Unitymedia beginnt mit der Abschaltung der TV-Analogübertragung bereits schon im Juni 2017 - Vodafone lässt sich etwas mehr Zeit.
Für unseren Einzugsbereich in Berlin, Potsdam und Brandenburg ist derzeit noch Entwarnung angesagt. Nach der teilweise recht unglücklich verlaufenen Umstellung des Überallfernsehens auf Freenet-TV sind die Fernsehzuschauer bereits genug verunsichert wie wir hier Anfang April schrieben. In unserer Region hat Vodafone erst vor nicht allzu langer Zeit den Kabelnetzbetreiber Kabeldeutschlandübernommen und kann sich vielleicht deswegen noch keine Sonderwünsche erlauben. Auch der Netzbetreiber Telecolumbus der u.a. die Einspeisung ins Potsdamer Kabelnetz vornimmt, hat noch nichts zu Änderungen in seinem Kabelnetz verlauten lassen.
Unitymedia-Kabelnetzbetreiber dagegen, der in Baden-Württemberg, Hessen und NRW vertreten ist und dort die Programme in die Kabelnetze einspeist, begann teilweise mit der Abschaltung der TV-Analogübertragung bereits schon gestern, den 1. Juni 2017. Bis Ende Juni wird es bei Unitymedia kein analoges Fernsehen mehr geben.
Auch der Präsident des ANGA (Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber), Thomas Braun, gab am 29. Mai 2017 bekannt, das eine bundesweite Abschaltung des analogen Programms dringend erforderlich ist, um die Umstellung auf Docsis 3.1, den neuen Kabelnetzstandard, möglichst zügig zu ermöglichen. Mit dem Kabelstandard Docsis 3.1 lassen sich in Koaxialnetzen Datenraten von bis zu 10 GBit/s im Downstream und bis zu 1 GBit/s im Upstream erzielen. Weil aber das TV-Kabelnetz ein Shared-Medium bleibt, dessen Datenrate sich mehrere Dutzend Haushalte in einem Netzsegment teilen müssen, kann neben der TV-Übertragung die Geschwindigkeit für die gleichzeitige Datenübertragung von Internetanwendungen jedoch unter Umständen drastisch sinken.
Um die wechselseitige Beeinflussung möglichst gering zu halten, fordert der Verband eine gesetzliche Regelung für ein Ende der analogen Übertragung bis spätestens Ende 2019. Zwar lasse sich noch nicht sagen, wann Docsis 3.1 kommerziell eingesetzt wird, doch die Übertragung von 4K-UHD-TV benötigt auf jeden Fall höhere Datenraten.
Für die Umstellung auf Docsis 3.1 ist die Analogabschaltung deshalb auf jeden Fall wichtig. In Sachsen und in Bayern ist allerdings gesetzlich festgelegt, dass die analoge Kabelverbreitung erst zum 31. Dezember 2018 ausläuft. Dieser Termin läge immerhin sogar ein Jahr früher, als die Forderungen des Anga-Verbandes lauten. Wegen Widerstand zahlreicher Wohnungsunternehmen pocht der Verband auf Rechtssicherheit für Netzbetreiber und Kunden, die bundesweit von einer gesetzlichen Regelung flankiert werden sollten.
Das japanische Fernsehen geht sogar noch einen Schritt weiter und will zu den Olympischen Sommerspielen im Jahre 2020 in Tokio 8K UHD-2 Super Hi-Vision-TV als Regeldienst einführen. In Deutschland und in Europa werden zwar bereits zunehmend 4K taugliche UHD-Fernsehgeräte in den Mediamärkten verkauft, doch Fernsehübertragungen werden bisher maximal in HD ins Kabelnetz eingespeist, obwohl das Interesse der Kunden an noch höherer Bildqualität durchaus vorhanden ist. Und von der Cine Gear Expo, die am 1. Juni 2017 in Los Angeles eine Messe zur neuesten Filmtechnik eröffnete, haben Kamerahersteller wie Canon, Panasonic und Sony zahlreiche neue professionelle und auch kleinere Amateur-Modelle mit 4K-Features angekündigt.
4K UHD-TV ist ebenfalls über Satellit auf Sky zu empfangen. Um die Einspeisung auch ins Kabelnetz in 4K zu ermöglichen ist aber eine Umstellung mit modernerer Technik erforderlich. Sollte zu einem späteren Zeitpunkt eine weitere Bandbreitensteigerung erforderlich sein, so erlaubt Docsis 3.1 die Erweiterung des Frequenzbereichs bis zu 1,7 GHz, wodurch theoretisch Bandbreiten von über 10 GBit/s erreicht werden können.
Um bei Großveranstaltungen wie der Olympiade in Zukunft mithalten zu können, werden auch ARD & ZDF Ultra HD-TV in 4K-Qualität anbieten müssen. Allein schon der Senderechte wegen, wird eine Aufrüstung der Übertragungswege notwendig werden, um überhaupt Chancen auf Übertragungsrechte abzubekommen, schrieben wir hier schon vor knapp einem Jahr.
Quellen: Golem | ANGA | Unitymedia