrian als künstlerischen Leiter weiter agieren zu lassen. Dieser sah jedoch einen Afront darin, eine neue Leitung vor die Nase gesetzt zu bekommen und verlängerte seinen Vertrag nicht.

Zuletzt hatte Chatrian mit insgesamt fünf deutschen Wettbewerbsbeiträgen auf der diesjährigen 73. Berlinale, mehr deutsche Filme in Competition um die Goldenen Bären und Silbernen Bären ausgewählt als je eine andere Führungskraft der Berlinale zuvor. Dass allerdings dafür US-Filme in deutlicher Minderheit waren, obwohl die US-Filmwirtschaft nicht nur durch Streiks kriselte, wurde ihm leider persönlich angekreidet. Chatrian hatte daraufhin Konsequenzen gezogen.

Am gestrigen Dienstag, den 12. Dezember 2023, hat Claudia Roth nun bekannt gegeben, wer die Berlinale zukünftig leiten wird. Es ist die US-Amerikanerin und frühere Chefin des London Film Festivals, Tricia Tuttle. Mit ihr gibt es jetzt nur noch eine „Intendanz“, die an das Ein-Personen-Modell anknüpft, das für die Berlinale bis 2019 typisch war.

Sie steht künftig also allein an der Spitze der Berlinale und soll die Internationalen Filmfestspiele Berlin im April 2024 für die 75. Ausgabe 2025 übernehmen.

Die 53 Jahre alte Tuttle ist laut Roth seit 25 Jahren im Filmfestival-Geschäft. Ihre Aufgabe wird sein, die Internationalen Filmfestspiele Berlin zu modernisieren, die Zukunft der Berlinale zu sichern und ihre Rolle in der Liga der A-Filmfestivals zu stärken, wie Roth erklärte. Tuttle kennt sich mit Publikumsfestivals aus, betreute das Programm eines LGBTQI+-Festivals in London und will dem Kino neue Zuschauer zuführen.

Unter Tuttles Leitung haben das BFI London Film Festival und das BFI Flare Festival nicht nur einen Publikumszuwachs verzeichnet, sondern auch international an Profil und Bedeutung gewonnen, sagte Roth:

"Sie hat den Herausforderungen der Digitalisierung kreative Strategien entgegengesetzt und das Festival bunter, vielfältiger und zugänglicher gemacht". Überzeugt habe Tuttle die Kommission vor allem mit ihren klaren Vorstellungen zu den künstlerischen Perspektiven der Berlinale. "Alle waren sofort einstimmig hinter ihr, da gab es überhaupt keine Diskussion".


Tricia Tuttle stammt aus North Carolina, wo sie den Angaben zufolge ihre Karriere als Gitarristin der Band "June" begann. Sie hat einen Master in Film Studies des British Film Institute und der Birkbeck University und einen Bachelor of Arts in Literatur-, Radio-, Fernseh- und Kinowissenschaft.

Die Berlinale zählt neben Cannes und Venedig zu den großen A-Filmfestivals. Allerdings wurde bereits zur nächsten Ausgabe, die vom 15. - 25. Februar 2024 geplant ist, das Geld gekürzt, sodass weniger Sektionen zur Verfügung stehen und insgesamt auch deutlich weniger Filme gezeigt werden können als früher unter der Leitung von Dieter Kosslick.

Darüber hinaus ist die Lage der am Potsdamer Platz zur Verfügung stehenden Vorführstätten desaströs. Wegen der Pandemie wurde die Anzahl der Sitzplätze im CinemaxX halbiert und stehen während der Berlinale nur noch Fachbesuchern und der Presse zur Verfügung. Darüber hinaus wurde sowohl das CineStar als auch das IMAX im ehemaligen Sony Center geschlossen, sodass bis 2025 dort kein einziges Kino mehr existieren wird. Auch das Arsenal-Kino am Potsdamer Platz muss ausziehen und kann dann nur noch im Wedding im Silent-Green-Quartier, dem Archiv des Arsenals, seine Filme zeigen.

Übrig bleibt einzig der Berlinale Palast am Marlene-Dietrich-Platz sowohl für das Berliner Publikum als auch für geladene Gäste. Der Neubau, der nach der Wende entstanden ist, wurde allerdings vorwiegend als Theater konzipiert und gewährleistet - im Gegensatz zu modernen Kinos mit einem steil ansteigenden Zuschauerraum - deshalb von vielen Sitzplätzen, insbesondere von den zwei oberen Rängen, keine optimale Sicht auf die Leinwand.

Zuletzt wurden Filmvorführungen der Berlinale sogar notdürftig in die Verti-Music-Hall auf billigen, harten Klappstühlen ausgelagert, die vom Centrum des Berlinale-Geschehens ziemlich weit entfernt am Mercedes-Benz-Platz in Friedrichshain liegt.

