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Verkaufsgerüchte um Studio Babelsberg an europäische Streaming Investoren

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Das Potsdamer Ministerium ist in den privatwirtschaftlichen Vorgang nicht eingebunden, hofft aber, dass der Studio-Standort Babelsberg und die vorhandenen Arbeitsplätze erhalten bleiben.



Das renommierte Studio Babelsberg steht in Teilen oder in Gänze zum Verkauf an ausländische Investoren, die offenbar in das lukrative Geschäft mit Film- und Serienproduktionen in das Babelsberger Aktienunternehmen einsteigen wollen.

Laut Aussage des Vorstandsvorsitzenden Carl L. Woebcken sei es das Ziel, die Expansion und Internationalisierung des Studios voranzutreiben.

Bestätigt wurden die Kaufverhandlungen vom brandenburgischen Wirtschaftsministerium. Potsdams Minister Jörg Steinbach (SPD) hatte sich bereits am 20. August 2021 bei einem Besuch der Studios über virtuelle Filmproduktionen und das Set der Netflix-Serie „1899“ informieren lassen, dass es Gespräche mit Investoren gibt.

Obwohl Mittel aus dem Filmförderfonds in Millionenhöhe in Produktionen der Babelsberger Studios flossen, handelt es sich bei dem Verkauf der Studios um einen privatwirtschaftlichen Vorgang, in den das Ministerium nicht eingebunden sei. Dennoch erwarte man, dass der Studio-Standort Babelsberg und die vorhandenen Arbeitsplätze erhalten bleiben.

Dem Studio Babelsberg Geschäftsbericht 2020 ist zu entnehmen, dass "große internationale Filme heutzutage an vielen Orten der Welt gedreht und endgefertigt werden können. Diesbezüglich befindet sich Studio Babelsberg in einem Wettbewerb mit Ländern auf der ganzen Welt, die über entsprechende Studiokapazitäten und Angebote verfügen“.

Um Mithalten zu können, müsse sich die deutsche Filmförderung deutlich steigern, denn Filmförder-Anreize entscheiden gerade auch über Auftragsvergaben. „Für die Zukunft gilt darüber hinaus, Streamingdienste verstärkt als Produktionspartner zu gewinnen“, heißt es weiter.


Studio Babelsberg ist eine Aktiengesellschaft, deren Mehrheitsanteil das Unternehmen mit seinen Gesellschaftern selbst hält. Bis 2016 war es börsennotiert, zog sich dann aber - nicht zur Freude aller Kleinaktionäre - von der Börse zurück. Der Aktienkurs ist seit 2016 gefallen, obwohl das Studio auch im Corona-Jahr seinen Gesamtumsatz gegenüber 2019 von 73,1 Millionen Euro auf 135,0 Mio. Euro steigern konnte. Dazu kommt eine stattliche Eigenkapitalquote der Aktiengesellschaft von 80,5 Prozent.

Um im Rennen um Serien- und Großproduktionen mithalten zu können, werde aber weiteres Geld benötigt. "Das kann auch zu einer Verschiebung der Eigentümer-Verhältnisse führen", so Woebcken.



Mit Besorgnis haben die Verantwortlichen des Filmmuseum Potsdam auf die Nachricht über einen möglichen Verkauf von Studio Babelsberg reagiert und appellieren "als Bewahrer des Babelsberger Filmerbes" an die Verantwortlichen, "für eine nachhaltige Sicherung des Standorts zu sorgen", so die beiden Leiterinnen:

Dr. Ilka Brombach, wissenschaftlich-kuratorische Leitung
Christine Handke, künstlerisch-organisatorische Leitung
Filmmuseum Potsdam

Die Medienstadt Babelsberg ist der größte und bedeutendste europäische Medienstandort, das Studio Babelsberg ihr Herzstück. Es steht in der über 100jährigen Tradition von Bioscop und UFA, ist Nachfolger der DEFA und seit der Übernahme durch die Studio Babelsberg AG 2005 eine Erfolgsgeschichte. Der Standort ist von großer ökonomischer, vor allem aber auch von größter kultureller Bedeutung, weit über die Region und Deutschland hinaus.

Im Falle eines Verkaufs sei zu hoffen, "dass die Kompetenz, das Art Department und das Innovationspotential des Studios der Branche erhalten bleiben und weiterhin bedeutsame Filmgeschichte in der UNESCO Creative City of Film, in Potsdam, geschrieben werden kann", heißt es u.a. nochmals anlässlich der gestrigen Buchvorstellung »100 Facts about Babelsberg«.


