17 Millionen Euro fließen aus dem DFFF-Etat 2017 zurück in den Bundeshauhalt.
Beim deutschen Filmförderfonds geht es wie bei einer Achterbahnfahrt zu. Unter Bernd Neumann war ein leichter Anstieg geplant, bis plötzlich unter seiner Nachfolgerin, der Bundeskulturministerin Monika Grütters Kürzungen vorgenommen werden mussten, die von der Filmwirtschaft gar nicht gut aufgenommen wurden. Schließlich standen neue Bundestagswahlen an und die Förderung sollte wieder nach oben zeigen, vielleicht um ein besseres Wahlergebnis zu erlangen. Kurzerhand wurde zudem der DFFF 2 aus der Taufe gehoben, um zusätzlich mehr Geld für andere Projekte, wie internationale Großproduktionen und ggf. die so erfolgversprechenden TV-Serien, locker machen zu können.
Außerdem verkündete die Kulturstaatsministerin Monika Grütters am 15.02.2018 auf dem Deutschen Produzententag der Produzentenallianz anlässlich der 68. Berlinale eine Aufstockung des Deutschen Filmförderfonds (DFFF 1) auf 125 Millionen Euro in diesem Jahr an.
"Rechnet man alle Fördermaßnahmen zusammen, stehen jährlich rund 150 Millionen Euro allein aus meinem Haushalt für die Produktionsförderung zur Verfügung", so Grütters.
Seit Start des DFFF in 2007 bis Ende Dezember 2017 wurden 1187 Filme mit rund 651 Millionen Euro gefördert. Allein in Deutschland sorgten diese Fördergelder für Folgeinvestitionen in Höhe von rund 3,8 Milliarden Euro. 2017 bewilligte der DFFF (DFFF I und DFFF II) 57,3 Mio. Euro für 100 Projekte.
Leider konnte jedoch das Geld für den DFFF 2 aus dem letzten Jahr nicht komplett abgerufen werden. Dementsprechend sieht es derzeit finanziell für die Produktionsstandorte in Babelsberg, die dringend Fördergelder benötigen, um neue Produktionen an Land ziehen zu können, ziemlich mau aus. Erst eine neue Bundesregierung - sofern sie denn gebildet wird, denn das Mitgliedervotum der SPD steht noch aus - ist durch Abstimmung im Bundestag befähigt, die restlichen Gelder frei zu geben. Und das kann bis nach Ostern dauern oder im schlimmsten Fall in Neuwahlen enden.
Unsere Kollegin Katharina Dockhorn fasst die Vorkommnisse noch einmal nachfolgend zusammen und hat sich die unten angegebenen Fakten gestern, 20.02.2018, vom BKM bestätigen lassen.
Katharinas Stellungnahme:
Es ist ein Stück aus dem Tollhaus. Trotz aller Jubelarien zum 10. Geburtstag des DFFF, die die Presseabteilung des BKM in der Vorwoche verschickte, war es der schlechteste Jahrgang für das Fördermodell Deutscher Filmförderfonds (DFFF). Er unterstützt seit 2007 Filmprojekte, die in Deutschland entstehen, mit bis zu 20% der hier anfallenden Kosten. Jahrelang standen dafür 60 Millionen Euro zur Verfügung, im Vorjahr wurde auf 75 Millionen Euro aufgestockt. Ausgegeben wurden nur 55,7 Millionen Euro – so wenig wie nie. In den Genuss der Förderung kamen genau 100 Kinoproduktionen, unter denen 69 Spiel-, 22 Dokumentar- und 9 Animationsfilme waren. 33 Filme waren Koproduktionen.
