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Virus killt Kreativszene - Kommentar von Katharina Dockhorn

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Nur 900 Euro Ausfallhonorar für maximal 6 Monate - IBB Förderbank erleidet Corona-Schock - KfW fürchtet Pleitewelle - landen wir alle bei der Stadtmission?



900 im Monat! - Das Hilfsprogramm für die Kreativszene ist nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.

Die Bundesregierung, allen voran Kulturstaatsministerin Monika Grütters, verspricht seit Wochen, die Kreativszene angesichts der Corona-Krise nicht alleine zu lassen. Ein umfangreiches Hilfsprogramm wurde in den vergangenen Wochen durch Bundestag, Bundesrat und die jeweiligen Landesparlamente gejagt. Die Mittel können jetzt endlich in allen Ländern über die jeweiligen Investitionsbanken beantragt werden.

Doch die ersten Erfahrungen zeigen, dass die Bürokratie weiter blüht und wohl noch Wochen vergehen werden, bis das Geld bei den plötzlich beschäftigungslos gewordenen Künstlern und Publizisten ankommt. Die Schwierigkeiten beginnen bei der Antragstellung, die Websites sind total überlastet und brechen zusammen. Zudem herrscht ein einziges Wirrwarr, dass verunsichert. So gibt NRW 2000,- Euro Zuschuss für Künstler, schließt Journalisten aber aus. Und keiner weiß, ob er dann trotzdem die versprochenen 5000,- Euro von der Bundesregierung erhält.

Denn es könnte so aussehen, dass die Bundesregierung mit den angekündigten Hilfen bei der Überbrückung von Liquiditätsengpässen den Betroffenen die Angst nimmt, ihre Produktionsmittel zu verlieren. Sie rettet aber eher den Immobilienbesitzer, der jetzt die Miete für sein Kino, sein Atelier oder sein Büro erhält. Oder die Bank, bei der selbständige Künstler und Publizisten ihr Auto oder notweniges Rüstzeug wie Kameras oder eine Schnittplatz geleast haben.

Wer Zuschüsse für entgangenes Einkommen erhält, ist völlig unklar. Bayern oder Berlin versprechen 5000,- Euro. Für sechs Monate! Nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Außerdem begann für viele Schauspieler und Crewmitglieder gerade die Drehsaison. In den wärmeren Monaten müssen sie sich ein kleines Polster anlegen, um den Winter zu überstehen. Keiner weiß momentan, ob dies in diesem Jahr noch gelingen kann.

Viele Betroffene fürchten, dass sie in die zweite Säule des Hilfspakets rutschen und sie bei Bezirksamt oder Jobcenter Hartz IV-Leistungen beantragen müssen. Hier sind zwar Verbesserung in der Höhe durch die Anerkennung von Heizkosten und Strom geplant, auch soll die Vermögensprüfung entfallen.

Aber über das böse Erwachen bei der Beantragung der Grundsicherung für Künstler in Hamburg berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ hier bereits am Donnerstag, die neuen Regeln waren allerdings noch nicht in Kraft. Doch nach Aussagen der LINKEN-Politikern Katja Kipping wird es wohl bei der Prüfung bleiben, ob eine Bedarfsgemeinschaft besteht. Dann könnten jene soloselbständigen Kreativen leer ausgehen, deren Partner zu viel verdient. Ein Einkommen fällt dann vollständig unter den Tisch, die Miete bleibt. Und keiner weiß, ob weitere Hemmnisse im Antragsdschungel wegfallen.

Die dritte und größte Säule des Hilfspakets ist für viele Kreative, die oft unter prekären Bedingungen arbeiten, wahrscheinlich obsolet. Kredite werden die meisten nicht aufnehmen. Sie ahnen, dass sie diese niemals zurückzahlen können. Die Kredite werden liegen bleiben, prophezeit David Bennent für die Mitglieder der AG Dok.

In der Frankfurter Geschäftsstelle des Verbandes mehren sich die Hiobsbotschaften. Die meisten Projekte müssen ruhen, Anträge bei den Förderinstitutionen bleiben liegen, um mit dem Geld Recherchen oder Drehbuchentwicklungen voranzutreiben. Und kaum ein Dokumentarfilmregisseur fällt unter den Aufstockungstarifvertrag, den ver.di und BFFS mit der Produzentenallianz geschlossen haben. Er regelt, dass das Kurzarbeitergeld für unterbrochene Drehs für Schauspieler und Crewmitglieder auf 100 bzw. 90% der Tarifgage aufgestockt wird. Auf Nachfrage blieb die Produzentenallianz allerdings die Antwort schuldig, wie viele ihrer mehr als 200 Mitgliedsunternehmen tarifgebunden sind.

Auch die freien Honorarmitarbeiter der jetzt abgesagten Filmfestivals bleiben ohne ihre erhofften Einnahmen. Die Festivalmitarbeiter hatten sich vor einigen Jahren unter dem Dach von ver.di organisiert, aber dort herrscht gegenwärtig Funkstille. Dabei wäre zu prüfen, ob für die gekündigten Verträge mit Moderatoren oder Kinosaalbetreuern jetzt nach §684 BGB oder nach dem Seuchenschutzgesetz die jeweiligen Landesregierungen aufkommen müssen. Eine ähnliche Forderung hatte Christine Berg für den Hauptverband deutscher Filmtheater (HDF Kino e.V.) ins Spiel gebracht.

Vielen Filmschaffenden und Filmkritikern bleibt daher nur die Grundsicherung. Auch Arbeitsminiter Hubertus Heil rechnet mit einer Million Neubeziehern. Der DJV konstatierte daher, dass dieses Programm für Journalisten nicht ausreicht. Ver.di blieb dagegen auffallend still. Kein Wunder, die Gewerkschaft saß in der Runde der Sozialpartner im Kanzleramt. Sie wollte mit den Hilfen an ein bestehendes System andocken – und das ist die Grundsicherung.

Die Gewerkschaft ver.di hofft nun, dass Betroffene zunächst einmal die Gelder beantragen und die Regierung ihr Versprechen einlöst, die Anträge schnell und unbürokratisch abzuarbeiten, damit die Millionen abfließen. Und das schnell klar wird, dass dieses Paket unzureichend ist. Denn auch Mathias von Fintel, Tarifsekretär Medien, räumt ein, dass die Leistungen der Grundsicherung keine ausreichende Ausstattung für eine würdevolles Leben sind. Und wer mehr als sechs Monate in der Grundsicherung war, findet auch nur schwer zurück in die Selbständigkeit, denkt David Bennent.

Wie es die Hilfe unbürokratisch bei den Betroffenen ankommen könnte, zeigt ein Vorschlag von Bundesverband Regie (BVR) und der AG DOK, der vom Verband Deutscher Drehbuchautoren (VDD), dem Bundesverband Kinematografie e.V. (BVK), dem Bundesverband Filmschnitt Editor e.V. (BFS), dem Verband Szenen- & Kostümbild e.V. (VSK), der Bundesvereinigung Maskenbild (BVM) und dem Composers Club (CC) unterstützt wird. Im Kern plädieren sie mit einer Gleichstellung von Kreativen mit Kurzarbeiten, denen jetzt 60% ihres Nettogehalts gezahlt werden. Bei Arbeitnehmern mit Kindern sind es 67%.

Sie plädieren für:

● Die Übernahme der Sozialversicherung für die Kunst und Kulturschaffenden. Der Bund übernimmt alle Zahlungen, die normalerweise von den Mitgliedern der Künstlersozialkasse (KSK) zu leisten sind.

● Der Bund "schießt" 60 Prozent des gemeldeten, vorabgeschätzten Einkommens (alle Zahlen liegen der KSK vor) zu und zahlt diese monatlich für die Zeit der Krise aus. Übernimmt quasi die Funktion, die der Arbeitsgeber übernehmen würde - was in anderen Teilen ja bereits der Fall ist. Da sich das für die KSK geschätzte Jahreseinkommen auf das netto Einkommen der Filmurheber bezieht, viele der im Brutto Einkommen enthaltenen Kosten für Büro, Technik, betrieblicher Pkw sowie Lizenz und Kommunikationskosten aber weiterlaufen, wäre ein Mindestbetrag von 1.500,- /Monat notwendig.


Der Vorschlag hätte den Charme, flächendeckend ein Modell für alle in Not geratenen Solo-Selbständigen und Kleinstunternehmer zu eröffnen. Die Finanzämter kennen Umsatz und Einkommen. Sehr einfach lassen sich aus dem monatlichen Schnitt 60% ermitteln und auszahlen.

Aber so einfach kann es wohl nicht gehen. Es bleibt zu befürchten, dass die großzügig versprochenen Hilfen viel kurz greifen. Völlig außen vor sind Minijobber, die keinen Anspruch auf Kurzarbeitergeld haben. Oder ältere Künstler und Publizisten, die ihre kargen Renten aufbesserten.

Es ist daher zu befürchten, dass der Flurschaden in der kulturellen Landschaft gewaltig wird. Nicht nur die Berliner Arthouse-Kinos bangen um ihre Existenz. Wenn es bei den bisherigen Maßnahmen bleibt, darf man gespannt sein, ob die deutsche Filmbranche Monika Grütters weiter applaudieren wird.

Katharina Dockhorn

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Links: Investitionsbank Berlin (IBB) | KfW Kredite (Coronahilfe)




Berliner Programmkinos starten gemeinsamen Spendenaufruf

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33 Berliner Programmkinos initiieren eine gemeinsame Hilfsaktion in Zeiten der Corona-Krise.



Weltweit haben Kinos geschlossen. Nicht nur Filmstarts, sondern auch bereits geplante Drehs müssen deshalb verschoben werden und die bisher sicheren Arbeitsverhältnisse sind plötzlich gefährdet.

Trotz einer breiten Solidarität dürften die Schäden für die Branche bei einer länger anhaltenden Krise irreversibel sein, denn allein deutsche Kinos verlieren 17 Millionen euro pro Woche. Doch Branchenexperten in Hollywood rechnen schon mit mehr als 20 Milliarden Dollar Verlust allein an den Kinokassen in diesem Jahr, da die lukrativen ausländischen Märkte überall einbrechen.

Abgesagt wurde auch die jährliche Fachmesse CinemaCon, bei der die Filmtheaterbranche Ende März in Las Vegas die neuesten Hollywoodprojekte vorstellen wollte. In Europa wurde nun die vergleichbare Messe CineEuope, eine Veranstaltung der International Union of Cinemas (UNIC), vorsorglich auf den 03. - 06. August 2020 verschoben, wo sie aber zeitlich mit der in Deutschland geplanten Filmmesse Köln kollidiert, einer Fachmesse für Film-Verleiher, Kinobetreiber und kinoaffine Unternehmen, die vom 04. - 06.08.2020 stattfinden soll.

Sofern alles gut geht und nicht weitere Absagen bis dahin erfolgen, muss sich das Fachpublikum für einen von beiden Terminen entscheiden. Schon jetzt ist klar, dass beide Messen aufgrund der Zeit-Überschneidung und Konkurrenz-Situation, Verluste haben werden.

Die Berliner Kinolandschaft ist akut gefährdet.

In Berlin, der Stadt mit den meisten Kinos in Deutschland und dem vielfältigsten Programmangebot, läuft derzeit gar nichts. Durch die Zwangsschließungen aufgrund der Coronavirus-Krise ist die vielfältige Kinolandschaft akut gefährdet, denn Einnahmen werden nicht erzielt, die Fixkosten laufen aber weiter.

Wie bei vielen anderen Kulturunternehmen sei es zudem unmöglich gewesen, Rücklagen zu bilden, um solche Ausfälle kompensieren zu können, wie es in einer gemeinsamen Erklärung der Berliner Programmkinos heißt. Verhandlungen mit den Vermietern gestalten sich meist ebenfalls als schwierig, da die allermeisten Immobilien fremdfinanziert sind und die Hausbesitzer wiederum den Banken verpflichtet sind, weshalb sie nicht auf die Miete verzichten können.

Deshalb haben sich 33 Berliner Programmkinos zusammengeschlossen und die Unterstützungskampagne FORTSETZUNG FOLGT auf Startnext initiiert, die am Freitag, den 27. März 2020 gestartet wurde und hier bis zum 24.06.2020 auf www.startnext.com zu finden ist.

Dazu gibt es einen Trailer von Regisseur Erik Schmitt.



Erik Schmitt hatte im letzten Jahr auch die herrliche Komödie "Cleo" ins Kino gebracht, eine Hymne an die Hauptstadt Berlin, in der vor der Pandemie auf 73 Leinwänden nicht nur die verrücktesten Festivals liefen, sondern mit exklusiven Kinostarts und anderen interessanten Veranstaltungen das Kino täglich neu erfunden wurde.

Hier zur Erinnerung der Trailer von "Cleo", dessen DVD und Blu-ray Disc auf Portalen wie Amazon bestellt, oder aber auch als VoD ab 3,99 Euro über Videobuster im Stream gesehen werden kann. Mit dem fantasievollen und visuell überraschende Großstadtmärchen hatte der Kurzfilmer Erik Schmitt im letzten Jahr sein Spielfilmdebüt auf der 69. Berlinale in der Kinder-Sektion Generation gefeiert.



Übrigens, alle über den oben genannten Aufruf erzielten Spendeneinnahmen werden an die teilnehmenden Berliner Programmkinos verteilt, die hoffen, damit zumindest einen kleinen Teil ihrer Ausgaben decken zu können.

Gleichzeitig ist auch die Politik gefragt, schnell und unkompliziert finanzielle Unterstützung zu geben, so wie es das Medienboard Berlin-Brandenburg für jene Kinos, die sich um die Kinoprogrammpreise 2020 beworben hatten, bereits mit einer auf rund 1,1 Mio. Euro verdoppelten Summe getan hat.

"Die Berliner Programmkinos haben eine entscheidende Gemeinsamkeit: Sie machen Kino mit Herz. Und dennoch sind sie alle auf ihre eigene Art sehr verschieden. Wem diese Vielfalt wichtig ist, ist aufgerufen, zu helfen", heißt es in der Ankündigung der Kampagne.


Mit dabei sind neben den Yorck-Kinos unter anderem das Central, das Filmkunst 66, das Hackesche Höfe Kino, das City Kino Wedding, die Eva Lichtspiele und das Bundesplatz Kino.

Sein persönliches Lieblingskino unterstützen kann man auch unter www.hilfdeinemkino.de.

Der Verleih eksys'tent zeigt Deutschlandpremiere erstmals nur online.

Einen anderen Weg der Unterstützung geht der Münchner Verleih »eksys'tent«, der an den Einnahmen seines Streaming-Angebots derzeit ausgewählte Programmkinos beteiligt. Ganz exklusiv wird dort über die Plattform www.kino-on-demand.com der Tanzfilm "Isodoras Kinder" als Deutschlandpremiere gezeigt. Bislang wurden ausschließlich bereits im Kino angelaufene Filme angeboten, doch da "Isodoras Kinder" nicht wie geplant am 23. April 2020 in den Kinos starten kann, wird mit der Ausnahme quasi ein Pilotprojekt durchgeführt, denn auch in München sind derzeit die Kinos geschlossen.

Hier der Trailer des Tanzfilms "Isodoras Kinder", der auf dem Filmfestival in Locarno seine Premiere gefeiert hatte.



Synopsis:
Isadora Duncan war die Begründerin des modernen Tanzes. Als ihre Kinder im Jahr 1913 ums Leben kamen, kreierte sie einen Solotanz mit dem Namen "La Mère" (Mutter), bei dem sie all ihre furchtbaren Erlebnisse in zarte Bewegungen verwandelte. Ein ganzes Jahrhundert später konfrontieren sich vier unterschiedliche Tänzerinnen mit diesem künstlerischen Erbe Isadora Duncans. Die Protagonistin der letzten Episode wird von der 74-jährigen jamaikanischen Schauspielerin und Tänzerin Elsa Wolliaston gespielt, die an einem Krückstock auf dem Heimweg ein paar der Bewegungen nachzuempfinden versucht.


Der Benutzer der Plattform »Kino on Demand« kann nach der Auswahl seines Filmes, sogar selbst entscheiden, welches Programmkino er unterstützen möchte. Die Aktion wird trotz der positiven Idee von Mitbewerbern nicht gern gesehen, weshalb die Online-Premiere von „Isadoras Kinder“ eine ungewöhnliche Maßnahme für ungewöhnliche Zeiten ist – und auf Dauer kein Zukunftsmodell sein sollte.

„Das Kino muss immer die Nummer eins bei der Auswertung von Filmen bleiben“, betont Jakob Kijas, Gründer von »eksys'tent«.


Um sich keinen Ärger einzuhandeln geht der Nürnberger Verleih Grandfilm einen anderen Weg. Auch er möchte seine Filme in Zeiten der Krise dem Publikum zeigen und hat deshalb auf der Plattform Vimeo eine eigene Präsenz eingerichtet, schränkt aber seine eigene Soli-Aktion ausdrücklich auf ältere Filme aus dem Repertoire ein, um den Kinos in der Krise nicht zu schaden.

Die großen Hollywood-Studios wie z.B. Universal Pictures, schert Rücksichtnahme wenig. Sie kündigen an, ihre aktuellen Kinofilme direkt über die großen VoD-Portale wie z.B. Netflix oder Maxdome vorzeitig anzubieten. Damit unterlaufen sie eigentlich das selbst auferlegte Kinozeitfenster. Aber solange die Filmtheater geschlossen bleiben müssen, kämpft eben jeder um sein eigenes Überleben.

Meinungen dazu könne ab sofort auf der neuen Plattform zurueckinskino.de gepostet werden.

Links: www.kino-on-demand.com | www.hilfdeinemkino.de | www.startnext.com/fortsetzungfolgt
Quellen: Tagesspiegel | Blickpunkt:Film | Startnext


Hollywood-Drehs in Babelsberg abgesagt

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Dreharbeiten in Babelsberg sind infolge der Coronakrise untersagt, deshalb sind zwei große US-Produktionsfirmen abgereist und 800 Filmschaffende verlieren ihren Job.



Schwerer Schlag für Studio Babelsberg. Zwei der wichtigsten Hollywood-Produktionen, die in Babelsberg stattfinden sollten, nämlich „Matrix 4“ und „Uncharted“, mussten wegen der Coronakrise abgesagt werden.

Dass Absagen von Dreharbeiten auf Privatgelände eigentlich auf eigene Haftung der Produzenten geschieht und von keiner offiziellen Stelle juristisch gesichert sind, hatten wir am 21. März 2020 ausführlich geschildert. Doch mit der mittlerweile verschärften Situation, war eine Fortsetzung der Produktion nicht mehr gefahrlos möglich.

Zahlreiche Filmemacher hatten inzwischen an Behörden und Produzenten appelliert, alle Drehs sofort abzubrechen. Wie der Tagesspiegel vorgestern hier schrieb, ist dieser Aufruf nun auch in Potsdam-Babelsberg befolgt worden. Auch Crew United berichtete davon gestern in ihrem täglichen Newsletter zur Coronakrise.

Allerdings hatte „Die Politik hat lange gezögert, klare Ansagen zu machen“, sagte Constantin-Chef Martin Moszkowicz im Interview mit dem »Spiegel«: „Was jetzt enorm helfen würde, wäre, den nationalen Notstand auszurufen. Das hätte massive Veränderungen im Haftungsverhältnis zur Folge.“


In Babelsberg ist der Worst-Case nun leider eingetreten. 800 Beschäftigte aus Berlin und Brandenburg stehen ohne Absicherung jetzt arbeitslos auf der Straße. Sie seien von einer Tochterfirma von Studio Babelsberg außerordentlich gekündigt worden, was die Studio Babelsberg AG wohl auch bestätigte und dabei auf die allgemein schwierige Situation der Branche verwies.

