Traditionskino in Berlin-Wilmersdorf ruft zu einer Versammlung von Unterstützern des Kinos auf, um eine Schließung abzuwenden. - ACHTUNG Terminkorrektur Sa. statt Fr.
Vor mehr als 10 Jahren schrieb uns Tobias Langenbach vom Weser Kurier nach einem Besuch in Berlin am 24. Juni 2012 einen Gastbeitrag über Berliner Kiezkinos, speziell über die bereits 1913 eröffneten EVA Lichtspiele in Berlin-Wilmersdorf sowie über das schon längst wieder geschlossene EISZEIT Kino in Berlin-Kreuzberg, das nach aufwändigem Umbau und Erweiterung 2016 in finanzielle Bedrängnis geraten war, sodass dem Betrieb 2018 von der in München sitzenden Hausverwaltung gekündigt wurde, wie wir am 17. Mai 2018 ausführlich schrieben.
Karlheinz Opitz, der Betreiber der EVA Lichtspiele, konnte damals noch gut vom Kinobetreib leben. Ein ausgefeiltes Programm, das auch auf ältere Menschen einer Wohngemeinschaft Rücksicht nimmt und einmal die Woche alte Schwarz-Weiß-Filme zeigt, zog ein festes Stammpublikum an. Für die einzigartigen Vorstellungen wird jedes Mal der alte analoge Filmprojektor zum Abspielen von echten Filmrollen angeworfen, der in anderen Kinos längst entfernt worden ist, um mehr Platz für die digitale Projektion zu schaffen.
Natürlich gibt es in den EVA Lichtspielen inzwischen auch digitale Projektion, um aktuelles Arthaus Kino vorführen zu können. Als der Projektor einst kaputt ging, spendeten 749 Unterstützer*innen zum Jahreswechsel 2020/2021 insgesamt 60.000 Euro für einen Ersatz, um das Kino am Leben zu erhalten.
Doch während der Corona-Pandemie mussten eine Zeitlang alle Kinos und Gaststätten von Amts wegen schließen und auch danach haben sich vor allem viele ältere Stammgäste wegen der Maskenpflicht nicht mehr hineingetraut, was ein großes finanzielles Loch hinterließ.
Der Kinobetreiber Opitz hat zwar die Pandemiepause genutzt, um das heruntergekommene und drei Jahre lang geschlossene COSIMA Kino in Schöneberg als zweites Standbein wieder herzurichten, doch die Renovierung des COSIMA Filmtheaters wurde recht teuer, wofür ein Kredit aufgenommen werden musste, sodass bei dem erst kürzlich wiedereröffneten Filmtheater noch keine großen Gewinne angefallen sein dürften, die mit den Verlusten im anderen Kino evtl. verrechnet werden könnten.
Beim COSIMA Filmtheater hatte Opitz allerdings das Glück, das die Hauseigentümerin selbst aus einer Kinofamilie stammt und alles zu ermöglichen versuchte, um die Film- und Kultureinrichtung zu erhalten, wie wir am 9. Juli 2023 ausführlich bei uns im BAF-Blog berichteten.
Bei den EVA-Lichtspielen dagegen, die Opitz seit 2006 führt, ist das finanzielle Polster trotz Staatshilfen inzwischen verbraucht, denn die monatliche Miete beträgt stolze 4.700 Euro.
Die Eigentümergemeinschaft der Immobilie interessiert sich für Filmkunst offensichtlich wenig und soll die Hausverwalterin bereits beauftragt haben, andere Nutzungsmöglichkeiten für den 235 Plätze umfassenden Saal in Wilmersdorf zu prüfen, schrieb der Berliner Tagesspiegel am 8.10.2023.
Bei der derzeitigen wirtschaftlichen Lage in Deutschland und den unsicheren Zukunftsaussichten, in der zahlreiche Ladengeschäfte wegen Umsatzrückgang Insolvenz anmelden mussten oder inzwischen bereits geschlossen sind, dürften Ersatzmieter für das fensterlose Objekt schwerlich zu finden sein, zumal es in der Gegend bereits ein Überangebot an Läden fast aller Branchen gibt.
