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Kurzarbeit wegen fehlender Aufträge im Studio Babelsberg ?

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Regisseur Volker Schlöndorff, einstiger Retter der Babelsberger Filmstudios nach der Wende, befürchtet das baldige Ende der Film- und Fernsehproduktion in Studio Babelsberg.



»Studio Babelsberg« in Potsdam-Babelsberg ist das älteste Großatelier-Filmstudio der Welt und das größte Filmstudio Europas, das im vergangenen Jahr sein 110-jähriges Bestehen feierte. Seit 1912 haben zahlreiche namhafte Filmemacher des Studios und seiner Vorgänger Decla Bioscop, UFA und DEFA in und um Potsdam und Berlin mehr als 4000 Filme produziert, darunter so bedeutende Filme wie "Metropolis" und "Der blaue Engel".

1926 entstand für den Science-Fiction-Film "Metropolis" von Fritz Lang das größte Großatelier Europas, der damals zum großen Teil in der heute denkmalgeschützten Marlene-Dietrich-Halle gedreht wurde.

Im Nationalsozialismus wurde für die Herstellung von Propagandafilmen sowie für zahlreiche Unterhaltungsfilme mit Ausbauplänen des Geländes zur „Babelsberg Ufastadt“ begonnen.

In der Nachkriegszeit war der DDR unter sowjetischer Aufsicht an einem raschen Wiederaufbau der Filmindustrie gelegen, wozu 1946 die DEFA gegründet wurde. Bis 1990 entstanden in Potsdam-Babelsberg über 1000 Spielfilme, Kinderfilme und Filme für den Deutschen Fernsehfunk, darunter Wolfgang Staudtes "Die Mörder sind unter uns" oder Produktionen wie beispielsweise "Die Legende von Paul und Paula" und "Spur der Steine".

Nach der Wende vermittelte Regisseur Volker Schlöndorff das vorübergehend von der Treuhand verwaltete Studio Babelsberg an den heutigen französischen Konzern Vivendi und wurde selbst von 1992 bis 1997 zum Geschäftsführer ernannt. Dem Unternehmen war jedoch kein Erfolg beschieden, sodass es 2004 wieder verkauft wurde.

Die neuen Besitzer, Carl Woebcken und Christoph Fisser brachten das Unternehmen als Studio Babelsberg AG zwar 2005 an die Börse, wegen schlechter Performance wurde es jedoch 2016 wieder von der Börse genommen und 2022 an das US-Unternehmen TPG Real Estate Partners verkauft, mit der Auflage, das Studio Babelsberg als eigenständige Marke zu erhalten.

Größere Bekanntheit erlangte das Studio Babelsberg nach der Wende durch die Außenkulisse der sogenannten "Berliner Straße", die in Filmen wie "Sonnenallee" oder "Babylon Berlin" zum Einsatz kam.

Zudem wurden nach der Wiedervereinigung mit Geldern des Deutschen Filmförderfonds (DFFF) zahlreiche internationale Kinofilme und Serien im Studio Babelsberg gedreht. Dazu gehören Produktionen, die mit insgesamt 15 Oscars in verschiedenen Kategorien ausgezeichnet wurden, darunter Filme wie "Der Pianist", "Der Vorleser", "Inglourious Basterds", "Grand Budapest Hotel" und "Bridge of Spies".

Nun sind allerdings fast alle Produktionen zum Erliegen gekommen. Das mag einerseits an starker Konkurrenz in Prag, London oder Malta liegen, wie wir am 3. Juli 2023 schrieben, andererseits aber auch an vorübergehenden Drehstops während der Corona-Pandemie und neuerdings an den Streiks der US-Drehbuchautoren und US-Schauspielern.

Volker Schöndorff verfolgt allerdings eine andere Theorie und sieht die "Gefahr, dass man Studio Babelsberg aushungert", wie er letzten Donnerstag im rbb - Rundfunk Berlin-Brandenburg erläuterte.

Nachdem die Firma Kino Bidco, eine 100-prozentige Tochterfirma der Cinespace Studios des US-Unternehmens TPG Real Estate Partners, das Potsdamer Studio Anfang des Jahres als Hauptanteilseigner übernommen hat, finden dort kaum noch Dreharbeiten statt. Der Regisseur und ehemalige Geschäftsführer des Studios Babelsberg, Schlöndorff, sagte dazu am Donnerstag bei rbbKultur:

"Die Gefahr, dass man das Studio Babelsberg aushungern oder an die Wand fahren will, besteht."


Eine andere Erklärung sei, dass die Firma Kino Bidco neu auf dem deutschen Markt sei und sich nicht genug um Akquise gekümmert habe. Das könne er sich aber nicht recht vorstellen, so Schlöndorff. Möglicherweise sei Bidco vor allem an den Immobilien von Studio Babelsberg interessiert.

Dem Widerspricht jedoch Filmpark-Chef Friedhelm Schatz in einem PNN-Interview, der Potsdamer neuen Nachrichten, die zum Verlag des Tagesspiegels gehören:

„80 Prozent der Studioflächen seien denkmalgeschützt, andere Nutzungen dürfe es nicht geben“, so Schatz. „Das Studio auf Dauer einfach liegenzulassen, macht wirtschaftlich auch keinen Sinn“, sagte der Filmpark-Chef.


Das Beunruhigende sei dennoch, so Schlöndorff im rbb, dass gar kein Ansprechpartner von Kino Bidco für das Studio Babelsberg aufzutreiben sei.

Einige Aktionäre haben gegen den Mehrheitsaktionär Kino Bidco geklagt, die Klagen richten sich unter anderem gegen den Verlust der Unabhängigkeit des Studios. Am Dienstag hat das Oberlandesgericht Brandenburg nun in einem Beschluss ein erstes Signal für das Hauptverfahren gegeben: Der sogenannte Beherrschungsvertrag kann in seiner jetzigen Form ins Handelsregister eingetragen werden, womit die angeblich vereinbarte Eigenständigkeit des Studio Babelsberg Geschichte ist.

Schlöndorff bedauert, dass das Gericht den Aktionären nicht recht gegeben habe:

"Das ist insofern ein Signal, dass der Kaufvertrag, so wie er besteht und wie ihn keiner von uns kennt, dass der erst mal gültig ist. Das ist genau die Befürchtung, die wir hatten, nach über 30 Jahren Kampf um das Studio und hunderte von Millionen von Subventionen, die in Erneuerung investiert worden sind, dass das alles den Bach runtergeht."


Solange der Betreiber Kino Bidco keine Ambitionen zeige, Studio Babelsberg für Filmproduktionen zu nutzen, glaubt Volker Schlöndorff auch nicht, dass Filmförderprogramme helfen können.

"Ich glaube, da kann man nicht von der öffentlichen Hand reingehen. Die Filmförderung hat dem Studio erlaubt, über Jahrzehnte zu leben. Vor allem im Konkurrenzkampf mit anderen europäischen Studios war es gut, wenn mit öffentlichem Geld Produktionen angelockt werden konnten. Das genügt im Augenblick nicht und ich glaube, da sind wir ziemlich machtlos", so Schlöndorff weiter.


Für die Angestellten, mit ihrem einzigartigen Fachwissen in der Filmproduktion, kündigt sich möglicherweise bald Kurzarbeit an, wie uns von anderer Quelle mitgeteilt wurde. Über kurz oder lang könnten aber Entlassungen erfolgen, nicht nur in der Produktion, oder im Kulissenbau, sondern auch im Requisitenfundus, wenn dieser wegen der fehlenden Aufträge nicht mehr benötigt wird.

Links: www.studiobabelsberg.com | www.rbb-online.de



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