Die Vertreter der US-amerikanischen Produktionsfirmen Warner Bros. („Matrix 4“) und Sony Pictures („Uncharted“) sollen die deutschen Kollegen bei ihrer überstürzten Abreise angewiesen haben, allen Mitarbeitern zu kündigen. „Fire them all“– feuert sie alle, soll es geheißen haben.

Rechtens sollen diese Kündigungen zwar nicht gewesen sein, denn es handele sich in diesem Fall nur um zweckbefristete Verträge wie in der Kulturbranche üblich, allerdings enden solche Verträge erst mit Erreichen des Zwecks, und dieser wäre eigentlich die Fertigstellung des Films.

Die rund 800 befristet eingestellten Filmschaffenden, die nun gekündigt wurden, wollen sich aber wehren, denn Kurzarbeitergeld sei nicht möglich, da es sich um befristete Arbeitsverhältnisse handele. Außerdem seien die Fördermittel von Kulturstaatssekretärin Monika Grütters noch nicht ausbezahlt worden, weil keine sogenannte Fertigstellungsversicherung vorlag. Somit fallen alle befristet eingestellten Filmschaffenden durch das Raster.

Anders die rund 90 festangestellten Mitarbeiter von Studio Babelsberg. Sie versuchen die Arbeit in den Studios und Werkstätten „so weit wie erforderlich und möglich unter Einhaltung aller notwendigen Vorsorgemaßnahmen aufrechtzuerhalten“, sagte Carl Woebcken, Vorstandsvorsitzender der Studio Babelsberg AG, gegenüber dem Tagesspiegel. Kurzarbeit sei für diese Mitarbeiter nicht beantragt worden.


Link: www.studiobabelsberg.com

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Auch bei der direkt hinter dem Studiogelände Babelsberg liegenden Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF gab es Absagen. Wie von uns bereits am 15. März 2020 berichtet, wurden die »49. Sehsüchte«, das Internationale Studierendenfilmfestival der Filmuniversität in Potsdam-Babelsberg ausgesetzt. Wie mittlerweile beschlossen, soll es aber wenn möglich vom 23.09.–27.09.2020 nachgeholt werden.

Die Jurysitzungen haben jedoch wie geplant am letzten Märzwochenende stattgefunden. Man hat sich digital und virtuell getroffen, um die eingereichten Filme zu sichten und die Drehbücher zu diskutieren. Auch die Gewinner*innen wurden bereits ausgewählt. Das Ergebnis wird jedoch erst im Herbst zum hoffentlich stattfindenden Festival verkündet.

Links: sehsuechte.de | www.filmuniversitaet.de


Weiterbildung von und für Profis – nun online bei der Münchner Filmwerkstatt

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Die Seminare der Münchner Filmwerkstatt werden wegen der Corona-Krise jetzt vorübergehend per Videokonferenz abgehalten.



Kein Thema bewegt die Menschen mehr als das Corona-Virus. Journalisten in aller Welt berichten darüber. Die Welt scheint still zu stehen, ist wie gelähmt. Aber Kreativität geht auch online. Wer hätte gedacht, dass sich in so kurzer Zeit so vieles auf Videokonferenzen umstellen lässt?

Und der Weg vom persönlichen Miteinander in den digitalen Seminarraum entpuppt sich auch als neue Chance: Denn, wer vorher die vielleicht die Anreise, die Übernachtungskosten oder ähnliches gescheut hat, hat hier die Chance, trotzdem teilzunehmen, egal von welchem Ort. Und da Alle derzeit in der gleichen Lage sind, ist die Bereitschaft, sich auf etwas Neues einzulassen auch viel höher.

Seit der Ausgangsbeschränkung wegen der Corona-Pandemie hat die Münchner Filmwerkstatt ihre Seminare auf online umgestellt – vorläufig bis 20. April 2020. Die ersten, rein digital stattfindenden Seminare wurden dabei als kreativ und kommunikativ erlebt – und die Rückmeldungen der Teilnehmer und der Dozenten dazu sehen genauso aus. Insofern ist es für diejenigen, die die Chance haben, die Krise so sinnvoll wie möglich zu nutzen, eine wunderbare Möglichkeit sich weiterzubilden.

Sollte es weitere derartige Maßnahmen und Einschränkungen geben, wird man dort wo es sinnvoll ist, bei dieser Lösung bleiben, denn es klappt sehr gut! Die Dozenten sind Profis und schaffen es in der Videokonferenz genauso gut, den Teilnehmern die Seminarinhalte, wichtige Tipps und Tricks und so manche hilfreiche Anekdote zu vermitteln.

Die nächsten Online-Seminare.

April 2020:
18.04.2020 Rechercheseminar „Spannende Figuren“
25.04.2020 Bairisch für Schauspieler
30.04.2020 Script Supervisor

Mai 2020:
09.05.2020 Drehbuchhandwerk
09.05.2020 Kreatives Produzieren
16.05.2020 Dramaturgie der Systeme mit ‚the human factor‘
16.05.2020 Lichtgestaltung für Film- und Videoprojekte
21.05.2020 Camera Acting
23.05.2020 DaVinci Resolve als Schnittprogramm

Eine vollständige, laufend aktualisierte Übersicht des Programms der Münchner Filmwerkstatt ist unter www.filmseminare.de zu finden.

Die Münchner Filmwerkstatt e.V. ist ein gemeinnütziger Verein zur Förderung der Independent-Film-Szene in München und darüber hinaus. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt im Bereich Weiterbildung: das Seminarprogramm "aus der Branche für die Branche" ist einstmals in Kooperation mit der Bavaria Film GmbH und dem DGB Bildungswerk München entstanden.

Münchner Filmwerkstatt e.V.
Postfach 860 525
81632 München
Tel.: 089 / 20 33 37 12
Fax: 089 / 20 33 27 14
Web: www.muenchner-filmwerkstatt.de

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Übrigens, nicht überall klappt es mit den Soforthilfe für die Filmschaffenden, und auch Produzent*innen beklagen, dass die Hilfsprogramme am Großteil der Filmbranche vorbeigehen.

Die „Bazooka“-Kredite der Politik werden 90 Prozent der Branche nicht helfen, sagt der Produzent Stephan Arndt im Deutschlandfunk. Filme entstehen anders, deshalb müsse man sich etwas anderes ausdenken und gemeinsam der Politik erklären, „dass uns mit 9.000 Euro nicht geholfen ist.

Damit die Hilfe auch ankomme, müsste möglich sein, „einen kalkulatorischen Unternehmerlohn ansetzen zu können, zum Beispiel anhand der Zahlen des letzten Steuerbescheids, der Einkommensschätzungen gegenüber der Künstlersozialkasse oder anhand der erzielten Gewinne aus der Vergleichszeit im Vorjahr.“ Andere Bundesländer würden so verfahren, schreiben die hessischen Filmschaffenden.

Ach ja: Das neue Filmförderungsgesetz (FFG) wird auch verschoben. Das teilte Kulturstaatsministerin Monika Grütters in einem Schreiben an die Verbände der Filmwirtschaft mit.

Die „derzeit noch unabsehbaren mittel- und langfristigen Folgen der Pandemie“ müssten im neuen Gesetz Berücksichtigung finden, das 2022 in Kraft treten sollte. Darum soll die Laufzeit des aktuellen Gesetzes von 2017 per Gesetz verlängert werden. Lediglich „zwingend erforderliche Änderungen“ (wie zum Beispiel Regelungen zum Brexit oder zur Umsetzung der AVMD-Richtlinie) sollen dabei mit umgesetzt werden. Ebenso Änderungen, die „mit Blick auf die Corona-bedingten Entwicklungen in der Filmwirtschaft schon jetzt erforderlich und unaufschiebbar sind.“

Die Verbände sollen die Möglichkeit der schriftlichen Stellungnahme erhalten. Das Anhörungsverfahren zum Diskussionsentwurf vom 9. März 2020 wird bis auf Weiteres ausgesetzt.

Vielleicht die Chance, nach den gemeinsamen Erfahrungen manches ganz neu zu denken.

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Eine Filmförderungsanstalt, die finanziell am Limit steht, nützt niemandem, warnt FFA-Vorstand Peter Dinges. Die Filmförderungsanstalt fürchtet um ein Drittel ihrer Fördermittel durch den Corona-Shutdown.

Kurzfilm vs Corona.

Das Filmboard Karlsruhe veröffentlicht seit zwei Wochen auf Youtube täglich um 16 Uhr eine Perle aus dem Archiv des Independent Days Filmfestivals„um in der Corona-Krise etwas Freude zu verbreiten und jüngere Genrerationen an festivaltaugliche Arbeiten heranzuführen.“

Die Initiatoren sehen sich da ein bisschen in der Pflicht, weil die großen Festivals doch viel mehr Reichweite im Netz hätten als Aktionen einzelner Filmemacher*innen oder kleinerer Kollektive. Die Facebook-Seite der Independent Days teilt täglich die Werke, damit man sie nicht verpasst.

Jüngster "Streamer" im Bunde ist »Der Filmverleih« aus Stuttgart, der an die Faszination des Geschichtenerzählens auf der großen Leinwand genauso wie im eigenen Wohnzimmerkino glaubt und stets offen ist für neue, mutige und ungewöhnliche Filme.

Sein neuestes Werk "Wir drehen keinen Film" holt »Der Filmverleih« auf das Portal Kinoflimmern, nachdem der geplante Kinostart am 19. März 2020 wegen der Corona-Krise ausfallen musste. Wie bei anderen Projekten sollen auch hier Kinos an den Umsätzen beteiligt werden - und zwar jene, die den Player von Kinoflimmern auf ihrer Website einbinden.

Hier der Trailer:



Allerdings versteht sich das Modell als Solidarmodell - so würden die Kinos zu gleichen Teilen für jeden Film einzeln abgerechnet, egal, auf welcher Homepage (darunter auch jener des Verleihs und zentral Kinoflimmern selbst) er gesehen werde.

CineEurope, Filmmesse Köln und Filmkunstmesse Leipzig wurden verschoben.

Wie von uns am 25. März 2020 erwähnt, wurde die europäische Kino-Leitmesse CineEurope im Zuge der Pandemie verschoben und just auf jene Tage gesetzt an der die deutsche Filmmesse Köln 2020 hätte stattfinden sollen.

Notgedrungen musste die Filmmesse Köln deshalb von ihrem August-Termin weichen und hat in Rücksprache mit der AG Kino-Gilde, welche die Filmkunstmesse Leipzig nunmehr ebenfalls leicht verschoben vom 15. - 18. September 2020 abhält, einen Ausweichtermin Anfang September gefunden.

Die Filmmesse Köln 2020 ist nunmehr vom 1. bis 4. September 2020 datiert - und soll selbstverständlich im Cinedom Köln stattfinden. Alle bislang angemeldeten Gäste behalten ihre Akkreditierung.

Link: www.crew-united.com
Quellen: CineArte | Crew United | Filmecho | Blickpunkt:Film


BAF Berichte aus dem Homeoffice - filmPOLSKA in Quarantäne

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Lieber Gartenarbeit als permanent im Homeoffice sitzen, um die täglichen News zu Corona zu checken.



Wie zu erwarten, fällt nun auch filmPOLSKA aus. Aufgrund der aktuellen Entwicklungen in Bezug auf die Corona-Krise kann das 15. Polnische Filmfestival filmPOLSKA nicht wie geplant Ende April 2020 stattfinden und wird auf unbekannte Zeit verschoben, heißt es in einer Rundmail.

Von 2005 bis 2019 hat filmPOLSKA mehr als 1.500 Filme gezeigt. In 22 Kinos fanden 1.290 Filmvorführungen statt. 324 Filmschaffende stellten ihre Arbeiten vor. Neue Filme, zahlreiche Retrospektiven, Regie-, Kamera- und Journalist*innen-Workshops, Konzerte, Ausstellungen und Sonderveranstaltungen…

Auch wenn die bereits geplante 15. Ausgabe von filmPOLSKA vorerst nicht stattfinden kann, ist das Polnische Institut Berlin nicht untätig, sondern versucht Leute der vergangenen Festivals zu interviewen und stellt diese Clips auf der Homepage ins Internet.

Link: berlin.polnischekultur.de

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Täglich erreichen uns solche Meldungen wie obige zur Corona-Krise. Doch langsam scheinen auch unsere Leser die Geduld zu verlieren und wenden sich mehr und mehr vom Medium Film ab, um stattdessen wieder zu Büchern zu greifen und zu lesen.

Natürlich stehen wir für unsere Mitglieder weiterhin zur Verfügung, doch derzeit ist bei uns eher Gartenarbeit angesagt und auch die Balkonblumen müssten noch gekauft werden. Wir haben bereits mit einem netten Gärtner telefoniert, ein echter Filmfreak, der sogar ex Berlinale-Leiter Dieter Kosslick schon mal beraten hat.

So schließt sich der Kreis der Cineasten, denn durch die empfohlene Ausgangssperre hängt man manchmal mehr am Telefon als früher. Allerdings verleitet das Netz leider auch dazu, unnötige Dinge zu kaufen, weil es doch so bequem geworden ist, sich von der Post oder anderen Botendiensten bedienen zu lassen.

Glücklicherweise verschafft uns die Gartenarbeit etwas Bewegung, sodass wir nicht permanent am Computer hängen. Zudem soll es deutlich wärmer werden. Dann werden wir vielleicht für ein paar Tage über gar nichts mehr BAF-Blog berichten wollen. Denn Gartenarbeit schlaucht, sodass man abends todmüde ins Bett fällt und nicht mehr den Computer einschalten mag.

Sogar der Tagesspiegel schrieb, dass es zu den nahenden Ostertagen den Anschein habe, als würde diejenigen, die zuvor Toilettenpapier in großen Mengen gehamstert haben, nunmehr auf das Kaufen von Blumen und Pflanzen umgestiegen sind.

Auch wir hatten den Eindruck, dass die Warteschlangen vor den wenigen geöffneten Gärtnereien in Berlin am letzten Samstag deutlich größer waren als sonst. Jedenfalls sind wir jetzt gut gerüstet für die nächste Gartenparty, sofern die Corona-Krise irgendwann überwunden ist und wir uns wieder gemeinsam im Garten treffen können. Natürlich real und nicht nur virtuell im "Second Life".


Jetzt auch Filmfest München wegen der Corona-Pandemie abgesagt

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Deutschland zweitgrößtes Filmfest nach der Berlinale fällt komplett aus! - Alternativen sind wohl nicht praktikabel. - Sogar in Babelsberg wurde Kurzarbeit beantragt, weil Drehs abgesagt wurden.



In unserer Region Berlin-Brandenburg hat jetzt das Studio Babelsberg Kurzarbeit beantragt. In München fällt sogar das komplette Filmfest ins Wasser, denn alle Alternativen haben sich nicht als praktikabel erwiesen.

Wie Ver.di gestern mitteilte, hat das Studio Babelsberg nach Gesprächen mit der Agentur für Arbeit Potsdam sowie der brandenburgischen Landesregierung die Genehmigung für Kurzarbeit erhalten.

Die Geschäftsführung von Studio Babelsberg hatte sich bisher auf die Arbeitsverwaltung Brandenburg berufen, dass „Kurzarbeit für befristet Beschäftigte grundsätzlich nicht möglich sei.“ Das sei falsch, sagt Verdi-Gewerkschaftssekretär Hikmat El-Hammouri und kritisierte, dass das Unternehmen den neuen Kurzarbeits-Tarifvertrag nicht anwenden wolle: „Die betroffenen Filmschaffenden erhalten nun lediglich die gesetzlichen 60 Prozent ihres ausgefallenen Nettoverdienstes für die Dauer der Kurzarbeit statt zusätzlich eine Aufstockung auf die volle Tarifgage. Andere Filmproduktionsunternehmen, auch in Babelsberg, haben hier deutlich mehr Fairness gegenüber ihren immer nur kurzzeitig beschäftigten Mitarbeiter*innen bewiesen.“


Zum Kurzarbeits-Tarifvertrag nimmt auch der Bundesverband Beleuchtung & Kamerabühne (BVB) Stellung und begrüßt die rasche Bearbeitung dieses krisenbezogenen Kurzarbeit-Tarifvertrags. Allerdings muss es unmissverständlich und nachvollziehbar sein, dass ein Drehstopp nur in Folge der Corona-Krise und nicht aufgrund anderen Umstände stattfindet, denn nur diese Drehstopps werden nach dem Kurzarbeit-Tarifvertrag behandelt. Dieser Zuschussbetrag ist zudem für die auf Produktionsdauer Beschäftigten nur bis zur Höhe der „Mindestgagen“ gemäß Beitragsbemessungsgrenze bzw. Gagentarifvertrag vom 29. Mai 2018 gedeckelt.



Mit großem Bedauern hat das FILMFEST MÜNCHEN gemeinsam mit seinen Gesellschaftern gestern beschlossen, das Festival dieses Jahr abzusagen.

Gemeinsam mit seinen Gesellschaftern und Partnern hat das FILMFEST MÜNCHEN zunächst alle potentiell möglichen Szenarien intensiv durchdacht und diskutiert, von einer Verkürzung auf wenige Tage mit nur kleinen Zusammenkünften, über eine Verschiebung in den Herbst oder eine Verlagerung in die digitale Welt bis hin zur Notwendigkeit einer Absage.

Zur Zeit kann aufgrund der Corona-Pandemie niemand prognostizieren, was die nächsten Monate bringen werden. Ob Ende Juni Europa und die Welt wieder im Bereich eines Normalzustandes angekommen sein werden, ist nicht absehbar. Reisebeschränkungen oder -verbote, die Notwendigkeit räumliche Distanz zwischen Menschen zu wahren und die Konzentration aller auf die wesentlichen Schlüsselbranchen und vor allem auf das Gesundheitswesen werden bis auf weiteres Vorrang haben. Vor diesem Hintergrund ist es leider nicht möglich, ein Festival weiter zu planen, das ganz essentiell auf die Begegnung von Filmschaffenden aus aller Welt miteinander und mit dem Münchner Publikum angewiesen ist. Die Sicherheit der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und der Gäste des Festivals muss oberste Priorität haben.

„Dass es nicht anders geht, als das FILMFEST MÜNCHEN dieses Jahr abzusagen, bedrückt mich sehr. Mein Team und ich haben mit viel Liebe und Herzblut an der Edition 2020 gearbeitet und zahlreiche Teilprojekte schon weit vorangetrieben. Aber wir sind nach vielen Gesprächen mit Branchenvertretern, Filmschaffenden, Politikern und Virologen gemeinsam mit unserem Aufsichtsrat zu dem Schluss gekommen, dass alle anderen Szenarien nicht verantwortungsvoll oder schlicht nicht realisierbar sind. Wir werden nun daran arbeiten, dass die Marke FILMFEST MÜNCHEN auch in diesem Jahr sichtbar bleibt und kraftvoll ins nächste Jahr geführt wird,“ sagt Festivalleiterin Diana Iljine.

