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Delphi-Lux Arthouse Kinos eröffnen nach der Berlinale

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Bauvorhaben der Yorck-Gruppe wird offiziell erst nach der Berlinale im Frühjahr eröffnet.



Welche kulturelle und soziale Bedeutung ein Kino für einen Ort, eine Region oder ein Stadtviertel haben kann, wurde anlässlich einer Pressekonferenz der Yorck-Kinogruppe wieder eindrucksvoll bestätigt. Sogar Reinhard Naumann, Bezirksbürgermeister von Charlottenburg-Wilmersdorf hatte sich im Herbst letzten Jahres Zeit für den Termin genommen, bei dem die Pläne für einen Arthouse-Neubau entlang der S-Bahn-Bögen zwischen Bahnhof Zoo und Kantstraße enthüllt wurden. Gegenüber den versammelten Journalisten gab er seiner Zuversicht Ausdruck, dass das "in Teilen durchaus problembehaftete" Areal rund um den Bahnhof Zoo durch das Projekt eine "deutliche Aufwertung" erfahren werde.

Ein ursprünglich lancierter Eröffnungstermin zum Jahreswechsel war natürlich nicht zu schaffen gewesen, denn welches Bauprojekt in Berlin kann wirklich zielgenau abgeschlossen werden? Der Flughafen "BER" in Schönefeld lässt grüßen! Immerhin sollen im Erdgeschoss direkt neben der S-Bahn an der Fußgängerpassage im sogenannten Yva-Bogen sieben Säle der Delphi-Lux Arthouse Kinos für rund 600 Besucher entstehen. Die 67.Berlinale 2017 rechnet aber insgeheim mit einer provisorischen Einweihung für weitere Screenings des Marketplace, denn es werden immer mehr Kapazitäten benötigt.

Mit einer offiziellen Einweihung ist höchstwahrscheinlich erst im Frühjahr 2017 zu rechnen, dann sollen die Delphi Lux Programmkinos am Zoo an den Start gehen. Ein Name, der natürlich nicht zufällig gewählt wurde und der laut der Yorck-Kinogruppe für eine klare programmatische und räumliche Verknüpfung zum (ebenfalls von ihr betriebenen) traditionsreichen Delphi Filmpalast am Zoo steht. Als dessen "junges, umtriebiges Schwesterhaus" werde das Delphi Lux nicht nur ein ausgewähltes Arthouse-Programm zeigen, sondern auch den laut seiner Betreiber "in Charlottenburg lange vermissten Raum" für Originalfassungen mit Untertiteln, für Festivals und Kreative sowie nicht zuletzt den filmischen Nachwuchs bieten. Anspruch sei, es an die große Tradition des Delphi anzuknüpfen, aber auch Raum für neue Ideen zu schaffen.

(Foto: Yorck Kinogruppe)


Der Namensteil "Lux" stehe dabei als Synonym für Licht, Anspruch und Komfort und sei auch als Referenz an das hochkarätige kulturelle Umfeld im entstehenden Lux-Quartier gedacht. So befindet sich der derzeit im Bau befindliche Umbau einer bis dahin bestehenden Event-Location in einem Haus in der Nachbarschaft von Institutionen wie der Galerie C/O Berlin, der Helmut-Newton-Stiftung und dem Museum für Fotografie. Mit ihrem neuen Filmtheater wolle man "die Kunst des Kinomachens als Schnittstelle zu anderen Künsten neu ausloten" und ihnen ein "ebenso qualitätsvolles Filmangebot zur Seite stellen", so die Yorck-Kino-Gruppe.

Ambitioniert ist das Projekt allemal. Denn mit sieben Sälen, die vom kleinen Club-Kino bis zum Auditorium mit rund 150 Plätzen reichen werden, wird das Delphi Lux zu einer denkbar exklusiven Gruppe zählen: Laut Erhebungen der Filmförderungsanstalt Berlin (FFA), die das Projekt mit 180.000 Euro fördert, verfügten 2014 gerade einmal gut zwei Prozent der reinen Programmkinos in Deutschland über derart viele Säle. Insgesamt wird das Delphi Lux Platz für 600 Gäste bieten und soll, so das Versprechen, "keine Wünsche an Technik, Sichtverhältnisse, Barrierefreiheit und Komfort" offen lassen. Mit der innenarchitektonischen Gestaltung wurden die international tätigen Architekten Bruzkus/Batek betraut, die unter anderem für die Gestaltung von Tim Raues Brasserie Colette und des Clubs Dean Berlin verantwortlich zeichneten.

