Medienboard bilanziert "bombastisches Filmjahr" - verhaltene Euphorie dagegen bei den Filmschaffenden.
Am 4. Februar 2016 lud das Medienboard Berlin-Brandenburg anlässlich der dann bald anstehenden Berlinale zur Jahrespressekonferenz ein.
Nicht nur die deutsche Kinobranche insgesamt konnte sich im vergangenen Jahr über historische Ergebnisse freuen, auch Berlin-Brandenburg verzeichnete ein Rekord-Filmjahr, wie Medienboard-Geschäftsführerin Kirsten Niehuus anlässlich der Vorstellung der Jahresbilanz verkündete.
Großes Lob für die Arbeit des Förderers kam von Berlins Regierende Bürgermeister Michael Müller:
Wie von uns bereits erwähnt liefen in den vergangenen 10 Tagen des Festivals laufen 17 Medienboard-geförderte Projekte im offiziellen Festivalprogramm, davon zwei ("Jeder stirbt für sich allein" und "Soy Nero") im Wettbewerb.
Das Erfolgsjahr (in dem Berlin und Brandenburg die Mittel um zwei Mio. Euro anhoben) drückt sich nicht zuletzt in einem hervorragenden Regionaleffekt aus: Die Produktionsförderung von 45 Spielfilmen und vier High-End-Dramaserien alleine habe für Ausgaben in mehr als sechsfacher Höhe der Fördersumme in Berlin-Brandenburg ausgelöst, was rund 100 Mio. Euro Umsatz für die Region bedeute. Insgesamt flossen im vergangenen Jahr 25,6 Mio. Euro (von 30,5 Mio. Euro Gesamtfördervolumen) in die Förderung von Filmprojekten, Festivalauftritte und die (nunmehr abgeschlossene) Kinodigitalisierung. Zudem erhöhte Für diese das Medienboard in 2015 die Filmtheaterförderung um mehr als 60 Prozent von 269.000 auf 433.000 Euro. In diesem Zuge stieg die Spitzenprämie der Kinoprogrammpreise von 10.000 auf 15.000 Euro, die Prämienanzahl wurde um zehn auf 47 erhöht.
Außerdem profitierten die Kinos natürlich auch von den deutschen Hits des Jahres 2015. Ganze sechs Besuchermillionäre entstanden mit Unterstützung des Medienboard, vor allem durch die Ausnahmeerfolge "Fack Ju Göhte 2" und durch den (Ende 2014 gestarteten) "Honig im Kopf". Hohe Filmkunst ist dies zwar weniger, aber ein wirtschaftlicher Erfolg, der Geld in die Kinokassen bringt. Insgesamt sahen 24 Mio. Zuschauer Medienboard-gefördertes Kino, nahezu drei Viertel der laut Rentrak 33,9 Mio. Besucher deutscher (Ko-)Produktionen. Ausgezeichnet wurden Medienboard-geförderte Filme unter anderem mit vier Oscars und 13 Lolas, aktuell stehen sechs Oscar-Nominierungen für den geförderten "Bridge of Spies" zu Buche. Entsprechend das Fazit des Förderers: "Ein bombastisches Kinojahr!"
Für hochkarätigen Kino- und TV-Nachschub aus der Hauptstadtregion sollte dennoch gesorgt sein: An "rekordhaften" 4700 Tagen sei im letzten Jahr in Berlin-Brandenburg gedreht worden - was zeitweise zu komplett ausgebuchten Studios und Filmcrews führte. Alleine 2351 Drehtage entfielen dabei auf die vom Medienboard geförderten Projekte. Als ausgesprochener Wachstumstreiber erwies sich dabei neu eingeführte Förderkategorie für "High-Ende-Dramaserien", in deren Rahmen u.a. "Homeland" und "Babylon Berlin" unterstützt wurden. "Babylon Berlin" von Tom Tykwer, Hendrik Handloegten und Achim von Borries wird als erste Produktion in der neuen Außenkulisse "Neue Berliner Straße" von Studio Babelsberg ab Frühjahr 2016 realisiert.