Auch die Aufsichtsratsvorsitzende Digitalministerin Judith Gerlach bedauert die Absage: „Corona verändert unser aller Leben. Für uns als Bayerische Staatsregierung haben der Schutz der Menschen und der gemeinsame Kampf gegen Corona oberste Priorität. Deshalb mussten wir diese Entscheidung treffen. Wir verstehen aber auch die Enttäuschung all jener, die mit Herzblut und mit vollem Einsatz an der Planung des Filmfests gearbeitet haben. Deshalb sichere ich auch weiterhin meine volle Unterstützung der Filmfeste in Bayern zu. Das FILMFEST MÜNCHEN unterstützen wir nachhaltig, so dass Lösungen für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefunden und das Kernteam weiterbeschäftigt werden kann. Das nächste Ziel ist die Neuausrichtung des Filmfests, um nächstes Jahr hoffentlich gestärkt wieder durchstarten zu können.“

Bürgermeister Manuel Pretzl, der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Internationalen Münchner Filmwochen GmbH sagt: „Ich bedauere die Absage des Filmfests persönlich sehr. Sie ist aber angesichts der momentanen gesundheitlichen Gefährdungslage unumgänglich. Oberste Priorität hat jetzt die Eindämmung des Corona-Virus. Ich bin mir sicher: Gemeinsam werden wir diese Herausforderung meistern – und danach ein umso wertvolleres Filmfest 2021 feiern können. Meine Gedanken gelten auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des FILMFEST MÜNCHEN. Wir werden alles dafür tun, dass sie ohne soziale Härten durch diese Zeit kommen.“

„Das FILMFEST MÜNCHEN lebt von Begegnungen, sie machen das Festivalflair aus. Wir können es nicht verantworten, die Gesundheit des Publikums zu gefährden. Dies und die notwendige Planungssicherheit, der Qualitätsanspruch an das Festival und wirtschaftliche Erwägungen machen eine Absage nötig. Die Vorfreude auf das Filmfest 2021 beginnt jetzt - es soll wieder ein großartiges Programm werden, das die Menschen begeistert und zusammenbringt!“ so Anton Biebl, Kulturreferent der Landeshauptstadt München.


Warum kann man nicht noch einige Wochen abwarten, wie sich die Lage entwickelt und dann erst entscheiden?
Diana Iljine: „Ein Festival ist ja auf die Zusage von Filmen und Gästen angewiesen. Niemand kann aber zurzeit entscheiden, ob er Ende Juni eine Reise antreten kann. Und da der Festivalmotor normalerweise im April schon auf Hochtouren laufen muss, um mit einem doch relativ kleinen Team ein solches Event zu organisieren, ist das leider keine Option. Es ist zeitlich nicht zu schaffen, ein Festival wie das FILMFEST MÜNCHEN in seiner Breite und so wie das Publikum dieses Festival liebt auf die Beine zu stellen, wenn z.B. erst im Mai Klarheit herrschen würde.“

Warum wird das FILMFEST MÜNCHEN nicht in den Herbst verschoben?
Diana Iljine: „Das war natürlich ein Szenario, das wir intensiv durchgespielt haben. Aber der Festivalkalender ist ja nicht leer im Herbst. Wir haben Festivals in Locarno, Venedig und Toronto, mit denen eine Überschneidung auf keinen Fall sinnvoll wäre. Außerdem wird es möglicherweise noch weitere Nachholtermine geben, man würde den Festivalkalender nachhaltig durcheinanderbringen. Auch unseren eigenen im Übrigen, denn im November wollen wir die 40. Jubiläumsedition unseres FILMSCHOOLFEST MUNICH feiern. Und auch logistisch wäre das im Hinblick auf unser Team und unsere Partner nur mit immensem, auch finanziellem Zusatzaufwand möglich. Und es bliebe trotzdem unsicher, ob wir stattfinden könnten. Auch das ist zurzeit nicht der richtige Weg.“

Warum findet das FILMFEST MÜNCHEN nicht als Online-Festival statt?
Diana Iljine: „Das klingt zunächst in der Tat sehr verlockend. Machen wir es doch einfach digital. Das ist modern. Aber leider ist dieser Schritt speziell für das FILMFEST MÜNCHEN nicht so einfach umzusetzen, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Das fängt an bei den Rechten für das Streaming von Filmen, die zum Teil ihre Welturaufführung auf dem Festival haben sollten. Und es berührt auch die Frage, was das denn auch langfristig für die Kinos bedeuten würde. Und darüber hinaus wäre es auch technisch eine große Herausforderung eine gute Verknüpfung zwischen VoD und Livestreaming beispielsweise von Filmgesprächen mit Regisseur*innen zu erreichen, das Ganze dann auch noch mit funktionierendem Rückkanal bei Bandbreiten, die aufgrund der hohen Nutzung derzeit eher schrumpfen. Da müsste man sehr viel Geld für eine vergleichsweise kleine Lösung ausgeben, denn es ist ja niemandem geholfen, wenn einfach nur irgendetwas gestreamt wird. Wir sind ein Festival der realen Begegnungen für die Branche und das Publikum.

Was heißt die Absage für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des FILMFEST MÜNCHEN?
Diana Iljine: „Wir sind uns unserer Verantwortung für das gesamte Team da sehr bewusst. Aber, so ehrlich muss man sein, es wird nicht ohne Einschnitte gehen. Wir haben darauf hingewirkt, dass wir Lösungen finden können, um soziale Härten zu vermeiden und von unseren Gesellschaftern dafür positive Signale erhalten. Dafür sind wir sehr dankbar. Trotz der Absage wollen und können wir positiv in die Zukunft blicken, denn wir haben nicht vor, jetzt einfach untätig zu sein, ganz im Gegenteil! Wir haben für die Zukunft noch viel vor mit dem FILMFEST MÜNCHEN und genau daran werden wir jetzt als Team arbeiten. 2021 wird das FILMFEST MÜNCHEN wieder all das bieten, für das die Leute es lieben – und so viel wage ich zu versprechen: nicht nur das Bekannte, sondern mehr und Neues.“

Link: www.filmfest-muenchen.de
Quellen: Crew United | Internationale Münchner Filmwochen GmbH


Kritische Situation für viele Filmtheater - ein Ende der Krise ist nicht abzusehen

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Medienboard vergibt Millionenförderungen, um weiteren Schaden von die Branche abzuwenden.



"Die Corona-Krise stellt eine existentielle Bedrohung für die gesamte Filmbranche dar", so Kirsten Niehuus, Geschäftsführerin Medienboard Filmförderung Berlin-Brandenburg.

"Wir hoffen, dass das Zusammenspiel aller Fördermaßnahmen greift und den Schaden für die Branche verkraftbar macht. Neben der MBB-Beteiligung an dem bundesweiten Hilfsprogramm aller Förderer möchten wir mit den aktuellen Förderzusagen dazu beitragen, dass die Produktion von Filmen und Serien sobald wie möglich, d.h. wenn es wieder sicher ist, hochgefahren werden kann. So könnten in der Hauptstadtregion bald wieder neue Filme und Serien entstehen und Arbeitsplätze gesichert werden."


Von den rund 6,4 Mio. Euro, die das Medienboard Berlin-Brandenburg in der aktuellen Fördersitzung beschlossen hat, gehen rund 5,4 Mio. Euro an 16 Film- und Fernsehprojekte. Zwei Förderungen mit einer Höhe von jeweils einer Mio. Euro vergeben.

Eine Mio. Euro erhält die Produktionsgesellschaft »Sunny Side Up Film«, die gemeinsame Firma von Markus Goller und Oliver Ziegenbalg, für Gollers neuen Film "One For The Road".

Ebenfalls eine Mio. Euro wurde der Moovie GmbH für die Fortsetzung der TV-Serie "Das Parfum" nach Patrick Süßkinds gleichnamigem Roman zugesprochen, die von Nils Willbrandt inszeniert wird.

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US-Verleiher starten vorzeitig mit Online-Verwertungen.

Anderswo sieht es nicht besser aus. Die Theater am New Yorker Broadway werden bis einschließlich 7. Juni 2020 wegen der Corona-Krise geschlossen bleiben.

Als Reaktion auf die aktuell noch auf unbestimmte Zeit unmögliche Kinoauswertung wurde auch dem deutschen Film "NARZISS und GOLDMUND" eine außerordentliche Verkürzung der Sperrfristen gewährt. Laut Sony geht der Film Mitte April in eine frühzeitige digitale Verwertung (Earliest Start Time | EST), an der Kinos beteiligt werden. Die Online-Verwertung beginnt zunächst in den USA, bevor sie Ende des Monats nach Europa und auch Deutschland kommt.

Eine Filmbesprechung hatten wir am 16. März 2020 veröffentlicht. Kurz darauf wurden die Kinos leider geschlossen, sodass die Kinoauswertung eigentlich als nicht abgeschlossen gilt.

Ähnlich verhält es sich bei Warner Bros., die nach "BIRDS of PREY" auch den VoD-Start von dem Justizdrama "JUST MERCY" vorziehen: Early-EST-Start war in den USA bereits gestern, den 9. April 2020. Im TVoD wird der Titel ab dem 23. April 2020 verfügbar sein. Der Film startete regulär in den deutschen Kinos noch während die 70. Internationalen Filmfestspiele (Berlinale) lief, sodass der Kinostart nahezu unterging. Unsere Filmkritik hatten wir daher auch erst am 3. März 2020 veröffentlicht, kurz bevor die Kinos wegen der Corona-Krise geschlossen wurden.

Auch Paramount kündigte einen vorgezogenen Digitalstart von "Sonic The Hedgehog" in Deutschland an: Als Kaufdownload steht der Titel seit gestern, den 9. April 2020, zur Verfügung; die TVoD-Auswertung folgt am 7. Mai 2020.



Erläuterungen zu Video-on-Demand (VoD):

Die Unterschiede von TVoD, SVoD, AVoD:

SVoD bedeutet "Subscription-Video-on-Demand". Hierbei handelt es sich um eine Form von "Video on Demand", bei der Videos für eine monatliche oder jährliche Abo-Summe via Streaming abgerufen werden können.

TVoD heißt "Transactional-Video-on-Demand". Dieses Prinzip ist das Gegenteil eines Abos. Hierbei wird eine Gebühr für den Download jedes einzelnen Contents erhoben. Der Film kann im Gegensatz zum dauerhaften eigenen Erwerb somit jeweils nur einmal angeschaut werden.

Schließlich gibt es noch AVoD, was "Advertising-Video-on-Demand" bedeutet. Bei diesem Streaming-Prinzip muss nichts bezahlt werden, dafür müssen jedoch Werbeunterbrechungen geduldet werden.




Etwas anders verhält sich der Salzgeber Filmverleih mit seinen zumeist queeren Filmen. Da während der Corona-Krise alle Kinos geschlossen sind, erfolgt derzeit jede Woche ein neuer Filmstart online im Internet auf VIMEO, auf einem eigenen Salzgeber CLUB-Portal. Dort steht das kostenpflichtige Streaming-Angebot für 24 Stunden zum mehrmaligen Ansehen zur Verfügung.

Am gestrigen Donnerstag, den 9. April 2020 erfolgte der Start des mexikanischen Gay-Dramas "THIS IS NOT BERLIN", das wir bereits am 5. April 2020 ausführlich angekündigt hatten. Eine Filmkritik von unserer Kollegin Ulrike Schirm haben wir dort als Nachtrag heute ebenfalls veröffentlicht.

In der Woche zuvor war "KOPFPLATZEN" dort online gestartet, der noch weitere zwei Wochen abrufbar sein wird. Auch dazu hatten wir eine Filmkritik am 2. April 2020 veröffentlicht.



Kostenlos und umsonst hat das Kino ARSENAL – Institut für Film und Videokunst e.V. sein virtuelles Kino 3 online geöffnet. Bisher wurde dieser Streaming-Kanal nur für interne Sichtungen genutzt. Während der Corona-Krise steht er allen Kinogängern und Freunden des Arsenal zur Verfügung, da die Kinos 1 & 2 geschlossen sind.

In der vierten Woche des wöchentlich wechselnden Streaming-Programms präsentiert arsenal 3 insgesamt 15 Kurz- und Langfilme, in denen Möglichkeiten des gemeinsamen Handelns in den Blick genommen werden.

Das Arsenal möchte das Streaming-Programm mit Filmen aus dem eigenen Verleih, darunter viele, die im Forum oder Forum Expanded gelaufen sind, weiterhin kostenlos für alle Interessierten anbieten und trotzdem den Filmemacher*innen Lizenzen auszahlen. Dabei helfen Spenden und Fördermitgliedschaften.

Bereits die erste Woche war ein großer Erfolg! Nicht nur das Filmprogramm wurde intensiv genutzt, es gab auch tolle Gespräche mit Filmemacher*innen und Publikum. Die Veranstalter wissen, dass der Webauftritt noch nicht perfekt ist, aber man will gemeinsam daran lernen, Verbesserungen vorzunehmen, solange bis die Theatersäle 1 & 2 zur Freude aller wieder geöffnet werden können.

Die vierte Woche beginnt sogleich heute, den 10. April 2020, mit einem Knaller. Im Online-Stream wird Hu Bos "AN ELEPHANT SITTING STILL" aus dem Arsenal Verleihprogramm gezeigt. Das Drama des jungen chinesischen Regisseurs, der anschließend Selbstmord verübte, war wahrscheinlich der heimliche Gewinner der 68. Berlinale, denn jeder, der den knapp vier Stunden langen Film gesehen hatte, war begeistert.

Eine Filmkritik mit Trailer hatten wir am 12. November 2018 veröffentlicht. Hu Bo, der in China bereits mit seinen Romanen Aufsehen erregte, gab mit diesem Porträt einer Gesellschaft von Egoisten sein elektrisierendes Regiedebüt. Tragischerweise ist es zugleich sein Testament.

Die vorübergehend kostenlose ARSENAL Mitgliedschaft, die nach überstandener Corona-Krise zudem mit einem vergünstigten Eintritt aufwartet und derzeit den Zugang zum Online-Stream des ARSENAL 3 mit einem Passwort ermöglicht, gibt es hier im Anmeldungsformular.


Nach drei Wochen der Zwangsschließung ist die Situation für viele Filmtheater laut HDF bereits kritisch - und ein Ende der Krise ist nicht abzusehen. Ohne direkte Hilfen, die alle Kinos unabhängig von der Betriebsgröße erreichten, drohe eine Pleitewelle.

Quellen: Crew United | Film & TV Kameramann | arsenal


Heimkino und Autokinos im Aufschwung - weitere Infos und eine VoD-Kritik

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Vorerst keine Entwarnung in der Corona-Krise, auch Cannes muss um seine Filmfestspiele bangen.



Gestern hatte das Festival de Cannes noch keine aktuelle Stellung bezogen, aber nach der Fernsehansprache des französischen Präsidenten Emmanuel Macron am Ostermontag, in der er verkündet hat, dass Kinos, Hotels und Restaurants in Frankreich weiterhin geschlossen bleiben und Events wie Festivals bis Mitte Juli nicht denkbar sind, ist eine Verschiebung der Internationalen Filmfestspiele von Cannes auf einen bereits angekündigten Termin Ende Juni derzeit ebenfalls keine Option mehr.

Es bleibt fraglich, ob das Event zu einem späteren Zeitpunkt auf der Croisette stattfinden kann oder komplett ausfällt, schreibt Filmecho.

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Verleihungsgala des Bayerischen Fernsehpreises abgesagt.

Das Corona-Virus verändert aktuell alles auch in Deutschland, sodass in diesem Jahr nicht wie ursprünglich geplant am 29. Mai 2020 die Verleihung des Bayerischen Fernsehpreises stattfinden kann.

"Der Bayerische Fernsehpreis ist eine der wichtigsten Auszeichnungen für die Filmbranche", so aus München die bayerische Staatsministerin für Digitales, Judith Gerlach. "Deren herausragende Arbeit wollen wir natürlich trotzdem würdigen. Deshalb wird die Preisverleihung nicht aufgehoben, sondern nur verschoben."

Der Termin und die Preisträgerinnen und Preisträger sollen, wenn überhaupt möglich, rechtzeitig bekannt gegeben werden.

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Weil ab Mitte März alle Kinos geschlossen werden mussten, sind die von der AG Kino - Gilde jetzt nachfolgend veröffentlichten Quartalszahlen für die Kino-Charts der deutschen Arthouse-Kinos nur bedingt aussagekräftig. Wegen der Kinoschließungen rutschte nämlich im Vergleich zum Vorjahr die Besucherzahl in den ersten drei Monaten des Jahres um rund 22 Prozent ab.

Zwar versuchen derzeit einige Autokinos wieder zu öffnen, denn auch McDonald's darf - im Gegensatz zu anderen Restaurants - an seinen Autoschaltern weiterhin "Hamburger" verkaufen, doch bei uns in Berlin gibt es bisher keine Nachahmer aus der Kinobranche. Zudem ist das Programm der Autokinos eher auf Mainstream und weniger auf Arthouse abgestimmt, was auch die Werte in Klammern ausdrücken sollen.

Die Top 10 der Arthouse-Kinos 1. Quartal 2020.
(in Klammern die Gesamtmarktplatzierung):

1. Parasite (13.)
2. Als Hitler das rosa Kaninchen stahl (10.)
3. Knives Out (6.)
4. Little Women (17.)
5. Lindenberg. Mach den Ding! (12.)
6. 1917 (8.)
7. Das geheime Leben der Bäume (21.)
8. Die Känguru-Chroniken (14.)
9. Jojo Rabbit (27.)
10. Enkel für Anfänger (16.)

Würde man darüber hinaus die VoD Zahlen der auf Streaming und Filmausleihe derzeit umgestiegenen Heimkinogucker seit der Kinoschließung berücksichtigen, würden wahrscheinlich noch mehr Verschiebungen zu berücksichtigen sein.

Einige Verleiher - wie z.B. Salzgeber - haben sich auf die Kinoschließung inzwischen eingestellt und präsentieren nur vorübergehend im Heimkinomarkt ihre neu angekündigten Werke, um sie später vielleicht doch noch ins Kino bringen zu können.

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Dazu nachfolgend auch unsere Filmkritik eines digital restaurierten Werkes der 1980er Jahre, das sowohl als DVD und Blu-ray Disc herauskommen soll, aber zunächst als Wiederaufführung fürs Kino geplant war. Wegen der hoffentlich nur vorübergehend geschlossenen Filmtheater, werden wie bereits von uns u.a. am 5. April 2020 berichtet, ausgesuchte Filme nur vier Wochen lang im Video-on-Demand-Stream von Salzgeber zur Verfügung gestellt.

"TAXI ZUM KLO" Komödie von Frank Ripploh [†] (Deutschland, 1981). Mit Frank Ripploh, Bernd Broaderup, Gitte Lederer u.a. erscheint ab 14. April 2020 in digital restaurierter Fassung als exclusive VoD-Premiere im SALZGEBER CLUB (www.salgeber.de). Hier der Trailer:



Bereits im November 2010 war eine Wiederaufführung angesetzt worden. Der damalige Trailer zeigte weitere Ausschnitte, deren Video-Qualität heute aber nicht mehr überzeugt.



Ulrikes VoD-Kritik:

Der Film aus dem Jahr 1981 löste in der braven Bundesrepublik einen Skandal aus und wurde kurze Zeit später mit dem begehrten Max Ophüls Preis ausgezeichnet.

In Österreich wurde TAXI ZUM KLO im Zuge der Vorbereitungen für das erste schwule Filmfestival Wiens (1982) am 17. Mai 1981 wegen gleichgeschlechtlicher Pornographie beschlagnahmt. (Quelle: Wikipedia)

Der 2002 verstorbene Frank Ripploh, Regie, Drehbuch und Hauptdarsteller, hat in „Taxi zum Klo“ seine eigene Lebensgeschichte mit unglaublicher Offenherzigkeit erzählt. In der Szene, bekannt als Peggy von Schnottgenberg, beschreibt der Grundschullehrer Ripploh Einblicke in das Leben homosexueller Männer in der Zeit vor Aids. Er offenbart seine Zerrissenheit zwischen schwuler Subkultur und Bürgerlichkeit. Tag und Nacht ist er unterwegs, getrieben von der sexuellen Gier nach Abenteuern, jeglicher erotischer Spielarten. Für ihn ist es ganz normal, in der Klappe, seine Wartezeit mit dem Korrigieren von Diktaten seiner Schüler zu verbringen. Das ändert sich auch nicht, als Bernd Broaderup bei ihm einzieht, dessen Zukunfttraum es ist, mit Frank zusammen ein ruhiges Leben auf einem Bauernhof zu führen. Während Frank weiterhin seinen ausschweifenden, sexuellen Vergnügungen nachgeht, widmet sich Bernd sämtlichen Arbeiten in ihrem gemeinsamen Haushalt und muss dafür so manchen Spott ertragen.

