Trotz Cannes-Erfolg unbefriedigende Auftragssituation bei Studio Babelsberg.
Wie wir gestern zur Preisverleihung in Cannes schrieben, gewann die in Studio Babelsberg produzierte und vom Medienboard Berlin-Brandenburg geförderte Gesellschaftssatire "The Square" den Hauptpreis des Festivals.
Trotz des Erfolgs für Filmvorhaben in unserer Region Berlin-Potsdam-Babelsberg, sehen die wirtschaftlichen Aussichten für Studio Babelsberg nicht ganz so rosig aus, denn die Gruppe erzielte im Geschäftsjahr 2016 nur kleines Plus und die Aussichten für das zweite Halbjahr 2017 werden von einer "größtenteils noch unsicheren Auftragslage" bestimmt.
Mit einem Gewinn in Höhe von 1,6 Mio. Euro vor Steuern (Vorjahr: Gewinn 5,2 Mio. Euro) sank der Gesamtumsatz gegenüber 2015 von 117,7 Mio. Euro auf 72,1 Mio. Euro. Die Gesamtleistung des Konzerns reduzierte sich von 124,6 Mio. Euro auf 68,2 Mio. Euro. Immerhin fiel die Bilanz damit aber deutlich besser aus als vor zwei Jahren, als bei Umsätzen von 62,5 Mio. Euro ein Verlust von 2,2 Mio. Euro eingefahren wurde.
Ein Loch in die Kasse hatte natürlich auch die Kerninvestition für die Errichtung der neuen Außenkulisse ‘Metropolitan Backlot/Neue Berliner Straße‘ mit Baukosten in Höhe von über 8 Mio. Euro gerissen, die auf einem Gelände von über 15.000 qm errichtet wurde. Die hohen Ausgaben für die neue Außenkulisse, die zu den größten und modernsten in Europa zählt, ermöglichen aber auch mehr Flexibilität bei den Außendrehs. Diese kommen den recht gut angelaufenen Serienproduktionen zu Gute wie z.B. der mit Spannung erwarteten Serie "Babylon Berlin" unter der Regie von Tom Tykwer, die im Herbst 2017 auf Sky zu sehen sein wird und in Kooperation mit der ARD-Tochterfirma Degeto auf dem Studiogelände in Potsdam-Babelsberg entstanden ist. Fast 40 Millionen Euro soll die Serie des Starregisseurs kosten, deren Entstehungsgeschichte zwei Jahre lang recht schwerfällig vonstatten ging, aber zuletzt ein gutes Ende widerfuhr.
Das dennoch im Vergleich zum Vorjahr schlechtere Konzernergebnis spiegelt jedoch vor allem die unbefriedigende Auftragssituation im ersten Halbjahr 2016 wider. Erst im Laufe des zweiten Halbjahres hatte sich die Auslastung der Studios und der einzelnen Geschäftsbereiche wieder etwas verbessert.
Der Studio Babelsberg Konzern weist zum Bilanzstichtag am 31. Dezember 2016 ein Eigenkapital in Höhe von 30,5 Mio. Euro aus. Die Eigenkapitalquote liegt im Konzern bei 64 Prozent, auf AG-Ebene bei 73 Prozent.
Aufgrund der getätigten Investitionen und der größtenteils noch unsicheren Auftragslage für das laufende Jahr stimmte der Aufsichtsrat in seiner Sitzung am 26. April dem Vorschlag des Vorstands zu, der Hauptversammlung den Verzicht auf Ausschüttung einer Dividende für das Geschäftsjahr 2016 vorzuschlagen. Die Hauptversammlung der Studio Babelsberg AG findet am 6. Juli 2017 statt.
Die Studio Babelsberg AG war über ihre Tochtergesellschaften für die Vorbereitung und Umsetzung der Dreharbeiten von "Mute" , dem neuen Terrence-Malick-Projekt "Radegund" und der ersten Staffel der US-Fernsehserie "Berlin Station" verantwortlich, für die Studio Babelsberg jeweils als Koproduzent auftrat.
Darüber hinaus wurden folgende Dreharbeiten in den Babelsberger Studios und/oder Außenkulissen durchgeführt: "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer", "Rückkehr nach Montauk" von Volker Schlöndorff , der sich schon gleich nach der wende für den erhalt des studios stark gemacht hatte, "Submergence" , "Vier gegen die Bank" sowie die Fernsehserien "Sense8" und das bereits oben erwähnte "Babylon Berlin" Projekt von Tom Tykwer.
Außerdem war bei den US-Produktionen "Spider-Man: Homecoming" und "Atomic Blonde" die Tochterfirma Studio Babelsberg Motion Pictures GmbH für die Umsetzung der Dreharbeiten an Originalmotiven verantwortlich.
Der ausführliche Geschäftsbericht kann unter folgendem Link nachgelesen werden: www.studiobabelsberg.com/ir/
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Produzentenallianz fordert effektiven Kontrollmechanismus für die EU-Streamingdienst-Quote.
Wie von uns bereits am 26. Mai 2017 berichtet, will das europäische Parlament alle in Europa agierenden Online-Anbieter auf eine europäische Filmquote festlegen, die heimischen Produktionen zugute kommen sollen. Davon könnte in Zukunft auch Studio Babelsberg profitieren.
Die Allianz Deutscher Produzenten – Film und Fernsehen e.V. (Produzentenallianz) begrüßt den kürzlich vom EU-Ministerrat beschlossenen Entwurf zur Änderung der AVMD-Richtlinie (Audiovisuelle Mediendienste-Richtlinie), nach der Video-on-Demand-Anbieter zukünftig mindestens 30 Prozent europäische Filme ins Programm aufnehmen müssen und betont gleichzeitig die zentrale Bedeutung wirksamer Kontrollmechanismen.
Alexander Thies, Vorsitzender des Gesamtvorstandes der Produzentenallianz: „Die Erhöhung der Quote europäischer Produktionen für Streaming-Dienste ist eine dringend notwendige Maßnahme, um die kulturelle Vielfalt in Europa zu sichern und nationale Identitäten innerhalb Europas zu stärken. Wir Produzenten sehen in dem gerade verabschiedeten Entwurf zur Änderung der AVMD Richtlinie ein wichtiges Signal zur aktiven Förderung der deutschen und europäischen Filmwirtschaft. Damit die neue Richtlinie künftig ihre Wirkung auch tatsächlich entfalten kann, muss es effiziente und in Europa einheitliche Kontrollmechanismen geben. Ohne diese gliche dieses Kulturförderinstrument einem zahnlosen Tiger. Der im Rahmen der derzeit noch geltenden Richtlinie bestehenden Verpflichtung, der EU-Kommission alle zwei Jahre einen Quotenbericht zu übermitteln, sind viele EU-Mitgliedstaaten seit 2012 nicht mehr nachgekommen. Hinzu kommt, dass in manchen Staaten die Einhaltung nicht von unabhängigen Institutionen überwacht wird. In Deutschland waren beispielsweise die eigenen Angaben der betroffenen TV-Sender, ob und inwieweit sie die Quotenvorgaben erfüllen, Grundlage des Quotenberichts der Bundesregierung.“
Bislang teilten die EU-Medienminister nur Eckpunkte des Entwurfs zur Änderung der bestehenden EU-Richtlinie mit. Im nächsten Schritt wird der EU-Ministerrat mit der Abstimmung der Details mit der Europäischen Kommission und dem Europäischen Parlament beginnen. Inkrafttreten können die Regelungen frühestens im kommenden Frühjahr.
Quellen: Studio Babelsberg | filmecho | Blickpunkt:Film | Spiegel | Produzentenallianz