Wichtig war der Geschäftsführerin bei der Vorstellung der Bilanz auch das Thema Gleichstellung. Beim Medienboard seien über die vergangenen Jahre hinweg rund ein Drittel der Anträge für Projekte mit Regisseurinnen eingereicht worden. Eine Quote, die sich so in etwa auch bei den Bewilligungen widerspiegele.
Weitere Informationen unter: www.medienboard.de.
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Wie bereits oben erwähnt, war nicht nur die regionale Filmförderung bei uns in Berlin-Brandenburg erfolgreich. Auch die bundesdeutsche Film Förderungsanstalt (FFA) spricht von einem machtvollem deutschen Kinorekord 2015. Der Film "Star Wars: Das Erwachen der Macht" trug dazu nicht einen unerheblichen Beitrag bei. Dies war aber kein deutsches Phänomen allein. Walt Disney hatte weltweit damit einen Kinotreffer gelandet, der die Branche 2015 aus einem tiefen Schlaf erwachen lies. Momentan herrscht offenbar eher Skepsis, ob sich die Rekordzahlen im neuen Jahr nahtlos fortsetzen lassen.
Angesichts der Unberechenbarkeit von Filmerfolgen fallen konkrete Jahresprognosen generell schwer. Mit dem neuen "Star Wars" wurde dennoch das beste Kinoergebnis aller Zeiten eingespielt. Somit stand für weite Teile der Branche schon frühzeitig fest, dass 2015 zum Rekordjahr werden würde, das in diesem Jahr wohl kaum zu toppen sein wird. Allerdings muss man zwischen den Resultaten im Mainstream- und Arthouse-Markt differenzieren. Schön wäre es wenn der deutsche Film durch Änderungen bei der Filmförderung mehr Nachhaltigkeit im kulturellen Bereich erfahren würde. Film als Kulturgut darf nicht weiter von der wirtschaftlichen Seite aus betrachtet werden. Nur so gelänge es wieder künstlerisch wertvollere Produktionen zu schaffen, die international mehr Beachtung finden, damit der deutsche Film auch auf den großen Festivals wie Cannes und Venedig wieder eine entscheidende Rolle spielt.
Wenn traditionell die FFA im Laufe des Februars ihre offizielle Bilanz vorlegt, wird alles andere als ein herausragendes Endresultat als massive Enttäuschung verbucht. Leider spielen dabei die Anzahl der Auszeichnungen oder Filmpreise wie die Oscars gar keine Rolle. Jahrzehnte später aber geht nur die Anzahl der Preise und Ehrungen, nicht aber eine erfolgreiche wirtschaftliche Bilanz in die Annalen der Filmgeschichte ein. Schade, dass dies bei der Filmförderung bisher kaum einer bemerkt hat.
Deutlich gestiegene Boxoffice-Zahlen in 2015.
Der Verband der Filmverleiher e.V. (VdF-Kino) hat in seiner optimistischen Prognose aus dem November für das Gesamtjahr 2015 rund 1,2 Mrd. Umsatz und rund 140 Mio. Kinobesucher angepeilt. Laut erster Zahlen von Rentrak, die nun von der FFA verifiziert wurden, konnten tatsächlich im letzten Jahr 1,167 Mrd. Euro Umsatz generiert werden, die mit dem Verkauf von gut 139,2 Mio. Tickets erwirtschaftet wurden. Gegenüber 2014 stiegen Boxoffice und Besucherzahlen um 23,5 bzw. 19,1 Prozent. Deutsche (Ko-)Produktionen erwirtschafteten laut Rentrak im abgelaufenen Jahr rund 254,8 Mio. Euro Umsatz (2014: 196,1 Mio.) und zogen 33,9 Mio. Besucher (2014: 27 Mio.) in die deutschen Kinos. Dies entspricht einem Marktanteil von 22,4 Prozent nach Umsatz und 27,5 Prozent nach Besuchern. Sogar die bisherige Bestmarke aus dem Jahr 2012 konnte um ganze 13% verbessert werden. Allerdings sind 37,1 Mio. gelöste Tickets für deutsche Filme "nur" das zweibeste Ergebnis nach 2009 (damals 39,9 Mio.).