Bemerkenswert, nicht nur für damalige Verhältnisse, sondern durchaus auch noch heute, ist, mit welch schonungsloser und exhibitionistischer Offenheit, sich Ripploh sexuellen Handlungen vor der Kamera hingibt.

In der schwulen Community ist „Taxi zum Klo“ immer noch Kult und das nicht nur wegen der offenherzigen Sexszenen, sondern auch wegen der bemerkenswerten Ironie und den komödiantischen Einlagen.

In weiteren Rollen: Dieter Godde, Tabea Blumenschein, Magdalena Montezuma u.v.a.

Ulrike Schirm




Noch kein grünes Licht für Wiedereröffnung von Kinos - weitere online Filmkritik

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Kulturstaatsministerin Monika Grütters setzt sich nur halbherzig für Wiedereröffnungen von Kinos ein.



Am letzten Freitagabend wäre bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises der richtige Zeitpunkt gewesen, den Filmtheaterbesitzern Mut zuzusprechen und eine langsame, behutsame Wiedereröffnung der Kinos bald in Aussicht zu stellen. Doch nichts geschah dergleichen.

Zuvor war Kulturstaatsministerin Monika Grütters im Tagesspiegel den Regierenden Bürgermeister von Berlin angegangen. Sie zeigte zwar Verständnis dafür, dass Michael Müller wegen der Corona-Pandemie die Berliner Bühnen weiterhin geschlossen halten will und auch das 57. Berliner Theatertreffen demzufolge vom 1. bis 9. Mai 2020 auf das Internet ausweichen muss und nicht live bei den Berliner Festspielen vor Publikum stattfinden kann.

Vom 1. bis 9. Mai 2020 werden dennoch sechs der zehn für das Treffen ausgewählte Inszenierungen auf www.nachtkritik.de, dem Stream des Maxim-Gorki-Theaters, sowie auf der Online-Plattform Berliner Festspiele on Demand zur Verfügung gestellt.

Das virtuelle Theatertreffen eröffnet am 1. Mai 2020 mit der Bochumer Inszenierung "Hamlet" in der Regie von Johan Simons.

Doch warum weiterhin Filmtheater geschlossen bleiben sollen, wenn dort die Hygienevoraussetzungen gegeben sind und ein ordentlicher Sitzabstand gewahrt wird, leuchtet auch Frau Grütters nicht ein.

Während in vielen anderen deutschen Städten inzwischen wenigstens Autokinos reaktiviert werden, tut sich in Berlin rein gar nichts.

In den USA wird dagegen der umstrittene Drei-Phasen-Plan, mit dem der US-Präsident die amerikanische Wirtschaft so schnell wie möglich wieder hochfahren will, zumindest im Bundessstaat Georgia umgesetzt. Der republikanische Gouverneur Brian Kemp hat angekündigt, dass die Kinos in seinem Bundesstaat unter bestimmten Auflagen wie Einhaltung der sozialen Distanz und der Hygienevorschriften ab Montag, den 27. April 2020 wieder öffnen können. Diese Regelungen gelten auch für Restaurants. Ähnliche Lockerungen werden in South Carolina und Tennessee erwartet.

Für die großen US-Kinoketten rechnet sich eine sofortige Wiedereröffnung allerdings kaum, da Ende April noch keine neuen Filme gestartet werden. AMC strebt eine Wiedereröffnung Ende Juni an und Cinemark möchte seine Häuser deswegen erst zum 1. Juli 2020 wieder öffnen.

Warner Bros. hat zudem als erste große Hollywoodproduktion Christopher Nolans neuer Thriller "Tenet" für den 17. Juli angekündigt. Eine Woche später soll am 24. Juli 2020 Disneys Live-Action-Abenteuer "Mulan" folgen. Weitere potenzielle Kino-Hits stehen mit Paramounts "SpongeBob Schwammkopf: Eine schwammtastische Rettung" am 7. August und Warner Bros’ "Wonder Woman 1984" am 14. August 2020 an.

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Deutsche Filmfestivals veröffentlichen ihren Code of Ethics

Die aktuelle durch den Corona-Virus verursachte Krise stellt insbesondere an Festivals hohe Herausforderungen, schreibt das Branchenblatt Filmecho. Veranstaltungen müssen abgewickelt, verschoben oder neu als Online-Ausgabe geplant werden.

Überdies müssen zahlreiche rechtliche Fragen geklärt werden, etwa hinsichtlich Personalverträgen und Stornierungen, und vor allem Zuschüsse und Sponsoringleistungen gesichert werden. Viele kleinere Festivals sind durch die Situation überfordert. Nicht zuletzt entstehen in diesem Prozess ganz neue Fragen nach dem Zweck und der künftigen Ausgestaltung von Filmfestivals.

Die erst im Sommer letzten Jahres gegründete AG Filmfestival hat sich einstimmig auf einen Normenkatalog geeinigt, der einen fairen Umgang mit Filmen beziehungsweise Filmemacherinnen und Filmemachern ebenso wie unter Filmfestivals selbst regeln soll. Überdies werden auch Fragen der fairen Bezahlung oder des schonenden Umgangs mit Ressourcen bestimmt. Dieser Code of Ethics stellt die Grundlage der gemeinsamen Arbeit und vor allem des solidarischen Handelns untereinander dar.

Der Katalog umfasst 18 Punkte, in denen wesentlichen Themen und Interessen benannt werden. In der Präambel werden das Selbstverständnis der Filmfestivals postuliert und Ziele festgelegt. Filmfestivals verstehen sich als Teil der Filmwirtschaft und der kulturellen Praxis Kino. Dabei möchten sich die Filmfestivals auch an den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nation orientieren. Sie setzen sich für eine plurale und gerechte Gesellschaft ein, sie sprechen sich gegen jegliche Diskriminierung aus und berücksichtigen Diversität sowohl in inneren Strukturen als auch in der Außendarstellung.

Die AG Filmfestival hat zwischenzeitlich seit Ende März einen temporären Infodienst für ihre Mitglieder eingerichtet. Ziel ist es, einen strukturierten Wissenstransfer unter Filmfestivals einzuleiten. In diesem Zusammenhang wurde auch eine interne Umfrage durchgeführt, um die drängendsten Fragen unter den Mitgliedern und damit mögliche Handlungsfelder zu ermitteln.

Alle Einzelheiten zum Code of Ethics der AG Filmfestival finden Sie hier als PDF.

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Filmfest Emden Norderney fällt 2020 ins Wasser.

Im wöchentlichen Rhythmus erreichen uns Meldungen von weiteren Festivalabsagen. Auch das für Juni geplante Internationale Filmfestival Emden Norderney fällt nun dem Corona-Virus zum Opfer.

"Nachdem in der vergangenen Woche die Restriktionen für Großveranstaltungen bis zum 31. August verlängert worden sind, sahen die Verantwortlichen zur Absage keine Alternative", so die Entscheidung des Aufsichtsrats und der Festivalleitung.


Nachdem im Vorjahr das 30. Jubiläumsfestival gefeiert werden konnte, soll nun die 31. Ausgabe erst im nächsten Jahr 2021 erfolgen. Mit Zuversicht kündigen die Verantwortlichen das nächste Internationale Filmfestival Emden Norderney für 9. bis 16. Juni 2021 an.

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FlimmIt zeigte Online Festival der Diagonale von Graz.

Österreichs Online-Portal FlimmIt ging einst mit der Absicht an den Start europäische Filmkultur über die Grenzen hinweg in deutschsprachigen Ländern verbreiten zu können. Doch nur ein kleiner Teil des FlimmIt Programms ist auf der deutschen Partnerseite good!movies aus Berlin zu sehen, denn die Online-Auswertung von Filmen wird trotz Einspruchs des europäischen Parlaments weiterhin territorial begrenzt.

Somit konnte in Deutschland leider auch nicht Österreichs ausgefallene Diagonale'20 in Graz gesehen werden, obwohl diese bei FlimmIt als Online Festival vom 24. März bis 24. April 2020 unter dem Titel "Die Unvollendete" stattfand. Zudem sind die Diagonale-Filme auch über diesen Termin hinaus auf den heimischen Streamingplattformen FlimmIt und im KINO VOD CLUB in Österreich zu sehen.

Unterdessen begab sich vom 21. bis zum heutigen 26. April 2020 auch das Linzer Filmfestival Crossing Europe traditionsgemäß quer durch Europa – diesmal virtuell und in drei Etappen unter dem Motto: "Zusammen streamen statt zusammenströmen!" Aus lizenzrechtlichen Gründen können auch diese Filme leider ebenfalls nicht in Deutschland abgerufen werden.

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Kino in Zeiten von Corona.

Den fünften Teil von "Kino in Zeiten von Corona" hat unsere Kollegin und Berlinale Berichterstatterin Elisabeth Nagy, auf OUT TAKES, dem Blog der Film- und Fernsehbranche veröffentlicht.

Als alternative Möglichkeit zu geschlossenen Filmtheatern und in Berlin noch immer nicht geöffneten Autokinos, von denen es einst zwei gab, hat man in Berlin-Prenzlauer Berg das Hinterhauskino entdeckt wo von dem Kulturprojekt Window Flicks jeweils Donnerstags und Samstags bewegende Filme auf Hauswänden für die Kiezbewohner Filme projiziert werden.

Darüber hinaus berichtet sie von Filmen, die nicht gestartet werden konnten und von jenen, die stattdessen auf Online-Portalen als Video on Demand (VoD) zu sehen sind.

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Auch unsere Filmkritikerin Ulrike Schirm hat sich für eine weitere Filmbesprechung die inzwischen vierte VoD-Veröffentlichung von Salzgeber Film angesehen, die allerdings nur vier Wochen lang für ein Entgelt zur Verfügung steht, um zu einem späteren Zeitpunkt vielleicht doch noch in den Kinos gezeigt werden zu können.

"MADAME" Familiensaga von Stéphane Riethauser (Schweiz 2019, 94 Minuten). Nach der Premiere im August 2019 auf dem Filmfestival von Locarno seit 23.04.2020 exklusiv im Salzgeber Club unter www.salzgeber.de. Hier der Trailer:



Ulrikes VoD-Kritik:

Schon als 13-jähriger Junge hat Stéphan Riethauser seine Leidenschaft für das Filmedrehen mit einer Video-Kamera entwickelt. Mit "MADAME" hat er ein berührendes Doppelportrait über sich und seine ungewöhnliche Großmutter Caroline gedreht, verwoben mit Bildmaterial aus seiner großbürgerlichen Kindheit.

Seine heißgeliebte Großmutter wuchs zu einer Zeit auf, als es Frauen nicht gestattet war, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Von den Eltern zu einer Heirat gezwungen, konnte die nach Unabhängigkeit strebende Frau erst nach der Trennung von ihrem Mann, ihre Träume erfüllen. Caroline, die ihrer Zeit weit voraus war, wurde eine erfolgreiche Geschäftsfrau, die allem künstlerischen zugewandt war. Für den heranwachsenden Stéphan wurde sie zu einem großen Vorbild. Etwa 50 Jahre später, führt Stéphane einen ähnlichen Kampf, als er seine Homosexualität entdeckt. Schon als kleiner Junge lief seine Erziehung dahingehend hinaus, dass aus ihm ein richtiger heterosexueller Mann wird, mit allem, was dazu gehört.

Die Erwartungen, die seine großbürgerliche Schweizer Familie an ihn stellt, empfindet er als Last und versucht alles, um ihnen zu entkommen. Seine Verbündete ist seine 90-jährige Großmutter, der er mit seiner zutiefst persönlichen Familiengeschichte ein liebevolles Denkmal setzt.

„Ich hatte kein Glück in der Liebe, aber ich war glücklich. Ich hatte ein wunderschönes Leben. Mein Körper und mein Geist waren frei. Ich bin eine glückliche alte Frau“. Es sind Carolines letzte Worte gegen Ende der wahren Coming-of-age- Geschichte, gesprochen von einer bewundernswerten Frau, die entgegen der gesellschaftlichen Norm, ein unangepasstes und selbstbewusstes Leben geführt hat, ganz so, wie sie es wollte.

Ulrike Schirm



Virtuelle Runde von 20 internationalen Filmfestivals zusammen mit der Berlinale

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Gemeinsames Filmfestival auf YouTube im Netz mit den bedeutendsten Vertretern der Filmkunst.



Die Berlinale schließt sich in der Corona-Krise mit rund 20 weiteren hochkarätigen Filmfestivals zusammen und bietet ab Ende Mai ein kostenloses Online-Filmfestival im Videodienst YouTube an.

Dazu hier ein stummer Teaser:



Unter anderem beteiligten sich die Filmfestspiele von Cannes, Venedig und Toronto, teilte das US-Filmfestival Tribeca mit, das ebenfalls mit von der Partie ist. Schon jetzt wird auf Highlights vom Sundance Film Festival 2020 in einem rasant geschnittenen Trailer hingewiesen.



Ebenso wird mit Highlights im Rückblick auf das 32. Tokyo International Film Festival (TIFF) des letzten Jahres in einem Trailer aufmerksam gemacht.



Das Festival "We Are One: A Global Film Festival" findet vom 29. Mai bis 7. Juni 2020 online statt. Dabei werden Spielfilme, Kurz- und Dokumentarfilme, Musik und virtuelle Runde Tische angeboten.

Link: YouTube.com/WeAreOne

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Das goEast - Festival des mittel- und osteuropäischen Films der Stadt Wiesbaden findet nach Absage hybrid statt.

Das goEast Filmfestival bietet seine diesjährige Ausgabe vom 5. bis 11. Mai 2020 teilweise als Onlinefestival an. Angekündigt wird eine Hybridlösung mit Online- und On-Demand-Angeboten im Mai und einem über die folgenden Monate verteilten Programm, von dem ein Großteil dank der Verschiebung erhalten werden kann.

Link: www.filmfestival-goeast.de

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Auch die Kurzfilmtage Oberhausen wurden abgesagt.

Nach Absage der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen finden dessen Wettbewerbe zum großen Teil online statt wie wir bereits am 23. April 2020 schrieben.

Die 66. Kurzfilmtage werden über 350 Filmen des Festivalprogramms online im Internet zeigen. Dazu gehören nicht nur die fünf Wettbewerbe des Festivals mit insgesamt 136 Arbeiten, sondern zahlreiche weitere Sektionen.

Das Programm der Online-Ausgabe der 66. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, das vom 13. bis 18. Mai 2020 stattfindet, steht inzwischen fast vollständig fest. Knapp zwei Drittel des ursprünglich geplanten Festivalvolumens von rund 550 Filmen werden online zu sehen sein. Zahlreiche Sektionen können ganz oder teilweise im Internet gespielt werden. Geplant sind nicht nur Filmstreamings. Filmemacher werden ihre Arbeiten persönlich vorstellen, jeden Abend geht ein DJ-Set online, Gespräche und Diskussionen vervollständigen das Programm.

Zutritt zum Online-Festival haben Besucher mit einem Festivalpass zum Preis von 9,99 Euro, mit dem alle Interessierten sechs Tage lang unbeschränkt Kurzfilme sehen können. Alle Erlöse aus dem Verkauf der Festivalpässe leiten die Kurzfilmtage weiter an die Stiftung Sozialwerk der VG Bild Kunst.

Die Eröffnung und die Preisverleihung sind frei zugänglich und werden ebenfalls über www.kurzfilmtage.de angeboten.

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Filmfest von Karlovy Vary (Karlsbad) ebenfalls abgesagt.

Die Liste der Festivalabsagen wegen Corona wird täglich länger. Jetzt reiht sich auch das 55. Internationale Karlovy Vary Filmfestival ein und sagt das für Anfang Juli vorgesehen A-Festival für dieses Jahr ab. Stattdessen soll landesweit in den Kinos eine kleine Auswahl an Filmen gezeigt werden aus dem diesjährigen Programm.

Das für Anfang Juli geplante Internationale Filmfestival im tschechischen Karlsbad findet in diesem Jahr nicht statt. Grund seien die Restriktionen aufgrund der Coronavirus-Pandemie, teilten die Veranstalter mit. Der 55. Jahrgang der Filmschau sei auf den 2. bis 10. Juli 2021 verschoben.

Der Festivalpräsident und Schauspieler Jiří Bartoška bedauert die Absage sehr: "Wir glauben an das Festivalevent im Kino als Gemeinschaftserlebnis. Dazu haben wir keine Alternative gesehen, zumal das Festival zu den herausragenden kulturellen Ereignissen im Jahr in der tschechischen Republik gehört", erklärt er. "Es gehört zu unseren wichtigsten Aufgaben, das Publikum, Filmemacher und Kreative zusammen zu bringen, damit sie gemeinsam filmkünstlerische Werke genießen und erleben können."


Die besondere Atmosphäre des Festivals zieht normalerweise Zehntausende Cineasten und Filmschaffende an. Viele junge Besucher machen den westböhmischen Bäderort zu einer großen Partymeile.

Das KVIFF wird sich allerdings wie diverse andere Filmfestivals auch am "We Are One: A Global Film Festival" auf YouTube beteiligen. Zudem sollen dadurch Spendengelder für Organisationen eingesammelt werden, die sich in der Coronakrise um die Menschen kümmern.

Link: www.kviff.com

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Das OnlineFestival.ITFS.de präsentiert seinen kostenlosen Live-Stream.

Mit den Planungen für einen kostenlosen Online-Auftritt scheint das Internationale Trickfilm-Festival Stuttgart bereits am weitesten fortgeschritten zu sein.

Unter dem Motto „Stay Animated – Go Online with ITFS“ läuft vom 05. bis 10. Mai 2020 auf dem OnlineFestival.ITFS.de der kostenlose Live-Stream. Mehr als 100 Gäste werden an den sechs Festivaltagen im OnlineFestival Studio im Foyer des Innenstadtkinos Cinema sein oder sich virtuell dazu schalten. Vor Ort gilt die strenge Einhaltung der Hygienevorschriften.

Im frei zugänglichen Live-Stream wechseln sich täglich Interviews mit Moderationen, Live-Panels, Kurzfilmen sowie am Sonntagabend der Preisverleihung verschiedener Wettbewerbe ab. Teile des Festival-Programms, wie das kuratierte Programm Animated Music Video, stehen ebenfalls auf der Seite als Playlist zur Verfügung. Weitere redaktionelle Beiträge in Textform wie Kommentare und Gastbeiträge ergänzen den kostenfreien Bereich.

Wie von uns bereits am 13. April 2020 ausführlich berichtet, gibt es darüber hinaus einen kostenpflichtigen OnlineFestival+ Zugang, der das Streamen ausgewählter Filme und Wettbewerbsbeiträge des ITFS ermöglicht.

Unter OnlineFestival Pro verbirgt sich der Bereich für alle Professionals, also die Branchenbesucher*innen des ITFS.

Link: www.OnlineFestival.ITFS.de


Auch ‎‎Filmfestival von Locarno 2020 ist abgesagt - kaum noch neue Filmkunst für unsere wöchentlichen Filmkritiken

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‎Das ‎‎A-Filmfestival von Locarno‎‎, ein wichtiges Aushängeschild im europäischen Sommerfestivalkalender, hat seine Ausgabe 2020 wegen der anhaltenden Coronavirus-Pandemie abgesagt.‎




Locarnos Maskottchen, der Leopard, ‎schleicht sich von dannen und zeigt nicht mehr seinen sprunghaften Elan des letzten Jahres. Die Entscheidung zur Absage der 73. Ausgabe fiel nach der Entscheidung der Schweizer Regierung, das Verbot von Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Personen bis August zu verlängern. Das Festival war für den 5. bis 15. August 2020 geplant.‎

‎In einem Statement erklärten die Festleiter, dass sie das physische Ereignis nicht durch ein Online-Festival ersetzen wollen, sondern eine Reihe von Initiativen durchführen würden, die auf die Unterstützung des unabhängigen Autorenfilms und der Kinos abzielen.‎

‎In diesem Jahr wird Locarno spezielle Leopard-Preise, die Hauptpreise der Veranstaltung, an internationale und inländische Produktionen vergeben, die aufgrund der Pandemie auf Eis gelegt wurden. Die Unterstützung für die Auszeichnungen komme von seinen bestehenden Partnern.