Es ist sogar leider zu befürchten, dass mit der Erhöhung der Mehrwertsteuer im Gaststättenbereich ab 1. Januar 2024 die Kundschaft in zahlreichen Kneipen und Restaurants bald wegbleibt. In der Folge könnte dies auch Auswirkungen auf die Kinoakzeptanz haben. Wenn die Haushalte sich beides auf einmal nicht mehr leisten können, dann wird meist bei der Kultur zuerst gespart.
Dies befürchtet auch Karlheinz Opitz und hat vorübergehend die Mietzahlungen um die Hälfte gekürzt, was sicherlich ein großes Risiko bedeutet und Regressforderungen nach sich ziehen könnte.
Eine weitere Rettungsmöglichkeit wäre eine Crowdfunding-Aktion im Internet. All dies wäre auf der Versammlung am Freitag zu diskutieren.
Darüber hinaus darf sein monatliches Filmprogramm auch bei befreundeten Kollegen im Bundesplatz-Kino ausliegen. Für eine gemeinsame Internetpräsenz aller drei Kinos konnte man sich leider bisher nicht durchringen, obwohl die Maßnahme sicherlich eine größere Reichweite und größere Akzeptanz in der Berliner Kinolandschaft bewirken könnte.
Videotheken gibt es zwar kaum noch, aber der aLaCarte-Verleih von DVD und Blu-ray per Postbrief über Videobuster ist für Freunde des Heimkinos meist eine preiswerte Alternative geworden und auch die Anzahl der Streamingdienste wie Netflix, Amazon, Disney, Apple und einiger anderer Arthouse-Anbieter wie MUBI oder SOONER wird als ernst zu nehmende Konkurrenz zum Kino immer größer.
Der Vorteil des Kinos ist aber seine Aktualität. Die im Filmtheater gezeigten Werke kommen als physische Medien oft erst Monate später in den Handel und sind meist auch vorher nicht im Online-Stream zu sehen.
Link: eva-lichtspiele.de
Vor mehr als 10 Jahren schrieb uns Tobias Langenbach vom Weser Kurier nach einem Besuch in Berlin am 24. Juni 2012 einen Gastbeitrag über Berliner Kiezkinos, speziell über die bereits 1913 eröffneten EVA Lichtspiele in Berlin-Wilmersdorf sowie über das schon längst wieder geschlossene EISZEIT Kino in Berlin-Kreuzberg, das nach aufwändigem Umbau und Erweiterung 2016 in finanzielle Bedrängnis geraten war, sodass dem Betrieb 2018 von der in München sitzenden Hausverwaltung gekündigt wurde, wie wir am 17. Mai 2018 ausführlich schrieben.
Karlheinz Opitz, der Betreiber der EVA Lichtspiele, konnte damals noch gut vom Kinobetreib leben. Ein ausgefeiltes Programm, das auch auf ältere Menschen einer Wohngemeinschaft Rücksicht nimmt und einmal die Woche alte Schwarz-Weiß-Filme zeigt, zog ein festes Stammpublikum an. Für die einzigartigen Vorstellungen wird jedes Mal der alte analoge Filmprojektor zum Abspielen von echten Filmrollen angeworfen, der in anderen Kinos längst entfernt worden ist, um mehr Platz für die digitale Projektion zu schaffen.
Natürlich gibt es in den EVA Lichtspielen inzwischen auch digitale Projektion, um aktuelles Arthaus Kino vorführen zu können. Als der Projektor einst kaputt ging, spendeten 749 Unterstützer*innen zum Jahreswechsel 2020/2021 insgesamt 60.000 Euro für einen Ersatz, um das Kino am Leben zu erhalten.
Doch während der Corona-Pandemie mussten eine Zeitlang alle Kinos und Gaststätten von Amts wegen schließen und auch danach haben sich vor allem viele ältere Stammgäste wegen der Maskenpflicht nicht mehr hineingetraut, was ein großes finanzielles Loch hinterließ.