Rund 17 Millionen Euro fließen zurück in den Bundeshaushalt. Die Summe stammt beinahe ausschließlich aus der zweiten Säule des DFFF, dessen Etat im Vorjahr aufgesplittet wurde. 50 Millionen standen im Rahmen des DFFF1 für rein deutsche Filme und internationale Koproduktionen zur Verfügung. Mit 25 Millionen Euro sollten im Rahmen des DFFF2 an internationale Großproduktionen fließen. So hatte es Kulturstaatsministerin Monika Grütters wenige Stunden vor Auftakt der Berlinale auf dem Produzententag im Vorjahr angekündigt. Außerdem stellte sie in Aussicht, die Mittel für den DFFF2 ab 2018 auf 75 Millionen aufzustocken.
Doch dann begann ein zäher Kampf zwischen dem Finanzministerium und dem Hause Grütters um die Förderrichtlinien für den DFFF2, der erst zum 1. August 2017 beendet wurde. Der bizarre Streit stürzte die Branche in Verunsicherung, attraktive Großprojekte gingen in andere Staaten, denn kein Produzent lässt sich auf einen Deal ein, wenn die Rahmenbedingungen unklar sind. Daher ahnten viele, dass der DFFF2 nicht ausgeschöpft wird. Die Spekulationen erhielten Nahrung, nachdem die FFA die fortlaufende Aktualisierung des Mittelabflusses auf ihrer Website im Vorjahr eingestellt hatte.
Nun wurden die Liste der geförderten Titel durch das BKM veröffentlicht. Nur ein Projekt profitierte vom DFFF 2 - 8.8 Millionen Euro flossen für die deutsch-britische Produktion "DRAGON-TATTOO - THE GIRL IN THE SPIDER’S WEB", eine Fortsetzung der Millennium-Trilogie von Stieg Larsson, die vom Studio Babelsberg nach Deutschland geholt wurde.
Die Geschäftsführer des Studios, Carl Woebcken und Christoph Fisser Filme, erlebten ein Jahr zwischen Hoffen und Bangen. Nach der Einführung des DFFF im Jahre 2007 hatten sie Weltstars in Filmen wie „Der Vorleser“, „Inglorious Basterds“, „Monuments Men“ und „Grand Budapest Hotel“ in die Hallen und in die Region geholt.
Doch schon länger war es ruhiger geworden, sie konnten einfach nicht mit der Konkurrenz mithalten. In Deutschland wurden bis zur Änderung der Richtlinien des DFFF nur 20% der Herstellungskosten gefördert. Bei zehn Millionen Euro war definitiv Schluss. Großbritannien bietet dagegen bis zu 25% Steuernachlass vom ersten bis zum letzten Penny des Budgets, Ungarn, Litauen und selbst Malta haben in den vergangenen zehn Jahren günstigere Steuervergünstigungsmodelle aufgelegt.
Jetzt sehen die beiden wieder einen Silberstreif am Horizont. Sie können wieder mit tollen Locations und exzellenten Crews werben. Bis zu 25% der deutschen Herstellungskosten können bei Projekten mit einem Budget von mehr als 20 Millionen Euro gefördert werden, von denen mindestens acht in Deutschland ausgegeben werden müssen. Ein kleiner Wehrmutstropfen im internationalen Vergleich bleibt die Deckelung auf 25 Millionen Euro je Film. Etliche attraktive Filmen haben die Babelsberger jetzt in der Pipeline, wenn die Aufstockung des DFFF2 klar ist. Dafür ist allerdings die Verabschiedung des Bundeshaushalts 2018 durch das Parlament notwendig.
Die Hängepartie des Vorjahres hat leider ein Nachspiel. Da der Bundeshaushalt 2018 vom Parlament nicht verabschiedet ist, darf monatlich nur ein Zwölftel des Etats des Vorjahrs ausgegeben werden. Durch die Teilung des DFFF sind die deutschen Produzenten kaum betroffen, die ihre Filme nur hier oder im europäischen Ausland finanzieren. Das Studio Babelsberg kann dagegen wieder nicht planen. Knapp 750.000 Euro darf der DFFF2 monatlich ausschütten. Damit lockt keiner eine amerikanische Großproduktion an Spree und Neiße.
Katharina Dockhorn
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Quellen: filmecho | Allianz Deutscher Produzenten Film & Fernsehen