Nach dem Brexit könnte die Situation für Studio Babelsberg kritisch werden.
Studio Babelsberg ist pessimistisch.
Der bevorstehende EU-Austritt Großbritanniens bereitet auch dem Studio Babelsberg Sorgen. "Die Brexit-bedingten Währungsverschiebungen könnten das exportorientierte Projektgeschäft von Studio Babelsberg existenzbedrohend beeinflussen", teilte das Unternehmen nach der Hauptversammlung in einer Presseerklärung vom 24. Juni 2016 mit. Ohnehin geht der Vorstand mit Blick auf die Auftragslage von "düsteren Zukunftsaussichten" aus. Die Auslastung sei im ersten Halbjahr 2016 aufgrund des Wegfalls zwei großer internationaler Filmproduktionen "alarmierend".
Medienboard sieht Aufwärtstrend in der Hauptstadtregion.
Eigentlich hatten wir eine ganz andere Headline geplant, denn das Medienboard Berlin-Brandenburg fördert derzeit Projekte von Detlev Buck, Terrence Malick und Christian Alvart, was uns fälschlicherweise zu der Annahme veranlasste, dass in der in der Hauptstadtregion das Filmgeschäft boomt. Zudem regen die Diskussionen um die Novellierung des Filmförderungsgesetzes Spekulationen an, dass in Zukunft mit finanzieller Unterstützung des Bundes noch mehr produziert werden kann. Doch nun macht der Brexit einen Strich durch die Rechnung. Zwar wird es London kaum besser ergehen. Das englische Pfund ist abgestürzt und der Brexit wird internationale Produktionen in den Londoner Pinewood Studios - trotz staatlicher Hilfe - deutlich erschweren.
Doch wenn US-Produktionen auch in Babelsberg wegbleiben, wer wird dann profitieren? Dem deutschen Film fehlt der internationale Glanz, um in vorderster Linie mitspielen zu können. Die in letzten Jahren stetig gestiegene Anzahl deutscher Koproduktionen werden meist im Ausland gedreht. Und die vom Medienboard geförderten Projekte sind teilweise nett anzusehen, können aber im internationalen Vergleich weder mithalten, noch das Studio Babelsberg retten. Zumal auch zuvor dort kaum deutsche Produktionen gedreht wurden und somit nicht zur Studioauslastung beitrugen.
Der Deutsche Filmförderfonds (DFFF) hat für internationale Produktionen, die in Babelsberg durchgeführt werden sollen, eine größere Gewichtung. Man denke nur an George Clooneys "Monuments Men", der 2014 im Wettbewerb der Berlinale lief. Ob der Film gut oder schlecht sei, darüber kann man streiten. Seinen Zweck, internationale Produktionen nach Babelsberg zu bringen, hat er jedenfalls erfüllt. Die Begrenzung der Fördermittel durch den DFFF auf maximal 60 Millionen Euro ist dennoch hinderlich. London hatte schon im letzten Jahr ein Mehrfaches der Summe an Steuererleichterungen jenen Filmstudios gewährt, die in den neu renovierten und um ein Vielfaches erweiterten Pinewood Studios zu produzieren gedenken. Wir berichteten darüber am 29. Juni 2014.
Ob diese Strategie nach dem Brexit noch aufgeht ist allerdings fraglich. Dafür werden die ebenfalls gut ausgestatteten tschechischen Studios frohlocken und möglicherweise Dumpingpreise anbieten, damit wieder mehr in Prag produziert wird. Dass im internationalen Film-Dienstleistungsgewerbe ein ruinöser Wettbewerb herrscht, schrieben wir schon 23. Dezember 2015, begleitet von einem ausführlichen Beitrag zum DFFF von der Medienjournalistin Katharina Dockhorn.
Nun noch einmal zurück zum Medienboard, dass sich alle Mühe gibt, große und auch kleinere Produktionen nach Berlin zu holen. Für die Studios Babelsberg reicht das allerdings nicht, zumal geförderte Berliner Low-Budget-Produktionen, die zumeist beim Festival achtung berlin - new berlin film award ihre Berlin Premiere feiern dürfen, vorzugsweise im Berliner Kiez und auf der Straße gedreht werden. Eine Studiomiete in Potsdam-Babelsberg können sich diese Produktionen nicht leisten. Das schaffen nur etablierte Filmemacher.
