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Sommer-Berlinale nur nachts zur Sperrstunde unter dem Sternenhimmel?

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Ausschließlich unter freiem Himmel soll die Sommer-Berlinale 2021 stattfinden - wieviel Open-Air-Kinos werden dafür benötigt?



Die Corona-Pandemie stellt die vom 9. - 20 Juni 2021 geplante Publikums-Sommer-Berlinale vor großen Herausforderungen. Die Indoor-Kinos sind weiterhin bis voraussichtlich Ende Juni geschlossen, sodass nur die Freilichtkinos als Alternative infrage kommen.

Davon gibt es in Berlin etliche und die Yorck-Kino-Kette will noch ein weiteres Open-Air-Kino am Steinplatz gegenüber vom Haupteingang der Universität der Künste (UDK) eröffnen. Dort befindet sich auch die schon seit vielen Jahren geschlossene Filmbühne am Steinplatz. Nur das neben dem Eingang befindliche Restaurant hatte vor der Pandemie noch ständig geöffnet. Doch nun ist es - wie alle anderen Restaurants - ebenfalls geschlossen.

Ein Open-Air-Kino in der Nähe des legendären Zoo Palasts und im Umfeld zahlreicher Universitätsgebäude ist verlockend. Leider ist der Steinplatz nicht sonderlich groß und Anwohner werden ab 22:00 Uhr auf Nachtruhe pochen. Gleichzeitig beginnt auch die Corona-Sperrstunde mit Ausgehverboten. Ein weiteres Problem ist die herannahende Sommerwende mit den längsten Tagen und den kürzesten Nächten im Juni.

Ein Kinobetrieb lässt sich im Freien nicht vor Einbruch der Dunkelheit bewerkstelligen, sodass die Vorführungen frühestens gegen 21:00 Uhr beginnen könnten. Viel zu kurz bis zur Sperrstunde. Erst im August sind die Nächte wieder länger, dann wird es viel früher dunkel und nachts bleibt es meist auch viel wärmer als im Juni, denn die Erde ist bis dahin stärker aufgewärmt.

Im August könnte man schon gegen 19:30 Uhr mit Kino unter dem Sternenhimmel beginnen. Für die Berlinale ist dies aber keine Option. Komplett auf die Sommer-Berlinale zu verzichten, geht aber auch nicht, denn die Preisträger wollen die Bären in Berlin vor Publikum in Empfang nehmen und von der Menge bejubelt werden. Eine Zwickmühle in der sich das Leitungsteam der Berlinale befindet.

Dabei hat der künstlerische Leiter Carlo Chatrian genügend Erfahrungen mit Open-Air-Kino in Locarno gesammelt. Auf der Piazza Grande finden im August 8.000 Personen vor einer riesigen Leinwand in Locarno Platz. Wohlgemerkt erst im August. Ein absolutes Ausschlusskriterium für die Berlinale, die sich niemals in direkte Konkurrenz zu einem anderen A-Festival begeben würde.

Die erste Berlinale fand übrigens ebenfalls im Juni 1951 in der Waldbühne vor 25.000 Zuschauern statt. Mit dem heute notwendigem Hygiene-Abstand wären es vielleicht immer noch die Hälfte. Mehr als jedes andere Kino fasst und absolut verlockend.

Doch wie bekommt man so viele Zuschauer unter Pandemie-Bedingungen unbeschadet wieder nach Hause. Ein Ding der Unmöglichkeit. Schade! Schön wär's gewesen!

Wie viele Kinoplätze werden eigentlich benötigt? Da es neben dem Wettbewerb auch noch das umfangreiche Panorama, das Forum, und die neue Sektion Encounters gibt sowie das Berlinale Special und die Sektion Generation, die Berlinale Series, die Berlinale Shorts und die Reihe Perspektive Deutsches Kino, werden wohl mehr Plätze benötigt, als es Freilichtkinos gibt.

Normalerweise beginnen die Publikumsvorführungen des Wettbewerbs gegen 16:00 Uhr, gefolgt von zwei weiteren Premieren um 18:00 Uhr und um 20:00 Uhr. Darin sind die gleichzeitig stattfindenden Wiederholungen in einem anderen Kino noch nicht eingeschlossen. Dieses Spiel wiederholt sich auch in den anderen Sektionen.

Weil die Open-Air-Kinos aber erst spät abends mit ihren Vorstellungen beginnen können, reicht die Zeit für die Menge an Filmen niemals aus. Oder sollen nur die Preisträger-Filme gezeigt werden? Was passiert dann mit den Filmen des Panoramas, bei denen nur Publikumspreise vergeben werden?

Vormittags laufen gewöhnlich nur Pressevorführungen, die es diesmal bereits zu den Jurysitzungen und dem Branchentreff im März als Online-Veranstaltung gab. Dennoch sollten eigentlich nochmals Pressevorführungen im Sommer auf der großen Leinwand folgen. Nur die Retrospektive muss abgesagt werden, denn bei Freilichtvorführungen können keine wetterempfindlichen 35mm Filmkopien vorgeführt werden.

Leider würden zahlreiche weitere Filme und deren Wiederholungen durchs Raster fallen, für die es nicht genügend Spielstätten in der Kürze der Zeit gäbe. Auch das Stammpublikum der Berlinale, das nicht nur aus Berlin kommt, dürfte verärgert sein, nur eine Vorführung am Abend zwischen ca. 21:00 bis 23:00 Uhr besuchen zu können. Wir haben manchmal fünf Vorstellungen am Tag bei der Berlinale absolviert.

Andere Festivals kennen bereits dieses Problem und haben deshalb das zu absolvierende Pensum, um mehrere Wochen verlängert. Mal sehen was der Berlinale dazu einfällt.

Eine endgültige Entscheidung darüber soll Anfang Mai fallen. Die Gesundheit aller und die Eindämmung der Pandemie habe "bei allen Überlegungen oberste Priorität", hieß es von Seiten der Festivalleitung.

Die Einschränkungen des neuen Infektionsschutzgesetzes machten die Planungen "noch herausfordernder". Die Festivalleitung sei im Austausch mit den Behörden, "um die nächsten Schritte für eine reine Open-Air-Veranstaltung zu sprechen".


Link: www.berlinale.de



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