Für langjährige Berlin-Kenner, die die Ursprünge der Berlinale noch am Kurfürstendamm im Haus Wien und später am Zoo-Palast erleben konnten, ein trauriger Abstieg für ein Festival dieses hohen Ranges, das nach Cannes und Venedig als das drittwichtigste Festival der Welt gilt.

Für Tricia Tuttle dürfte die Berlinale eine große Herausforderung werden, denn das Londoner Film Festival, das Tuttle in den letzten fünf Jahren geleitet hat, hat eher lokale Bedeutung, weil es keinen internationalen Wettbewerb gibt, auch wenn sich dort ab und zu Hollywoodprominenz hat blicken lassen. Mit ihrer Erfahrung der Programmierung des schwul-lesbischen BFI Flair Festivals, wird sie zumindest den Teddy-Award der Panorama-Sektion nach dem Weggang von Wieland Speck fortführen wollen, weil sie damit auch auf den ihr gut bekannten queeren Schwerpunkt der Berlinale trifft.

Ob dies allein reicht, die Berlinale im Ranking der A-Festivals an dritter Stelle zu halten, könnte schwierig werden. Durch die in den März verschobene OSCAR®-Verleihung dürften der Berlinale im Februar auch in Zukunft eher mittelmäßige neue Werke aus den USA zur Verfügung stehen. Das war vor der Pandemie noch umgekehrt und ergab mehr Sinn. Man könnte auch sagen, Berlin bleibt mit vielleicht noch mehr queeren Werken "arm aber sexy", um den Ex-Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit zu zitieren.

Carlo Chatrian hatte vor seinem Einstieg bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin fünf Jahre lang das weltweit bekannte A-Filmfestival in Locarno in der italienischen Schweiz am Lago Maggiore geleitet, welches ebenso wie die Berlinale über einen renommierten, internationalen Wettbewerb verfügt.

Tricia Tuttle lebt dagegen seit langem nicht mehr in den USA, sondern in London, das trotz seiner Bedeutung in der Filmwelt nichts Vergleichbares zu anderen A-Festivals zu bieten hat. Die Kontakte nach Hollywood und vor allem auch zur immer wichtiger werdenden lateinamerikanischen sowie osteuropäischen, asiatischen oder afrikanischen Filmszene wird sie sich wohl erst von Berlin aus mühsam erarbeiten müssen.

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Lupita Nyong'o leitet 74. Berlinale-Jury

Die kenianische Schauspielerin Lupita Nyong'o leitet die diesjährige Jury des Berlinale-Hauptwettbewerbs, wie die Pressestelle der Internationalen Filmfestspiele Berlin bereits am Montag bekannt gab.

Die 40-jährige Oscar-Preisträgerin ist aus "12 Years a Slave" und den "Black Panther"-Filmen bekannt. Sie arbeitet auch als Regisseurin, Produzentin und Autorin.

Die 74. Berlinale, letztmalig unter der Leitung des Führungsduos aus Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek, findet vom 15. - 25. Februar 2024 mit den Sektionen Forum, Panorama, Generation, Retrospektive und Encounters neben dem Hauptwettbewerb statt. Filmreihen wie die "Perspektive Deutsches Kino" und "Berlinale Series" wird es aus finanziellen Gründen nicht mehr geben.

Link: www.berlinale.de



Deutsche Hoffnungen: »Das Lehrerzimmer« auf Oscar-Shortlist

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Im Rennen um den sogenannten Auslands-Oscars 2024 hat der deutsche Film „Das Lehrerzimmer“ mit der Aufnahme in die Short-List bei den 96. Academy Awards eine weitere Hürde mit Erfolg genommen.



Wie German Films, die Auslandsvertretung des Deutschen Films im August 2023 mitteilte, sei der von Holger Fliess produzierte Film "Das Lehrerzimmer" unter der Regie von Ilker Catak für Deutschland im Rennen um den „Besten fremdsprachiger Film“ bei den 96. Academy Awards auserkoren.

Hier der Trailer:



Es sei ein hochaktueller Film, so die Jury. Catak nutze den Mikrokosmos Schule als Bühne gesellschaftlicher Erosionsprozesse. Der Film erzählt von einem Konflikt an einer Schule, der aus dem Ruder läuft. Im Zentrum steht eine Lehrerin (Leonie Benesch), die eine Diebstahlserie aufklären will und dafür heimlich eine Kamera im Lehrerzimmer installiert.


Am gestrigen Donnerstag, den 21. Dezember 2023, hat nun tatsächlich dieser deutsche Film „Das Lehrerzimmer“ im Rennen um die OSCARS® eine weitere Hürde mit Erfolg genommen. Das Drama von Regisseur Ilker Çatak schaffte es auf die sogenannte Shortlist von insgesamt fünfzehn Kandidaten, wie die Oscar-Akademie im kalifornischen Beverly Hills mitteilte. 88 Länder hatten sich für 2024 um den Oscar in der Sparte „International Feature Film“ beworben.