Gestiegene Ticketpreise schönen die tatsächlichen Besucherzahlen.
Dass sich die Gesamtumsätze im Vergleich zu den Besucherzahlen einmal mehr überproportional entwickelten, lag natürlich an den weiterhin kontinuierlich steigenden Ticketpreisen. Tatsächlich fiel der Anstieg im vergangenen Jahr bemerkenswert hoch aus: Um ganze 34 Cent verteuerte sich der Besuch eines Kinofilms im Schnitt ohne die extra Zulagen für 3D, Logensitze oder Überlängen. Noch viel teurer sind Premiumkinos mit Ledersesseln oder Laserprojektion wie im IMAX. Sogar die Berlinale Ticketpreise haben nochmals angezogen. Mittlerweile werden pro Vorstellung 11,- € verlangt und im Berlinale Palast ist darüber hinaus ein Zuschlag vorgesehen, sodass das Ticket 14,- Euro kostete.
Die Talfahrt der Spielstätten konnte gestoppt werden.
Die 2005 begonnene Talfahrt mit Blick auf die Anzahl der Leinwände konnte erstmals schon 2014 gestoppt werden. Bei kleineren Spielstätten, die den Trend zur Digitalisierung nicht geschafft, ist der Fortbestand jedoch kaum gewährleistet. In 2015 sind dafür neue Multiplexkinos an neuen Standorten hinzugekommen. Am 31. Dezember 2015 gab es wieder 4692 Kinosäle in Deutschland, 55 mehr als zwölf Monate zuvor; gleichzeitig der höchste Stand seit 2010. Die Zahl der Spielstätten stieg um 18 auf 1648, die der Standorte um zehn auf 893, den höchsten Wert seit 2012. Mittlerweile bieten zahlreiche Kinos die höhere 4K-Bildqualität mit dazugehörigen Dolby-Atmos-Sound.
Auch die Anzahl der Spielstätten, die 3D-Filme abspielen können ist gestiegen, auch wenn die tatsächliche Anzahl der erwähnenswerten 3D-Werke seit einem Jahr nicht mehr wirklich zugenommen hat. Immerhin fiel der 3D-Anteil an den Gesamtbesuchen von zuletzt 22,3 auf 21,9 Prozent, den niedrigsten Anteil seit 2012. Beim Heimkino ist der Trend zu 3D sogar noch stärker rückläufig, da auch weniger 3D-taugliche Blu-rays gekauft werden und bei dem zunehmend beliebter werdenden Streaming von Filmen das 3D-Feature noch nicht implementiert ist. Die Firma Samsung kündigte sogar an, keine 3D-tauglichen TV-Geräte mehr bauen zu wollen, sondern setzt nur noch auf höherwertige 4K-Displays bei denen die 3D-Option gar nicht mehr erwähnt wird.
Erste Fördermaßnahmen der FFA in 2016.
Auch im neuen Jahr hat die FFA-Vergabekommission in ihrer ersten Sitzung elf von 42 Anträgen positiv beschieden und insgesamt knapp 3,9 Mio. Euro vergeben. Die höchste Einzelsumme in Höhe von 640.000 Euro geht an Marcus H. Rosenmüllers Biopic "Trautmann" (Lieblingsfilm GmbH) über den deutschen Fußballtorwart Bert Trautmann, der als Kriegsgefangener nach dem Zweiten Weltkrieg nach England kam und dort später für Manchester City spielte. Zur Legende wurde Trautmann, nachdem er im FA-Cup-Finale 1956 mit gebrochenem Genick weitergespielt hatte. Gedreht werden soll mit David Kross in der Hauptrolle ab Mai 2016 in Bayern, Irland und England.
Weitere FFA-Förderungen erhielten aktuell u.a. Wolfgang Petersens "Vier gegen die Bank" (Hellinger/Doll Filmproduktion, 600.000 Euro) mit Til Schweiger, Matthias Schweighöfer, Michael Bully Herbig und Jan Josef Liefers in den Hauptrollen, Philipp Kadelbachs "So viel Zeit" (Ufa Cinema) und Katja von Garniers "Ostwind 3" (SamFilm, je 500.000 Euro) sowie Volker Schlöndorffs "Rückkehr nach Montauk" (Ziegler Film, 205.000 Euro).