Zum Buch:

Sebastian Stielke
»100 Facts about Babelsberg«
Wiege des Films und moderne Medienstadt / Birthplace of film and modern Media City
Hg. Filmmuseum Potsdam
Verlag: be.bra verlag
240 Seiten, 12,5 x 19 cm, Paperback, 412 teils farbige Abbildungen
16,– €
ISBN 978-3-86124-746-3


Potsdam ist die Filmhauptstadt Deutschlands. Neben der langen Filmtradition besteht eine aktive Filmwirtschaft. Nicht umsonst wurde Potsdam von der Bundesregierung zum »Media Tech Hub« und vom UNESCO Creative Cities Netzwerk zur »City of Film« ernannt.

Doch nicht allen ist das weltweite Renommee und die Bedeutung der Filmstudios Babelsberg für den deutschen und internationalen Film geläufig – ebenso wie die aktuell weltweit wahrgenommenen Entwicklungen.

Das beim be.bra verlag erschienene Buch »100 Facts about Babelsberg« von Autor Sebastian Stielke kommt zum richtigen Zeitpunkt: Im 111. Jahr der Grundsteinlegung zu den Babelsberger Filmstudios jährt sich aktuell auch die Gründung der DEFA zum 75. Mal.

Auch das Filmmuseum Potsdam feiert aktuell das 40-jährige Bestehen und ist damit das älteste Filmmuseum in Deutschland mit eigener Sammlung. Das Jubiläum wird das ganze Jahr durch mit einer Foyerausstellung, einer virtuellen Ausstellung online sowie der Herausgabe der genannten Publikation gefeiert.

In »100 Facts about Babelsberg« verrät Sebastian Stielke Verblüffendes und Unbekanntes über das älteste Filmstudio der Welt, Studio Babelsberg, und über die es umgebende Medienstadt Babelsberg. Er zeigt – mit zahlreichem und auch bisher unveröffentlichtem Material – viele überraschende Blicke hinter die Kulissen von Produktionen aus Film und Fernsehen, berichtet von spannenden Geschichten aus Vergangenheit und Gegenwart und gibt Ausblick in die Zukunft. Das Buch führt chronologisch durch die Geschichte dieses in Europa einzigartigen Film- und Medienstandortes und sorgt für viele Aha-Effekte. Aus Babelsberg kommen zu jeder Zeit immer wieder Impulse für die nationale und internationale Filmwelt und vieles hat – teilweise über Umwege – mit Babelsberg zu tun und international Relevanz.

Es werden bahnbrechende Neuerungen in der Stummfilmzeit thematisiert und der Expressionismus im Film, zahlreiche Erfindungen wie der Countdown und die „entfesselte Kamera“, Ufa-Klassiker von »Metropolis« über »Frau im Mond« und »Der Blaue Engel« zu »Die Feuerzangenbowle«. Von Glanz und Glamour und Babelsberg als Revue-Mekka in den 1930er/40er Jahren, Arbeiten unter der Naziherrschaft und Wiederaufbau, über die DEFA mit ihren vielen Genres, ob Science-Fiction, Roadmovies oder die Vielzahl an Märchen, bis vor allem zu den aktuellen Themen Ausbildung, Synchron, Rundfunk, Kulissenbau, heutige Forschung und digitale Medien. Das Buch zeigt wie Babelsberg für die Zukunft aufgestellt ist.


Aktuelle große deutsche und internationale Produktionen „made in Babelsberg“ werden ebenso vorgestellt. Blockbuster von »Bridge of Spies« und »Tribute von Panem« über »Grand Budapest Hotel« bis »Matrix« und „John Wick“, deutsche Kinofilme von »Traumfabrik« über »Jim Knopf« bis »Honecker und der Pastor«, Serien von »GZSZ« über »Babylon Berlin« bis »Dark« und »1899« kommen aus Babelsberg.

Der Autor Sebastian Stielke ist Schauspieler, Potsdam-Spezialist und Filmexperte und damit nicht nur als Absolvent der Filmuniversität Babelsberg „Konrad Wolf“ mittendrin in der Thematik. In diesem Jahr ist er Mitglied der Jury des Deutschen Schauspielpreises.

Das Buch ist mit über 400 Fotos reichhaltig bebildert und zweisprachig (deutsch/englisch).

Links: www.filmmuseum-potsdam.de | www.studiobabelsberg.com

Quellen: Märkische Allgemeine | Blickpunkt:Film | Filmmuseum Potsdam, Institut der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF
Breite Str. 1A / Marstall
14467 Potsdam



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