Schwerpunkt Kulissenbau in Babelsberg.
Dem teilweise ruinösen Wettbewerb, der über die Kosten und mit Kurzzeit-Buchungen für Fernsehproduktionen ausgetragen wird, versucht sich das Studio Babelsberg zu entziehen, in dem man sich dort auf große Kino-Koproduktionen konzentriert, die nicht nur die Ateliers belegen, sondern auch besonders erfolgreich den Kulissenbau beschäftigen. Die sogenannte »Berliner Straße«, das Herzstück Babelsberger Kulissenbaus, die das alte Berlin für zahlreiche Filme wieder auferstehen lässt, wurde nach ihrer Verlegung an einen neuen Standort erst kürzlich eingeweiht. Der Umzug war notwendig, da auf dem alten Standort - jenseits des Studiogeländes - Apartmenthäuser entstehen. Daneben baut derzeit die Filmuniversität an und erweitert ihren Standort um eine moderne Kantine sowie um weitere notwendige Arbeitsräume.
Dreharbeiten-Hochsaison mit Buck, Malick und Alvart.
Während Florian Henckel von Donnersmarck mit "Werk ohne Autor" oder Serien-Produktionen wie "Babylon Berlin", "Schuld" und "You Are Wanted" in der Hauptstadtregion beretis im Dreh sind, hat das Medienboard Berlin-Brandenburg aktuell mit einer Fördersumme von 4,7 Millionen Euro den Startschuss für weitere 37 neue deutsche und internationale Projekte gegeben.
So bereitet z. B. Detlev Buck mit "Gorillas" nach einer Kurzgeschichte von Ferdinand von Schirach eine schräge, schrille Schurken-Story in Berlin um einen jungen Mann vor, der nicht länger nur Handlager seines Bosses sein will. Jannis Niewöhner ("Smaragdgrün", "4 Könige") und Samuel Schneider ("Exit Marrakech") spielen die Hauptrollen in einer Produktion von Olga Film, die mit 800.000 Euro unterstützt wird. Wann mit "Gorillas" begonnen werden soll, ist derweil noch nicht klar. Darüber hinaus wurde bekannt, dass Buck noch in diesem Jahr den vierten Teil der "Bibi & Tina"-Reihe drehen möchte.
Goldene-Palmen-Gewinner Terrence Malick kommt in diesem Sommer für sein aktuelles Projekt "Radegund" mit August Diehl (Studio Babelsberg, 400.000 Euro) u.a. ins Babelsberger Studio. Diehl spielt den österreichischen Kriegsdienstverweigerer und Widerständler Franz Jägerstätter, der im Zweiten Weltkrieg den Kriegsdienst verweigerte und wegen Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt wurde. Von Papst Benedikt XVI. wurde Jägerstätter selig gesprochen. An seiner Seite ist Newcomerin Valerie Pachner zu sehen.
Wenn Christian Alvart dann Sebastian Fitzeks Psychothriller "Abgeschnitten" inszeniert, ist Nervenkitzel garantiert. Die Produktion von Ziegler Film (400.000 Euro) dreht sich um einen Pathologen, der in einer Leiche Hinweise auf seine entführte Tochter findet. In den Hauptrollen werden Moritz Bleibtreu, Lars Eidinger, Fahri Yardim und Jasna Fritzi Bauer zu sehen sein. Außerdem wurde bekannt, dass Regisseur und Produzent Christian Alvart mit einem chinesischen Partner das Projekt "Fox Mission" verwirklichen will.
Last but not least verfilmt Josef Bierbichler den eigenen Erfolgsroman: Die Familiensaga "Mittelreich" um eine bayerische Wirtshausfamilie umspannt mehrere Jahrzehnte. Neben Bierbichler steht Martina Gedeck für die Produktion der X Filme Creative Pool (400.000 Euro) vor der Kamera.
Links: www.studiobabelsberg.com | www.medienboard.de
Quellen: Medienboard | Blickpunkt:Film | 3sat | Studio Babelsberg
Studio Babelsberg ist pessimistisch.