Auch der deutsche Regisseur Wim Wenders kam mit „Perfect Days“ in die Vorauswahl. Sein in Tokio gedrehter Film, den wir gestern ausführlich in unserer Rubrik mit Filmkritiken besprochen haben, geht für Japan in das Rennen um den sogenannten Auslands-Oscar.

Neben Deutschland und Japan sind unter anderem Länder wie Finnland („Fallende Blätter“), Frankreich („Geliebte Köchin“), Italien („Io capitano“), Großbritannien („The Zone of Interest“ vom britischen Regisseur Jonathan Glazer mit der deutschen Schauspielerin Sandra Hüller), Spanien („Die Schneegesellschaft“) und die Ukraine („20 Days in Mariupol“) vertreten.

Nicht geschafft hat es der israelische Film „Seven Blessings“ von Ayelet Menahemi, der exklusiv am letzten Sonntag in Berlin vorgeführt worden war. Wir berichteten hier. Aufgrund des terroristischen Angriffs der Hamas wurde in Israel jegliche kulturelle Förderung gestoppt, sodass der Film kaum eine Lobby und auch keine finanzielle Unterstützung für die Teilnahme an der Auswahl hatte.

Nachfolgend die 15 Filme der Shortlist 2024:

"Das Lehrerzimmer" aus Deutschland
"Perfect Days" aus Japan
"Amerikatsi" aus Armenien
"The Monk and the Gun" aus Bhutan
"King's Land" aus Dänemark
"Geliebte Köchin" aus Frankreich
"Fallende Blätter" aus Finnland
"Godland" aus Island
"Io Capitano" aus Italien
"The Mother of all lies" aus Marokko
"Tótem" aus Mexiko
"Society of Snow" aus Spanien
"Die vier Töchter" aus Tunesien
"20 Tage in Mariupol" aus der Ukraine
"The Zone of Interest" aus Großbritannien


Von der Shortlist mit 15 Kandidaten werden fünf Filme für die Endrunde nominiert. Am 23. Januar 2024 werden die fünf nominierten Titel bekannt gegeben.

Die 96. Oscar-Verleihung findet erneut nach der Berlinale am 10. März 2024 im Dolby Theatre in Los Angeles statt. Vor der Corona-Pandemie fand die Verleihung zumeist im Januar, also vor der Berlinale statt, sodass der/die Gewinner*in evtl. als Sondervorstellung im Februar zu den Internationalen Filmfestspielen Berlin bereits gezeigt werden konnte.

Durch die Umpolung der Termine zu Ungunsten der Internationalen Filmfestspiele Berlin hat die Berlinale auch an Strahlkraft für andere US-Produktionen verloren. Ein späterer Termin nach der Oscar-Verleihung ist jedoch wegen des erforderlichen Abstandes zum Festival von Cannes, das im Mai stattfindet, nicht möglich.

Links: www.german-films.de | www.oscars.org


Nominierungen für Deutschen Drehbuchpreis 2024

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Kulturstaatsministerin Claudia Roth hat die Nominierungen für den diesjährigen Deutschen Drehbuchpreis bekanntgegeben. Die Verleihung in Gold soll im Rahmen der 74. Berlinale 2024 stattfinden.



Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) hat gestrigen 3. Januar 2024 die Nominierungen für den diesjährigen Deutschen Drehbuchpreis bekanntgegeben.

Unter den drei vorgeschlagenen Autoren ist etwa Filmemacherin Petra Lüschow ("Petting statt Pershing") für ihr Drehbuch zum Liebesdrama "Das Herz keine Mördergrube", wie es in einer Mitteilung am Mittwoch hieß. Außerdem stehen "Mama?" von Uli Klingenschmitt sowie "Als Bestie bin ich aufgewacht" von Sandra Schröder auf der Liste.

Der Deutsche Drehbuchpreis wird seit 1988 an unverfilmte Drehbücher verliehen. Die Nominierung werde bereits mit 5000 Euro prämiert. Jährlich werden bis zu drei unverfilmte Spielfilm-Drehbücher für den Deutschen Drehbuchpreis nominiert. Der Preis ist mit der Verleihung der Lola-Statuette des Deutschen Filmpreises und mit einer Prämie verbunden. Die Auszeichnung in Gold ist mit 10.000 Euro dotiert und soll am 16. Februar 2024 im Rahmen des Empfangs des Deutschen Drehbuchverbands (DDV) anlässlich der Internationalen Filmfestspiele Berlin verliehen werden. Die 74.Berlinale wird am 15. Februar 2024 am Potsdamer Platz eröffnet.