Link: Alle Förderungen unter www.ffa.de
Auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat die Bilanz eines "turbulenten" sowie "extrem produktionsstarken" Jahres gezogen, das für den Deutschen FilmFörderFonds (DFFF) eine "besondere Herausforderung" gewesen sei. So sei das DFFF-Förderbudget von 50 Mio. Euro bereits im Herbst komplett beantragt gewesen - sprich aufgebraucht.
Insgesamt konnten im vergangenen Jahr 107 Produktionen - darunter 78 Spiel-, 26 Dokumentar- und drei Animationsfilme - mit 61,3 Millionen Euro gefördert werden. Inklusive der Nachbewilligungen vergab der DFFF 2015 insgesamt 62,7 Millionen Euro. Die bewilligte Summe lag damit sogar noch über dem ursprünglichen DFFF-Budget von 60 Mio. Euro, das für die Dauer eines Jahres auf 70 Mio. angehoben worden war, seither aber auf 50 Mio. Euro gekürzt wurde.
Das am höchsten budgetierte Projekt war der mit 8,1 Mio. Euro geförderte Horror-Thriller "A Cure for Wellness". Der von Gore Verbinski inszenierte Film entstand fast komplett im Studio Babelsberg sowie in Sachsen-Anhalt. Fünf Mio. Euro erhielt die europäische Großproduktion "The Lake", vier Mio. Euro gingen an "The First Avenger: Civil War" und 2,2 Mio. Euro an "Eddie the Eagle".
Vielfältige Kino-Unterhaltung würden in diesem Jahr demnach u.a. die geförderten Filme "Tschick" von Fatih Akin, Karoline Herfurths Regiedebüt "SMS für Dich", "Timm Thaler" von Andreas Dresen, die starbesetzte Ensemble-Komödie "Vier gegen die Bank" von Wolfgang Petersen sowie auch der Animationsfilm "Die Häschenschule" oder die Doku "Who's that Man - Ein Film über Conny Plank" versprechen.
Weitere Informationen sind unter www.dfff-ffa.de abrufbar.
Quellen: Blickpunkt:Film | Medienboard | FFA | filmecho | FTV
Am 4. Februar 2016 lud das Medienboard Berlin-Brandenburg anlässlich der dann bald anstehenden Berlinale zur Jahrespressekonferenz ein.
Nicht nur die deutsche Kinobranche insgesamt konnte sich im vergangenen Jahr über historische Ergebnisse freuen, auch Berlin-Brandenburg verzeichnete ein Rekord-Filmjahr, wie Medienboard-Geschäftsführerin Kirsten Niehuus anlässlich der Vorstellung der Jahresbilanz verkündete.
"Sowohl künstlerisch als auch wirtschaftlich boomt die Film-Hauptstadtregion. Für die Zukunft sind tragfähige Fördermodelle in Deutschland notwendig, um auch weiterhin international wettbewerbsfähig zu sein. Die Kreativität und das Know-How haben wir", so Kirsten Niehuus.
Großes Lob für die Arbeit des Förderers kam von Berlins Regierende Bürgermeister Michael Müller:
"Nicht zuletzt durch die Arbeit des Medienboards Berlin-Brandenburg ist Berlin zunehmend Drehort großer internationaler Produktionen geworden. Das ist eine gute Werbung für unsere Stadt und es schafft gleichzeitig Arbeitsplätze. Ich freue mich schon auf eine erfolgreiche Berlinale, die diese Entwicklung am besten ausdrückt", so der Regierendem Bürgermeister von Berlin.
Wie von uns bereits erwähnt liefen in den vergangenen 10 Tagen des Festivals laufen 17 Medienboard-geförderte Projekte im offiziellen Festivalprogramm, davon zwei ("Jeder stirbt für sich allein" und "Soy Nero") im Wettbewerb.