Auch Karlovy Vary (KVIFF), ein weiteres der großen Sommerfilmfeste im tschechischen Karlsbad, hat abgesagt wie wir vorgestern berichteten.

Nur das Sarajevo Film Festival sowie Filmfestival von Venedig bestehen ‎‎weiterhin darauf, dass‎‎ sie in diesem Jahr stattfinden werden. Allerdings mit einem abgespeckten Programm, denn es gibt weniger Zuschauer weil derzeit kaum geflogen wird, aber auch weniger Filme, da zahlreiche Projekte auf Eis liegen und nicht zu Ende gebracht werden können.

Der Präsident des Filmfestivals von Locarno, Marco Solari, sagte: "Die Entscheidung des Bundesrates hat uns nicht überrascht. In den letzten Wochen haben der Künstlerische Leiter, der Chief Operating Officer und seine Mitarbeiter eng mit dem Vorstand zusammengearbeitet, um eine Reihe von Notfallplänen zu erarbeiten, von denen einige inzwischen zwangsläufig aufgegeben wurden."


Der Geist von Locarno, bei dem normalerweise bis zu 8.000 Zuschauer sich abends auf der Piazza Grande versammeln, um Open-Air-Kino zu erleben, kann im Zeichen der Pandemie unmöglich durchgeführt werden. Auch Alternativen mit Versammlungen von weniger als 1.000 Menschen, die auf den ersten Blick attraktiv erscheinen könnten, wurden vom Gouverneursrat des Festivals einstimmig abgelehnt.

"Das Festival will vielmehr seine Präsenz neben der Öffentlichkeit und der Filmindustrie mit einem Projekt bestätigen, das darauf abzielt, den Werten, die seine Geschichte über so viele Jahrzehnte geprägt hat, auf anderen Bühnen und Plattformen eine neue Form zu verleihen."‎

‎Die künstlerische Leiterin Lili Hinstin fügte hinzu: "In erster Linie ist das Festival hier, um den Filmen zu helfen, und die Organisation digitaler Premieren online im August scheint uns nicht der beste Weg zu sein, dies zu tun. Unsere Rolle besteht darin, als Bindeglied zwischen Filmen, Industrie und Publikum zu fungieren, und so haben wir nach alternativen Wegen gesucht, um diese Mission zu erfüllen, und bewertet, wo unsere Intervention derzeit am nützlichsten sein könnte. Wir arbeiten an der Entwicklung eines kohärenten Projekts, das der Geschichte des Festivals entspricht, mit Solidarität als Keynote, das sowohl für unser Publikum als auch für Filmemacher in Schwierigkeiten gut sein wird."‎


Erste Signale für Kinowiedereröffnungen.

Laut Medienberichten haben die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Niedersachsen einen gemeinsamen Plan vorgelegt, wie Tourismus, Gastronomie und Kultur in einem drei Stufen Plan schrittweise wieder hochgefahren werden kann.

Allerdings soll die Öffnung von Theater, Konzerthäuser, Kinos und andere Kulturveranstaltungen erst in der dritten Phase nach der Öffnung von Stufe eins mit Zoos, Gartenschauen, Museen sowie Stufe zwei mit Restaurants, Cafés und Biergärten mit deutlich reduzierten Volumen erfolgen.

Filmfestspiele werden sich unter diesen Bedingungen vorerst nicht durchführen lassen. Zudem ist das Angebot an neuen Filmen derzeit äußerst beschränkt, da die Veröffentlichung neuer Werke - soweit schon vorhanden - oft erst nach den Uraufführungen auf Festivals erfolgen sollte.

Einige Majors wie Universal haben jedoch mittlerweile enorme Umsätze mit vorgezogenen Online-Verwertungen von jenen Filmen verdient, die in den Kinos nicht mehr rechtzeitig starten konnten, weil die Filmtheater fast weltweit geschlossen sind.

Universal ist über den Millionen-Online-Umsatz verzückt und will deshalb zukünftig nur noch zweigleisig fahren. Kinostarts sollen von einem gleichzeitigen Online-Vertrieb auf VoD ergänzt werden. Ein Aufbegehren einiger US-Kinoketten, begleitet von einem Boykott der Filme, dürfte Universal aber sicher sein.

Quellen: Filmecho | Locarno Film Festival

Deutschland verhält sich vorsichtig.

In Deutschland steht das Filmförderungsgesetz gegen eine vorzeitige Videoauswertung. Hierzulande müssen geförderte Filme zuerst im Kino anlaufen. Eine Ausnahme ermöglicht aber die derzeitige Corona-Pandemie, weil die Kinos noch überall geschlossen sind. Der Salzgeber Verleih zeigt deshalb Filme, deren Kinostart bevorstand, nun in einem begrenzten Zeitraum von vier Wochen im Salzgeber Club online, um die Auswertung später im Kino nachzuholen.

Dazu eine Filmkritik eines neuen Starts im VoD-Stream, der in gewisser Weise das Drama mit dem Tod im Zeichen einer weit verbreiteten, nicht beherrschbaren Epidemie vorweg nimmt.

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"RETTET DAS FEUER" Dokumentarfilm von Jasco Viefhues über den Künstler und Fotografen Jürgen Baldiga (1959-1993). Seit 30.4.2020 exklusiv im SALZGEBER CLUB online als VoD-Stream unter www.salzgeber.de.

Hier der Trailer:



Ulrikes Video-Kritik:

Ein Vierteljahrhundert nach Jürgen Baldigas Tod hat sich Regisseur Jaco Viefhues mit Wegbegleitern und Freunden des vielseitigen Künstlers getroffen. Anhand einer Fülle von Fotos und noch nie gesehenem Archivmaterial unternimmt er eine Zeitreise in die Achtziger bis in die Anfänge der 19-ziger Jahre, als die Aids-Epidemie ihren Höhepunkt hatte.

Baldiga: „Ich mache ein Foto. Ich fotografiere die Welt. Ich existiere“.

Nicht nur den Tod der Freunde, sondern auch seinen eigenen Tod vor Augen, wird Baldiga zum Chronisten seiner Zeit.

Sein Nachlass, liebevoll vom Schwulen Museum aufbewahrt, bestehend aus Tagebüchern, Texten und fotografischen Portraits, erinnert an die schwule Geschichte Berlins und trägt dazu bei, sein kurzes Leben zu rekonstruieren.

„Dieses Sterben an Aids hält ja niemand mehr aus. Jeden 2.Tag starb jemand. Für Trauer gab es keinen richtigen Raum“. Es gab nicht viele, die sich mit ihrer Krankheit öffentlich gezeigt haben. Gebrandmarkt mit dem Kaposi-Syndrom, kam ihr öffentlicher Auftritt bei der unaufgeklärten Bevölkerung, einer Hetzjagd gleich.

Baldiga lies sich davon nicht beirren. Er gestattete dem Filmemacher Michael Bryntrupp den Verlauf seiner Krankheit filmisch zu begleiten. „Die Krankheit, an der ich sterben werde, besteht aus vielen Krankheiten“. Es war die Zeit, in der auf dem CSD noch Act-up Aktionen stattfanden. Alles, was politisch aktuell war, wurde aufgegriffen. Baldinga war mit seiner Kamera überall dabei.

Er war ein Mensch, der sein Leben in vollsten Zügen genoss. Als seine Kräfte nachließen, entschloss er sich, seinem Leben ein Ende zu setzen.

Es kommen zu Worte: Aron Neubert, Michael Brynntrup. Melitta Poppe Mignon, Paula, Axel Wippermann und sein Freund Ulf, der ihn auf seinem letzten Gang begleitete.

Auch ich habe in der Zeit zwölf Freunde verloren. Noch heute denke ich ab und zu an Manfred Salzgeber, den ich auf der Berlinale kennen gelernt habe und mit dem ich zusammen in Lothar Lamberts Film „Die Alptraumfrau“ eine Szene zusammen spielte.

Ulrike Schirm



CORONOGRAPHY im Film und Stoff-Masken der Mode-Labels

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Mitglieder der AG DOK haben eine Karte mit Kurzfilmen von Dokumentarfilmer*Innen zur Corona-Krise erstellt.



Am 23. April 2020 hatten wir u.a. über einen Beitrag von Angela Zumpe berichtet. Die Professorin a.d. für Grafik- und Filmgestaltung, die bis vor Kurzem noch am Bauhaus in Dessau lehrte, präsentierte mit "New York Skype Talk" ein kurzes Videointerview aus New York, der Metropole mit den meisten Corona-Infizierten in den USA.

Hier nochmals der Clip:



Nun machte Sie uns auf weitere Beiträge zur Corona-Krise aus Europa und Deutschland aufmerksam, die unter dem Titel: "CHORONOGRAPHY - Films in troubled times" gedreht und verbreitet wurden.

Initiiert von Mitgliedern der AG DOK wurde beim Beginn des LOCKDOWN die nachfolgende Karte erstellt, die rund 50 Dokumentarfilmer*Innen mit Kurzfilmen bestückt haben, um diese spezielle Zeit filmisch zu dokumentieren.

Link: openhypervideo.github.io/AG-DOK-Map
Karte: Sandra Trostel, Dirk van den Berg


In Berlin, Frankfurt und München sind die Filmemacher*Innen am aktivsten. Es handelt sich jeweils um kurze Clips u.a. von Eindrücken über leere Straßen und U-Bahnhöfe in Corona-Zeiten.

Die roten Kreise auf der Karte zeigen die Anzahl der bestätigten Fälle von infizierten Personen mit COVID-19. Unter den Zahlen in den kleineren blau-grauen Kreisen verbergen sich Video-Clips. Ein weiterer Klick darauf und das Symbol zum Abspielen der Filmchen erscheint an gleicher Stelle.

Die kleinen Clips können direkt auf der Karte angesehen und vergrößert werden oder können auf Wunsch auch in einem neuen Tab wiedergegeben werden.

Hier ein gut einminütiges Beispiel aus der Leonhardtstraße in Berlin-Charlottenburg von Ralf Klingelhöfer, der vor ca. 6 Tagen um High Noon (12:00 Uhr) mit der Kamera an leeren Geschäften vorbeifuhr.

Hier der Clip:



Quelle: HERE - Open Street Map by Bing.


Wir wünschen viel Spaß bei der Entdeckung weiterer neuer Clips.

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Alles wird gut, nur anders #Recolution.

Auch die Modewirtschaft zeigt nicht ganz uneigennützig ein Interesse an der Corona-Pandemie. Die aktuelle Ausgabe des Branchenblatts »Textilwirtschaft« präsentiert als Aufmacher ein verhülltes Mannequin, das eine Corona-Maske ziert, die im Design auf den Rock abgestimmt ist.

Quelle: Deutscher Fachverlag GmbH


Im Gegensatz zu den Filmtheatern, die weiterhin geschlossen bleiben müssen, dürfen Modeboutiquen wieder geöffnet sein. Unter dem Motto: "Maske ist Pflicht" präsentieren auf den Innenseiten des Heftes zahlreiche Label ihre Ideen zu modischen Masken.

Ob das Tragen dieser Accessoires vielleicht bald auch Einzug in einem Spielfilm haben wird, ist schwer zu sagen. Jan Thelen, Co-Gründer der etisch korrekten Mode-Marke "Recolution" in Bremen, erklärt, dass er für jede zweite verkaufte Maske in seinem Shop ein Modell für bedürftige Obdachlose und Altenheime spendet.

Das größte und vielfältigste Sortiment an nicht medizinischen Alltagsmasken in Europa möchte jedoch "About You" seinen Kunden bieten. Dafür hat der Online-Händler mehr als vier Millionen Stoffmasken geordert, die alle zum Selbstkostenpreis verkauft werden.

Gleichzeitig soll damit aber auch für andere Produkte geworben werden, um die Konsumstimmung wieder anzukurbeln.

Ab dem 08.05.2020 soll auch in allen Tchibo Filialen ein Set erworben werden können, um einen eigenen Mundschutz selber basteln zu können. Aus eigener Erfahrung ist für Brillenträger jeder Mundschutz, der auch die Nase abdeckt, äußerst unangenehm, da ständig die Brille beschlägt und man beim Einkaufen nichts mehr erkennen kann.

Der Tagesspiegel will dazu aber eine Abhilfe geschaffen haben. Eine Stoffmaske von FAHRER Berlin mit eingearbeitetem Nasenbügel und somit angeblich speziell für Brillenträger geeignet. Die im Shop der Zeitung auch online bestellbare Mund-/Nasenmasken für 11,- € wird in Handarbeit in deutschen Manufakturen hergestellt und sichert somit Arbeitsplätze in der Region. Einziges Manko: Es gilt die Mindestabnahme von 10 Stück für 110,- €.

Links: www.aboutyou.de/Fashion | www.fairtragen.de/Recolution


Offene Briefe von 21 Arthouse-Kinos und mehr als 100 Filmschaffenden

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Brandbriefe zur Corona-Krise und die Folgen für die Filmbranche.



In einem längeren Artikel vom 13.05.2020 für »Das Parlament«, herausgegeben vom Deutschen Bundestag und begleitet von einem Einleger der Bundeszentrale für politische Bildung, schreibt unsere Kollegin Katharina Dockhorn eindringliche Worte zur Situation der Filmbranche:

"Alle wissen, dass kein Betrieb der Branche die Verluste der vergangenen Wochen ausgleichen kann. Sie braucht Unterstützung, damit die Infrastruktur erhalten bleibt. Die Verbände werden an die Bundesregierung und Parlamentarier mit Vorschlägen für das geplante Konjunkturprogramm herantreten..."


Anlass des Artikels sind auch die nachfolgenden Brandbriefe an Kulturstaatsministerin Monika Grütters sowie an den Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder.

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Offener Brief der Arthouse-Kinos

Bereits am 11.05.2020 hatten die Betreiber von 21 Arthouse-Kinos aus München und Umgebung (die zumeist der AG Kino - Gilde angehören) in einem Offenen Brief u.a. an Ministerpräsidenten Markus Söder und den Kunstminister Bernd Sibler über ihre derzeitige marode Situation geschrieben. Sie protestieren gegen das Übersehen der Kultur und wünschen eine zeitnahe Wiedereröffnung ihrer Kinos – aber nicht um jeden Preis.

"Sie haben in den letzten zwei Monaten eine ungeheure Kraftanstrengung unternommen und viele Soforthilfemaßnahmen, Darlehen und Sonderpreise ermöglicht. Dafür möchten wir – Betreiberinnen und Betreiber der Arthouse-Kinos von München und Umgebung – Ihnen an dieser Stelle herzlich danken. Dennoch sollten Sie wissen: Die Kinobetreibenden befinden sich in einer angespannten Lage. Wir müssen mit Ihnen reden! Nicht nur wegen der Schließungen, auch hinsichtlich der wünschenswerten zeitnahen Öffnung unserer Lichtspielhäuser.

Lassen Sie uns kurz die Situation skizzieren: Die meisten Kinos haben die Soforthilfe des Bundes, des Landes, und auch des Filmförderungsfonds Bayern bereits erhalten – jedoch nicht alle. Einige Anträge liegen unbearbeitet in den Ämtern. Von einer "Sofort"-Hilfe kann daher leider nicht immer die Rede sein. Das ist mehr als nur bedauerlich.

Wie Sie alle wissen, ist in München und Umgebung die Mietbelastung besonders hoch. Viele Kinobetreibende konnten eine Mietminderung aufgrund des nicht mehr gegebenen Mietzwecks der Immobilie erzielen – aber nicht alle Vermieter haben sich einsichtig gezeigt. Die meisten Mitarbeiter/innen der Kinos sind 450-Euro-Kräfte ohne sozialen oder staatlichen Schutz. Kino-Angestellte befinden sich in Kurzarbeit. Manche Kinobetreiber zahlen freiwillig die Löhne der Geringverdiener weiter.

Hohe Fixkosten bei null Einnahmen: Ohne eigenes Verschulden geraten unsere Betriebe in eine zunehmend prekäre Lage.

Der Präsident der Deutschen Filmakademie Ulrich Matthes warnt: "Das Kino ist in existenzieller Gefahr. Was einmal geschlossen wurde, wird nicht mehr aufgemacht."

Kultur und Kino sind von der Bildfläche verschwunden und finden in den öffentlichen Stellungnahmen der Politik nur zögerlich Erwähnung. Es fehlt an der Wertschätzung einer der tragenden Säulen unserer Gesellschaft, wenn in der »Bayerischen Notbekanntmachung« vom 16.04.2020 unterschiedslos Vergnügungs-, Freizeit-, Bildungs- und Kulturstätten gereiht werden (§2 Betriebsuntersagungen).

Kultur und Bildung muss jetzt an die erste Stelle der Tagesordnung. Wir fordern den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder sowie den bayerischen Staatsminister für Wissenschaft und Kunst und Vorsitzenden der Kulturministerkonferenz Bernd Sibler dazu auf, sich der Wiederaufnahme des Kulturbetriebs anzunehmen. Bayern ist ein Rechts-, Kultur- und Sozialstaat, heißt es in der bayerischen Verfassung.

Die AG Kino - Gilde deutsche Filmkunsttheater schreibt: "Kunst und Kultur genießen in Deutschland zurecht Verfassungsrang." Die Kulturstaatsministerin und Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien Monika Grütters spricht von "Kultur als Lebensmittel". Galerien, Ausstellungen, Museen, Theater, Oper, Ballett, Konzerte, Kinos – diese Lücke spüren aktuell viele Menschen. Kultur ist lebensnotwendig. Wir wünschen uns, dass das auch in allen Bereichen der Politik und Verwaltung verstanden wird.

Kino ist in besonderem Maße "Kultur für alle", als niederschwelliges kulturelles Angebot, das in allen Stadtteilen der Landeshauptstadt und in der Fläche in den Städten, Land- kreisen, Gemeinden und Regionen Bayerns verfügbar ist. Die vergangenen Monate des Abstandhaltens haben immer wieder daran erinnert, dass Kultur Gemeinschaft stiftet und für die Gesellschaft essenziell ist. Die Programmarbeit der Kinos garantiert eine ansprechende Filmauswahl mit Anspruch und die Auswertung auch kleinerer Arthouse-Filme, die mit bayerischen, deutschen und europäischen Fördergeldern entstanden sind. Kinos sind Teil des großen Systems der Film- und Medienbranche – das nun insgesamt in Gefahr gerät. Kinos garantieren Vielfalt und sind ein wesentlicher Bestandteil der Kultur!

Kinoleben, nicht Kinosterben! Die meisten Münchner und bayerischen Kinos sind mittelständisch geführte Betriebe, oft auch seit Generationen Familienunternehmen. Wenn vor Corona das Gespenst vom „Kinosterben“ die Runde machte, muss dem mit Nachdruck widersprochen werden. Die jüngsten Kinoschließungen in München sind der angespannten Immobiliensituation geschuldet, nicht dem Fernbleiben von Besuchern. So meldet die Filmförderungsanstalt (FFA) in ihrer jüngsten Studie »Kinobesucher 2019« eine "Erholung auf allen Gebieten“ und ein Umsatzplus der Kinos von 13 Prozent gegen- über dem Vorjahr. 25,7 Millionen Menschen sind in Deutschland Kinobesucher. 20 Millionen Deutsche gehen jährlich in die staatlichen oder städtischen Theater, so der Bühnenverein. Der bevorzugt behandelte Fußball zählt insgesamt knapp 49 Millionen Fans.