Yorck-Geschäftsführer Georg Kloster jedenfalls sieht gerade an diesem Standort echten Bedarf für ein solches Haus. Denn die aufstrebende City West, dem das Delphi Lux einen neuen kulturellen Mittelpunkt hinzufügen soll, war über viele Jahre von Schließungen traditionsreicher Kinos und Theater geprägt, während sich nach der Wende Stadtentwicklung und Tourismus auf den ehemaligen Ostteil Berlins konzentrierten. Schmerzlich vermisst werde unter anderem das "Broadway", das im Juni 2011 ersatzlos geräumt werden musste. Die vier Arthouse-Säle mit insgesamt 415 Sitzplätzen, direkt neben dem Europa-Center an der "Tauentzienstraße", mussten dem Einzelhandel weichen. So war man bis zum Jahre 2016 auf der Suche nach einem Ersatzstandort in der alten West-City, Nähe Kurfürstendamm.

Zu den großen Ausnahmen der bisherigen Entwicklung am Ku'damm zählen zwei von Hans-Joachim Flebbe betriebene Häuser: die 2008 an den Start gegangene Astor Film Lounge und vor allem der 2013 nach aufwändiger Modernisierung wiedereröffnete Zoo Palast. Gerade mit diesem Kino sieht Kloster das Delphi Lux aber nicht in einem Konkurrenzverhältnis, denn das dortige Programm sei ausgesprochen Mainstream-geprägt.

Als größter Kinoverbund Berlins betreibt die Yorck-Kinogruppe bislang zwölf auf das gesamte Stadtgebiet verteilte Filmtheater sowie ein Freiluftkino und erreicht pro Jahr rund 1,2 Mio. Besucher. Nur in der wieder aufstrebenden West-City war man mit den in die Jahre gekommenen Kant-Kinos und dem Delphi Filmpalast ein wenig unterrepräsentiert, obwohl die Berlinale für ihren Filmmarkt auch im Westteil der Stadt, neben dem Zoo Palast, weitere Vorführmöglichkeiten gebrauchen könnte. Sogar die Spielbank Berlin will den Potsdamer Platz verlassen und an den Ku'damm ziehen. Vielleicht geht deshalb der eine oder andere LUX Kinosaal testweise zu Berlinale auch ohne Öffentlichkeit schon mal provisorisch für diverse Sichtungen in Betrieb.

Das Delphi wird seit 1951 von der Berlinale bespielt.
Der Delphi Filmpalast am Zoo – kurz: das Delphi – wird seit den Anfangsjahren von der Berlinale bespielt und ist seit 1981 neben dem Arsenal die Hauptspielstätte für das Forum-Programm. Der Bau entstand unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg auf den Trümmern eines ehemaligen Tanzpalastes. Schon 1949 eröffnete der Kinobetreiber Walter Jonigkeit den Delphi-Filmpalast als das damals größte und eleganteste Premierenkino der Stadt. Technisch auf dem neuesten Stand vermittelt das Interieur des Delphi auch heute noch den Charme und Glanz eines großen, alten Lichtspieltheaters.

Weitere neue Kiezkinos zur 67 Berlinale.
Für die Berlinale ist dieses Jahr neu hinzu gekommen das EISZEIT KINO mit drei Sälen, die erst Mitte 2016 in Berlin-Kreuzberg nach langem Umbau neu eröffnet wurden. Sie gehören zu den sogenannten Kiezkinos der Berlinale. Ebenso wie das WOLF, Berlins jüngstes Kino, das seine Türen mit zwei von drei Sälen erstmals zur diesjährigen Berlinale (9.-19. Februar 2017) in Berlin-Neukölln in der Weserstraße 59 eröffnet. Beide letztgenannten Kinos sind aber unabhängig und gehören nicht zur Yorck-Kino-Gruppe.

Quellen: Kinokompendium | BZ | Blickpunkt:Film | Berlinale


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