Nicht minder positiv fällt das Fazit von Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke aus:
"Mit dem Medienboard Berlin-Brandenburg verfügt die Hauptstadtregion über eine hochprofessionelle und gut vernetzte Institution, die bei internationalen Kooperationen exzellent aufgestellt ist. Die neue Förderung serieller Formate macht den Medienstandort zusätzlich attraktiv für die Produktion von hochkarätigen Serien, wie die fünfte Staffel von 'Homeland' oder 'Berlin Station' und künftig 'Babylon Berlin' zeigen."
Das Erfolgsjahr (in dem Berlin und Brandenburg die Mittel um zwei Mio. Euro anhoben) drückt sich nicht zuletzt in einem hervorragenden Regionaleffekt aus: Die Produktionsförderung von 45 Spielfilmen und vier High-End-Dramaserien alleine habe für Ausgaben in mehr als sechsfacher Höhe der Fördersumme in Berlin-Brandenburg ausgelöst, was rund 100 Mio. Euro Umsatz für die Region bedeute. Insgesamt flossen im vergangenen Jahr 25,6 Mio. Euro (von 30,5 Mio. Euro Gesamtfördervolumen) in die Förderung von Filmprojekten, Festivalauftritte und die (nunmehr abgeschlossene) Kinodigitalisierung. Zudem erhöhte Für diese das Medienboard in 2015 die Filmtheaterförderung um mehr als 60 Prozent von 269.000 auf 433.000 Euro. In diesem Zuge stieg die Spitzenprämie der Kinoprogrammpreise von 10.000 auf 15.000 Euro, die Prämienanzahl wurde um zehn auf 47 erhöht.
Außerdem profitierten die Kinos natürlich auch von den deutschen Hits des Jahres 2015. Ganze sechs Besuchermillionäre entstanden mit Unterstützung des Medienboard, vor allem durch die Ausnahmeerfolge "Fack Ju Göhte 2" und durch den (Ende 2014 gestarteten) "Honig im Kopf". Hohe Filmkunst ist dies zwar weniger, aber ein wirtschaftlicher Erfolg, der Geld in die Kinokassen bringt. Insgesamt sahen 24 Mio. Zuschauer Medienboard-gefördertes Kino, nahezu drei Viertel der laut Rentrak 33,9 Mio. Besucher deutscher (Ko-)Produktionen. Ausgezeichnet wurden Medienboard-geförderte Filme unter anderem mit vier Oscars und 13 Lolas, aktuell stehen sechs Oscar-Nominierungen für den geförderten "Bridge of Spies" zu Buche. Entsprechend das Fazit des Förderers: "Ein bombastisches Kinojahr!"
Kein bombastisches Kinojahr!
Viele Filmschaffende, die hierzulande unter unwürdigen Arbeitsbedingungen und bei schlechter Entlohnung die Filmwirtschaft aufrecht erhalten, sehen dies ganz anders. Ein kurzer Blick in die Charts zeigt, die Zahlen sind gnadenlos geschönt. Nur zwei deutsche Filme zogen nahezu 14 Millionen Besucher an und konnten damit mehr als ein Drittel aller Besucher deutscher Spielfilme auf sich vereinen. In diesen Zahlen spiegelt sich ein krankes System ohne Vielfalt wider, das zudem von nur teilweise in Babelsberg produzierten US-Koproduktionen beherrscht wird. Eine gesunde deutsche Filmwirtschaft und Produktionslandschaft müsste ganz andere Ergebnisse erzielen!
Deutschland ist Schlusslicht:
"Im Vergleich der europäischen Industrienationen ist Deutschland momentan das Schlusslicht bei den Anreizsystemen", so Carl Woebcken, Vorstandsvorsitzende der Studio Babelsberg AG auf einem Panel des BMWi zur Einführung des vom Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel initiierten German Motion Picture Fund (GMPF) bei der Berlinale.