Im letzten Jahr erhielt Autor Ali Tamim die Goldene Lola für sein Drehbuch „Noah“. Die Jury würdigte die Geschichte als tief berührende Tragödie. Selten sei so wütend und zugleich poetisch der Frust deutscher People of Color über eine verständnislose Mehrheitsgesellschaft auf den Punkt gebracht worden.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth:
„Alles beginnt beim Drehbuch... Drehbuchautorinnen und-autoren legen mit ihrer Fantasie und ihrem Ideenreichtum die kreative Basis für den filmischen Erfolg – wirtschaftlich wie künstlerisch. Mit dem Deutschen Drehbuchpreis würdigen wir auch in diesem Jahr wieder die kreativen Köpfe hinter kraftvollen Leinwanderzählungen. Dazu gehört aber auch, dass die Autorinnen und Autoren ihre Ideen freier von wirtschaftlichen Zwängen entwickeln können. Deshalb werden wir im Zuge unserer Filmförderreform insbesondere auch die vorgelagerten Stufen der Filmherstellung stärken, um für das Entwickeln von Drehbüchern noch attraktivere Rahmenbedingungen zu schaffen.“


Nominierungen 2024 mit Jurybegründung:

1. „Als Bestie bin ich aufgewacht“ von Sandra Schröder

Als ihre Mutter stirbt, ist Margo 14. Um der Unterbringung im Heim zu entgehen, lässt sie alles zurück und zieht zum Vater in eine namenlose Kleinstadt. Ein Fehler. Der Vater entpuppt sich als gefühlskalter, abweisender Mann. Aber Margo ist tough. Ihre wahren Gefühle verbirgt sie hinter Lakonie und großer Klappe. Sollen andere ihre Tränen vergießen. Am Vater, der seinen Lebensunterhalt mit illegalen Hundekämpfen bestreitet, der Hunde zu Bestien abrichtet, beißt sie sich dennoch die Zähne aus. Im verzweifelten Bemühen, die Liebe der einzigen verbliebenen Bezugsperson zu gewinnen, verwandelt sich Margo selbst in eine Bestie und geht zu weit. Mit beeindruckender Souveränität und Glaubwürdigkeit erzählt die junge Autorin Sandra Schröder diese fesselnde Geschichte von den Beharrungskräften eines Kindes in feindlicher Erwachsenenwelt. Eine erzählerische Perle, psychologisch durchdrungen, klar und präzise. Eine starke neue Stimme für den Deutschen Film.


2. „Das Herz keine Mördergrube“ nach einer wahren Geschichte von Petra Lüschow

Winsen an der Aller, 1996. Wie bitte? Genau an diesem Ort entfacht die Autorin ein Liebesdrama, lebensnah, emotional und packend. Seit 30 Jahren verheiratet, sind Arzthelferin Margit und Ehemann Friedrich in Leidenschaft verbunden. Trotz schwieriger Familiensituation. Und dieses Paar hat Geheimnisse vor der Welt und voreinander. Die Katastrophe kommt leise und ist ungeheuerlich. Sie gipfelt in Gewalt aus Eifersucht, überraschend, impulsiv. Und doch fließt die Geschichte am Ende wieder zurück und wird still in der Ruhe der Herzen, die die beiden Hauptfiguren zusammenhält. Petra Lüschow entführt uns in Eheprobleme, Alkoholsucht, Familienlügen. Mit Zärtlichkeit und gefühlvoll erzählt die Autorin in starken Bildern von der Loyalität eines Paares, das über Gewalt und Lebenslügen hinaus zusammenbleibt. Ein leidenschaftliches Psychogramm einer Liebe, großartig, leise im Tonfall, sehr berührend.


3. „Mama?“ von Uli Klingenschmitt

Das Drehbuch von Uli Klingenschmitt nimmt uns mit in die Welt der jungen, alleinerziehenden Tini, die sich in ihrer Rolle als Mutter gefangen fühlt. Tini will aus diesem Gefängnis ausbrechen, sie will autark sein, leben, lieben, sich als junge, lebendige Frau spüren. Gleichzeitig liebt sie ihre Kinder und will eine gute Mutter sein. Um diesem Zwiespalt, dieser Enge zu entkommen, trifft Tini eine brutale und radikale Entscheidung. Dieses Buch ist viel mehr als ein klassisches Sozialdrama. Raffiniert erzählt es über drei Zeitebenen von Tinis Dilemma und ihrer Tragik, findet dabei einen lakonischen Ton, ohne jemals den Zeigefinger zu erheben. Es erschafft eine vielschichtige und authentische Protagonistin, die ohne Zweifel starke Reaktionen provoziert. Selten sehen wir im deutschen Kino solch komplexe und widersprüchliche Anti-Heldinnen und sind gespannt auf einen intensiven Film, der niemanden kaltlassen dürfte.


Link: www.kulturstaatsminister.de/.../deutscher-drehbuchpreis/


Die Arthouse-Charts 2023 der Gilde Deutscher Filmkunsttheater

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BARBIE und OPPENHEIMER dominieren die Charts des letzten Jahres bei der Gilde Deutscher Filmkunsttheater.