Der bevorstehende EU-Austritt Großbritanniens bereitet auch dem Studio Babelsberg Sorgen. "Die Brexit-bedingten Währungsverschiebungen könnten das exportorientierte Projektgeschäft von Studio Babelsberg existenzbedrohend beeinflussen", teilte das Unternehmen nach der Hauptversammlung in einer Presseerklärung vom 24. Juni 2016 mit. Ohnehin geht der Vorstand mit Blick auf die Auftragslage von "düsteren Zukunftsaussichten" aus. Die Auslastung sei im ersten Halbjahr 2016 aufgrund des Wegfalls zwei großer internationaler Filmproduktionen "alarmierend".
Medienboard sieht Aufwärtstrend in der Hauptstadtregion.
Eigentlich hatten wir eine ganz andere Headline geplant, denn das Medienboard Berlin-Brandenburg fördert derzeit Projekte von Detlev Buck, Terrence Malick und Christian Alvart, was uns fälschlicherweise zu der Annahme veranlasste, dass in der in der Hauptstadtregion das Filmgeschäft boomt. Zudem regen die Diskussionen um die Novellierung des Filmförderungsgesetzes Spekulationen an, dass in Zukunft mit finanzieller Unterstützung des Bundes noch mehr produziert werden kann. Doch nun macht der Brexit einen Strich durch die Rechnung. Zwar wird es London kaum besser ergehen. Das englische Pfund ist abgestürzt und der Brexit wird internationale Produktionen in den Londoner Pinewood Studios - trotz staatlicher Hilfe - deutlich erschweren.
Doch wenn US-Produktionen auch in Babelsberg wegbleiben, wer wird dann profitieren? Dem deutschen Film fehlt der internationale Glanz, um in vorderster Linie mitspielen zu können. Die in letzten Jahren stetig gestiegene Anzahl deutscher Koproduktionen werden meist im Ausland gedreht. Und die vom Medienboard geförderten Projekte sind teilweise nett anzusehen, können aber im internationalen Vergleich weder mithalten, noch das Studio Babelsberg retten. Zumal auch zuvor dort kaum deutsche Produktionen gedreht wurden und somit nicht zur Studioauslastung beitrugen.
Der Deutsche Filmförderfonds (DFFF) hat für internationale Produktionen, die in Babelsberg durchgeführt werden sollen, eine größere Gewichtung. Man denke nur an George Clooneys "Monuments Men", der 2014 im Wettbewerb der Berlinale lief. Ob der Film gut oder schlecht sei, darüber kann man streiten. Seinen Zweck, internationale Produktionen nach Babelsberg zu bringen, hat er jedenfalls erfüllt. Die Begrenzung der Fördermittel durch den DFFF auf maximal 60 Millionen Euro ist dennoch hinderlich. London hatte schon im letzten Jahr ein Mehrfaches der Summe an Steuererleichterungen jenen Filmstudios gewährt, die in den neu renovierten und um ein Vielfaches erweiterten Pinewood Studios zu produzieren gedenken. Wir berichteten darüber am 29. Juni 2014.
Ob diese Strategie nach dem Brexit noch aufgeht ist allerdings fraglich. Dafür werden die ebenfalls gut ausgestatteten tschechischen Studios frohlocken und möglicherweise Dumpingpreise anbieten, damit wieder mehr in Prag produziert wird. Dass im internationalen Film-Dienstleistungsgewerbe ein ruinöser Wettbewerb herrscht, schrieben wir schon 23. Dezember 2015, begleitet von einem ausführlichen Beitrag zum DFFF von der Medienjournalistin Katharina Dockhorn.
Nun noch einmal zurück zum Medienboard, dass sich alle Mühe gibt, große und auch kleinere Produktionen nach Berlin zu holen. Für die Studios Babelsberg reicht das allerdings nicht, zumal geförderte Berliner Low-Budget-Produktionen, die zumeist beim Festival achtung berlin - new berlin film award ihre Berlin Premiere feiern dürfen, vorzugsweise im Berliner Kiez und auf der Straße gedreht werden. Eine Studiomiete in Potsdam-Babelsberg können sich diese Produktionen nicht leisten. Das schaffen nur etablierte Filmemacher.