Für hochkarätigen Kino- und TV-Nachschub aus der Hauptstadtregion sollte dennoch gesorgt sein: An "rekordhaften" 4700 Tagen sei im letzten Jahr in Berlin-Brandenburg gedreht worden - was zeitweise zu komplett ausgebuchten Studios und Filmcrews führte. Alleine 2351 Drehtage entfielen dabei auf die vom Medienboard geförderten Projekte. Als ausgesprochener Wachstumstreiber erwies sich dabei neu eingeführte Förderkategorie für "High-Ende-Dramaserien", in deren Rahmen u.a. "Homeland" und "Babylon Berlin" unterstützt wurden. "Babylon Berlin" von Tom Tykwer, Hendrik Handloegten und Achim von Borries wird als erste Produktion in der neuen Außenkulisse "Neue Berliner Straße" von Studio Babelsberg ab Frühjahr 2016 realisiert.
"Die Einführung der Förderung von High-End-Dramaserien in 2015 war ein voller Erfolg. Wir sind damit gut aufgestellt, um Projekte für neue Zuschauergruppen zu unterstützen. Ein wichtiger Schritt auch zur Stärkung von unabhängigen Produzenten", so Niehuus.
Wichtig war der Geschäftsführerin bei der Vorstellung der Bilanz auch das Thema Gleichstellung. Beim Medienboard seien über die vergangenen Jahre hinweg rund ein Drittel der Anträge für Projekte mit Regisseurinnen eingereicht worden. Eine Quote, die sich so in etwa auch bei den Bewilligungen widerspiegele.
Dazu Niehuus: "30 Prozent sind ein guter Start. Aber gut ist es erst, wenn das Geschlecht bei der Regievergabe keine Rolle mehr spielt." Dementsprechend setze sich das Medienboard in Presse und Gremien für die Gleichstellung und eine Verbesserung der Quote ein.
Weitere Informationen unter: www.medienboard.de.
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Wie bereits oben erwähnt, war nicht nur die regionale Filmförderung bei uns in Berlin-Brandenburg erfolgreich. Auch die bundesdeutsche Film Förderungsanstalt (FFA) spricht von einem machtvollem deutschen Kinorekord 2015. Der Film "Star Wars: Das Erwachen der Macht" trug dazu nicht einen unerheblichen Beitrag bei. Dies war aber kein deutsches Phänomen allein. Walt Disney hatte weltweit damit einen Kinotreffer gelandet, der die Branche 2015 aus einem tiefen Schlaf erwachen lies. Momentan herrscht offenbar eher Skepsis, ob sich die Rekordzahlen im neuen Jahr nahtlos fortsetzen lassen.
Angesichts der Unberechenbarkeit von Filmerfolgen fallen konkrete Jahresprognosen generell schwer. Mit dem neuen "Star Wars" wurde dennoch das beste Kinoergebnis aller Zeiten eingespielt. Somit stand für weite Teile der Branche schon frühzeitig fest, dass 2015 zum Rekordjahr werden würde, das in diesem Jahr wohl kaum zu toppen sein wird. Allerdings muss man zwischen den Resultaten im Mainstream- und Arthouse-Markt differenzieren. Schön wäre es wenn der deutsche Film durch Änderungen bei der Filmförderung mehr Nachhaltigkeit im kulturellen Bereich erfahren würde. Film als Kulturgut darf nicht weiter von der wirtschaftlichen Seite aus betrachtet werden. Nur so gelänge es wieder künstlerisch wertvollere Produktionen zu schaffen, die international mehr Beachtung finden, damit der deutsche Film auch auf den großen Festivals wie Cannes und Venedig wieder eine entscheidende Rolle spielt.
Wenn traditionell die FFA im Laufe des Februars ihre offizielle Bilanz vorlegt, wird alles andere als ein herausragendes Endresultat als massive Enttäuschung verbucht. Leider spielen dabei die Anzahl der Auszeichnungen oder Filmpreise wie die Oscars gar keine Rolle. Jahrzehnte später aber geht nur die Anzahl der Preise und Ehrungen, nicht aber eine erfolgreiche wirtschaftliche Bilanz in die Annalen der Filmgeschichte ein. Schade, dass dies bei der Filmförderung bisher kaum einer bemerkt hat.
Allerdings hält FFA-Präsident Bernd Neumann es angesichts der aktuellen Diskussion um die kulturelle Präsenz des deutschen Films "für verfehlt, die Filmförderung und die Qualität der deutschen Filme von der Anzahl derer abhängig zu machen, die auf der Berlinale im Wettbewerb laufen."