In den Programmkinos war Greta Gerwigs "BARBIE" der Publikumsmagnet des letzten des Jahres. Gerwig, die in diesem Jahr die Jury des Festivals in Cannes präsidieren wird, hat mit ihrer klugen Verfilmung eines vermeintlichen Mainstreamthemas neue erzählerische Maßstäbe gesetzt und damit auch die Spitze der Arthousecharts erobert.

Dass "BARBIE" und "OPPENHEIMER" auch die Arthouse-Charts anführen würden, war bereits im Sommer abzusehen, so eindrucksvoll haben die beiden Filme das Kinogeschehen des vergangenen Jahres dominiert. Gleich hinter den Top-Platzierungen zeigt sich die große Vielfalt des Kinos mit einer Vielzahl starker Independent-Produktionen, die sich insgesamt über ein florierendes Interesse vom Publikum freuen konnten.

Das deutsche Kino ist dabei in großer Bandbreite vertreten: Mit den Literaturverfilmungen "WANN WIRD ES ENDLICH WIEDER SO WIE ES NIE WAR" und "WAS MAN VON HIER AUS SEHEN KANN", dem inzwischen auf der Oscar-Shortlist stehenden "DAS LEHERZIMMER", sowie dem Berlinale-Erfolgstitel "SONNE UND BETON", der im Herbst 2023 mit dem Gilde Filmpreis für den besten Film in der Kategorie Junges Kino ausgezeichnet wurde.

Die unter deutscher Beteiligung gedrehten und geförderten internationalen Ko-Produktionen "TÁR" von Todd Field und Wes Andersons "ASTEROID CITY" erfuhren ebenfalls großen Zuspruch. Mit dem großen des Europäischen Filmpreises "ANATOMIE EINES FALLS", der Dank des überzeugenden Spiels von Sandra Hüller nach wie vor in den Kinos reüssiert, landet ein weiterer europäischer Film in der Spitzengruppe.

Die Liste der Dokumentarfilme führt "DIE EICHE – MEIN ZU HAUSE" an, vor Wim Wenders "ANSELM – DAS RAUSCHEN DER ZEIT" und dem mit dem Gilde Filmpreis 2023 ausgezeichneten "LARS EIDINGER – SEIN ODER NICHT SEIN". Bei den Kinderfilmen liegt der ebenfalls mit dem Gilde Filmpreis ausgezeichnete "CHECKER TOBI UND DIE REISE ZU DEN FLIEGENDEN FLÜSSEN" ganz vorne.

Die TOP 100 zeigen die enorme Bandbreite der Filme in den deutschen Programmkinos. 23 Filmen aus den USA stehen 71 europäische Filme, davon 21 aus Deutschland, und 6 asiatische Werke gegenüber. Der Ticketverkaufsanteil bei den deutschen und europäischen Filmen innerhalb der TOP 100 liegt bei den Mitgliedern der AG Kino – Gilde bei 50 %. Bei den TOP 100 des Gesamtmarktes liegt dieser Anteil dagegen nur bei knapp 24 %. Bei 73 der TOP 100 Arthousefilme liegt der Marktanteil der Verbandskinos über 50 %, bei 48 Filmen sogar über 70 % aller Besuche. Hieraus leitet der Verband auch eine besondere Verantwortung für Politik und Förderung ab:

„Die Bedeutung des Kinos im sozialen Gefüge unserer Städte und Gemeinden spiegelt sich in steigenden Besuchszahlen und einem vielversprechenden Erholungsprozess wider. Die Branche weiß um die Bedeutung der Arthousekinos, die nach wie vor für eine filmische Vielfalt stehen, die im rein digitalen Vertrieb keine so breite Zuschauerschaft finden würde,“ so Christian Bräuer, Vorsitzender der AG Kino - Gilde. „Gleichzeitig sehen wir gerade auch beim jungen Publikum ein unbedingtes Bedürfnis nach Vielfalt und Diversität auf der Leinwand, ein Interesse, auch Filme jenseits der Mainstream-Blockbuster zu entdecken. Wir beobachten hier einen globalen Trend, der diese erfreuliche Entwicklung möglich macht und perspektivisch ein großes Potenzial für das unabhängige Kino darstellt.“


Insgesamt nähern sich die Umsätze vor allem aufgrund der Ticketpreiserhöhungen wieder dem Niveau vor Corona an. Bei den Besucherzahlen verzeichneten die Kinos der AG Kino – Gilde 2023 Steigerungen von rund 30 % gegenüber 2022. Gegenüber dem sehr erfolgreichen Vorpandemiejahr 2019 liegen die Besuche um 17 % zurück. Die Verbandsmitglieder erreichten 2023 einen Besuchermarktanteil von 18 % aller Eintritte. Ohne die Streiks in Hollywood und die damit verbundenen Verschiebungen von Filmstarts wäre nach Einschätzung des Verbandes ein noch besseres Ergebnis möglich gewesen.

