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72. Berlinale veröffentlichte Programm

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Das diesmal deutlich dünner ausgefallene Journal soll ab 2. Januar 2022 sukzessive in den beteiligten Kinos und Veranstaltungsorten ausgelegt werden.



Vom 10. - 20. Februar 2022 sind die 72. Internationalen Filmfestspiele trotz hoher COVID-Inzidenzzahlen in Berlin angesetzt. Berlin-Mitte hatte zudem letzte Woche mit Werten über 3.000 die höchsten Inzidenzwerte in Deutschland.

Berlins Regierende Bürgermeisterin, Franziska Giffey, kündigte deshalb bereits eine Verschärfung der Schutzmaßnahmen an. Ab Samstag, den 5. Februar 2022 müssen dann körpernahe Dienstleistungen wie Friseure von ihren Kunden eine Impfbescheinigung sowie einen aktuellen COVID-Schnelltest verlangen. Dreifach geimpfte (durch Booster-Impfung geschützte) Personen können evtl. vom Test befreit werden.

Das trifft allerdings nicht auf Journalisten zu, die ab 10. Februar 2022 die Berlinale besuchen wollen. Wegen der hohen Kontaktfreudigkeit, die man bei der Berlinale den Journalisten unterstellt, müssen diese jeden Morgen einen tagesaktuellen Test vorlegen. Ein am Vorabend durchgeführter Test, der normalerweise 24 Stunden gültig ist, soll nicht mehr akzeptiert werden. Gefürchtet sind wohl die morgendlichen Zubringer, wie die oft überfüllten öffentlichen Verkehrsmitteln der BVG. In Ihnen könnten durchaus erste Infektionen mit der hoch ansteckenden und stark verbreiteten Omikron-Variante schon am frühen Morgen erfolgen.

Die Folge ist, das Hunderte von Journalisten kurzfristig ihre Teilnahme an der Berlinale wieder abgesagt haben - was einen großen Imageverlust für Berlin als freundliche Filmstadt bedeutet. Sie alle haben offensichtlich Angst vor Corona und den möglichen Spätfolgen. Dabei hat Berlin immer noch geringere Inzidenzzahlen als Dänemark, wo der Wert bei 5.000 liegt. Dennoch hat Dänemark alle Corona-Auflagen mit dem 1. Februar 2022 auslaufen lassen. Niemand muss dort mehr eine Maske tragen. Jeder kann wieder an Partys teilnehmen, angeblich wegen des relativ milden Infektionsverlaufes bei der Omikron-Variante.

Zwei Tage Fieber, wahnsinnige Kopf- und Gliederschmerzen mit Übelkeit und Erbrechen. Doch dann ist nach einer Woche alles wieder vorbei, haben uns Infizierte persönlich berichtet. Danach ist man bei anschließendem negativem PCR Testergebnis als Genesener den einfach Geimpften für drei Monate in Deutschland gleichgestellt.

Die Impfquote liegt in Dänemark ein wenig höher als in Berlin. Das dänische Königreich glaubt darüber hinaus, dass ihre Landsleute vernünftig bleiben, Abstand wahren und gesittet sind, während in Berlin etliche vagabundierende Horden von Impfgegnern die Hauptstadt verunsichern.

In unserer monatlich geführten Statistik haben wir zudem festgestellt, dass in den ersten 31 Januartagen insgesamt mehr als 31 Personen weltweit aus der Film- und Fernsehbranche verstorben sind. Mindestens vier davon erlagen an den Folgen einer schweren COVID-Erkrankung. Darunter der Sänger und Schauspieler Meat Loaf, der 1975 in der unvergesslichen Musical-Verfilmung "The Rocky Horror Picture Show" mit einem Motorrad durch Haus fuhr. Das ist nur ein kleiner Teil, etwa 10-12%. Aber es gibt sie, die Corona-Toten. Sie sind nicht wegzuleugnen!

Inzwischen ist glücklicherweise in Berlin wieder ein leichter Rückgang der Inzidenzen zu verzeichnen, während im gesamten Bundesgebiet die Zahlen auf über 1.200 steigen. Dennoch solidarisieren sich die Lebensmittelketten Aldi, Lidl, Edeka und REWE mit dem Nonfood-Handel und fordern ab sofort ein bundesweites Ende von 2G beim Shopping, obwohl die Lebensmittelgeschäfte gar nicht betroffen sind, denn jeder Bürger (auch Ungeimpfte) kann für den täglichen Grundbedarf Lebensmittel auch ohne Test-Nachweis einkaufen. Nur das Tragen einer FFP2-Maske ist dabei Pflicht.

Die Berlinale soll ebenfalls stattfinden, um auszuprobieren ob im Kino eine Ansteckungsgefahr droht. Die Besucher sind das Testobjekt! Währenddessen haben die Januar-Festivals in Sundance und Rotterdam ihre Festivalfilme überwiegend gestreamt. Und auch der im Rahmen der Berlinale lange geplante 15. Empfang der deutschen Filmhochschulen wird im Februar 2022 definitiv wegen COVID ausfallen.

In Berlin dagegen gab es in den letzten drei Wochen zwar erste physisch stattfindende Pressevorführungen in den beteiligten Kinos, aber nur der Nebensektionen Forum, Generation, Perspektive Deutscher Film, Panorama und den Shorts. Die meist spärlich erschienenen Pressevertreter verhielten sich in den großen Filmtheatern am Potsdamer Platz vorbildlich und belegten stets weit auseinanderliegende Sitzplätze. Nur auf gesonderten Wunsch einzelner Journalisten konnten bei Überschneidungen der Vorführungen einzelne Streams mancher Sektionen nachbestellt werden, sofern diese überhaupt verfügbar waren.

Mindestens an einem Tag gab es jedoch bei mehreren Personen beim streng kontrollierten Einlass roten Alarm auf der COVID-Kontakt-App. Die Ursache blieb wegen der Anonymisierung aber im Unklaren und wurde wohl nicht weiter intensiv verfolgt. Dass einige Berlinale Mitarbeiter sich aber offensichtlich mit COVID angesteckt hatten und in Quarantäne geschickt werden mussten, sickerte dennoch durch, wie uns auf Nachfrage bestätigt wurde.

Wahrscheinlich ist es nun zu spät, die Berlinale abzusagen oder zu verschieben. Einmal losgetreten bleibt das Räderwerk des gewaltigen Apparates am Rollen. Wenn am Ende ein paar Leute krank geworden sind, können andere ihren Platz einnehmen. Doppelt verkaufte Karten bringen auf jeden Fall mehr Geld ein, als leere Sitzplätze. Eine Erstattung der Karten ist laut Statuten jedenfalls ausgeschlossen, auch im Krankheitsfall. Die Rückgabe von vorbestellten Akkreditierungen konnte jedenfalls nur bis zum 31. Januar 2022 erfolgen.

Ein wenig ironisch, aber auch grob fahrlässig sieht die Situation der rbb - Rundfunk für Berlin und Brandenburg im nachfolgenden Artikel.

Link: www.rbb24.de/kultur/berlinale/...beitraege/2022

Viel Vergnügen beim Lesen.



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