Deutlich gestiegene Boxoffice-Zahlen in 2015.
Der Verband der Filmverleiher e.V. (VdF-Kino) hat in seiner optimistischen Prognose aus dem November für das Gesamtjahr 2015 rund 1,2 Mrd. Umsatz und rund 140 Mio. Kinobesucher angepeilt. Laut erster Zahlen von Rentrak, die nun von der FFA verifiziert wurden, konnten tatsächlich im letzten Jahr 1,167 Mrd. Euro Umsatz generiert werden, die mit dem Verkauf von gut 139,2 Mio. Tickets erwirtschaftet wurden. Gegenüber 2014 stiegen Boxoffice und Besucherzahlen um 23,5 bzw. 19,1 Prozent. Deutsche (Ko-)Produktionen erwirtschafteten laut Rentrak im abgelaufenen Jahr rund 254,8 Mio. Euro Umsatz (2014: 196,1 Mio.) und zogen 33,9 Mio. Besucher (2014: 27 Mio.) in die deutschen Kinos. Dies entspricht einem Marktanteil von 22,4 Prozent nach Umsatz und 27,5 Prozent nach Besuchern. Sogar die bisherige Bestmarke aus dem Jahr 2012 konnte um ganze 13% verbessert werden. Allerdings sind 37,1 Mio. gelöste Tickets für deutsche Filme "nur" das zweibeste Ergebnis nach 2009 (damals 39,9 Mio.).
Gestiegene Ticketpreise schönen die tatsächlichen Besucherzahlen.
Dass sich die Gesamtumsätze im Vergleich zu den Besucherzahlen einmal mehr überproportional entwickelten, lag natürlich an den weiterhin kontinuierlich steigenden Ticketpreisen. Tatsächlich fiel der Anstieg im vergangenen Jahr bemerkenswert hoch aus: Um ganze 34 Cent verteuerte sich der Besuch eines Kinofilms im Schnitt ohne die extra Zulagen für 3D, Logensitze oder Überlängen. Noch viel teurer sind Premiumkinos mit Ledersesseln oder Laserprojektion wie im IMAX. Sogar die Berlinale Ticketpreise haben nochmals angezogen. Mittlerweile werden pro Vorstellung 11,- € verlangt und im Berlinale Palast ist darüber hinaus ein Zuschlag vorgesehen, sodass das Ticket 14,- Euro kostete.
Die Talfahrt der Spielstätten konnte gestoppt werden.
Die 2005 begonnene Talfahrt mit Blick auf die Anzahl der Leinwände konnte erstmals schon 2014 gestoppt werden. Bei kleineren Spielstätten, die den Trend zur Digitalisierung nicht geschafft, ist der Fortbestand jedoch kaum gewährleistet. In 2015 sind dafür neue Multiplexkinos an neuen Standorten hinzugekommen. Am 31. Dezember 2015 gab es wieder 4692 Kinosäle in Deutschland, 55 mehr als zwölf Monate zuvor; gleichzeitig der höchste Stand seit 2010. Die Zahl der Spielstätten stieg um 18 auf 1648, die der Standorte um zehn auf 893, den höchsten Wert seit 2012. Mittlerweile bieten zahlreiche Kinos die höhere 4K-Bildqualität mit dazugehörigen Dolby-Atmos-Sound.
Auch die Anzahl der Spielstätten, die 3D-Filme abspielen können ist gestiegen, auch wenn die tatsächliche Anzahl der erwähnenswerten 3D-Werke seit einem Jahr nicht mehr wirklich zugenommen hat. Immerhin fiel der 3D-Anteil an den Gesamtbesuchen von zuletzt 22,3 auf 21,9 Prozent, den niedrigsten Anteil seit 2012. Beim Heimkino ist der Trend zu 3D sogar noch stärker rückläufig, da auch weniger 3D-taugliche Blu-rays gekauft werden und bei dem zunehmend beliebter werdenden Streaming von Filmen das 3D-Feature noch nicht implementiert ist. Die Firma Samsung kündigte sogar an, keine 3D-tauglichen TV-Geräte mehr bauen zu wollen, sondern setzt nur noch auf höherwertige 4K-Displays bei denen die 3D-Option gar nicht mehr erwähnt wird.