„Bei aller Freude über die positive Gesamtentwicklung beobachten wir auch im Filmkunstmarkt eine immer stärkere Konzentration auf die besuchsstärksten Filme. Um die Vielfalt des Filmschaffens sichtbar zu machen, wird das Engagement der Kinos immer entscheidender. Denn mit ihren sorgfältig kuratierten Programmen, individuellen Events und ihrer persönlichen – und vermehrt digitalen – Kundenkommunikation werden sie selbst zunehmend zu vertrauensbildenden Marken. Dieser Richtungswechsel in der Kinobranche ist von der staatlichen Filmförderung aktuell noch nicht ausreichend nachvollzogen worden. Die Entwicklung einer verlässlichen Programmförderung ist dafür die Basis, um dem unabhängigen Kino wie in Frankreich zu dem Erfolg zu verhelfen, den es verdient“ so Christian Bräuer. „Die Kinos sind ein enormes Bindeglied in der Gesellschaft. Die anstehende Strukturreform müssen wir jetzt nutzen, um Produktion, Verleih und Kino auf ihrem Erholungspfad zu stärken, damit die mittelständisch geprägte deutsche Filmwirtschaft auch in Zukunft im globalen Wettbewerb bestehen kann.“



Über die AG Kino:
Die AG Kino – Gilde deutscher Filmkunsttheater e.V. vertritt die gemeinsamen politischen und wirtschaftlichen Interessen der deutschen Filmkunsttheater nach außen und unterstützt die Kinos bei ihrer täglichen Arbeit. Derzeit sind über 380 Kinobetreibende mit ca. 800 Leinwänden Mitglied in der AG Kino – Gilde e.V..

Link: www.agkino.de
Quelle: SteinbrennerMüller Kommunikation


Neues Kino für Berlinale Forum & Arsenal wird erst 2026 fertig

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Das Internationale Forum des jungen Films, der Freunde der deutschen Kinemathek, muss Ende des Jahres 2024 zum zweiten Mal umziehen.



Das Berlinale-Forum ist seit über 40 Jahren als unabhängige Sektion des internationalen Films bekannt.

Einst als "Anti-Festival" in der Welser Straße, unweit vom Kaufhaus KaDeWe, bekannt geworden, verließen die Freunde der deutschen Kinemathek im Jahre 2000 ihre ursprünglichen Räumlichkeiten und zogen mit dem inzwischen umbenannten und renommierten Verein, dem arsenal - institute für film videokunst e.V., in eine moderne Umgebung am Potsdamer Platz.

Doch während der Corona-Epidemie veränderte sich die Umgebung in den letzten Jahren erneut. Als erstes schloss das CineStar Kino mit dem IMAX für immer die Türen und gegenüber im CinemaxX wurde die Anzahl der Kinositze um mehr als die Hälfte reduziert.

Mittlerweile haben neue Investoren das Sony Center mit dem Filmhaus am Potsdamer Platz übernommen, sodass für umfangreiche Umbauten nicht nur das verbliebene Kino Arsenal, sondern auch das Filmmuseum Berlin der Deutschen Kinemathek und die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) im Laufe dieses Jahres ausziehen müssen.

Wenn im nächsten Jahr die 75.Berlinale unter der neuen Leitung von Tricia Tuttle startet, wird es kein Arsenal Kino mehr am Potsdamer Platz geben. Der Berlinale Palast wird den Internationalen Filmfestspielen zwar vorerst erhalten bleiben, doch ein neues Filmhaus soll möglicherweise erst 2030 in der Nähe des Potsdamer Platzes entstehen.

Das Arsenal hat zwar für Ersatz vorgesorgt, doch ein zweiter Umzug des Kinos zum Silent Green Kulturquartier in der Gerichtstr. 35 in 13347 Berlin, wo sich derzeit das Archiv der Freunde der deutschen Kinemathek im Aufbau befindet, wird erst nach umfangreichen Umbauten im Wedding im übernächsten Jahr möglich sein.

Ein Branchen- und Pressegespräch zum zukünftigen neuen Kino Arsenal in der Westhalle des Silent Green Kulturquartiers, wo sich bisher die Räumlichkeiten der Galerie Patrick Ebensperger befanden, die inzwischen in den Fichte Bunker an der Hasenheide umgezogen ist, soll am Donnerstag, 22. Februar 2024, von 15:30–17:30 Uhr, anlässlich der Präsentation des 54. Forums und 19. Forum Expanded im Rahmen der 74. Berlinale in der Plantagenstr. 30 in 13347 Berlin, direkt neben dem Harun Farocki Institut stattfinden.