Kultur ist nicht marginal! Lassen Sie uns endlich über Kultur reden! Und lassen Sie uns die Kinos wieder öffnen. Lassen Sie uns dazu unsere Überlegungen kurz skizzieren. Wir sind überzeugt, dass die Kulturstätte Kino sich in besonderer Weise eignet, den Betrieb aufzunehmen, auch unter den Umständen, wie sie auch für die Gastronomie gelten, die in Kürze öffnen darf. Kinos verfügen aufgrund der Brandschutzverordnungen über die notwendigen baulichen Voraussetzungen für einen getrennten Ein- und Auslass. Klimaanlagen gehören zum Standard. Anders als in der Gastronomie wird während des Kinobesuchs nicht gesprochen, es entstehen keine Sprech-Aerosole. Das im Kino angebotene Essen ist Fingerfood, zum großen Teil verpackt, Getränke kommen aus der Flasche oder dem Einwegbecher. Detaillierte Hygienekonzepte werden von den einzelnen Kinos erarbeitet, angepasst an die je baulichen Voraussetzungen. Das legen wir Ihnen gerne vor.

Der Spielbetrieb muss kostendeckend sein. Die von den Hygienemaßnahmen vorgeschriebenen Abstandsregeln machen einen Spielbetrieb bei normaler Auslastung unmöglich. Der Hauptverband Deutscher Filmtheater (HDF) fordert daher einen Kino-Stabilisierungsfonds, der die Betriebskosten der Kinos direkt bezuschusst. Andere Ausgleichszahlungen sind denkbar. Wir brauchen finanzielle Hilfen, auch über die Zeit der Schließung hinaus. Neben dem Ausgleich der reduzierten Auslastung sollten auch der personelle Mehraufwand für den Einlass und gegebenenfalls bauliche Eingriffe berücksichtigt werden.

Kinos verdienen als Kulturstätten besonderen Schutz und Unterstützung. Wenn Kinos bestimmte Voraussetzungen erfüllen, dürfen sie nicht den Gesetzen der Marktwirtschaft ausgeliefert werden. Während beispielsweise Dänemark 80 Prozent der Grundkosten von Kinos übernimmt, lassen in Deutschland die Hilfsmaßnahmen in Form von Darlehen und Mietstundung den Schuldenberg von Kinos auf ein kaum zu bewältigendes Maß ansteigen. Der Präsident der Deutschen Filmakademie fordert die Stärkung der Kinos und eine Bestandsgarantie! Wenn die Kinos wieder öffnen, dürfen sie im Hinblick auf ihre kulturelle Rolle nicht draufzahlen. Eine überstürzte Wiedereröffnung, wie sie jetzt in anderen Bundesländern geschieht, lehnen wir ab, da der Neustart Vorbereitungszeit braucht. Ebenso sehen wir eine übergroße Restriktion des Spielbetriebs und eine erzwungene Datenerfassung unserer Besucher*innen kritisch.

Wir möchten mit Ihnen ins Gespräch kommen, um eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs innerhalb einer angemessenen Vorlaufzeit vorzubereiten. Auch wenn eine bundesweite Kinoöffnung unser grundsätzliches Ziel ist, gibt es gerade auch für ein Sommer-Kino viele Ideen, die nicht zwingend an den Bundesstart großer Filme gekoppelt sind. Es sind auch lokale Lösungen denkbar! Lassen Sie uns unsere Kinos wiederbeleben! Und auch unserem treuen Publikum, das uns mit großzügigen Gutscheinkäufen unterstützt und uns in vielen E-Mails und Briefen schreibt, wie sehr es uns vermisst, etwas zurückgeben.

Wir verbleiben mit freundlichen Grüßen, die Kinobetreiberinnen und -betreiber von München und Umgebung."


Der Offene Brief ist auf ganz Deutschland übertragbar und spricht auch für die Berliner Kinos aus dem Herzen. Darüber hinaus wurde kurz zuvor der nachfolgende Brandbrief von Filmschaffenden veröffentlicht, der an die Bundesregierung appelliert.

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109 Filmschaffende appellieren an die Bundesregierung.

In einem offenen Brief vom 09.05.2020 haben 109 Regisseur/innen und Autor/innen die Bundesregierung mit Blick auf die Corona-Krise aufgerufen, den deutschen Kinofilm vor dem Untergang zu bewahren.

»Die Frankfurter Allgemeine Zeitung« (FAZ) veröffentlichte das Schreiben an Kulturstaatsministerin Monika Grütters und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, in dem eine sofortige Unterstützung von Seiten der Politik gefordert wird, um eine Katastrophe für den deutschen Kinofilm zu verhindern.

Darin heißt es, der deutsche Kinofilm sei "in höchster Gefahr". Durch die Corona-Krise seien "sämtliche deutsche Kino-Produktionen zum Stillstand gekommen".

Für die Kinofilmproduktionen, die wegen der Pandemie abgebrochen worden seien, hätten alle Filmförderungen einen Nothilfefonds ins Leben gerufen. Für kommende Filme fehle aber jede Absicherung der Produzenten für das Risiko eines Drehstopps wegen eines Covid-19-Falls. Ohne eine solche Absicherung würden vor allem unabhängige Produzenten das Wagnis zu drehen nicht länger eingehen können.

"Das bedeutet bereits in den nächsten Monaten massives Produzentensterben, Arbeitslosigkeit für Filmschaffende und die Vernichtung großer Teile des deutschen Kinos. Die Gesellschaft verlöre damit auf nicht absehbare Zeit einen essenziellen Teil ihres kulturellen Nährbodens."

Die Bundesregierung sei aufgerufen, Sofortmaßnahmen zu ergreifen. "Zuvorderst benötigen wir eine Lösung für den fehlenden Versicherungsschutz, um das Risiko zukünftiger Dreharbeiten abzusichern."

Versicherungen und Rückversicherungen träten für das Risiko der Corona-Pandemie nicht ein und böten keine "Lösungsvorschläge für die Filmbranche", heißt es in dem offenen Brief. Damit sei "jeder Kinofilmdreh eine tickende Zeitbombe". Die Produzentenverbände hätten "überzeugende Konzepte" entwickelt. Es sei "höchste Zeit, diese jetzt umzusetzen".

Der Produzent und Vize-Vorsitzende der Produzentenallianz, Uli Aselmann, sagte der FAZ, denkbar sei ein "Rettungsschirm" in Form eines Fonds, in den Bundeskulturbeauftragte und Bundeswirtschaftsministerium einzahlen, abgesichert durch einen Kredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Auch denkbar als Gewährsträger seien die Bundesländer, die sich besonders in der Filmförderung engagieren, die zum Bertelsmann-Konzern gehörenden Sender der RTL-Gruppe, ProSiebenSat.1 und auch die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ARD und ZDF.


Hier die Liste der Unterzeichner:
Züli Aladag, Christian Alvart, Judith Angerbauer, Anke Apelt, Mo Asumang, Emily Atef, Tobi Baumann, Martin Behnke, Edward Berger, Michel Bergmann, Marc Blöbaum, Hans-Christoph Blumenberg, Bettina Börgerding, Jan Braren, Peter F. Bringmann, Jutta Brückner, Marc Brummund, Natja Brunckhorst, Franziska Buch, Detlev Buck, Alex Buresch, Elisabeth Burghardt, Ilker Çatak, Stefan Dähnert, Pepe Danquart, Christoph Darnstädt, Matthias Dinter, Andreas Dresen, Theresa von Eltz, Annette Ernst, Jakob M. Erwa, Karlheinz Freynik, Felix Fuchssteiner, Florian Gallenberger, Dennis Gansel, Katrin Gebbe, Matthias Glasner, Eberhard Görner, Aelrun Goette, Dominik Graf, Gernot Gricksch, Wolfgang Groos, Nina Grosse, Jörg Grünler, Heinrich Hadding, Henk Handloegten, Felix Hassenfratz, Jacob Hauptmann, Julia von Heinz, Hannes Held, Kristina Magdalena Henn, Oliver Hirschbiegel, Dagmar Hirtz, Kit Hopkins, Hermine Huntgeburth, Vanessa Jopp, Anna Justice, Fred Kelemen, Peter Keller, Günter Knarr, Maria Knilli, Dagmar Knöpfel, Lutz Konermann, Christopher Kraus, Dirk Kummer, Beate Langmaack, Tom Lass, Peter Lichtefeld, Constantin Lieb, Caroline Link, Georg Maas, Mike Marzuk, Lars Montag, Eoin Moore, Visar Morina, Vivian Naefe, Hans Noever, Hanno Olderdissen, Zoltan Paul, René Perraudin, Esther von Peter, Kathrin Richter, Kilian Riedhof, Julian Rosefeldt, Stefan Ruzowitzky, Yasemin Samdereli, Lena von Saucken, Anno Saul, Angela Schanelec, Volker Schlöndorff, Hans-Christan Schmid, Dorothee Schön, Til Schweiger, Christian Schwochow, Ulrike Stephan, Philipp Stölzl, Laila Stieler, Jens Christian, Susa Peter Timm, Ruth Toma, Margarethe von Trotta, Christian Ulmen, Sven Unterwaldt, Ben Verbong, Petra K. Wagner, Wim Wenders, Thomas Wendrich, Thorsten Wettcke, Soleen Yusef.

Quellen: Filmecho | FAZ | Blickpunkt:Film | Produzentenallianz


Appell für einheitliche Kinoeröffnung, denn es gibt kaum neue Filme

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AG Kino-Gilde empfiehlt Wiedereröffnungen am 2. Juli 2020 - auch Cineplex für einheitliche Kinoeröffnung in Zeiten der Corona-Krise, doch Berliner Kinos müssen noch warten.



Dr. Christian Bräuer; Vorstandsvorsitzender; Geschäftsführer der Yorck-Kino GmbH in Berlin und der Programmkino Ost GmbH in Dresden sowie Mitglied im Präsidium und Verwaltungsrat der FFA, Vize-Präsident der CICAE und Vorstandsmitglied von Europa Cinemas, gilt in der Kinobranche nicht nur als gut vernetzt, sondern hat auch in gewisser Weise bei regionalen und überregionalen Entscheidungen ein Wörtchen mitzureden.

Mit seinen insgesamt 14 Arthouse-Programmkinos in Berlin und einem Sommerkino am Berliner Kulturforum hat er allerdings in Corona-Zeiten auch mit herben Verlusten zu kämpfen.

Als Vorsitzender der AG Kino - Gilde, macht er sich aber auch Gedanken zum Status quo angesichts der Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus. Sofern nicht wirksame Sofortmaßnahmen greifen, seien schon bald Insolvenzen bundesweit zu erwarten.

Was uns nichts nutzt, ist ein Flickenteppich.

Während die ersten beiden regulären Kinos in Deutschland ihren Betrieb bereits am 9. Mai 2020 in Hessen wieder aufgenommen haben, plädiert Christian Bräuer für eine Wiedereröffnung erst ab dem 2. Juli 2020 und empfiehlt den 370 Kinos des Gilde-Verbandes sich daran zu halten, um gegenüber den Verleihern, die bereits viele Filmstarts in den Herbst verschoben haben, eine geschlossene Kinofront entgegenstellen zu können.

Die seit letzter Woche wieder erlaubten Kinoöffnungen in Hessen waren nämlich fast ein Reinfall. Nur zwei Kinos konnten geöffnet werden und mussten sich zudem mit einem Hygiene- und Sicherheitskonzept des Landes Hessen herumschlagen, dass eine Fünf-Quadratmeter-Abstands-Regelung vorsah. Zu allem Überfluss sind derzeit überall die Plexiglasscheiben vergriffen, die an den Kinokassen angebracht werden sollten.

Während in Freiluftkinos ein Konzept mit breitem Sicherheitsabstand durch lockere Bestuhlung noch relativ leicht umsetzbar wäre, ist es in vielen anderen geschlossenen Kinos ohne Ausbau von ganzen Stuhlreihen quasi nicht möglich, der hessischen Verordnung Folge zu leisten.

Dr. Christian Bräuer hat deshalb für die AG Kino - Gilde ein eigenes Hygiene- und Abstandskonzept erarbeitet, das den Gesundheitsschutz sowie die praktischen Gegebenheiten und die Wirtschaftlichkeit des Kinobetriebes in Einklang bringe. Bei 1,50 Meter Abstand in alle Richtungen können Kinos oft nur eine Auslastung von 25 bis 30 Prozent erreichen. Eine zu geringe Auslastung beeinträchtigt aber nicht nur die Wirtschaftlichkeit der Kinos und führt mitunter zu nicht gewollten Preiserhöhungen, sie reduziert ganz massiv auch die Programmvielfalt.

Mit "Undine" (der aktuell am 11. Juni 2020 starten soll) und "Berlin Alexanderplatz" (avisiert für den 25. Juni 2020) stünden zwar zwei hochkarätige deutsche Produktionen aus dem diesjährigen Berlinale-Wettbewerb in den Startlöchern, doch Blockbuster für das Mainstream-Kino werden erst dann hierzulande starten, wenn es auch international wieder so etwas wie einen Markt gibt, erläuterte Bräuer. Sowohl in den USA, als auch in den bedeutenden europäischen Kinoländern Frankreich (strebt Wiedereröffnung zum 4. Juli an) und Großbritannien (evtl. zum 1. Juli 2020) sowie in Spanien und Italien sind aber die Kinos größtenteils noch geschlossen und neue Filme demzufolge Mangelware.

Die bereits seit längerer Zeit in einigen Städten, mit Ausnahme von Berlin, geöffneten Autokinos greifen deshalb auf ältere Blockbuster wie "Die Känguru-Chroniken" oder "Nightlife" und "Das perfekte Geheimnis" zurück, die noch kurz vor der Pandemie angelaufen waren.

Kim Ludolf Koch, Geschäftsführer der Cineplex-Gruppe, hat sich zum Thema Wiedereröffnung der deutschen Filmtheater mit einem Schreiben an Staatsministerin Monika Grütters sowie an die Ministerpräsidenten und Kultusminister der Länder gewandt. Er appelliert, im Rahmen der Lockerungsmaßnahmen kultureller Angebote für die Filmtheater einen bundesweit einheitlichen und verbindlichen Termin zu finden. Mit der Forderung nach einer Öffnung am 4. Juni 2020 unterstützen wir die Position des Hauptverbands Deutscher Filmtheater (HDF Kino e.V.).

"Als größte deutsche Kinomarke, einer Kooperation von 26 mittelständischen Familienunternehmen, die in 13 Bundesländern aktiv ist, möchten wir auf die Notwendigkeit einer nationalen Regelung zur Eröffnung der Kinos hinweisen. Denn die Ware der Kinos besteht aus neuen Filmen. Junge und alte Klassiker sind längst auf zahlreichen digitalen Kanälen verfügbar und stellen somit nur in Ausnahmefällen ein vermarktbares Produkt im Kino dar. Neue Produkte/Filme kommen nur dann ins Kino, wenn im Idealfall die gesamte deutsche Bevölkerung auch Zugang zu den Kinos hat. Gibt es auf der Landkarte zu viele weiße Flecken, werden Filmverleiher ihre Produkte zurückhalten oder gar nicht im Kino vermarkten. Es muss also einen bundesweit einheitlichen Termin zur Wiedereröffnung und aufgrund des Vorlaufs zur Bewerbung der Filme eine frühzeitige Terminierung geben", so Koch.

"Keineswegs hilfreich war die Entscheidung des Landes Hessen, den Kinos eine dreitägige Frist zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs einzuräumen. In dieser Zeit ist kaum ein Unternehmen auch nur ansatzweise in der Lage, sein Kino operativ, hygienetechnisch, personell und werblich auf die Eröffnung vorzubereiten. Auch das völlige Fehlen neuer Filme zu diesem überraschenden Termin führt die Kinos in eine wirtschaftliche Schieflage, deren Schaden in vielen Fällen größer als eine Schließung ist, so Koch weiter."


Leider haben sich die Länder an die Anregungen nicht gehalten und verursachen derzeit mit unterschiedlichen Öffnungen einen Flickenteppich in Deutschland. So erlaubt beispielsweise das Saarland die Öffnung ab nächsten Montag, den 18. Mai 2020, während Österreichs Kinos erst ab 1. Juli 2020öffnen dürfen.

Aktueller Stand der von den Bundesländern gesetzten Termine:

09. Mai: Hessen

18. Mai: Saarland, Sachsen, Schleswig-Holstein

25. Mai: Mecklenburg-Vorpommern

27. Mai: Rheinland-Pfalz

30. Mai: Nordrhein-Westfalen

01. Juni: Baden-Württemberg


Die Kinos in der Hauptstadt bleiben bis wenigstens 5. Juni 2020 geschlossen. Somit müssen Berliner Kinos bis nach Pfingsten mit einer evtl. Öffnung warten.

Prinzipiell seien aber Veranstaltungen mit mehr als 200 Personen im Innenbereich bis 31. August 2020 untersagt. Zudem bedarf jede Film-Veranstaltungen der expliziten Genehmigung durch die Gesundheitsbehörden. Außerdem ist eine Listenführung erforderlich, also eine Erfassung der Daten aller Kinozuschauer mit genauer Anschrift, um bei einem Corona-Verdachtsfall auch alle anderen Besucher in Quarantäne schicken zu können.

Für die Arthouse-Kinos ergibt sich zudem noch ein ganz anders Problem. Nachdem es einen Schwund an jungem Publikum in den letzten Jahren in den Programmkinos gab, wurden die meisten Umsätze zuletzt mit den Best Ager, also in den älteren Generationen erzielt. Das ist aber jetzt gerade die Zielgruppe, die nun Angst hat, ins Kino zu gehen, weil sie zur Risikogruppe gehört, so nochmals Dr. Christian Bräuer von der Yorck Kino Gruppe Berlin.

Oscars könnten bis zu vier Monaten später stattfinden.

Eine weitere Hiobsbotschaft kommt aus den USA, denn dort könnte die Verleihung der Oscars® 2021 wegen der Corona-Pandemie verschoben werden. Der Grund hierfür sind die ausgefallenen oder verschobenen Filmstarts. Die Filmstudios seien bereits darüber informiert worden, dass die Nominierungsphase diesmal verlängert wird, was deutliche Auswirkungen auf weltweite Filmstarts haben wird, die demzufolge bei uns noch später ins Kino kommen werden.

Zudem können erstmals auch Filme der Streaming-Anbieter wie Netflix ohne Kinostart an den Nominierungen teilnehmen, was verheerende Effekte für die Kinoindustrie haben könnte, denn die Konkurrenz der Streamingdienste hat das Kino-Geschäft nicht leichter gemacht.

Doch auf längere Sicht werden sowohl Verleiher, als auch Publikum die Kinos weiterhin brauchen, denn insbesondere das Berliner Publikum schätzt die Filmfestspiele der Berlinale sowie ihre zahlreichen Programmkinos als Kuratoren, die stets eine Vorauswahl an guten Filmen für ihre Zuschauer treffen.

In einem Offenen Brief haben daher jüngst neun Verbände, darunter der Bundesverband Regie, gefordert, „zeitnah ein Gesetz umzusetzen, das schlüssige Antworten auf die Entwicklung und die Krise findet“.

Filmecho | Blickpunkt:Film | Tagespiegel


Studiocanal gibt Kinostart von gefeierter Musical-Dokumentation für Juli bekannt

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JEAN PAUL GAULTIER: FREAK AND CHIC, ein bildgewaltiger Dokumentarfilm von Yann L'Hénoret, läutet den Kinostart ein. - Weitere Hinweise, eine Filmkritik und die Hauptpreise des DOK.fest München.