Schwerpunkt Kulissenbau in Babelsberg.
Dem teilweise ruinösen Wettbewerb, der über die Kosten und mit Kurzzeit-Buchungen für Fernsehproduktionen ausgetragen wird, versucht sich das Studio Babelsberg zu entziehen, in dem man sich dort auf große Kino-Koproduktionen konzentriert, die nicht nur die Ateliers belegen, sondern auch besonders erfolgreich den Kulissenbau beschäftigen. Die sogenannte »Berliner Straße«, das Herzstück Babelsberger Kulissenbaus, die das alte Berlin für zahlreiche Filme wieder auferstehen lässt, wurde nach ihrer Verlegung an einen neuen Standort erst kürzlich eingeweiht. Der Umzug war notwendig, da auf dem alten Standort - jenseits des Studiogeländes - Apartmenthäuser entstehen. Daneben baut derzeit die Filmuniversität an und erweitert ihren Standort um eine moderne Kantine sowie um weitere notwendige Arbeitsräume.
Dreharbeiten-Hochsaison mit Buck, Malick und Alvart.
Während Florian Henckel von Donnersmarck mit "Werk ohne Autor" oder Serien-Produktionen wie "Babylon Berlin", "Schuld" und "You Are Wanted" in der Hauptstadtregion beretis im Dreh sind, hat das Medienboard Berlin-Brandenburg aktuell mit einer Fördersumme von 4,7 Millionen Euro den Startschuss für weitere 37 neue deutsche und internationale Projekte gegeben.
So bereitet z. B. Detlev Buck mit "Gorillas" nach einer Kurzgeschichte von Ferdinand von Schirach eine schräge, schrille Schurken-Story in Berlin um einen jungen Mann vor, der nicht länger nur Handlager seines Bosses sein will. Jannis Niewöhner ("Smaragdgrün", "4 Könige") und Samuel Schneider ("Exit Marrakech") spielen die Hauptrollen in einer Produktion von Olga Film, die mit 800.000 Euro unterstützt wird. Wann mit "Gorillas" begonnen werden soll, ist derweil noch nicht klar. Darüber hinaus wurde bekannt, dass Buck noch in diesem Jahr den vierten Teil der "Bibi & Tina"-Reihe drehen möchte.
Goldene-Palmen-Gewinner Terrence Malick kommt in diesem Sommer für sein aktuelles Projekt "Radegund" mit August Diehl (Studio Babelsberg, 400.000 Euro) u.a. ins Babelsberger Studio. Diehl spielt den österreichischen Kriegsdienstverweigerer und Widerständler Franz Jägerstätter, der im Zweiten Weltkrieg den Kriegsdienst verweigerte und wegen Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt wurde. Von Papst Benedikt XVI. wurde Jägerstätter selig gesprochen. An seiner Seite ist Newcomerin Valerie Pachner zu sehen.
Wenn Christian Alvart dann Sebastian Fitzeks Psychothriller "Abgeschnitten" inszeniert, ist Nervenkitzel garantiert. Die Produktion von Ziegler Film (400.000 Euro) dreht sich um einen Pathologen, der in einer Leiche Hinweise auf seine entführte Tochter findet. In den Hauptrollen werden Moritz Bleibtreu, Lars Eidinger, Fahri Yardim und Jasna Fritzi Bauer zu sehen sein. Außerdem wurde bekannt, dass Regisseur und Produzent Christian Alvart mit einem chinesischen Partner das Projekt "Fox Mission" verwirklichen will.
Last but not least verfilmt Josef Bierbichler den eigenen Erfolgsroman: Die Familiensaga "Mittelreich" um eine bayerische Wirtshausfamilie umspannt mehrere Jahrzehnte. Neben Bierbichler steht Martina Gedeck für die Produktion der X Filme Creative Pool (400.000 Euro) vor der Kamera.
Links: www.studiobabelsberg.com | www.medienboard.de
Quellen: Medienboard | Blickpunkt:Film | 3sat | Studio Babelsberg