Für die Anmeldung und weitere Informationen:
Christine Sievers | Kommunikation
Arsenal – Institut für Film und Videokunst e.V.
030 269 55 143 oder cs@arsenal-berlin.de
Kino Arsenal 1 & 2 | Potsdamer Straße 2 | 10785 Berlin

Link: www.arsenal-berlin.de


Die Politik und die Berlinale

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Wie gestern angekündigt, folgt heute der zweite Teil zum Fazit der Berlinale, der sich u.a. mit dem Skandal bei der Preisverleihung des Dokumentarfilmpreises an den israelisch-palästinensischen Film "No Other Land" befasst. Wir hatten dazu bereits am Dienstag sowie am Mittwoch erste aktuelle UPDATES gepostet.



Die Politik und die Berlinale, ein Resümee von Regina Roland, zweiter Teil.

Die Berlinale ist ein politisches Filmfestival, das wird immer wieder betont, und das ist gut so! Filmfestivals sind Foren des Austauschs und der Diskussion. Doch dieses Jahr war das Festival überschattet von politischen Auseinandersetzungen, die zu einem medialen Orkan zu werden drohten.

Schon die Eröffnungsgala war beeinträchtigt von einer Debatte über die Ein-und Wiederausladung von AFD-Politikern.

Da die Berlinale als multikulturelles Festival auch Filme aus dem Nahen Osten im Programm hatte, wurden Demonstrationen und Tumulte befürchtet, nicht umsonst hatte die Leitung umsichtig ein rollendes „Tiny Haus“ am Potsdamer Platz eingerichtet, einen Ort, an dem ein israelischer und ein palästinensischer Moderator dazu einluden, über die politischen Konflikte und Meinungen zu diskutieren. Erfreulicherweise blieb die Stimmung friedlich. Die Gala zur Preisverleihung löste dann jedoch einen Sturm der Empörung in der Öffentlichkeit aus. Warum, was war geschehen?

Bei der Preisverleihung bekam der Film "NO OTHER LAND" den silbernen Bären als bester Dokumentarfilm. Das gemeinsame Werk des israelischen Filmemachers und Journalisten Yuval Abraham und seines palästinensischen Kollegen Basel Adra zeigt die gewaltsame Vertreibung von Palästinensern durch das israelische Militär im Westjordanland - ein eindrücklicher, wichtiger Film. In ihrer Dankesrede forderten die Regisseure einen Waffenstillstand in Gaza und äußerten ihre Solidarität mit der palästinensischen Bevölkerung.

Basel Adra bezog sich in seiner Dankesrede auf den aktuellen bewaffneten Konflikt im Gazastreifen:

„Es ist für mich sehr schwer zu feiern, wenn Zehntausende meines Volkes in Gaza gerade durch Israel abgeschlachtet werden“. Sein israelischer Kollege Yuval Abraham sprach von „Apartheid im Westjordanland“.

Es folgten pro-palästinensische Bekundungen von dem französisch-amerikanischen Regieduo Guillaume Cailleau und Ben Russel, die für ihre Dokumentation "DIRECT ACTION" (über eine der bekanntesten Aktivist*innengruppen Frankreichs), den Preis für den besten Film in der Reihe Encounters gewonnen hatten. Und auch Mati Diop, die Gewinnerin des goldenen Bären für "DAHOMEY", bekannte sich zur Solidarität mit Palästina.

Aus dem Publikum gab es lauten Applaus und später in den Medien heftige Kritik mit dem Vorwurf des Antisemitismus.

Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek sorgte jedoch gleich am Anfang des Abends in ihrer Eingangsrede für eine politische Einordnung. Rissenbeek verurteilte ausdrücklich die mörderische Attacke der Hamas vom 7. Oktober 2024 und forderte die Freilassung der Geiseln, gleichzeitig erinnerte sie an das Leid aller Opfer der Gewalt in Israel und in Gaza. Ein ausgewogenes Statement, das eine klare Haltung bekundet.

Die Debatten zum Vorwurf des Antisemitismus auf Social-Media und in der Presse schäumten.

So war von einem „menschenverachtenden Applaus“ die Rede, von der „Aberkennung von Preisen“ von „Islamisten importiertem Antisemitismus, der hier zu sehen gewesen sei“.

Die Berlinale äußerte sich sowohl zu der Verbreitung antisemitischer Posts auf dem Instagram Kanal der Berlinale Sektion »Panorama«, die sofort gelöscht wurden, als auch zu den Äußerungen der Preisträger*innen:

“Die teils einseitigen und aktivistischen Äußerungen von Preisträgerinnen waren Ausdruck individueller, persönlicher Meinungen. Sie geben in keiner Form die Haltung des Festivals wieder“, betonte die Berlinale.

Das war wichtig, denn die emotionalen Dankesbekundung der genannten Preisträger für die palästinensische Sache waren problematisch, da mit keinem Wort das Leid der israelischen Geiseln durch die Hamas und die Forderung der Freilassung der Geiseln miteinbezogen wurde.

Der scheidende Berlinale Chef Carlo Chatrian warnte aber auch davor, Kritik an Israel mit Antisemitismus gleichzusetzen.