Eigentlich stehen in Berlin die offiziellen Kinowiedereröffnungen noch gar nicht fest. Weil aber andere Bundesländer, wie von uns gestern berichtet, bereits unkoordiniert vorgeprescht sind, ist Studiocanal wohl dem Vorschlag der AG Kino-Gilde gefolgt und will in der Hauptstadt die Arthouse-Kinowiedereröffnungen mit der bildgewaltigen Musical-Dokumentation von "JEAN PAUL GAULTIER: FREAK AND CHIC" am 2. Juli 2020 einläuten.

Hier der Trailer:



Der Dokumentarfilm folgt der aufregenden, zweijährigen Entstehung von Gaultiers glamourösem „Fashion Freak Show“ Kabarett in Paris und lässt den Zuschauer in das exzentrische, oft provokative Universum des ikonischen Genies eintauchen: visionäre Designs, high-style Choreographien, Originalmusik, extravagante Kostüme und eine aufwändige Inszenierung in der Hauptstadt der Mode – welche immer wieder die Grenzen der Modeszene ausloten. Regisseur Yann L'Hénoret hat Gaultier über zwei Jahre lang begleitet und den Entstehungsprozess des Musicals dokumentiert.


Ob bis zum geplanten Start wirklich alle Berliner Kinos wieder aufmachen dürfen, steht allerdings auf einem anderen Blatt, denn bisher gab es nicht einmal Genehmigungen für die relativ unkomplizierten Freilichtvorstellungen oder Vorführungen in den beiden Berliner Autokinos. Auf den Webseiten heißt es nur, dass ein Programm demnächst für den Standort Schönefeld folgt und zudem ein neuer Autokino-Standort in Nauen bei Berlin geplant sei, anstelle des bisherigen Standortes am zentralen Festplatz in Tegel. Offensichtlich sind im Brandenburger Havelland Genehmigungen für Kinovorführungen leichter als in Berlin zu bekommen.

Inzwischen haben sich die Kulturminister von Bund und Ländern gestern auf Eckpunkte für die weitere Öffnung des kulturellen Lebens in der Corona-Krise verständigt, heißt es heute im ARD-Videotext. In Theatern sollen Sitzplätze oder Sitzreihen ausgelassen werden. Es könnten auch Freiluftaufführungen stattfinden. Für Kinos sollen Wiedereröffnungstermine angestrebt werden.

Solange es also überhaupt keine Filmvorstellungen in Berlin gibt, müssen sich die Leser mit unseren Vorschlägen für das Heimkino begnügen, die es aber in sich haben. So gibt es ab dem 28. Mai 2020 im Maxdome Store mit dem VoD-Download des Filmes "1917" eine grandiose Erzählung aus dem 1. Weltkrieg in Echtzeit, die quasi in One Shot gedreht wurde und einer der beeindruckendsten Filme des letzten Kinojahres war.

Hier der Trailer:



Auch der Salzgeber-Verleih hat in seinem speziellen Salzgeber Club, der anstelle der Kinovorführungen ins Leben gerufen wurde, wieder einen seiner wöchentlichen neuen VoD-Starts angekündigt. Dieses Mal ist von einer Wiederaufführung in digital restaurierter Fassung die Rede. Ulrike Schirm hat sich den Klassiker "Bent" angesehen, der aus der queeren Reihe des Verleihs kommt und seit Donnerstag auf www.salzgeber.de als kostenpflichtiger VoD-Download bereit steht.



"BENT" queeres Drama von Sean Mathias aus dem Jahre 1998 (Großbritannien). Mit Clive Owen, Lothaire Bluteau, Ian McKellen u.a. seit 14. Mai 2020 digital restauriert vier Wochen lang auf VoD im SalzgeberClub.

Ulrikes VoD-Kritik:

In seiner Verfilmung von Martin Shermans bahnbrechendem Theaterstück erzählt Regisseur Sean Mathias eindrücklich von den Grauen der Homosexuellen-Verfolgung durch die Nazis. Im Mittelpunkt stehen zwei KZ-Häftlinge, die trotz übelster Umstände einen Weg finden, sich zu lieben.

Berlin 1934.

In einem Berliner Szene-Club herrscht eine ausgelassene Stimmung. Max (Clive Owen) und sein Freund Rudy (Brian Webber) genießen das wilde, schwule Nachtleben in vollen Zügen. Noch ahnen sie nicht, dass es ihre letzte rauschhafte Party sein wird.

Es ist die Zeit vor dem sogenannten „Röhm-Putsch“, der eine massive Verfolgung Homosexueller nach sich zog. Während Clubbesitzer Georg als Greta (Mick Jagger) in einer Schaukel thront und den Song „Streets of Berlin“ melancholisch zum besten gibt, hat sich Max bereits in den attraktiven SA-Mann verguckt. Er nimmt ihn mit nach Hause. Als die Gestapo am nächsten Tag seine Wohnung stürmt und den Gesuchten brutal ermordet, gelingt es Max und Rudy zu flüchten. Ihr Fluchtziel, Amsterdam. In ihrem nächtlichen Unterschlupf im Wald werden sie aufgespürt und in den Zug nach Dachau verfrachtet.

Während der Fahrt ins Konzentrationslager wird Rudy mit der erzwungenen Beteiligung von Max ermordet und anschließend aus dem Zug geschmissen. Schnell hat Max begriffen, um am Leben zu bleiben, gibt es nur eins: Den Befehlen der Gestapo zu gehorchen und seien sie auch noch so pervers. Dazu gehört auch, seine Homosexualität zu leugnen und als Beweis dafür, muss er sich an einem 13-jährigen, toten Mädchen, sexuell vergehen.

Im Zug lernt er den homosexuellen Häftling Horst (Lothaire Bluteau) näher kennen, der ihn beschwört, die „neue Ordnung“ einzuhalten. Um nicht als „Perverser“ zu gelten, gibt sich Max als Jude aus, in der Hoffnung weniger Repressalien zu befürchten, trägt er den Gelben Judenstern an seiner Häftlingskleidung, anstatt des Rosa Winkels. Von jetzt an entwickelt sich Bent immer mehr zu einem dramatischen Kammerspiel. Max besticht die Wärter und sorgt dafür, dass er und Horst stumpfsinnig Steine von einer Stelle zur andern schleppen, immer unter den wachsamen Blicken der Wächter. Trotz der strengen Bewachung finden beide einen Weg, sich auch ohne Berührungen, sondern nur mit der intensiven Kraft ihrer Gedanken und ganz leisen Worten, sich ihrer Liebe hinzugeben. Es gibt nur noch sie beide und die schweren weißen Steine.

Berührend, erschütternd und aufwühlend.

Ulrike Schirm


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Das 35.DOK.fest München, das ebenfalls nur virtuell als DOK.fest @home noch bis zum 24. Mai 2020 stattfindet, hat am Samstag, den 16. Mai 2020 seine Hauptpreise verliehen.

In der internationalen Kategorie ging der mit 10.000 Euro dotierte Preis an "Acasă, My Home" von Radu Ciorniciuc.

Hier der Trailer:


Der rumänische Film, der auch Anfang des Jahres beim Film Festival in Sundance einen Special Jury Award gewonnen hatte, berührt laut Jury für die heutige Zeit relevante Fragen der Gentrifizierung, des Umweltschutzes und der Stadtentwicklung.


Den mit 5000 Euro dotierten Preis in der Kategorie "Dok.deutsch" bekam "Weiyena - ein Heimatfilm" von Weina Zhao und Judith Benedikt. Er beginne als Familiengeschichte, weite sich aber zu einer breiteren Perspektive.

Hier der Trailer:



Den Gewinnerfilm der SOS-Kinderdörfer weltweit hatten wir schon am 30. April 2020 vorstellen können. Der mit 3.000 Euro dotierte Preis von Preisstifter B.O.A. Videofilmkunst ging an den iranischen Regisseur Reza Farahmand für "Copper Notes of a Dream"über einen zehnjährigen Jungen, der mit seiner nur wenig älteren Schwester in einem vom Krieg völlig zerstörten Vorort von Damaskus lebt.

Hier der Trailer:


Bereits am 14. Mai 2020 wurden die vier Preise des DOK.forum verliehen, der Branchenplattform des DOK.fest München. Erstmals befand sich darunter der Preis „DOK.digital – The Future of Storytelling“. Dieser mit 2.500 Euro dotierte Preis zeichnet innovative Formate aus, die zeigen, wie Fakten und Geschichten in Zukunft erzählt werden können – digital, interaktiv und crossmedial.

Der Preis, der sich an Journalist*innen, Dokumentarfilme-macher*innen und andere Erzähler*innen richtet und von der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) gestiftet wird, ging an Vinzenz Aubry, Sebastian Strobel, Ralph Tharayil und Fabian Burghardt vom Sansho Studio für "SOCIAL SCORE", einem interaktiven, standortbasierten Hörerlebnis.

Den Pitch Award des Hauses des Dokumentarfilms erhielt Jasmine Alakari für "AFTER THE GODS". Der Deutsche Kompositions-Förderpreis ging an Anna-Marlene Bicking, Sarah Noa Bozenhardt und Sonja Kilbertus für "AWALATJE – DIE HEBAMMEN". Den British Pathé Archive Award erhielten Bernadett Tuza-Ritter, Gabor Harmi und Zsofi Lili Kovacs für "QUEEN OF CHESS".

Link: www.dokfest-muenchen.de



Wettlauf der Streaminggiganten um Kinofilme

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Apple überbietet Netflix mit 70 Mio. $ im Buhlen um Sony-Kinofilm.



Die Corona-Krise hat vieles verändert. Auch bei uns läuft nicht immer alles rund, was aber andere Gründe hat. Wir haben uns am Vatertag mal eine Auszeit gegönnt und veröffentlichen den am späten Vorabend begonnen Artikel diesmal heute deutlich später als geplant. Dafür haben wir im Laufe des Tages interessante Gespräche geführt, die wir nun in den Bericht noch einfließen lassen können.

Wie am 16. Mai 2020 von uns berichtet, haben einige Kinos in Deutschland bereits unkoordiniert geöffnet und andere wollten baldigst öffnen. Berliner Filmtheater gehören noch nicht dazu. Zudem gibt es auch keine neuen Filme, die gezeigt werden könnten. Außerdem blieb der erhoffte Umsatz meist aus, denn die Hygienebedingungen erlauben nur eine sehr geringe Auslastung.

Nur in jeder zweite Reihe dürfen Zuschauer mit breitem Sitzabstand zum nächsten Nachbarn Platz nehmen. Das heißt, dass nur jeder zweite Sitzplatz in der jeweils geöffneten Reihe belegt werden darf. Absperrbänder sollen zudem unerlaubtes Umsetzten der Zuschauer verhindern.

Dass unter diesen Voraussetzungen nur wenige Kinos bereit waren zu öffnen, ist verständlich. Auch das Publikum spielte nicht überall so mit wie erhofft und guckte lieber zu Hause und deutlich preiswerter auf NETFLIX oder bei anderen Streaming-Anbietern jene Filme, die bereits vor etlichen Wochen schon einmal im Kino veröffentlichten worden waren.

Somit ist die von uns veröffentlichte Terminliste der Öffnungsdaten bereits wieder überholt, denn es gab inzwischen Rückzieher, weil Monika Grütters, die Staatsministerin für Kultur und Medien, sich erst jetzt zur Kultur-Ministerkonferenz (Kultur-MK) auf Eckpunkte für eine gemeinsame planvolle Öffnung von kulturellen Einrichtungen und Aktivitäten verständigen konnte.

Es wurde empfohlen, wie von uns bereits vorgeschlagen, zuerst die Freiluft- oder Freilichtkinos (Open Air Kinos) zu öffnen, denn dort lässt sich einen lockere Bestuhlung mit weitem Abstand leichter installieren. Außerdem ist die Ansteckungsgefahr an frischer Luft geringer.

Auch die Öffnung weiterer Auto-Kinos wurde erlaubt. In den Automobilen selbst, dürfen aber nur jeweils zwei Familienangehörige oder ein befreundetes Pärchen sitzen, weil in der beengte Kabine die Corona-Ansteckungsgefahr sonst zu groß wäre. Dennoch ist das Interesse in einigen Gebieten beim Publikum groß. Vielleicht ist es Nostalgie, denn die Glanz-Zeiten der Autokinos gab es in den 1950er Jahren, als noch offene Cabrio-Straßenkreuzer mit viel Platz und Bewegungsfreiheit in den USA beliebt waren.

Inzwischen hat während der Corona-Krise das Heimkino zu Hause mit großen Flachbildschirmen und immer besserer Qualität die Rolle der Kinounterhaltung übernommen. Für die Filmindustrie ist das ein Glücksfall. Die Streaming-Anbieter überbieten sich gerade beim Erwerb neuer Filmrechte, die gar nicht mehr in die Kinos kommen sollen. Für die Kinobranche wäre dies jedoch ein Desaster.

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So wird der ursprünglich für einen Kinostart vorgesehene Sony-Film "Greyhound" mit Tom Hanks in der Hauptrolle eines Marineoffiziers, der während des Zweiten Weltkriegs gegen die Nazis kämpft, nicht in den großen Filmtheatern laufen. Vielmehr hat Apple TV+ für 70 Millionen US-Dollar 15 Jahre lang die Rechte an dem Film erworben und damit NETFLIX ausgestochen, die ebenfalls sehr interessiert waren.

Hier der Trailer:



Der Film basiert auf dem Roman "The Good Shepherd" von Cecil Scott Forester aus dem Jahr 1955 und wurde von dem Kameramann und Regisseur Aaron Schneider in Szene gesetzt. "Greyhound" ist der bisher erste bekannte Kinofilm, der von einem Filmstudio an einen Anbieter eines Streamingabos lizenziert wurde.

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Auch Disney hat angekündigt, den ursprünglich für das Kino geplanten Film "Artemis Fowl" nur auf dem eigenen Abodienst Disney+ zu veröffentlichen. In den USA und allen Ländern Europas soll der Film am 12. Juni 2020 auf Disney+ erscheinen. Abonnenten von Disney+ in Deutschland, Österreich und der Schweiz werden den Film jedoch erst später sehen können.

Hier der Trailer:



Synopsis:
Die aufwendige Verfilmung der gleichnamigen Romanreihe von Eoin Colfers entstand unter der Regie von Kenneth Branagh und sollte eigentlich bereits im letztem Jahr ins Kino kommen. Erzählt wird die Geschichte von dem 12-jährigen Jungen Artmis Fowl, der in seinem bisherigen Leben noch nicht viel erlebt hat. Ein Geheimnis besitzt er trotzdem: Artemis ist der Nachkomme einer Familie voller krimineller Genies. Er selbst verfügt über einen außerordentlichen Intellekt und befindet sich auf der Suche nach seinem verschollenen Vater. Dabei gerät er in eine völlig verborgene Welt unter der Erde, in der Feen und Elfen existieren.


Befeuert werden die Online-Premieren auf den Streaming-Portalen durch eine Verlautbarung der Academy Awards, die zur Oscar-Verleihung im nächsten Jahr keine Kinopremieren mehr als Voraussetzung für die Teilnahme vorschreiben. Somit kann offiziell auch NETFLIX ganz ohne Auflagen wieder an den Oscars teilnehmen.

Der Streaming-Gigant hat bereits angekündigt, die Drosselung der Bitrate, die wegen der vielen Home-Office-Teilnehmer vorübergehend vorgenommen wurde, aber zu Qualitätsverlusten bei der Übertragung von Filmen führte, wieder zurückzunehmen, denn man möchte jenen, die 4K-Filme sehen wollen, bestmögliche Qualität bieten. Amazon dagegen hat immer noch Sorge um den Zusammenbruch der Netze und bleibt weiter bei einer Drosselung der Bitrate. Der enorme Zulauf an Neukunden leidet darunter offensichtlich nicht.

Natürlich sind solche großzügige Startbedingungen der Kinobranche ein Dorn im Auge. Die gebeutelte Filmindustrie, die derzeit kaum drehen kann, erhofft sich von solchen Kauf-Angeboten der Streaming-Anbieter, die zuvor vornehmlich auf Serien gesetzt hatten, einen erneuten Aufschwung bei den Filmproduktionen, deren Ausblick in Corona-Zeiten zuletzt überall düster aussah.

Quellen: Golem | Filmecho | Wikipedia

Wegen technischen Schwierigkeiten bei der Korrektur des Textes bitten wir um Entschuldigung.



Dokfilm in Zeiten von Covid-19

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Der Verein docfilmpool präsentierte beim DOK.fest München über 100 Kurzfilme zur Aufarbeitung der Corona-Pandemie.



Der Verein docfilmpool wurde von Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm (AG DOK) initiiert, um dem Thema “Covid-19- / Corona-Pandemie” filmisch zu begegnen.

docfilmpool ist mittlerweile die Dachorganisation eines Kollektivs von mehr als 50 deutschen Dokumentarfilmer*innen, die sich deutschlandweit und auch darüber hinaus während der COVID-19-Pandemie vernetzt haben.

Bereits mit Beginn der Krise in Deutschland formte sich eine Initiative von AG DOK Mitgliedern, die sich über die Grenzen Deutschlands hinaus vernetzt haben und dabei neue Kommunikationstools nutzen. Auf Anregung des Filmemachers Benedikt Kuby haben Filmschaffende begonnen die Pandemie und ihre Auswirkungen aus ihrer persönlichen Perspektive zu dokumentieren.

Seit der ersten offenen Videokonferenz am 24.03.2020 mit 57 Teilnehmenden, fanden weitere wöchentliche Konferenzen statt. Als Folge dessen sind bisher über 100 Kurzfilme produziert worden (Stand: 11.05.20) vor allem deutschlandweit, aber auch darüber hinaus. Erstmalig wurden die Kurzdokus im Rahmen des digitalen dok.fest München vorgestellt. Auf der interaktiven Website CORONOGRAPHY können die Filme aus Deutschland direkt angeklickt werden. Berlin liegt derzeit mit 32 Werken an der Spitze.

Als einer der ersten neuen Vereine seit Beginn der Pandemie gründete sich docfilmpool mittels einer Videokonferenz im Internet am 28. April 2020. Ermöglicht wurde dies durch § 5 des GesRuaCOVBekG*, das die Bundesregierung speziell für Maßnahmen während des Shutdowns beschlossen hat. Der Sitz des Vereins ist Berlin. Ziel war es, einen tragfähigen Rahmen für dieses außergewöhnliche Filmprojekt zu schaffen. Die Ende April eingerichtete Webseite des Vereins konnte schon enorm viele Zugriffe verzeichnen.

„Wir sind der Ansicht, dass ein solcher Verein am besten den kollektiven Charakter des Projekts und der daran Beteiligten repräsentieren und ihm einen Rahmen geben kann.“, sagt der Co-Vorsitzende des Vereins, der Hamburger Kameramann und Filmemacher Oliver Eckert.


Über die momentane Situation im Zusammenhang mit der weltweiten Pandemie hinausgehend möchte docfilmpool Kunst und Kultur unterstützen sowie zeitgeschichtliche Aspekte durch das Medium Dokumentarfilm reflektieren. So ist geplant neben einer Archivierung von Film- und Videomaterial die Möglichkeit zu schaffen, aus diesem Materialpool kollektive und individuelle Filmprojekte zu realisieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Aktuell entwickeln über 30 Beteiligte auch verschiedene Konzepte für kollektiv zu realisierende programmfüllende Dokumentarfilme zu den Auswirkungen der weltweiten Pandemie.

Der Verein wird repräsentiert von einer Doppelspitze, bestehend aus der Berliner Filmemacherin Susanne Dzeik und dem Hamburger Filmemacher Oliver Eckert. Dem Vorstand gehören darüber hinaus Professor Angela Zumpe (Berlin), die Filmemacherinnen Christina Stihler (Mannheim) und Frederice Klinge (Hamburg) und die Journalisten und Filmemacher Jörg Altekruse (Hamburg) und Tim van Beveren (Berlin) an.