Erste Fördermaßnahmen der FFA in 2016.
Auch im neuen Jahr hat die FFA-Vergabekommission in ihrer ersten Sitzung elf von 42 Anträgen positiv beschieden und insgesamt knapp 3,9 Mio. Euro vergeben. Die höchste Einzelsumme in Höhe von 640.000 Euro geht an Marcus H. Rosenmüllers Biopic "Trautmann" (Lieblingsfilm GmbH) über den deutschen Fußballtorwart Bert Trautmann, der als Kriegsgefangener nach dem Zweiten Weltkrieg nach England kam und dort später für Manchester City spielte. Zur Legende wurde Trautmann, nachdem er im FA-Cup-Finale 1956 mit gebrochenem Genick weitergespielt hatte. Gedreht werden soll mit David Kross in der Hauptrolle ab Mai 2016 in Bayern, Irland und England.
Weitere FFA-Förderungen erhielten aktuell u.a. Wolfgang Petersens "Vier gegen die Bank" (Hellinger/Doll Filmproduktion, 600.000 Euro) mit Til Schweiger, Matthias Schweighöfer, Michael Bully Herbig und Jan Josef Liefers in den Hauptrollen, Philipp Kadelbachs "So viel Zeit" (Ufa Cinema) und Katja von Garniers "Ostwind 3" (SamFilm, je 500.000 Euro) sowie Volker Schlöndorffs "Rückkehr nach Montauk" (Ziegler Film, 205.000 Euro).
Link: Alle Förderungen unter www.ffa.de
Auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat die Bilanz eines "turbulenten" sowie "extrem produktionsstarken" Jahres gezogen, das für den Deutschen FilmFörderFonds (DFFF) eine "besondere Herausforderung" gewesen sei. So sei das DFFF-Förderbudget von 50 Mio. Euro bereits im Herbst komplett beantragt gewesen - sprich aufgebraucht.
Insgesamt konnten im vergangenen Jahr 107 Produktionen - darunter 78 Spiel-, 26 Dokumentar- und drei Animationsfilme - mit 61,3 Millionen Euro gefördert werden. Inklusive der Nachbewilligungen vergab der DFFF 2015 insgesamt 62,7 Millionen Euro. Die bewilligte Summe lag damit sogar noch über dem ursprünglichen DFFF-Budget von 60 Mio. Euro, das für die Dauer eines Jahres auf 70 Mio. angehoben worden war, seither aber auf 50 Mio. Euro gekürzt wurde.
Das am höchsten budgetierte Projekt war der mit 8,1 Mio. Euro geförderte Horror-Thriller "A Cure for Wellness". Der von Gore Verbinski inszenierte Film entstand fast komplett im Studio Babelsberg sowie in Sachsen-Anhalt. Fünf Mio. Euro erhielt die europäische Großproduktion "The Lake", vier Mio. Euro gingen an "The First Avenger: Civil War" und 2,2 Mio. Euro an "Eddie the Eagle".
Auch die 71 geförderten deutschen Produktionen zeigen aus Sicht der BKM erneut, "dass der DFFF ein wichtiger Baustein für die Herstellung kommerziell erfolgreicher und künstlerisch wertvoller Filme ist", so Monika Grütters.
Vielfältige Kino-Unterhaltung würden in diesem Jahr demnach u.a. die geförderten Filme "Tschick" von Fatih Akin, Karoline Herfurths Regiedebüt "SMS für Dich", "Timm Thaler" von Andreas Dresen, die starbesetzte Ensemble-Komödie "Vier gegen die Bank" von Wolfgang Petersen sowie auch der Animationsfilm "Die Häschenschule" oder die Doku "Who's that Man - Ein Film über Conny Plank" versprechen.
Weitere Informationen sind unter www.dfff-ffa.de abrufbar.
Quellen: Blickpunkt:Film | Medienboard | FFA | filmecho | FTV