„Unabhängig von unseren eigenen politischen Ansichten und Überzeugungen sollten wir alle bedenken, dass die Meinungsfreiheit ein entscheidender Teil davon ist, was Demokratie ausmacht“, schrieb er vor einigen Tagen auf Instagram.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth hat eine Sondersitzung des Aufsichtsrats einberufen. Dort sollen Fragen diskutiert werden wie:

„Welche Filme werden ausgewählt, und wie werden die Jurys besetzt“. Im Interview mit dem Magazin Spiegel bekundet sie aber auch: “Der so notwendige Kampf gegen Antisemitismus darf nicht dazu führen, dass der Staat in eine Rolle kommt, zu sagen, welche Kunst und Kultur sein darf und welche nicht … Und ich glaube auch, dass es wichtig ist, zwischen einem Künstler und seinem Schaffen und einem Künstler und seinen politischen Äußerungen zu unterscheiden“.

Was ist geblieben? Nach Debatten, Kontroversen, der Aufregung in den Medien?

Die Dankesreden der Preisträger pauschal als Hetze zu verunglimpfen, ist zu einfach. Es wäre aber unbedingt nötig gewesen, dass eine Moderation nach den einseitigen, pro-palästinensischen Dankeskommentaren korrigierend eingegriffen hätte.

Der Vorwurf, die deutschen Kulturschaffenden hätten bei den israelkritischen Reden der Preisträger tosend applaudiert, ist fragwürdig. Vielleicht sollte man sich vergegenwärtigen, dass es nicht nur der deutsche Kulturbetrieb war, der Applaus gespendet hat, sondern Filmschaffende aus ganz Europa im Publikum saßen. In ihren Ländern wird zum Teil deutlich anders auf den Krieg im Gaza geschaut als in Deutschland.

Fazit: Spontane Dankesreden auf der Bühne der Berlinale sollten auch in Zukunft weiter möglich sein. Denn, wo stehen wir sonst? Wenn Dankesreden im Vorab politisch zensiert werden und ein Dialog auf der Bühne nicht mehr entstehen kann, weil kontroverse Meinungen und Widerspruch nicht mehr geduldet werden? Wo bleiben dann die Freiheit der Kunst, die Vielfalt der Meinungen, die Demokratie?

Maron Mendel, Publizist, Historiker und Direktor der Bildungsstätte Anne Frank fasst die kontroverse Debatte in einem Interview mit der dpa treffend zusammen:

„Es wäre falsch, alle diejenigen, die Israel einseitig und mit zum Teil auch radikalen Positionen kritisieren, als Antisemiten zu bezeichnen. Ob es uns gefällt oder nicht, wir müssen lernen, solche Debatten auszuhalten.“

Regina Roland (filmkritik-regina-roland.de)


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NACHTRAG:

Zu den Antisemitismusvorwürfe auf Berlinale nimmt auch Juror Thomas Heise ausführlich am 3. März 2024 in einem Interview von Susanne Lenz in der Berliner Zeitung Stellung und beschuldigt Berlins Kultursenator Joe Chialo, mit Zensurmaßnahmen wie in der DDR zu drohen.

Thomas Heise (* 22. August 1955 in Ost-Berlin) ist ein mehrfach ausgezeichneter deutscher Dokumentarfilmer, Autor und Theaterregisseur.

Zusammen mit den Jury-Mitgliedern Abbas Fahdel (Irak / Frankreich) und Véréna Paravel (Frankreich) vergab er den von Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian initiierten sektionsübergreifenden Dokumentarfilmpreis an die im Panorama gezeigte palästinensisch-norwegische Produktion "NO OTHER LAND" des jungen Aktivisten und Journalisten Basel Adra sowie seiner Mitstreiter*innen Hamdan Ballal, Rachel Szor und des in Jerusalem lebenden israelischen Journalisten und Filmemachers Yuval Abraham, als Besten von 20 gesichteten Dokumentarfilmen.

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Bereits am 2. Februar 2024 hatte Shelly Steinberg von der jüdisch-palästinensischen Dialoggruppe München einen offenen Brief an Kulturstaatsministerin Claudia Roth veröffentlicht, der klarstellen sollte, dass das Wort "Antisemitismus" zu relativieren sei und als Vorwurf gegen Äußerungen, die der Preisverleihung auf der Berlinale gefallen sind, wohl fehl am Platze war.

Die Freiheitsliebe-Redaktion (ein Portal für kritischen Journalismus) hat den Brief hier veröffentlicht.

HINWEIS:
Wir stellen diese zuletzt hier oben angegebenen beiden Links zur Diskussion, ohne uns damit vollumfänglich selbst zu identifizieren. Sie sollen Denkanstöße bieten, um den aufgebauschten Eklat auf der Berlinale wieder in ruhige Fahrwasser zu lenken.

W.F.



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