Der Kinobetreiber Opitz hat zwar die Pandemiepause genutzt, um das heruntergekommene und drei Jahre lang geschlossene COSIMA Kino in Schöneberg als zweites Standbein wieder herzurichten, doch die Renovierung des COSIMA Filmtheaters wurde recht teuer, wofür ein Kredit aufgenommen werden musste, sodass bei dem erst kürzlich wiedereröffneten Filmtheater noch keine großen Gewinne angefallen sein dürften, die mit den Verlusten im anderen Kino evtl. verrechnet werden könnten.
Beim COSIMA Filmtheater hatte Opitz allerdings das Glück, das die Hauseigentümerin selbst aus einer Kinofamilie stammt und alles zu ermöglichen versuchte, um die Film- und Kultureinrichtung zu erhalten, wie wir am 9. Juli 2023 ausführlich bei uns im BAF-Blog berichteten.
Bei den EVA-Lichtspielen dagegen, die Opitz seit 2006 führt, ist das finanzielle Polster trotz Staatshilfen inzwischen verbraucht, denn die monatliche Miete beträgt stolze 4.700 Euro.
Die Eigentümergemeinschaft der Immobilie interessiert sich für Filmkunst offensichtlich wenig und soll die Hausverwalterin bereits beauftragt haben, andere Nutzungsmöglichkeiten für den 235 Plätze umfassenden Saal in Wilmersdorf zu prüfen, schrieb der Berliner Tagesspiegel am 8.10.2023.
Bei der derzeitigen wirtschaftlichen Lage in Deutschland und den unsicheren Zukunftsaussichten, in der zahlreiche Ladengeschäfte wegen Umsatzrückgang Insolvenz anmelden mussten oder inzwischen bereits geschlossen sind, dürften Ersatzmieter für das fensterlose Objekt schwerlich zu finden sein, zumal es in der Gegend bereits ein Überangebot an Läden fast aller Branchen gibt.
Es ist sogar leider zu befürchten, dass mit der Erhöhung der Mehrwertsteuer im Gaststättenbereich ab 1. Januar 2024 die Kundschaft in zahlreichen Kneipen und Restaurants bald wegbleibt. In der Folge könnte dies auch Auswirkungen auf die Kinoakzeptanz haben. Wenn die Haushalte sich beides auf einmal nicht mehr leisten können, dann wird meist bei der Kultur zuerst gespart.
Dies befürchtet auch Karlheinz Opitz und hat vorübergehend die Mietzahlungen um die Hälfte gekürzt, was sicherlich ein großes Risiko bedeutet und Regressforderungen nach sich ziehen könnte.
Um über die Runden zu kommen, hofft der Kinobetreiber erneut auf die Unterstützung der Community und lädt alle Film-Fans für Samstag, den 21. Oktober 2023 um 11:00 Uhr Vormittag zu einer Versammlung in die EVA Lichtspiele ein, denn das Filmtheater brauche stets eine Rücklage von bis zu 30.000 Euro, um die defizitären Monate im Frühjahr und im Sommer zu überstehen.
Eine weitere Rettungsmöglichkeit wäre eine Crowdfunding-Aktion im Internet. All dies wäre auf der Versammlung am Freitag zu diskutieren.
Darüber hinaus darf sein monatliches Filmprogramm auch bei befreundeten Kollegen im Bundesplatz-Kino ausliegen. Für eine gemeinsame Internetpräsenz aller drei Kinos konnte man sich leider bisher nicht durchringen, obwohl die Maßnahme sicherlich eine größere Reichweite und größere Akzeptanz in der Berliner Kinolandschaft bewirken könnte.
Videotheken gibt es zwar kaum noch, aber der aLaCarte-Verleih von DVD und Blu-ray per Postbrief über Videobuster ist für Freunde des Heimkinos meist eine preiswerte Alternative geworden und auch die Anzahl der Streamingdienste wie Netflix, Amazon, Disney, Apple und einiger anderer Arthouse-Anbieter wie MUBI oder SOONER wird als ernst zu nehmende Konkurrenz zum Kino immer größer.
Der Vorteil des Kinos ist aber seine Aktualität. Die im Filmtheater gezeigten Werke kommen als physische Medien oft erst Monate später in den Handel und sind meist auch vorher nicht im Online-Stream zu sehen.
Link: eva-lichtspiele.de