Die Filmemacherin Angela Zumpe (Label: Paste UP), vormals Professorin für Audiovisuelle Medien am Bauhaus in Dessau, ist übrigens mit unserem Berliner Arbeitskreis Film eng befreundet.

Links: docfilmpool.org | docfilm42.de


15 Jahre achtung berlin • Die Online-Retrospektive • Vorankündigung neuer Filme

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Corona-Lockerungen gelten nicht in allen Bundeländern - Berlin will Kinos erst ab 2. Juli 2020 öffnen.



Wann gibt es endlich wieder Kino? Diese Frage stellt sich auch die Yorck Kinogruppe in Berlin und wartet deshalb bereits ungeduldig auf einen Zeitplan von Bund und Land.

Zwar gibt es in einigen Bundesländern bereits erste Kinoöffnungen wie wir berichteten, aber der durchschlagende Erfolg blieb meist aus, denn es gibt keine neuen Filme zu sehen.

Einer der ersten Filme mit denen die Leinwände wieder erstrahlen sollen, wird "GIPSY QUEEN" von Regisseur Hüseyin Tabak sein, mit Newcomerin Alina Şerban und Tobias Moretti in den Hauptrollen, der am 25. Juni 2020 in zahlreiche Kinos kommen soll, vermutlich aber noch nicht in Berlin.

Hier der Trailer:



GIPSY QUEEN ist ein kraftvolles Drama und erzählt die Geschichte einer verstoßenen, heimatlosen Mutter am Rande der Gesellschaft, die mit kämpferischen Willen ein besseres Leben für ihre Kinder sprichwörtlich durchboxt. Die Titelheldin wird von der Newcomerin Alina Şerban verkörpert, die für ihre darstellerische Leistung in GIPSY QUEEN bereits mit einer Nominierung für den Deutschen Filmpreis geehrt wurde. Mit eisernem Willen bringt die Ex-Boxerin und alleinerziehende Mutter sich und ihre beiden Kinder mit einem Putzjob in der berühmten St. Pauli-Kneipe »Ritze« über die Runden. Die junge Frau wurde von ihrem Vater aus ihrem rumänischen Roma-Dorf verstoßen, nachdem sie sich geweigert hatte, schwanger in den Boxring zu steigen.


Gemeinsam mit anderen Kinos in Berlin & Deutschland will man sich bei den Yorck-Kinos auf eine Wiedereröffnung am 2. Juli 2020 vorbereiten und hofft nun zeitnah auf Beschlüsse des Berliner Senats, die dies ermöglichen würden. Eine Wiedereröffnung benötigt jedoch einen mehrwöchigen Vorlauf, damit Hygienekonzepte sorgfältig umgesetzt werden können. Einiges wird anders sein, wenn die Kinos in Berlin wieder ihre Tore öffnen dürfen.

Das Sommerkino am Kulturforum wird allerdings sehr wahrscheinlich schon im Juni mit Open-Air-Vorführungen zurückkehren, während das Festival »achtung berlin new berlin film award«, das wegen der COVID-19-Pandemie leider nicht im April wie gewohnt die Eröffnung seiner 16. Ausgabe im Kino International der Yorck Kinogruppe feiern konnte, vermutlich erst im September nachgeholt werden kann.



Um die Wartezeit bis dahin zu verkürzen, haben die Veranstalter von »achtung berlin« mit ihrem Festivalpartner ucm.one und seinem Label Darling Berlin bereits am 13. Mai 2020 eine online Retrospektive des Festivals gestartet, in der Filmperlen aus 15 Jahren achtung berlin online auf einem YouTube-Kanal kostenlos präsentiert werden.

achtung berlin möchte den Fokus auf etwas richten, das vor der Corona-Krise im allgemeinen Tempo untergegangen war: Die zauberhaften, verstörenden, schrägen, verliebt machenden, außergewöhnlichen, inspirierenden, faszinierenden, auch mal schockierenden Filme, die in den letzten 15 Jahren achtung berlin als Filmfestival ausgemacht haben.

Hier der Trailer von 15 Jahre ACHTUNG BERLIN • Die Online-Retrospektive:



Alle Filmfans und Freund*innen von »achtung berlin« haben jetzt also die Möglichkeit, gratis zu Hause Filme aus der Festivalhistorie, die noch nicht oder nicht mehr online verfügbar sind, erleben zu können und so durch die erzwungene Festival-Durststrecke zu kommen.

Diese Filmperlen – Kurz- und Mittellange Filme, Spielfilme und Dokumentarfilme – erhalten nun die Möglichkeit, noch einmal online das Licht der Filmwelt zu erblicken. Dafür ist auf dem YouTube-Kanal von Darling Berlin täglich um 18:00 Uhr eine Playlist neuer „Hidden Gems“ der Festivalgeschichte zu entdecken:

Link: www.youtube.com/darlingberlin
Quellen: #achtungberlin2020 | LimeLight PR | Yorck-Kinos


Weitere Kinostarts angekündigt, obwohl die Öffnungstermine noch gar nicht alle feststehen

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Wettlauf der Filmverleiher um neue Kinostarts, obwohl nur wenige Kinos in Deutschland geöffnet haben und auch in Österreich eine Vielzahl an Kinos erst am 1. Juli 2020 ihre Türen wieder öffnen werden.



Erst am 30. Juni 2020 gibt die »Diagonale« das österreichische Filmfestival in Graz um 19:30 Uhr die Preisträger/innen der abgesagten Festivaledition 2020 via Liveticker bekannt, denn tags darauf sollen eine Vielzahl an Kinos wieder in Österreich öffnen dürfen.



Auch in Deutschland hatte sich die AG Kino - Gilde deutscher Filmkunsttheater gegen eine Öffnung vor dem 2. Juli 2020 ausgesprochen. Der Berliner Senat wird sich dazu am heutigen Donnerstag positionieren.



Begleitend dazu hatte die Yorck Kinogruppe in Berlin dieser Tage eine Rundmail angekündigt in der Einzelheiten zu den Hygienekonzepten erörtert werden sollen. Eine frühere, kurzfristige Öffnung der in Berlin führenden Arthouse Kinokette wurde in Hinblick auch umfangreiche Hygienevorbereitungen seitens der Kinogruppe abgelehnt, da man einige Wochen benötige, alles korrekt für die eigenen 14 Kino umzusetzen.

Nur das Sommerkino am Kulturforum wird möglicherweise bereits Mitte Juni geöffnet, denn bei Freiluftkinos ist die Ansteckungsgefahr deutlich geringer wenn die variable Bestuhlung reduziert und mit reichlich Abstand zum Nachbarn aufgebaut wird. Allerdings sind Neuvorstellungen beim Sommerkino selten üblich, denn der Schwerpunkt liegt auf Wiederholungen bekannter Kino-Erfolge.

Nach der Ankündigung erster Neuvorstellungen - die aber in Berlin gar nicht gezeigt werden können, weil noch kein Kino offen hat - war unter einigen Kollegen bereits Panik ausgebrochen, dass sie sich bei Pressevorführungen mit dem Corona-Virus infizieren könnten.

Natürlich muss niemand während der ganzen Filmlänge mit Maske im Kino sitzen. Für die bereits angekündigten Kinoneustarts gab es entweder bereits Pressvorführungen während der Berlinale (wie z.B. zum bildgewaltigen "MONOS - Zwischen Himmel und Hölle" des kolumbianisch-ecuadorianischen Regie-Shootingstar Alejandro Landes), oder es werden alternativ Streams für zu Hause angeboten.

Hier der Trailer von "MONOS":



Zu den frühzeitigen Ankündigungen gehört z.B. auch der Dokumentarfilm "CODY – WIE EIN HUND DIE WELT VERÄNDERT", die erste Doku des Filmkomponisten Martin Skalsky, der auch das Drehbuch schrieb und den Film mitproduzierte. Der Film startet zwar erst am 30. Juli 2020, dennoch wird es keine Pressevorführungen in den Kinos geben, um das Corona-Risiko zu mindern.

Hier der Trailer:



Ein Großteil der Filmkritiker gehört nämlich zur älteren Generation und damit zur Risikogruppe. Nur wenige altere Mitbürger schätzen die modernen Techniken. Sie lieben dagegen das herkömmliche Kino mit der großen Leinwand anstelle eines kleinen Monitors zu Hause. Diese Diskrepanz wird leider noch längere Zeit bestehen bleiben und möglicherweise sogar zu zahlreichen Kinoschließungen führen.

Weniger Kinos heißt jedoch nicht, dass auf Dauer weniger Filme produziert werden. Viele der unabhängig geführten Kinos in Großbritannien halten aber eine einigermaßen wirtschaftlich rentable Wiedereröffnung ihrer Häuser erst im September für möglich. Vorher werden demzufolge auch kaum relevante Filme auf den Markt geworfen. Der neue 007 - James Bond Film, "No Time to Die - Keine Zeit zu Sterben", war wegen COVID-19 bereits auf den Herbst verschoben worden und startet erst am 12. November 2020.

Hier der Trailer:



Auch Walt Disney hat seinen ursprünglich für Ende März geplanten "Mulan" nun aktuell in den USA für 24. Juli 2020 terminiert. In Deutschland wird der Film sogar noch später starten.

Hier der Trailer:



Baden-Württemberg lockert zwar seine strengen Vorschriften zur Eindämmung der Corona-Pandemie und lässt vom 1. Juni 2020 an wieder die Kinos öffnen. Allerdings dürfen in den Vorstellungen mit festen Sitzplätzen maximal 100 Menschen sitzen.

In Schleswig-Holstein warten viele Kinos mit einer Öffnung noch ab, obwohl sie seit dem 18. Mai 2020 mit starken Einschränkungen der Corona-Auflagen wieder öffnen dürften, denn ein rentabler Spielbetrieb ist mit reduzierter Auslastung einfach nicht möglich.

Wichtigster Film für die große Kinoleinwand ist allerdings Christopher Nolans "Tenet" von einem der letzten verbliebenen großen Leinwandvisionäre, dessen Name längst in einem Atemzug mit David Lean und Stanley Kubrick genannt werden darf. Seine Filme wurden zumeist noch auf 70mm Filmmaterial aufgenommen, das im Gegensatz zum Digitalen noch mehr Zwischentöne ermöglicht, andererseits durch leichte Körnung ein gewisses Flimmern auf der Leinwand erzeugt, das an Dunst und Nebelschwaden erinnert und somit das komplette Gegenteil zum rauschfreien Digitalen darstellt.

Aber auch dieser Film im Verleih von Warner Bros. wird nicht vor dem 17. Juli 2020 in den USA starten, weil "7.17" dem Motiv des Films entspricht und seine Handlung zudem vor und rückwärts läuft. "Tenet", der geplante Action-Spionage-Film des britisch-US-amerikanischen Regisseurs Christopher Nolan, dessen Trailer gerade veröffentlicht wurde, ist längst zum Sinnbild für die Rückkehr des Kinos geworden.



Weil die Leidenschaft fürs Kino nie ganz verschwinden wird, sollen auch die Filmfestspiele von Venedig - die ältesten der Welt - auf jeden Fall im September stattfinden, während Cannes kein Nachspiel organisieren wird. Gleichwohl ist man sich in Venedig sicher, dass deutlich weniger Filme als üblich gezeigt werden können. Zudem werden auch viele Gäste diesmal nicht erscheinen.

In einer Eilmeldung von heute Nacht hieß es, dass aktuell mehr als 100.000 Tote in den USA zu verzeichnen sind, die an COVID-19 verstorben sind. Ob unter diesen schrecklichen Bedingungen tatsächlich die geplanten Kinostarts stattfinden werden, ist zweifelhaft. Doch ohne neue Filme wird es noch mehr Kinopleiten geben.


Neue Pop-Up-Autokinos in Berlin - Filmvorführungen werden nur im Freien erlaubt

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Corona-Lockerungen erlauben noch keine Filmvorführungen in Berliner Kinos vor dem 30. Juni 2020. - Unsere Filmkritik bezieht sich deshalb auf eine VoD.



Ab 2. Juni 2020 sind voraussichtlich wieder Open-Air-Veranstaltungen wie Konzerte oder Filmvorführungen mit bis zu 200 Teilnehmern in Berlin möglich, ab 16. Juni dann mit bis zu 500 Teilnehmern und ab 30. Juni mit bis zu 1000 Teilnehmern.

Großveranstaltungen bleiben bis 31. August 2020 untersagt. Das gilt auch für Veranstaltungen des Schaustellerverbandes Berlin e.V. auf dem zentralen Festplatz in Berlin, der vermutlich das ganze Jahr über geschlossen bleibt, denn dort befindet sich derzeit eine ambulante Corona-Test-Einrichtung. Die Kooperation mit dem ehemaligen Autokino auf dem Zentralen Festplatz Berlin endete bereits im September 2019 und soll wegen Differenzen nicht fortgesetzt werden.

Bestimmte Veranstaltungen wie Gottesdienste sind in geschlossenen Räumen ab 2. Juni 2020 mit bis zu 150 Teilnehmern erlaubt. Für Kinovorführengen in geschlossenen Räumen gilt diese Regelung jedoch nicht. Die Filmtheater in Berlin müssen laut Senatsbeschluss vorerst weiterhin bis zum 29. Juni 2020 geschlossen bleiben. Sie dürfen erst ab dem 30. Juni 2020 mit Vorlage eines Schutz- und Hygienekonzepts wieder öffnen. Dazu müssen gegebenenfalls ganze Sitzreihen gesperrt oder entfernt werden. In den Vorräumen gilt zudem Maskenpflicht.

In Potsdam und ganz Brandenburg können dagegen ab dem 6. Juni 2020 Theater, Kinos und Konzerthäuser wieder öffnen. In Räumen können dann Veranstaltungen mit bis zu 75 Menschen stattfinden, im Freien mit bis zu 150 Menschen. Auch Freizeitparks dürfen öffnen.

Aufgrund der restriktiven Bestimmungen hat sich der Berliner Zoo Palast, das Kino-Aushängeschild der West-Berliner City, dazu entschlossen eine aufblasbare Kinoleinwand am Berliner Olympiastadion in der Trakehner Allee 7a zu installieren. Dort soll ab dem 6. Juni 2020 ein Carrona-Autokino als temporäre Pop-Up-Veranstaltung für ca. 120 Autos im Freien entstehen.

Das nach Berlin-Schönefeld zum BER-Flughafen umgezogene Autokino Berlin verkündet seinen Saisonstart eines Freiluftkinos zum 31. Mai 2020. Das Künstlerkollektiv «Die Dixons» will ab Juli am Estrel-Hotel in Berlin-Neukölln ebenfalls ein neues Autokino unter freiem Himmel an der Sonnenallee mit dem Namen »The (P)arkplatz« eröffnen.

Das ehemalige Autokino vom Kurt-Schumacher-Damm plant unter dem Namen BÄRliner Autokino in Nauen bei Berlin einen neuen Standort. Die voraussichtliche Adresse im Brandenburger Umland lautet: Zu den Luchtbergen 62 in 14641 Nauen. Ein Programm gibt es noch nicht.

Sollte die Berliner Corona-Ampel wieder auf ROT springen, werden alle Lockerungen hinfällig. Weil es vor dem Herbst auch kaum neue Filme gibt, sind die von uns gestern wiedergegebenen Befürchtungen einiger Kollegen zu Pressevorführungen in geschlossenen Kinosälen ein wenig verfrüht.



Solange die Kinos in Berlin geschlossen sind, setzt z.B. der Salzgeber Filmverleih weiterhin auf die zeitlich begrenzte Verbreitung seiner Filme im Salzgeber Club über Video on Demand (VoD). Neue Filme werden allerdings seltener darunter zu finden sein, weshalb man auf Retrospektiven zurückgreift. Dazu eine Filmkritik von unserer Kollegin Ulrike.

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"100 TAGE, GENOSSE SOLDAT" Kriegsfilmdrama von Hussein Erkenov, (UdSSR 1991, 67 Min.). Mit Oleg Vasilkov, Roman Grekov, Valeriy Troshin vom 28.5. - 24.6.2020 exklusiv im SALZGEBER CLUB auf VoD. Hier der Trailer:



Ulrikes VoD-Kritik:

Für seinen Film 100 TAGE, GENOSSE SOLDAT!, liess sich Regisseur Hussein Erkenov von einer Erzählung des russischen Schriftstellers Juri Poljakov inspirieren.

Eine Kaserne irgendwo in der ehemaligen Sowjetunion. Die jungen Gardisten werden schonungslos, bis zum Rande der Erschöpfung für den Kriegseinsatz gedrillt. Besonders fünf junge Soldaten rebellieren auf ihre Weise gegen die Demütigungen, denen sie ausgesetzt sind, obwohl sie ahnen, dass ihr Kampf vergeblich sein wird. Eine gnadenlose Tristesse liegt über dem Geschehen, aufgelockert von Momenten der Vertrautheit und Nähe untereinander, wie das gegenseitige Einseifen ihrer nackten Körper.

Die bitterböse Schilderung der militärischen Gängelung, die bis zur Zerstörung der eigenen Persönlichkeit führt, beginnt mit einem Psalm: „Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch – der Leute Spott und verachtet vom Volk“.

Ein Narrativ findet man hier nicht. Stattdessen sprechen die aufwühlenden Bilder des Kameramanns Vladislav Menshikov mehr als alle Worte, über den Seelenzustand der jungen Protagonisten. Bilder, die einer Traumvision ähneln und doch gleichzeitig realistisch sind. Besonders dann, wenn die Kamera nah an den Gesichtern ist und die Verständnislosigkeit einfängt, die das Geschehen, dem die jungen Soldaten ausgeliefert sind, widerspiegelt.

Fast gespenstisch mutet es an, wenn im Speisesaal eine Totenstille herrscht, bis auf das Kratzen der Löffel in ihren Blechnäpfen. Erklärt wird hier nichts. Die Bilder sprechen für sich. Auch der Grund des Todes zweier Kameraden bleibt vage und mysteriös. Die Musik von Johann Sebastian Bach unterstreicht ihre Vereinsamung, ihre Todesangst und ihre Sehnsucht nach einem sinnvollen Leben, fern von unmenschlichen Gewaltstrukturen.

Ulrike Schirm


Den kommenden Monat erklärt Salzgeber zum Jüdischen Juni und präsentiert wöchentlich sogar zwei Filme als digitale Angebote im Salzgeber Club:

Ab 4. Juni 2020 werden „Oma & Bella“ sowie „Lebenszeichen“ von Alexa Karolinski („Unorthodox“). Und ab 11. Juni 2020 sind „Rabbi Wolff“ und „Im Himmel, unter der Erde“ von Britta Wauer im Club zu sehen. Vier berührende, humorvolle, nachdenkliche und mitreißende Dokumentarfilme, die von jüdischem Leben in Deutschland erzählen.

Link: www.salzgeber.de



Ab Juli 2020 freut man sich bei Salzgeber endlich wieder erste neue Kinostarts ankündigen zu können:

Am 23. Juli 2020 kommt nun endlich Levan Akins gefeiertes Liebes- und Tanzdrama „Als wir tanzten“ in die deutschen Kinos. Der Film mit den georgischen Shooting Stars Levan Gelbakhiani und Bachi Valishvili wird auch in der bundesweiten queerfilmnacht im Juli zu sehen sein.

Ab 13. August 2020 sowie in der queerfilmnacht im August läuft der Coming-of-Age- und Liebesfilm „Kokon“ in den deutschen Kinos. Regisseurin Leonie Krippendorff erzählt darin mit Starbesetztung (Lena Urzendowsky, Jella Haase, Lena Klenke) vom sexuellen Erwachen eines 14-jährigen Mädchens in Berlin-Kreuzberg.

Quelle: Salzgeber Filmverleih


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